Vor ungefähr zwei Wochen träumte ich von einer Schule, an dessen festlichen Abschluss verschiedene Beiträge der Schüler vorgetragen werden sollte. Wir Schüler waren aber nicht so, wie in vergangenen Zeiten, sondern einfach so, wie im Hier und jetzt. Mir viel nun die Aufgabe zu, ein Lied zu singen, dessen Melodie ich vom Gitarre spielen her gut kannte, nur gab es dazu einen anderen Text.
Moderne Zeiten, erinnert an Charlie Chaplin und sein Schicksal im Film. Aber der Träumer ist in den Schülerstand zurückversetzt, wie Chaplin am Fließband überfordert ist.
Mir viel nun die Aufgabe zu, ein Lied zu singen ...
Dieser Schüler wird durch eine besondere Aufgabe hervorgehoben.
Die etwas gestrenge Lehrerin gab mir dazu ein Blatt, auf das fein säuberlich der Text geschrieben stand und am Rande mit ein paar Anmerkungen zum Vortrag standen. Zur Probe sang ich also einmal das Lied vor und alle waren eigentlich recht zufrieden. Die Lehrerin meint dazu nur, dass ich ja zwei Wochen Zeit hätte, um den Text auswendig zu lernen und auch ihre Anmerkungen zum Vortrag mit einzustudieren. Soweit war also alles klar und damit endete dann auch der Traum.
Alles exakt und alles klar bis hierhin, selbst die Dauer des Einstudierens setzt nicht unter Druck, alles ist perfekt.
Nun, für einen Traum will's ja auch nicht bedeutend sein, sich weiter um seine Handlung zu kümmern.
Vor der Galavorstellung sollte zunächst nochmals eine Generalprobe stattfinden, dem der große Auftritt dann folgen würde. Mir fiel dann ein, dass ich mich in den zwei Wochen nicht mit meinem Vortrag beschäftigt hatte. Also nichts gelernt und es kam noch schlimmer, denn ich fand auch nicht mehr das Textblatt in meiner Tasche.
Dem Perfekten wird jetzt Nachlässigkeit entgegengesetzt.
Ich suchte dann nach der Assistentin der Lehrerin, in der Hoffnung, dass sie noch ein Duplikat in ihren Unterlagen hätte. Aber auch sie suchte vergeblich. Ich entschloss mich, das Ganze aus dem Stegreif zu singen, aber ich konnte mich an nichts mehr aus dem Text erinnern. Ja und selbst die Melodie war mir entfallen.
Der ersten Stelle wurde kein Tribut gezahlt, dafür tritt nun die zweite umso wichtiger in den Vordergrund in Form der Assistentin und der Suche nach einem möglichen Duplikat. Statt Gewissheit aus dem Perfektionismus entwachsen, steht nun die Unsicherheit aus der Möglichkeit entwachsen im Vordergrund.
Alles Entscheidende war zur Generalprobe entfallen, der fremde Text, sogar die bekannte Melodie. Da fühlt man sich ja ganz anders, als wenn man vorbereitet wäre.
Nun ja meine Seele hatte mit mir Einsehen und entließ mich aus diesem Traum ohne Gesang.
Das Ende ist offen geblieben, womit auch Möglichkeiten offen geblieben sind.
Diesmal begann er aber nicht in einer Schule, sondern in einem Kindergarten. Ich selbst war aber kein Kind, sondern der Opa, der ich heute bin. Die Elternschaft und die Leitung des Personals hatten beschlossen, einmal eine Oper für alle interessierte Gäste zu inszenieren. Die Einnahmen davon sollten dem Kindergarten zukommen.
Alt und Jung treffen aufeinander, zwei Generationen. Die Elternschaft ist wohl die, die noch dazwischen ist?
Eine Oper, für manche Ohren klingt das gestelzt und wie Geschrei, wenn eine Sopranistin loslegt. Es lässt sich der Gesang auch nicht verstehen, man muss den Text schon vorher gekannt haben oder eine Text aktuell vor sich liegen haben.
Soweit, so gut, die Aufführung war also eine beschlossene Sache jetzt fehlte nur noch ein Tenor, der die Arien singen sollte. Es wollte jedoch keiner aus der versammelten Elternschaft diese Rolle übernehmen. „Kein Problem!“, dachte ich für mich und schmetterte ein: „O sole mio.“ Alle waren begeistert und wohl froh, dass sich nun doch noch ein Protagonist gefunden hatte.
Wieder einmal in dieser Rolle, diesmal aber nicht beauftragt, sondern freiwillig.
Die nächste Szene spielte sich dann im Foyer des Kindergartens ab. Viele illustere Gäste waren gekommen und ein nicht unerhebliches Eintrittsgeld bezahlt. Die Leiterin des Kindergartens hatte mir dann nochmals gesagt, wie wichtig diese Veranstaltung für die Kinder, aber auch für die Gäste sei. Da viel mir ein, dass ich mich für diesen Auftritt überhaupt nicht vorbereitet hatte. Selbst den Text und die Melodie hatte ich vergessen.
Schon wieder?
Mein Plan war eigentlich, dass ich einfach nur ein paar italienisch klingend Worte singen wollte. Mir fiel jedoch diese Melodie nicht mehr ein. Die Elternschaft war außer sich, und betonten immer wieder die Wichtigkeit des Abends.
Auch hier kommt der Träumer erneut seiner Aufgabe nicht nach. Nachlässigkeit steht wieder im Vordergrund.
Nun ja, ob ich nun doch noch gesungen hatte oder auspfiffen wurde, blieb zum Glück ein Geheimnis meiner Träume.
Vielleicht kommt ja wieder eine Fortsetzung?
Wieder ist das Ende offen geblieben und hat wieder Raum für Möglichkeiten gegeben. Diesmal wäre Raum gegeben, sich bewusst über das Verhältnis der Antonyme zwischen Perfektionismus und Nachlässigkeit sich Gedanken zu machen.
Es ging den Träumen um die Frage nach der Beherrschung um das musikalische Spiel zwischen den Gegensätzen, wobei die negative Konnotation, die in der Nachlässigkeit anklingt, jetzt mit der positiven in
Freiheit verwandelt werden muss, wie ja auch
Perfektionismus eine positive ist.