"weibliche" Aggression

Ja, das ist das Ziel, die Mitte! Bis dahin aber muß ein Entwicklungsweg gegangen werden und der erfordert eben eine "Einpendlung" über einen vorherigen Ausschlag in die gegenpolige Richtung. Ich, links unten in der Wage hängend, habe ja auch immer gedacht, mit Licht/Liebe geht`s zur Mitte. Stimmt auch, aber nicht ohne Einbeziehung der anderen Seite.
Verstehe. Und wenn man Untergewicht hat, sagen wir mal 47 kg bei 173 cm, muss man sich auch erstmal auf 80 kg hochfressen, um sich dann bei gesunden 60 kg einzupendeln, oder?! ;)

Nein, Katarina, Du brauchst die Aggression nicht, um zum Gleichgewicht zu kommen. Das ist lediglich Dein Versuch Deine Aggression zu rechtfertien.
 
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Hi Simi

Ich finde es schön, dass Du Deine Antwort gefunden hast, eine Antwort, welche für mich und meine Befreiung aus dem Gefesseltsein nicht ausreicht, da es wohl immer im Kontext gesehen werden muss und es keine pauschale Lösung gibt - die gibt es nie.

Wäre ich 16 gewesen, wär es anders gelaufen mit meinem Pa. Da hatte er klar das Recht des Erwachsenen über mich, aber mit 18 konnte ich ausziehen. Er hatte nichts mehr, womit er mich halten konnte. Es erschreckte ihn, dass ich bereit war, unsere Vater-Tochter-Liebe für meine Freiheit aufzugeben.

Es ist also klar ein Machtkampf. Auch bei meiner Schwester: Sie drohte uns jahrelang mit Suizid und Entzug des Neffen, der sich immer zu uns flüchtete vor ihrem Jähzorn. Auch sie erschrak, als ich darüber nachdachte, weit weg zu ziehen, obwohl ich am WE nach Hause gependelt wäre zu meinem Neffen und meiner Ma.

Sie ist emotional abhängig von mir und der Familie, dadurch kann ich ein gewisses Gegengewicht schaffen zu ihren Drohungen. Ausserdem braucht mich mein Neffe schulisch und in ihrer günstigen Wohnung fehlt ein Zimmer. Und mein Neffe will nicht weg von mir und meiner Ma, auch nicht von seinen Freunden im Dorf.

Wenn sie sich gegen uns durchsetzen würde, verlöre sie mich, unsere Ma und auch die Liebe ihres eigenen Sohnes.

Trotzdem droht sie hin und wieder damit, sobald wir z.B. Geld für das Schulbus-Abo des Jungen verlangen, dann könne der Junge eben keine höhere Ausbildung machen, also zahlen wir es selbst.

Sie will alles: Geld, der Junge soll immer für sie da sein, sie in ihren Depris trösten, sich fügen und sie trotzdem vorbehaltlos lieben und setzt dafür die Zukunft des Jungen aufs Spiel. Sie kann jederzeit zu uns und ihren Sohn sehen und er fährt auch zu ihr, hat also alle Vorteile und kaum Nachteile, denn nur bei uns knuddelt der Junge mit ihr, nicht vor ihrem Freund.

Jetzt muss ich schauen, dass ich meine Schwester weiterhin von ihren Vorteilen bei diesem Arranchement überzeugen kann, denn nur darum geht es ihr. Hätte ich eine Menge Geld, wäre es noch leichter, denn sie spricht sehr auf Geld an. Auf jeden Fall ist ihre Liebe sehr relativ und launisch, ich rechne nicht allzu sehr damit, sonst würde sie keine Sekunde daran denken, dem Jungen eine gute Ausbildung zu verwehren, aber trotzdem drücke ich auf diesen Liebe-Knopf, ein bisschen wirkt es mit.

Sie liebt ihn schon, auf ihre Weise, aber leider nicht mehr als sich selbst. Sonst bestände da kein Machtkampf, denn wir lieben sie alle, weil sie irgendwie wie ein kleines Mädchen ist, ein Mädchen, das unsere Liebe benötigt. Ich empfinde keinerlei Aggression ihr gegenüber. Es ist eher so, als wäre sie mein Kind, das ich als ältere Schwester beschütze.

Meine fehlende Aggression hat mich psychosomatisch krank gemacht (Muskelrheuma), denn die Kraft der Wut brauche ich für mein Leben, sublimiert in Leistungen, welche mich vorwärtsbringen. Diese positive Kraft muss ich in mir befreien. Ja, in diesem Sinne braucht es diesen Aufschwung.
 
