Sohn mit Essstörung

Das mit dem fehlenden Hungergefühl kenne ich selber, hab als Kind auch aufgehört zu essen.
Ich hab bis heute kein Hungergefühl, esse nur, weil mir was schmeckt, diese Verbindung zwischen diesem Gefühl und der Reaktion etwas zu essen ist nicht da.

Ich glaube, das wird auch bei Deinem Sohn so sein, die Verbindung ist nicht da und deswegen isst er auch nur, weil es ihm angenehm ist oder eben nicht.

Daß es für ihn nicht angenehm ist, ist der springende Punkt, es kann sich von früher verselbstständigt haben, die Erinnerung, daß essen weh tut, ist nicht mehr im Bewusstsein, aber im Unterbewusstsein und im Körper.
Das könnte der Grund für das Würgen sein, da sagt einfach alles "raus damit, dann tut nichts weh".

Kann natürlich auch was psychisches sein, irgendwas, was damals passiert ist, es lässt sich leider nicht mehr herausfinden.

Haben denn die Dinge, die Dein Sohn noch isst, etwas gemeinsam? Geschmack, Konsistenz, gibt es Dinge, die gar nicht gehen?
Was trinkt er denn, trinkt er gerne?

was er isst, ist hauptsächlich trocken, z. B. brot, brötchen, breze, nudeln ohne alles. mit viel glück mal ne banane.
ansonsten nichts. kein fisch, kein fleisch, mal ein stück schokolade. aber auch nur alpenmilch. wehe es ist ne nuss oder erdbeere drin....
trinken: apfelsaftschorle, selten eistee, sehr selten kaba.
wir haben schon diese hochkalorische getränke aus der apotheke probiert, aber die schmecken ihm ja nicht und somit trinkt er die auch unter keinen umständen.

ich habe das gefühl, hier verstanden zu werden. in meinem umfeld gibt mir jeder immer nur die "gut gemeinten" ratschläge. aber die verstehen nicht im entferntesten was das alles bedeutet.
 
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also, es fing im Mai 2004 (er 2 1/2 Jahre) an. von einen auf den andren tag hat er so gut wie nichts gegessen. - besuch beim kinderarzt. der meinte, dass das nur eine phase sei und wieder vorbeigeht. ein paar wochen später bin ich wieder zum kia. da meinte er, dass er halt eine kleine mimose sei und das gibt sich wieder. im november 2004 kam er in den kindergarten. alle glaubten, wenn er dort die anderen kinder essen sieht kommt das wieder von ganz alleine. FEHLANZEIGE. Im Dezember 2004 habe ich durch einen seltsamen Zufall einen Kinderarzt an einem Krankenhaus kennengelernt. der hat ihn von kopf bis fuss untersucht und festgestellt, dass er bereits eine chronische sinusitis hat. den röntgenbildern nach mindestens schon ein halbes jahr lang. dass passt genau auf den zeitraum, wo es mit dem schlechter essen begann. Antibiotika-therapien brachten auf dauer keinen erfolg und somit musste er 2x operiert werden.
mittlerweile war schon 1 jahr vergangen. der kia meinte, ich solle ihm einfach das zu essen geben, was er will. man müsse ihm das essen wieder schmackhaft machen.

in den darauffolgenden jahren bin ich mit ihm von arzt zu arzt gezogen. der eine meinte, ich müsse mehr druck machen. der andere sagte, ich müsse den druck komplett weglassen. ein hin und her.

in der zwsichenzeit war ich mit ihm 4 wochen zur miku-kur an der ostsee, dort bei ernährungsberatern und und und. NICHTS hats gebracht.

auf anraten meiner krankenkasse sind wir zu einer kinderpsychologin gegangen. diese wollte aber vor einer behandlung erst alles abgeklärt haben, dass organisch wirklich alles i. o. ist. also wurde noch eine magenspiegelung vorgenommen. Auch ohne Befund. Alles i. o.
Dann endlich kam die diagnose: ausgeprägte essstörung, die sie erstmal ambulant behandeln wollte. Da hat sich leider auch nicht viel getan.

als er dann letztes jahr im oktober starken durchfall hatte und nochmal rasant abgenommen hatte, entschied sich die ärztin zu einer stationären aufnahme. dort war er 5 monate. auf der psychosomatischen abteilung.

