Reisegedichte 2006

Regina

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Was die Liebe verbindet, kann der Schmerz nicht trennen


Auch wenn es den Anschein haben wird, weil Du nicht mehr da bist.
Auch wenn es den Anschein haben wird, da ich nicht mehr da bin.

Auch wenn es den Anschein haben wird, da ich Dich nicht mehr berühren kann.
Auch wenn es den Anschein haben wird, da Du mich nicht mehr berühren kannst.

Auch wenn es den Anschein haben wird, da ich Dich nicht mehr mit meiner Welt teilen kann.
Auch wenn es den Anschein haben wird, da ich nicht mehr an Deiner Welt Teil habe.

Auch wenn es den Anschein haben wird, da ich Dich nicht mehr zu betrachten vermag.
Auch wenn es den Anschein haben wird, da Du mich nicht mehr zu betrachten vermagst.

Auch wenn es den Anschein haben wird, da Deine Stimme nicht mehr erklingt, obgleich ich da bin.
Auch wenn es den Anschein haben wird, da meine Stimme nicht mehr erklingt, obgleich Du da bist.

Es wird so scheinen, als wärest Du fortgegangen.
Es wird so scheinen, als wäre ich fortgegangen.

Doch was die Liebe verbindet, kann der Schmerz nicht trennen.
Auch dann nicht, wenn es so scheint, als ob es wahr wäre.

(R.S. 12.02.2006)
 
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Ich werden meinen Mund schließen, nicht mehr sprechen, sondern in mir sein.
Ich werden meine Augen schließen, nicht mehr schauen, sondern in mir sein.
Ich werde meine Hände öffnen, nicht mehr greifen, sondern in mir sein.
Ich werde meine Beine strecken, nicht mehr gehen, sondern in mir sein.
Meine Haut wird vergehen, da ich frei geworden bin, alles zu empfinden.
Mein Fleisch wird vergehen, da ich frei geworden bin, von allem bewegt zu werden.
Meine Knochen werden gehen, da ich frei geworden bin, es nichts mehr gibt, dem ich widerstehe.
Da meine Beine mich bewegen, bediene ich mich Ihrer Gunst.
Da meine Hände mich begreiflich machen, bediene ich mich Ihrer Gunst.
Da meine Augen mich sehend machen, bediene ich mich Ihrer Gunst.
Da mein Mund mich sprechen lässt, bediene ich mich seiner Gunst.
Noch klage oder lächle ich, wenn meine Haut mich fühlen läßt, dass sie da ist und ich in Ihr.
Noch meide oder strebe ich, da mein Fleisch mich fühlen läßt, das es da ist und ich in Ihm.
Noch widerstehe ich oder lasse es, da es meine Knochen sind und ich es bin, für den sie sind.

(19.02.06)
 
Mein Mehr hängt doch an Deiner Tür und winkt.
Siehst Du es nicht?
Mein Gut steht still in Deinem Chor und spricht.
Hörst Du es nicht?
Meine Welt ist aufgehängt in jedem Raum.
Fühlst Du sie nicht?
Von Augenblick zu Augenblick ist Ewigkeit.
Erinnerst Du sie nicht?

(22.02.06)
 
Die Klage scheut die Noten
Wie der Schlussakkord den Ton
Obgleich sie noch am Leben
So weicht Ihr ganzes Streben
Dem Augenblick

Sterben sie schon

Der Kampf
Nicht kämpfender Krieger
Es glänzt Ihr nasses Haar
Auch wenn der Regen sie scheut
Verbirgt sie Ihre Schar

Lautlos

Hat einer sie gesehen?
Die Nacht hat sie bezwungen
Es ist kein Schlag gelungen
Und unter Tränen
Heben Sie Erde aus

Unerkannt

Erde wird Sie begraben
Ihr Herz und Ihre Tat
Die Zeit wird Sie verbergen
Die Ernte schuf die Saat

Unbeachtet

Wer beweint die Toten
Die lebend im Kreise gehen?
Die Klage scheut die Noten
Wie der Schlussakkord den Ton

Ruhelos


(R.S. 26.10.2006)
 
Die Macht ist nichts, was einer bewirken könnte
Oder machen
Oder befehlen
Oder vernichten
Oder entwenden
Oder borgen
Oder schenken
Oder finden
Oder lenken

Die Macht ist in Dir
Und in mir
Und in allem
Und kommt von dem Einen
Der in Dir
Und in mir
Und in allem
Was sich hier misst
Und zu erhalten sucht
Ist

Einer der denkt mächtig zu sein
Kennt sie nicht
Einer der denkt prächtig zu sein
Weiß es nicht
Einer der denkt nieder zu sein
Versteht es nicht
Einer der glaubt widrig zu sein
Erkennt es nicht
Einer der denkt einer zu sein
Hat es nicht
Einer der versteht eins zu sein
Spricht es nicht


(R.S. 27/10/2006)
 
Das Blatt ist weise, das sich im Zweig erkennt
Und geht nur leise, wenn fort der Wind es trägt,
So stirbt nur einer, der sich sicher wägt,
Doch so stirbt keiner, der sich verloren wähnt.

