Anthroposophie

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Was mir als einziges aufgestossen ist bei seiner Beschreibung der Völker, dass er tatsächlich davon sprach, dass die indianische Kultur eine zurückgebliebene Kultur sei.

Um meine anthroposophischen Verwandten besser zu verstehen und auch aus eigener Wissbegier kaufte ich mir bereits Bücher von Rudolf Steiner. Ich versuchte auch, mit meiner Cousine darüber zu reden, doch bleibt sie diesbezüglich sehr zurückhaltend und vage. Trotzdem assoziiert sie deutlich in einem rein anthroposophischen Kontext, in dem sie aufgewachsen ist. Ich werde mich auf jeden Fall noch eingehender danit befassen und anerkenne durchaus die pädagogischen Neuerungen und finde auch den Aspekt des geisteswissenschaftlichen Zugangs zu höheren Ebenen bemerkenswert. Nur scheint sich immer noch alles auf Rudolf Steiner zu beziehen, anstelle der Förderung des eigenen Zugangs. Ich kann den Rassismus-Begriff im historischen Kontext belassen und weiß von meinem eigenen Schulunterricht, wie naiv mit Vorurteilen belastet unsere Lehrer von Rassen sprachen. Trotzdem macht es Rudolf Steiner in seinem geistigen Zugang unglaubhafter, wenn er dies derart falsch wahrnimmt, ungeachtet des historisch vorherrschenen Rassismus. Er hätte doch eigentlich die Wahrheit sehen müssen. Stattdessen treffe ich auf primitivsten Aberglauben. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen, sagte Jesus. Und es sind keine guten Früchte, wie er Afrikaner beschreibt oder auch Juden. Hast Du Zitate dazu nicht gelesen? Also damit habe ich Mühe, vor allem weil meine Cousine sich antizionistisch äußert und den Juden ihr Recht auf Staatsgründung grundsätzlich abspricht, so wie Rudolf Steiner nur einen muktikulturell aufgelösten Juden akzeptiert. Die jüdische Identität soll sich auflösen. Wie menschenverachtend! Wie kann man nur eine solche Theorie entwickeln und Menschen in Kasten und niedere odere höhere Stufen einteilen? Ich prüfe den Geist dahinter und kann darin nichts Hohes erkennen.

Wenn ich wüsste, dass sich die heutigen Anthroposphen einen eigenen Zugang schaffen und nicht derart gurumäßig auf Steiners Erbe ausruhen würden, wie es gegen außen erscheint, könnte ich mich eher dafür erwärmen. In den Kirchen gab es auch Erneuerungen, warum nicht in der Anthroposophie? Wie kann man derart auf einem einzelnen Menschen aufbauen?
 
Wenn ich wüsste, dass sich die heutigen Anthroposphen einen eigenen Zugang schaffen und nicht derart gurumäßig auf Steiners Erbe ausruhen würden, wie es gegen außen erscheint, könnte ich mich eher dafür erwärmen.
Mein Zugang war völlig Vorurteilsfrei und so belastete diese Rassismuskritik nicht meine anthroposophischen Studien. Ich gehe auch mal davon aus, dass heute die anthroposophische Gesellschaft stikt gegen jeden Rassismus ist. Ich bin auch sicher, dass R.Steiner die Naziideologie schärfstens abgelehnt hätte. Es gibt genug Zitate, die seine liberalen, freiheitlichen Ideale bezeugen.
In den Kirchen gab es auch Erneuerungen, warum nicht in der Anthroposophie?
Viele Erneuerungen in der Kirche führten nur zu einer Verweltlichung, einer Verflachung, welche die spirituellen Wurzeln immer mehr verschütteten.
Wie kann man derart auf einem einzelnen Menschen aufbauen?
R.Steiner hat kein Weltbild verkauft, sondern das dargestellt, was er im geistigen Raum erkannt hat. Es ging ihm überhaupt nicht darum eine feste Burg zu bauen oder darum, dass andere Menschen seine Erkenntnisse übernahmen, sondern es ging ihm immer in erster Linie darum, andere Menschen dazu zu bringen, sich selber auf den Weg in die geistige Welt zu begeben. Anthroposophie kann sich nicht entwickeln, entwickeln können sich immer nur die Menschen.

LGInti
 
Anthroposophie kann sich nicht entwickeln, entwickeln können sich immer nur die Menschen.

Ja, Rudolf Steiner wollte gar nicht ein festes geschlossenes Erkenntniswerk oder gar eine Offenbarung anbieten, sondern nur den Anfang machen. Das rechne ich ihm auch groß an. Er blieb Mensch und Forschender. Aber ich finde schon, dass seinem Werk entgegen seiner Absicht zu sehr gehuldigt wird und zu wenig Werkkritik und Erneuerung stattfindet, als wäre er ein Medium oder ein Prophet. Aber er war offensichtlich kein reines Medium. Er nahm Aspekte verunreinigt wahr aufgrund seines eigenen Hintergrunds.
 