Entschuldigung. Aber ich hätte hier schon mal die Frage, warum "weibliche" Aggression? Warum sollten sich bitte männliche und weibliche Aggressionen unterscheiden?
Ich bin ne Frau - um das mal vorweg zu sagen. Aber glaubst du wirklich, dass es keine Männer gibt, die sich schuldig fühlen, wenn sie aggressiv werden?
Wo steckt den überhaupt der Endpunkt der Aggression? Ka klar, wir Gesetze sind dazu gemacht, um sie zu leben. Keine Frage. Aber sind wir nicht alle dazu aufgefordert, MENSCHLICH und IN LIEBE zu leben? Wobei das ein sehr weit gestreutes Feld ist. Keine Kriege, keine Anfeindungen, keine Zetereien wer was hat und wie lebt. Neid, Hass, Eifersucht, Missgunst - um nur weniges zu nennen. Haben das Männer wie Frauen nicht in gleich Massen auszuleben?
Ja, wir sind aufgewacht. Wir wehren uns. Richtig so. Doch wo ist die Mitte?
Und klar sollen und vor allem "dürfen" auch wir aggressiv sein - doch was bedeutet Aggression?
Nix rauszulassen, alles zu schlucken? Das macht krank. Alles rauszulassen und als "unmöglich" dazustehen - das macht auch krank.
Ich denke, es wäre am besten, zu sagen, wie man fühlt, wie "MannFrau" sich fühlt - wenn zum Beispiel die Frisur nicht stimmt (wobei ich finde, das ist uninteressant wie sonstwas, Haare wachsen nach!!!!!!!). Wenn jedoch dein Ego ob so einer Kleinigkeit nicht nachwachsen kann, naja, dann ansagen, was nicht stimmt.
Ich kanns nicht anders sehen, tut mir leid.
Kiri
 
Schönen Guten Morgen! :liebe1:

Ich habe mir jetzt alle Beiträge durchgelesen, jeder für sich total interessant und nachvollziehbar.

Mir ist dabei eines aufgefallen: Alle geschilderten Situationen, in denen Aggression entsteht, haben etwas Wichtiges gemeinsam: Das (eventuell nur kurzfristige) Gefühl, nun ohnmächtig, ohne Macht zu sein. Die Reaktion darauf: Wut, ohnmächtige Wut.

Ich habe mir mein erstes Posting nochmals durchgelesen, darin schrieb ich, dass ich deshalb nicht aggressiv sein möchte, weil ich andere nicht verletzen möchte. Das Beispiel mit dem Friseur: Würde ich genau das Gezeter machen, nach dem mir gerade wäre, würde diese Friseurin unter Garantie ihren Job verlieren. Ich entscheide, dass meine verschnittene Frisur in keinem Verhältnis zu der Tragödie stünde, die ich eventuell auslösen könnte. Klingt ja liebevoll, esoterisch, oder?

Nö, ist es nicht. Ich habe mir gestern darüber Gedanken gemacht, warum meine Aggression dabei verschwindet: Es ist ein ganz simpler Trick. Durch dieses Gefühl, dem anderen durch meine Reaktion Schaden zufügen zu KÖNNEN, entsteht ein Machtgefühl. Ich habe in dem Moment die Macht, das Schicksal (und wenns noch so eine Kleinigkeit wäre) zu entscheiden. Ich bin mächtig, stehe über den Dingen und damit über der Situation. Darum verschwindet die Aggression, weil ich nicht hilflos bin. Damit gehts mir wieder gut.

Ich sage damit jetzt nicht, dass diese Reaktion gut ist - offensichtlich trickse ich mich selbst damit aus. Wir sicher auch Folgen haben. *grmpf* Ich wollte es einfach als Aspekt in diese Diskussion einfließen lassen, dass Aggressivität mit dem Fehlen von Macht zu tun haben könnte. Und man hier ansetzen könnte?

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Borr ins Schwarze, Reinfriede. Aggression iste eigentlich immer ein Zeichen von Angst und/oder Machtlosigkeit.

Ich sage damit jetzt nicht, dass diese Reaktion gut ist - offensichtlich trickse ich mich selbst damit aus.
Also ich finde diese Reaktion gut. Denn das Bewusstsein Macht zu haben entspannt und gibt die Macht, die eigene Reaktion angemessen wählen zu können.

Sehr souveräne, gelassene Menschen bleiben auch in Krisensituationen ruhig - weil sie in Kontakt mit ihrerm Selbstvertrauen = ihrer Macht stehen.
 