Ein Blatt das fällt, tut keinem Sommer Not,
ein Blatt das fällt, verkündet keinem Baum den Tod.

Doch keiner würde den Herbst leugnen,
wenn die Blätter fallen,
nur einer der da ruft: „Die Bäume sterben!“
würde ausgelacht werden
von jeden, der um den Frühling weiß.
Den Neubeginn,
da nun die Bäume sich in Ihrem Seien
neu gestalten
und Blätter entfalten,
damit sich bildet ein Kreis.

Der Tod ist kein Tod, wenn man es weiß.

Der Baum ist weise, der sich im Wald erkennt
So stirbt er leise, wenn der Tod Ihn fällt.

Wenn Du Ihn fallen hörst,
so mag er träumen
oder die Frist säumen,
die Ihm gestellt.

Doch ein Baum der gesetzt,
ersetzt noch keinen Wald.

Niemand würde es leugnen, wenn der Wald fehlt,
auch wenn ein Baum gesetzt wurde
und ruft da einer: „Der Wald lebt!“,
würden die, die den Wald erinnern,
weinen,
da der Baum lebt, obgleich der Wald Ihm fehlt.

Kein Baum für sich kann einen Wald gestalten
oder sich zu Ihm entfalten,
mutterlos in einen leeren Raum gestellt.
Sein stummes Leiden endet nicht,
hier endet seine Kraft,
obgleich er danach strebt.

Der Tod ist ein Tod, für die, die darum wissen.
Und die, die wissen, woher etwas kommt und wohin etwas geht,
halten inne,
wenn der Tod den Nährboden des Lebens,
die Gebärende, fortträgt.


(R.S. 27/10/2006)
 
Burgen entstehen oder vergehen.
Sie werden auf Felsen gebaut
Da man dem Festen vertraut

Was kann entstehen
Ohne zu vergehen
In der Zeit
Die jeden befreit

Oder besiegt

Dies liegt
Im Auge des Betrachters

Wie einer dazu steht
Wenn das Vertraute geht
Das Feste zerreißt
Und das Beständige verweist
wird sich zeigen

Wer hat je ein Gewitter gesehen
Ohne Wind, der sich erhebt?
Ein Meer ohne Welle?
Eine Erde ohne Grund?
Einen Tag ohne Stund?

Würde man nicht Steine aus Felsen hauen,
würde man Häuser bauen?
Und selbst der Bau einer Burg
beginnt mit nur einem Stein...

Ohne diesem Stein
Könnte die Burg
Niemals Sie selber sein

Der Baumeister vertraut dem Stein
Die Burg vertraut sich beiden an
Und durch Baumeister und Stein
Und unsichtbare Schaffenskraft
Entsteht ein Schein von Sein
der Burg
Im Augenblick

Im Licht von Beiden
Durch Schöpfungswerk vereint
Gewinnt die Burg an Zeit.

Die Burg, der Mann, der Stein, das Sein
bis sie vorübergehen
und durch jenes Vergehen
von Mann und Burg und Sein
der Stein sich wieder wandeln kann.

Doch zu welcher Beständigkeit?

Was leitet Ihre Bahn, wer führt sie an?

Besteht der Stein, wenn Wasser Ihn umtosen?
Besteht das Meer, wenn Winde es umkosen?
Besteht der Wind, wenn nichts mehr ist, das kreist?

Was ist es, das dann währt?
Wer schließt die Kreise
und lässt sie doch auf jene Weise
beständig neu entstehen?

Steine vergehen, wenn Wasser sie umtosen.
Meere verwehen, wenn Winde sie umkosen.
Winde verenden, wenn nichts mehr ist, das kreist.

Wer bewegt sie weiter?
Was beendet das Spiel?
Wer beginnt es neu?
Und kommt er mit?


Was ist es, das von all dem
Unbewegt bleibt
Doch alles in sich trägt?

Niemals entsteht
auch nur die kleinste Welle
der winzigste Stein
oder die geringste Bewegung
in seinem Sein.


Regina Svoboda
27/10/2006
 
Hin und her bewegt
Vom Streben nach Meer
Nie in Ketten
Wie die Natur
Des Seins
Nur durch sich selbst begrenzt
Beständig auf dem Weg
Steht schon im Anbeginn das Ziel
Selbst wenn es ausklingt
Und wie Treibgut zu Bodes sinkt

So wird es auferstehen
Es kennt kein Totenbett

Ungeachtet der Befreiten, der beschränkten
Oder veränderten Gezeiten
Ändert es sich nicht
Und wandelt sich doch
Wie das Meer

Treibend
Tosend
Drückend
Hemmend
Schwemmend

Bleibt das Leben
Doch es selbst

Sobald es hervortritt
Und Gebiert die Reise


(R.S. 27/10/2006)
 
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Ich sage DANKE! :)
schön das es etwas in Dir zum Klingen bringen kann und ein Echo erzeugt
(ist schließlich der Grund warum ich es hier aufschreibe...damit ein Echo erzeugt werden kann für den, der es möchte..)
LG
Regina
 
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