die ärzte von da konnten mir leider nicht sagen, was der grund für die essstörung ist, weil es einfach schon viel zu lange zurückliegt und er sich an diese zeit auch nicht mehr zurückerinnern kann. die haben dort mit ihm einzeltherapie gemacht, hunde-therapie, genusstraining, kochstunden, ausflüge, sport, schwimmen.....also volles programm. er durfte nur von samstag bis sonntag nach hause. telefonieren durften wir gar nicht. die ärzte haben es auch auf die "harte" tour probiert. er musste sich seine wochenend-besuche zuhause verdienen durch essen. hat nicht geklappt. er war an so einigen wochenenden nicht zuhause.

er wurde letztendlich im märz entlassen, mit der option dass jederzeit eine wiederaufnahme möglich ist. super, ganz toll dachte ich mir.

seitdem kämpfe ich jeden tag. ich habe nämlich keine lust meinem kind beim sterben zuzusehen.
Oh Mann, was ne Geschichte!!!! Ihr habt mein volles Mitgefühl!

Trotzdem ist er ja jetzt in einem Alter, in dem er seine Gedanken/Gefühle/Ängste/etc. richtig artikulieren kann. Wie sieht er selbst das ganze denn? Er sieht ja seine Freunde Essen in der Schule, auf Geburtstagen etc.
Was geht da in ihm vor?
Wie kommt er kräftemäßig zurecht, der Schulalltag und die Wege die er zu erledigen hat? Sport wird er ja sicher keinen machen. Wie verbringt er seine Nachmittage? Hat er Geschwister? Wie verhält er sich am Essenstisch?
Viele Fragen, ich weiß und sie kommen aus reiner Neugierde. Ich habe noch nie von einem solchen Fall gehört und kann mir vorstellen, dass du schreckliche Angst um dein Kind hast.

R.
 
Oh Mann, was ne Geschichte!!!! Ihr habt mein volles Mitgefühl!

Trotzdem ist er ja jetzt in einem Alter, in dem er seine Gedanken/Gefühle/Ängste/etc. richtig artikulieren kann. Wie sieht er selbst das ganze denn? Er sieht ja seine Freunde Essen in der Schule, auf Geburtstagen etc.
Was geht da in ihm vor?
Wie kommt er kräftemäßig zurecht, der Schulalltag und die Wege die er zu erledigen hat? Sport wird er ja sicher keinen machen. Wie verbringt er seine Nachmittage? Hat er Geschwister? Wie verhält er sich am Essenstisch?
Viele Fragen, ich weiß und sie kommen aus reiner Neugierde. Ich habe noch nie von einem solchen Fall gehört und kann mir vorstellen, dass du schreckliche Angst um dein Kind hast.

R.
ja, in der schule (jetzt 4. klasse) hat er ab mittag mit starkem leistungsabfall zu kämpfen. da geht nichts mehr. keine konzentration, keine kraft mehr.
es hat ihn auch die ganzen jahre über überhaupt nicht beeindruckt, wenn seine freunde neben ihm gegessen haben.
mittlerweile ist es schon so, dass er seinen alltag und die aktivitäten vom essen abhängig mach. gestern wäre eine halloween-party gewesen, aber er ist nicht hin, weil es da nur sch.... essen gibt.
in der schule war letztes jahr "lese-nacht". er wollte da nicht teilnehmen, weil es am nächsten morgen ein "gemeinsames gesundes frühstück" gab.
wenn er mit uns am tisch sitzt (wir haben feste regelmäßige Zeiten), schaut er uns mehr oder weniger nur zu und seufzt vor sich hin.

sein bester freund versucht es auch immer wieder mal ihn zu ermutigen, aber da geht er überhaupt nicht drauf ein. er sagt, dass er es weis, aber ER KANN NICHT. warum: weil es ekelig ist.
 
was er isst, ist hauptsächlich trocken, z. B. brot, brötchen, breze, nudeln ohne alles. mit viel glück mal ne banane.
ansonsten nichts. kein fisch, kein fleisch, mal ein stück schokolade. aber auch nur alpenmilch. wehe es ist ne nuss oder erdbeere drin....
trinken: apfelsaftschorle, selten eistee, sehr selten kaba.
wir haben schon diese hochkalorische getränke aus der apotheke probiert, aber die schmecken ihm ja nicht und somit trinkt er die auch unter keinen umständen.

ich habe das gefühl, hier verstanden zu werden. in meinem umfeld gibt mir jeder immer nur die "gut gemeinten" ratschläge. aber die verstehen nicht im entferntesten was das alles bedeutet.