Entschuldigung. Aber ich hätte hier schon mal die Frage, warum "weibliche" Aggression? Warum sollten sich bitte männliche und weibliche Aggressionen unterscheiden?

Ja – der Unterschied zwischen weiblicher und männlicher Aggressivität, wo liegt der eigentlich?

Kann es denn der Unterschied einfach darin liegen, daß Aggressivität in der Gesellschaft quasi bei Männern akzeptiert wird und bei Frauen nicht? Dieses hier schon angesprochene Ellbogenverhalten wird meiner Ansicht nach bei Männern fast als Vorteil gesehen, bei Frauen gilt es als ausgesprochen verwerflich. Es passt nicht ins "Schema" der sanften und gütigen und rücksichtsvollen Frau. Ja, dieses Rollendenken, es macht Unterschiede, wo urspünglich keine sind.

Und kann es sein, daß ich als Frau gar nicht nach außen aggressiv sein muß, sondern es für mein Gleichgewicht schon reicht, diesen Teil von mir wieder ganz anzunehmen, zu akzeptieren, ja sogar zu lieben? In in mein persönliches "Bild" von mir wieder zu integrieren?

LG Tüpfelchen
 
Nö, ist es nicht. Ich habe mir gestern darüber Gedanken gemacht, warum meine Aggression dabei verschwindet: Es ist ein ganz simpler Trick. Durch dieses Gefühl, dem anderen durch meine Reaktion Schaden zufügen zu KÖNNEN, entsteht ein Machtgefühl. Ich habe in dem Moment die Macht, das Schicksal (und wenns noch so eine Kleinigkeit wäre) zu entscheiden. Ich bin mächtig, stehe über den Dingen und damit über der Situation. Darum verschwindet die Aggression, weil ich nicht hilflos bin. Damit gehts mir wieder gut.

Ich sage damit jetzt nicht, dass diese Reaktion gut ist - offensichtlich trickse ich mich selbst damit aus. Wir sicher auch Folgen haben. *grmpf* Ich wollte es einfach als Aspekt in diese Diskussion einfließen lassen, dass Aggressivität mit dem Fehlen von Macht zu tun haben könnte. Und man hier ansetzen könnte?

Liebe Grüße
Reinfriede

Ja, Aggression hat sehr viel mit Ohnmacht zu tun, sie entspringt meiner Ansicht nach nahezu aus der Handlungsunfähigkeit, dem Kontrollverlust.

Trotzdem fange ich schon wieder mit dem Integrieren dieser als unangenehm empfundenen Teile an.

Deine Reaktion muß nicht "gut" sein, Du mußt nicht "gut" sein! Du bist Du - mit Fehlern und Stärken. Und ich denke mir halt, wenn wir diese Fehler auch akzeptieren und annehmen, sind wir nicht gezwungen sie ständig auszuleben und nach außen zu tragen.

Wenn wir uns selbst annehmen und akzeptieren können, mit allen unseren als gut oder schlecht empfundenen Teilen – sind wir dann nicht mächtig?

LG Tüpfelchen
 
Entschuldigung. Aber ich hätte hier schon mal die Frage, warum "weibliche" Aggression? Warum sollten sich bitte männliche und weibliche Aggressionen unterscheiden?
Ich bin ne Frau - um das mal vorweg zu sagen. Aber glaubst du wirklich, dass es keine Männer gibt, die sich schuldig fühlen, wenn sie aggressiv werden?
Kiri

Du hast natürlich Recht! Es gibt nicht die männliche oder die weibliche Aggression. Ich hatte dieses thread-Titel gewählt, weil ich - als Weib - die Aggression beleuchten wollte und weil in unserer Kultur eher das Weib denn der Mann dazu neigt, seine Aggressionen zu unterdrücken. Zumindest vordergründig. Tatsächlich nicht. Da hast du völlig recht. Das Thema betrifft somit Männer in gleichem Maße wie Frauen. Meine Beobachtung ist sogar die, dass Männer, die scheinbar einen sehr guten Zugang zu ihrer Aggression haben, kein Blatt vor den Mund nehmen und dabei auch gerne über`s Ziel hinausschießen, dass die eine komplett aggressionsgehemmte Seite in sich tragen. Diese übertriebene, zur Schau gestellte Aggression ist nämlich das nötige Ventil für die an anderer Stelle unterdrückte Aggression. Das sind die "grausamen Ritter", die immer wieder zuschlagen, auch wenn man eindeutige Beschwichtigungssignale aussendet. Und diese nehmen sich insbesondere gerne scheinbar Schwächere vor, weil sie nur bei denen ihr Ohnmachtsgefühl mit einem Überschwung in den Machtpol kompensieren können. Eigentlich aber sind es Feiglinge, denn der wahrhaft Mutige steht auch noch hoch erhobenen Hauptes in der Ohnmacht.

