weshalb lässt Du sie nicht selbst reden oder gibst einfach das was Du beizutragen hast und statt dessen korrigierst Du mich andauernd, was soll das..?
Lasse ich sie nicht selbst reden? Wie sollte ich sie daran hindern? Hast Du den Eindruck, ich würde das tun?
Meine Sicht: Ich beziehe mich in einem offenen Diskussionsforum auf Aussagen, die Du ja auch nicht in einem zweiseitigen Dialog austauschst, sondern quasi für alle auf den Tisch legst.
Und da korrigiere ich Dich nicht - meine ich jedenfalls , sondern ergänze einfach Deine Statements durch meine. Wenn ich in diesem oder jenem Punkt eine andere Haltung vertrete, dann sehe ich das als Beitrag zu einer interessanten Diskussion und nicht als Korrektur.
Ich würde zum Beispiel durchaus gern über verschiedene Erklärungsansätze reden, die das Phänomen der repräsentierenden Wahrnehmung in Aufstellungen fokussieren. Ich weiß auch, dass in dem Zusammenhang Sheldrake's morphogenetische Felder ins Spiel gebracht wurden, allerdings nicht von ihm selbst, sondern von Anderen, die nach Erklärungen gesucht haben. Hellinger selbst hat sich dazu eher zurückhaltend geäußert, auf der Homepage des Hellinger-Instituts wird Sheldrake an zwei Stellen zitiert, ohne einen direkten Bezug zum Familienstellen herzustellen. Wenn Du eine Stelle anführen kannst, an der Sheldrake eine Theorie zum Familienstellen formuliert hat, wäre ich Dir sehr verbunden.
Ich halte es auch nicht für nötig, dass vorwiegend im Kontext herkömmlicher naturwissenschaftlicher Regulative Erklärungen konstruiert werden, die dann wohl kaum ohne Kausalbeziehungen auskommen würden. Systemische Ansätze folgen anderen Denk- und Erklärungsstrukturen M. Varga von Kibéd meinte dazu mal in einem Seminar, ein Erklärungsmodell könne als umso systemischer bezeichnet werden, je mehr es auf kausale Begründungsmodelle verzichten könne. Das betrifft im übrigen nicht nur die Aufstellerei, sondern eine große Bandbreite von beobachteten und beschriebenen "systemischen" Phänomenen in weiten Bereichen von Natur- und Geisteswissenschaften.
Einen interessanten Ansatz hat m.E. Steve de Shazer formuliert, der auf die Frage, wie er denn zu seinem frappierend guten Rapport mit Klienten käme, geantwortet hatte: "well ... I just don't disturb it..." Auf Nachfragen meinte er dann, dass wir ganz selbstverständlich davon ausgingen, dass jeder vom anderen prinzipiell getrennt wäre. Und dann stellte er die Frage, was sich denn ändern würde, wenn wir die Annahme zuließen, dass wir grundsätzlich alle miteinander verbunden wären und durchaus Antennen für dieses Feld der Verbundenheit das "System"? entwickeln könnten. Auch in der Meditation geschieht das ja in guten, zeitlosen Augenblicken.
Siegfried Essen, der das Format der "autopoietischen Aufstellungen" entwickelt hat, bringt die Unterteilung in ein "Ich" und ein "Selbst" ein, wobei er auch die nötige Definition dafür mitliefert, wie er diese beiden verwaschenen Begriffe konstruiert: Das "Ich" ist das Element, das Unterscheidungen trifft und damit erst die Wahrnehmung einer begegnenden Realität und eine Orientierung im Leben ermöglicht ... demgegenüber das "Selbst" als das Element der Verbundenheit, das zu anderen Ressourcen Zugang hat als das Ich. Beide Elemente kommen in Aufstellungen zum Tragen ... und wenn ich dieses Grundkonstrukt der prinzipiellen Verbundenheit als Denkmodell akzeptiere (wie es in analoger Weise ja auch z.B. in manchen Modellen der Quantenphysik geschieht), dann wird das Phänomen der "repräsentierenden Wahrnehmung" durchaus zugänglich.
Keine Frage, dass Vieles davon in seinen Grundzügen auch schon von Weisheitslehrern gesehen wurde ... und ich meine nicht, dass es irgendeiner Weisheit Abbruch tut, wenn sie ihre Entsprechungen oder auch nur Anklänge daran in aktuellen wissenschaftlichen Theoremen findet. Und so meine ich auch, dass das noch sehr junge Feld des Systemischen Stellens nur davon profitieren kann, wenn es von den verschiedensten Seiten her beleuchtet wird.
Jake