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Zen und Quantenphysik im Gespräch 16.09.2008
Freisinger Tagblatt: Herr Walter, wie sind Sie auf die Idee gekommen, mit dem Nobelpreisträger und Quantenphysiker Prof. Dr. Hans-Peter Dürr eine DVD zu produzieren? Können Sie unseren Lesern darüber etwas erzählen?
WW: Es war mir ein großes Anliegen, aufzuzeigen, dass die heutige Wissenschaft der Mystik, also dem Geheimnis des Lebens sehr nahe steht. Die Idee zu einem Film, der Wissenschaft und Mystik miteinander verbindet, trage ich schon seit längerer Zeit mit mir herum. Es waren schließlich die Bücher von Dürr, die in mir die Idee reifen ließen, ein Gespräch mit ihm zu führen. In seinem Buch Wir erleben mehr als wir begreifen spricht der Alternative Nobelpreisträger und Schüler von Heisenberg über Quantenphysik und Lebensfragen und die Zusammenhänge von Naturwissenschaft und Spiritualität, vor allem aber darüber, was die Wissenschaft nicht fassen kann. Das hat mich neugierig auf diesen Mann gemacht, der mit seinen fast 80 Jahren so offen und ehrlich darüber spricht. Als ich einem meiner Zen-Schüler, der auch Regisseur ist, von diesem Vorhaben erzählte, war er ganz begeistert und hat alles in die Wege geleitet. War nur noch die Frage zu klären: Wer finanziert das alles? Doch nachdem wir gemeinsam alles Geld zusammengekratzt haben, war der Weg frei.
FT: Kann das auch ein normaler Mensch verstehen?
WW: Natürlich. Und er wird sehr nachdenklich werden, wenn er hört, dass die Welt der Objekte um uns herum fragwürdiger denn je geworden ist.
FT: Dies beschreiben Sie ja auch öfters in Ihrer Kolumne Augenblicke.
WW: Das ist richtig. Wir haben eben nur ein sehr unscharfes Bild von Wirklichkeit. Die Welt dahinter sieht ganz anders aus, nicht so, wie es uns der Verstand erleben lässt. Wir erleben tatsächlich mehr als wir mit unserem Verstand begreifen. Oder anders gesagt: Die Welt ist viel lebendiger als es uns scheint.
FT: Wie meinen Sie das?
WW: Wir leben in einem großen Zusammenhang und sind vernetzt mit Allem. Menschen, die das erleben, beginnen verantwortungsbewusster mit der Natur umzugehen. Wenn man die alten Schriften der Indianer liest, wird einem klar, was uns verloren gegangen ist. Das Ganze ist eben mehr, als die Summe seiner Teile.
FT: Ihre DVD trägt den Titel: Die erste Wirklichkeit.
WW: Das ist richtig. Ich meine damit die Wirklichkeit, wie sie wirklich ist, nicht die verstandesmäßige, eingeengte Wirklichkeit. Wenn man diese beiden Wirklichkeiten miteinander vergleicht, ist es etwa so, wie wenn der Mensch durch einen Strohhalm in den Himmel schaut und sagt: Aha, so groß ist der Himmel. Die Quantenphysik hat in den letzten Jahrzehnten eine Tür aufgestoßen und steht nun vor einer Offenheit, die dem herkömmlichen Physiker versperrt ist. Diese Offenheit ist letztendlich das Geheimnis alles Lebendigen. Oder wie es Dürr ausdrückt: Die Materie ist die Kruste des Geistes. Damit ist die Quantenphysik der Mystik sehr nahe.
FT: Haben Sie dazu ein Beispiel?
WW: Dürr spricht beispielsweise von einem Stein, den wir anfassen. Wir erleben dabei nicht nur den Stein, den wir berühren, sondern zugleich auch unsere Hand, also letztlich erfahren wir uns selber. Das Anfassen wird für mich zu einem Gesamterlebnis und ich weiß nicht, wo die Grenze verläuft. Wer berührt hier wen? Das ist das große Geheimnis, von dem Dürr und Zen spricht.
FT: Das verändert die alte gewohnte Vorstellung von einer Welt, wie ich sie habe.
WW: Ja. Genau an diesem Punkt geht die Sicherheit in die moderne Physik verloren. Natürlich tun wir uns schwer, wenn uns jemand sagt: Es gibt diese Welt außerhalb von uns streng genommen gar nicht, sondern nur das Erlebnis, das wir davon haben. Es gibt keine scharfe Trennung von meinem Ich und der Welt.
FT: Aber ist dann auch Wissenschaft fraglich geworden?
WW: Hans-Peter Dürr bestreitet das nicht. Man weiß ja, dass der Mensch, der hinter einem Versuch steht, das Ergebnis des Versuchs maßgeblich beeinflusst, auch wenn er davon nichts mitbekommt.
FT: Das klingt alles sehr interessant. Wie lange dauert dieses Gespräch?
WW: Das Gespräch dauert fast 3 ½ Stunden und gliedert sich in vier Teile. Der erste Teil spricht von der Verstümmelung der Wirklichkeit. Es geht dann weiter mit: Wie unterhält man sich über Nichts? Der Urknall ist jetzt Die Evolution des Bewusstseins und Zukunftsvisionen Veränderung geschieht da, wo ich bin.
FT: Vielen Dank für dieses Gespräch.