Das nehme ich als "nein". Na dann lass mich mal erklären.
Wenn du auf ein Objekt (in unserem Fall die Träger/Stockwerke) drückst, gibt es mal prinzipiell 2 Variablen, die sich auswirken bis dein Objekt bricht: erstens der Druck (dazu mehr später), zweitens die Temperatur.
Das Prinzip ist glasklar; heiße Werkstoffe halten normalerweise weniger aus, und wenn du den Druck erhöhst, bricht der Stoff früher. Jeder Stoff hat eine sog.
Zeitstandfestigkeit, d.h. er hält bei fixem Druck und fixer Temperatur X Sekunden durch, bis er bricht. Diesen Effekt bezeichnet man in der Werkstoffkunde als "
Kriechen". Unser erstes Stockwerk gibt jetzt also nach, und der Druck wird größer für das darunter liegende Stockwerk. Auf den zusätzlich belasteten Trägern etc setzt jetzt das "Kriechen" ein, nach einem gewissen Zeitpunkt geben sie wiederum nach - das erhöht den Druck. Das ganze knallt jetzt auf das nächste Stockwerk runter; wir können der Einfachheit halber davon ausgehen, dass die Temperatur fix ist. Doch der Druck ist gewachsen - das heißt die Zeit, in der die Träger "kriechen" wird geringer. Jetzt bricht das ganze wieder runter - Druck wird größer, Zeit wird geringer.
Jetzt kommt nochwas dazu; der Druck entsteht prinzipiell durch Impuls, also Masse mal Geschwindigkeit. Die Geschwindigkeit ist abhängig von der Beschleunigung - in unserem Fall die Schwerkraft (irgendwas um die 9 m/s², wenn ich mich recht erinnere). Es kommt weiterhin dazu, dass bei uns dieses "Kriechen" nicht Sekunden dauert, sondern viel kürzer, auch zu anfangs.
"Bremsen" ist im Prinzip nichts anderes als "negative Beschleunigung", und die haben wir hier bei der Impulsübertragung (siehe
hier). Ab einem gewissen Punkt ist aber die Kraft (mithin der Druck) durch die akkumulierte Geschwindigkeit und Masse so groß, dass die Bremswirkung vernachlässigbar ist. Siehe dazu auch den
Impulserhaltungssatz; die variablen sind m1 (Masse von oben), m2 (Masse des belasteten Objektes, also des getroffenen Stockwerks), v1 (Geschwindigkeit der Masse von oben), v2 (Geschwindigkeit des belasteten Objektes, also 0).
Ab einem gewissen Punkt ist das Verhältnis von (m1*v1)/(m2*v2) so extrem, dass die Bremswirkung nicht mehr signifikant ist. Hier nochmal das Diagramm:
Der Punkt, ab dem die Bremswirkung nicht mehr signifikant ist liegt bei t=1.75 s. Davor akkumuliert sich Geschwindigkeit und Masse exponentiell (daher die nonlineare Steigerung). Ab t=1.75 s wirst du bemerken, dass die Geschwindigkeit
linear steigt. Wenn du in Mathe aufgepasst hast, weißt du, dass wir jetzt ein oder mehrere Faktoren weniger haben, irgendetwas ist jetzt also fix, was vorher variabel war; die Beschleunigung. Die ist jetzt nämlich am "Endpunkt" angekommen, nämlich knapp an der Schwerebeschleunigung, denn die Bremswirkung durch die Impulsübertragung beim Aufprall spielt jetzt (anders als zuvor) keine Rolle mehr. Erst ab t=4 s wird das wieder anders.
Das war jetzt ganz langgezogen und detailreich erklärt, was sich eigentlich ohnehin aus Alltagserfahrung und logischem Denken ableiten lassen sollte. Ich versteh nicht, wo das große Mysterium dabei liegt. Im NIST-Report findet sich die Erklärung dazu (verkürzt) auf p.602. Lass mal nicht vergessen, dass der NIST-Report kein Schulehrbuch ist, sondern sich v.a. an Fachleute richtet.