Anevay
Sehr aktives Mitglied
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Ich denke es ist einfach notwendig sich mit dem Täter zu beschäftigen.
Schließlich kann man nur durch Verstehen die richtigen Entscheidungen treffen.
Es gibt viele Radikale in unserer Gesellschaft. Die Frage ist, wie geht man am besten damit um?
Wie kann man solche oder ähnliche Taten verhindern, wie vorbeugen?
Dazu muss man die Psyche und die Hintergründe der Täter analysieren.
Loop, deinen Satz : "Es erfordert mehr Mut, auf der Seite des Opfers zu sein, weil es die schwächere Seite ist "
finde ich nicht richtig.
Ich denke es ist klar, wer der Täter -und wer das Opfer ist. Es geht auch nicht darum auf irgend einer Seite zu sein.
Und vor allem sollte man aufpassen , dass es hier im Thread oder anderen Threads nicht in Populismus ausufert.
Populismus mag in ner Dorfkneipe am Tresen zu Hause sein, aber bitte nicht im Eso-Forum.
Eben, darum finde ich es wichtig sich damit zu beschäftigen. Auch mit dem konkreten Tathergang, auch mit der Frage, wie sinnvoll diese Art von Zivilcourage ist, in der sich dann beide Seiten anpöbeln. Das ist für mich kein angemessenes Konfliktvermeidungsverhalten dann.
Sich mit dem "Opfer" zu beschäftigen ist ebenso wichtig, damit man schauen kann, wie Fehler in Zukunft vermieden werden können. Ungeachtet der Tatsache, dass man wem nicht eine nuscht. Und ungeachtet der Tatsache, dass schon eine Ohrfeige wen ernsthafte gesundheitliche Probleme bereiten kann.
Ich nenne mal ein praktisches Beispiel, als ich 23 Jahre alt war, besuchte ich mit einer Freundin gemeinsam eine Großveranstaltung (Silvesterparty) und kurz nach Mitternacht war wenige Meter neben uns eine Eskalation zu sehen. Drei Deutsche gingen auf einen Ausländer los, zwei hielten ihn fest und der Dritte, offensichtlich angetrunken, schlug richtig fies und brutal in sein Gesicht. Alle andern Leute standen schaulustig drumherum und ich sagte zu den beiden jungen Männern, die uns den Abend anbaggerten: "Das ist ja gemein, da stehen alle Leute drumherum und schauen zu, wie der Typ vermöbelt wird und niemand tut was." Irgendwie wurde mir bewusst ich gehöre zu diesen Gaffern, nahm mein Sektglas, drückte es dem einen Typen in die Hand, ging mitten rein, den Rücken zum Täter gewand, der Ausländer blutete zu der Zeit schon extrem aus Nase und einer Wunde im Gesicht und wünschte ihm ein frohes neues Jahr. Eine absurde Situation die ich da herstellte, die beiden Männer, die ihn festhielten ließen ihn los und gingen zu ihrem Kumpel ihn festzuhalten (vermutlich damit er mich nicht schlug, keine Ahnung, ich sah ihn nicht), ich rief: "Kann mal bitte jemand einen Arzt rufen?" Der Geschlagene bedankte sich bei mir. Helfer und Aufsichtspersonal kamen.
Und weißt Du was, taftan? Ich bin in eine gefährliche Situation hineingegangen - ohne dafür ausgebildet zu sein. Ohne zu wissen, ob die Schläger nicht auch vor Gewalt gegen Frauen zurückschrecken würden. Rückblickend und obwohl ich wohl intuitiv richtig und deeskalierend agierte, war mein Verhalten furchtbar dumm. Und gefährlich. Nix von wegen lobenswerter Zivilcourage, das wurde mir später auch bewusst.
Und das meinte ich auch, als ich Sayalla schrieb, hier gab es vorher schon Gewalt. In einem anderen Artikel wurde geschrieben, dass sich zwei Gruppen lautstark anpöbelten, die Stimmung also aufgeheizt war. Und wo blieben die Mitarbeiter der Filiale?
Da ist offenbar viel schief gelaufen in diesem Konflikt, wie es ihn tausendfach jeden Tag unter Jugendlichen und Jungerwachsenen gibt. Tagtäglich auf jedem Schulhof, wenn der Schulhofbully sich mal wieder abreagiert und man sagt: "Das sind ja noch Kinder."
Und ich finde es gar nicht klar, wer hier Opfer und wer Täter ist, es gab einen falschen Schlag ins Gesicht dieser Frau. Die Medienberichterstattung sorgt aber für eben jenen Populismus, den du kritisierst. Durch Begriffe wie Opfer, ins Koma geprügelt, vorher schon auffällig, den ausländischen Namen der jungen Frau, belästigen, Toilette, auflauern... da wird ungemein viel an Emotionen suggeriert, ohne das bis dahin Details bekannt waren. Das hat sich hier im Thread soweit ausgewirkt, dass sogar von Vergewaltigung gesprochen wird, obwohl so etwas dort gar nicht stattfand.
Keine fRage, dass der Typ nun die rechtlichen Konseqenzen zu tragen hat, mir geht es nicht darum ihn in Schutz zu nehmen. Mir geht es darum, wie leicht Menschen manipuliert werden und wie leicht ein Urteil über eine Situation gefällt wird. Hier Opfer da Täter. Nein, so einfach ist es eben nicht aus meiner Sicht.
Und natürlich muss mehr für die Opfer getan werden, das sehe ich auch so. Aber dazu gehört auch eigenes Fehlverhalten zu analysieren, um für die Zukunft weiser handeln zu können. Diese junge Frau, so bedauerlich es ist welchen Schaden sie nahm, hat sich bewusst in eine brisante und gefährliche Situation begeben und durch ihre Pöbelei zusätzlich Öl ins Feuer gegossen. Ein Beispiel dafür, dass gut gemeint nicht automatisch gut gemacht ist. Und ich wünsche ihr, dass sie bald wieder gesund wird und alle Beteiligten daraus für die Zukunft lernen.
LG
Any