Und klar fühlen sich die Aggressivlinge, ob nun Weiblein oder Männlein schuldig. Eben, weil "Aggression" bei uns verurteilt wird. Glaub`doch nicht, ein Hund würde sich schuldig fühlen,weil er soeben einem Konkurrenten eine klare Ansage erteilt hat und dabei vielleicht auch über`s Ziel hinausgeschossen ist. Der macht sich über derlei Dinge keine Gedanken und er will auch nicht "gut" sein und es "richtig" und allen und sich recht machen. Er ist einfach wie er ist. Wäre Mutte Erde in Tiereshand, sähe es hier anders aus.

@ Reinfriede: Du hast da absolut ins Schwarze getroffen!

Katarina :)
 

Ist es nicht auch als ein Lernprozes zu sehen?

Den eines weis ich gewiss, heute würde ich mich in solchen prikeren Situationen anders verhalten. Da ich ja dazugelernt habe, geht man davon aus. Das das Leben 60% Bestimung 30% eigene Endscheidun 10% Situation ist, dan hatte ich doch die wahl mich anders zu endscheiden. Ich tat es aber nicht, also landete das Fille bei meinem Chef auf seinem Kopf, das heist doch nichts anderes.

Das ich, sowohl auch mein Chef eine Lehre darausgezogen haben sollten. Er nicht zu Prwuzieren und ich mich zu Bezähmen. Wir hätten uns ja auch einen friedlichere Reacktion einfallen lassen können, wir waren scheinbar nicht in der Lage suverene Endscheidungen zu Treffen. Weil wir beide Lernen mussten Er nicht zu provuzieren und Ich klüger zu reagieren. Also ei Lernprozes????????

L.G. Maud
 
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Liebe Daisy,

Wo haben hier die tatsächlichen äußeren Umstände und Anlässe, die gerechtfertigte negative Emotionen hervorrufen, ihren Platz? Anders gefragt -wenn der Friseur mir die Haare verschneidet, was sollte ich dann angemessen
empfinden?? Auch wenn es ein Synonym für "Wut" gibt - es ist Wut.
Den Ursprung kann ich nicht beeinflussen, er liegt hier nicht in mir selbst.

Es gibt kein objektiv richtig angemessenes Empfinden. Jedes Empfinden ist subjektiv angemessen. Aber wenn es einen dann irgendwann nervt oder langweilt, immer wieder dieselben Situationen zu erleben und wütend um sich zu schlagen und/oder ständig einzustecken, dann lohnt es sich, in die Tiefe zu gehen und nachzusehen, was da im Kern eigentlich wirklich los ist. Dann macht man sich auf den Weg in die eigene Mitte.
Ich würde mal so sagen, die Frage, wo man den Ursprung der Wut erkennt, ist abhängig vom eigenen Bewußtheitsgrad, - ohne da jetzt in irgendeiner Weise werten zu wollen. Für mich liegt der Ursprung der Wut in mir und derjenige, den ich im Außen als Auslöser/Anlass nehme, um diese Wut zu spüren, der hilft mir nur, sie zu finden, kennenzulernen, und schließlich in Liebe anzunehmen. Das ist aber ein Entwicklungsprozess (oder auch Lernprozess wie Maud sagt) und funktioniert nicht von heute auf morgen. Da hopsen wir mal rechts auf der Waage, dann links, hin und her und hin und her und irgendwann landen wir dann alle in der Mitte, im absoluten Bewußtsein unserer Selbst.

Allerdings, obwohl wir alle dieses Gleichgewicht bewußt oder unbewußt anstreben, sollten wir nicht aus den Augen verlieren, dass dieses Gleichgewicht schon längst besteht. Wir sind nie nur so oder so. Wir sind Alles. Wenn ich da autoaggressiv bin, bin ich an anderer Stelle entsprechend aggressiv. Wenn ich da lieblos mit mir selbst oder anderen bin, dann bin ich an anderer Stelle entsprechend liebevoll. Ich bin wild und zahm, lustig und traurig, weise und dumm, stark und schwach. Nicht nur das große Ganze sorgt für immerwährenden Ausgleich, auch wir Menschlein als Ausdruck des großen Ganzen bergen diesen Ausgleich in uns.

Katarina :)
 
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