4.2.1. Einfluß auf den Hormonhaushalt
Unter dem Einfluß schwacher Magnetfelder verändert sich die Ausschüttung des körpereigenen Hormons Melatonin [z.B. Semm 1980, Wilson et al 1986/1990, Lerchl 1992, Löscher 1993 u.v.a.]. Melatonin wird in der Zirbeldrüse (im Gehirn) produziert und unterliegt starken Tag-/Nacht-Schwankungen. Die Hauptsteuerung der Produktion erfolgt über den Lichtreiz auf der Netzhaut. Sie läßt im Alter stark nach. Noch vor wenigen Jahren maß man der Zirbeldrüse keinerlei Bedeutung bei; inzwischen ist bekannt, daß Melatonin beim menschlichen Biorhythmus, bei der Fortpflanzung, bei Wachstum und Immunsystem eine Funktion erfüllt [z.B. Moore-Ede 1992, Wilson et al 1990]. Melatonin hat die Eigenschaft, stark reaktionsfreudige Moleküle an sich binden zu können und dadurch möglicherweise krebshemmend zu wirken. Direktere Folgen einer gehemmten Melatoninproduktion könnten Schlafstörungen, degenerative Veränderungen (Alzheimer, Parkinson) und psychische Beeinträchtigungen (Depressionen) sein, wobei es sich hier nach wie vor um Verdachtsmomente handelt [NRCP 1995].
4.2.2. Einfluß auf Zellebene
Durch magnetische und auch elektrische Felder im haushaltsüblichen Bereich kann der Kalziumstoffwechsel in den Zellen beeinflußt werden [z.B. Bawin/Adey 1976, Blackman 1988,1990]. Dies heißt, daß vermutlich durch die Änderung der Eigenschaften der Zellmembranen die Menge des Kalziumaustritts aus den Zellen verändert wird. Da der Austausch von Kalziumionen ein wichtiges Kommunikationsmittel zwischen dem Zellinnern und seiner Umgebung darstellt, kann dies eine Störung der Zellkommunikation zur Folge haben. Was dies in letzter Konsequenz bedeutet, ist noch weitgehend unklar. Die für die Melatoninbildung notwendigen Enzyme benötigen jedoch Kalzium [Katalyse 1995]; des weiteren ist die Steuerung des Größenwachstums von Zellen sowie die Bildung der Erbsubstanz stark vom Kalziumstoffwechsel abhängig [Goodman 1989].