Und es sind keine guten Früchte, wie er Afrikaner beschreibt oder auch Juden. Hast Du Zitate dazu nicht gelesen?
Also, ich habe schon eine Menge aus der Gesamtausgabe studiert und finde so etwas nicht, was du da meinst. Aber jetzt bist du, nicht @Inti , in der Pflicht zu zitieren, was du meinst.

An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen, sagte Jesus.
Ich zitiere diesen Satz nie, denn ich selbst könnte ja der Wirrkopf sein, der gute Früchte mit schlechten verwechselt.

ich stehe dem Judentum nahe.
Was heißt das, bist du jüdischer Herkunft? Wie dem auch sei, es besteht durch die Nazigräuel unter Juden eine besondere Sensibilität, wenn Jüdisches angesprochen oder gar kritisiert wird. Doch muss nicht die Objektivität vor dem Nahestehen oder gegenüber der Abstammung den Vorrang haben?

Aber ich finde schon, dass seinem Werk entgegen seiner Absicht zu sehr gehuldigt wird
Das ist manchmal auch mein Eindruck, wenn es z. B. heißt: Aber Rudolf Steiner hat gesagt ... Aber auch Anthroposophen sind Menschen, da kann das durchaus passieren, hier übe ich Toleranz. - Und mir ist das auch schon passiert, denn Zeigefinger streng erhoben zu haben.

und zu wenig Werkkritik und Erneuerung stattfindet
Naja, Rudolf Steiner ist tot, aber ich habe mit der Gesamtausgabe und ihren Inhalten noch ganz viel zu tun, bevor ich über Erneuerung sprechen könnte. Was dort steht, ist mir neu genug und jedes Buch, jedes Kapitel, ja, jeder Absatz ist mir neu und bedeutet mir eine enorme Bereicherung meines Horizonts!

Aber er war offensichtlich kein reines Medium. Er nahm Aspekte verunreinigt wahr aufgrund seines eigenen Hintergrunds.
Was du nur alles wissen willst?! Dann zitiere und begründe, dass es über die bloße Behauptung hinausgeht und diskussionsfähig wird.
 
Spricht Rudolf Steiner die unterschiedlichen Entwicklungsstufen an und verwendet er den Begriff der Rassen, sehe ich darin keinerlei Herabminderung, sondern schlichtweg eine notwendige Darstellung der Tatsachen, die dem studierenden Leser eine Orientierung verschaffen.

Ich sehe auch Unterschiede zur Naziideologie, doch glaubst Du wirklich 1:1 an diese hierarchisch gegliederten Wurzelrassen? Es ist mir schon klar, dass der karmische Gedanke dahinter in jeder menschlichen Existenz alle Wurzelrassen als Entwicklungsstufen vorsieht, doch glaubst Du ernsthaft, dass sich ein Jude oder Afrikaner von Dir unterscheidet? Letzlich wurde eben doch der Arier als höchste Stufe gesehen - das lässt tief blicken ...
 
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Aber ich finde schon, dass seinem Werk entgegen seiner Absicht zu sehr gehuldigt wird und zu wenig Werkkritik und Erneuerung stattfindet, als wäre er ein Medium oder ein Prophet.
Ich habe auch immer mal wieder Folgeliteratur gelesen, sie kommt nur selten an das ran was Steiner schrieb. Es hatte etwas gedauert bis ich seinen Schreibstil verstanden habe. Aber inzwischen ist es wie eine sehr gute Meditation, wenn ich in seinen Büchern oder Vorlesungen lese. Ich kann da richtig eintauchen. Ich erlebe dieses "lesen" oft eher als Nahrung, denn als rationalen Akt.
Aber er war offensichtlich kein reines Medium.
Das ist mir völlig egal, ob er ein reines oder unreines Medium war. Für mich zählt, was es mir bedeutet.
Er nahm Aspekte verunreinigt wahr aufgrund seines eigenen Hintergrunds.
Jeder Mensch hat seinen eigenen Hintergrund. Ich glaube auch nicht dass es reine oder unreine Medien gibt, weil ich nicht an reine oder unreine Botschaften glaube. Entweder mir sagt es etwas oder nicht, ich bin nicht der Richter, der andere nach seiner "Reinheit" beurteilen muss.

Osho hat viel in meinem Leben verändert, ebenso das Christentum, R.Steiner, der Schamanismus und vor allem auch die Praxis des Za-Zen. Es ist mir egal wie andere meine Lehrer einschätzen. Ich entscheide was mir etwas brachte und ich bin jedem dankbar, der mir etwas beibrachte, angefangen bei meinen Eltern (die auch keine "Reinen" waren, wie ich auch nicht).

LGInti
 
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