Ich bin mir sicher, dass der Freundin Kopfschmerzen die Funktion hatten, sie am nächsten Tag in ihrer Aktivität zu paralysieren, indem sie dem Schmerz erliegt und passiv im Schoße der Mutter verharrt, anstatt die Woche engagiert und voller Tatendrang zu beginnen.
Diese Freundin, die namentlich Anna heißt, weist ohnehin eine recht narzisstische Charakterstruktur auf. Erfährt sie eine Abweisung = Kränkung, so stellen sich in der Folge nicht selten ebenfalls Kopfschmerzen ein, die dann Mitleid, Zuwendung und Aufmerksamkeit erzwingen sollen, damit die narzisstische Wunde balsamiert wird. Ein gemeinsamer Kinobesuch scheint meine These zu belegen: Gemeinsam mit ein paar Freundinnen sah ich mir einst einen Film im Kino an. Nachdem eine weitere Freundin gegenüber der Anna äußerte, dass der Platz neben ihr bereits für eine andere Freundin reserviert sei, reagierte Anna schlagartig mit Kopfschmerzen. Sie erzählte mir davon. Erst, als ich ihr nach dem Kinobesuch eine erhöhte Beachtung schenkte, verschwanden ihre Kopfschmerzen plötzlich.
Anna erlebte stets die Überfürsorglichkeit ihrer Mutter. Anna lernte, dass sie sich durch die Verbalisierung abnormer physischer Reaktionen wie Kopfschmerzen der absoluten Resonanz der Mutter sicher sein konnte. Dieses Verhalten projiziert sie heute auf den Umgang mit anderen sozialen Kontakten.