Deine Aufzählung, da ist fast kein Eiweiß dabei.
Weiß nicht, ob für ihn so ein Eiweißshake was wäre, was Sportler zu sich nehmen, das schmeckt vielleicht anders als Zeug aus der Apotheke. Gibt es in allen Geschmacksrichtungen, auch neutral.


Ja, andere Leute verstehen das nicht. Ist ja auch schwer und wie man sieht, haben es die Ärzte auch nicht hingekriegt.

Mit Druck erreicht man da nichts.
Es ist schlimm, daß er schon anfängt, sich zu isolieren wegen dem Essen, er merkt, wie bedeutsam das in der Gesellschaft ist und daß er dadurch, daß er es nicht kann, anders ist.
Das belastet ihn sicher.


Wie sieht es eigentlich mit seinem Geruchssinn aus?
Falls sein Geschmackssinn ungeübt ist, was er sicher ist, verlässt er sich auf den Geruchssinn, und wenn da was nicht stimmt, dann macht Essen keinen Spaß.
 
Das hört sich irgendwie ganz ähnlich wie Mutismus an, nur mit Essen statt mit Sprechen. :confused:

Und das mit regelmässigen Infusionen geht nicht?
 
im krankenhaus hatte er ja genusstraining. da musste er etwas in den mund nehmen und mit der zunge erkunden wie die konsistenz ist. also er weich oder hart, krümelig oder glatt. das hat alles geklappt.
 
Das hört sich irgendwie ganz ähnlich wie Mutismus an, nur mit Essen statt mit Sprechen. :confused:

Und das mit regelmässigen Infusionen geht nicht?

im krankenhaus haben die erstmal davon abgesehen, ihm irgendwelche horrorbilder von wegen künstlicher ernährung zu zeigen. dann hätte er wahrscheinlich total blockiert.

ich meine ja, dass vielleicht hypnose irgendwas bringen könnte.
aber ich finde niemanden, der das bei kindern macht.
 
Hallo Meudl,

da du nach Therapeuten gefragt hast, der auch Kinder behandelt, ist mir Andreas Krüger aus Hamburg eingefallen.

http://www.praxis-andreas-krueger.de/

Er hat mit Luise Reddemann zusammengearbeitet, die eine Trauma-Spezialistin ist.

Vielleicht kennt er jemanden in eurer Nähe?

Oder hier die Seite der Kinderklinik aus München, die sehr bekannt ist:
http://www.kjp.med.uni-muenchen.de/index.php

Es gibt Hilfe für deinen Sohn, da bin ich mir sicher. Ich drück dir die Daumen dafür.

Pluto
 
Hallo Meudl,

da du nach Therapeuten gefragt hast, der auch Kinder behandelt, ist mir Andreas Krüger aus Hamburg eingefallen.


Er hat mit Luise Reddemann zusammengearbeitet, die eine Trauma-Spezialistin ist.

Vielleicht kennt er jemanden in eurer Nähe?

Oder hier die Seite der Kinderklinik aus München, die sehr bekannt ist:


Es gibt Hilfe für deinen Sohn, da bin ich mir sicher. Ich drück dir die Daumen dafür.

Pluto

Danke für den Link. Ich werde auf jeden Fall mal Kontakt aufnehmen.

Ich danke Euch allen sehr für die Antworten.
Ich bin zwar erst seit gestern hier, aber ich fühle mich gut aufgehoben bei Euch.

Vielen Dank
 
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Ob Kiefer und Schädelknochen richtig stehen und keine Spannungskopfschmerzen verursachen, würde ich mal bei einem Osteopathen untersuchen lassen. Spannungskopfschmerzen nimmt man nicht unbedingt als schmerzhaft wahr, sie verursachen eine Migräne, die verusacht Ekel und Würgereiz. Daher der Gedanke.

lg
 
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