Meditation und Psychotherapie

Energeia

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Hallo,

es geht mir in diesem Thread um das Verhältnis von Meditation und Psychotherapie.
Ich möchte zu Beginn einige Autoren zitieren, die sich zu diesem Thema geäußert haben.


Jack Kornfield
(geb. 1945) Dr. phil. Psychologe und Psychotherapeut, Meditationslehrer


ein gekürzter Ausschnitt:
" Selbst die besten Meditierenden haben alte Wunden zu heilen

Für die meisten Menschen genügt die Übung der Meditation allein nicht aus. Im besten Fall ist sie ein wichtiger Teil des komplexen Weges der Öffnung und des Erwachens.
Für das spirituelle Leben halte ich es für sehr wichtig, die Aufmerksamkeit den eigenen Schattenseiten zuzuwenden, also jenen Aspekten unseres Selbst und unserer Praxis, die uns noch nicht bewusst sind. Als Meditationslehrer bin ich fest vom Wert der Meditation überzeugt. Intensive Übungsperioden können uns helfen, die Illusion des Abgetrenntseins aufzulösen, sie können tiefgründige Einsichten und bestimmte Arten tiefer Heilung hervorbringen.
Dennoch hat intensive Meditation ihre Begrenzungen. Wenn ich nun über diese Begrenzungen spreche, will ich das nicht theoretisch tun, sondern unmittelbar aus meiner eigenen Erfahrung und aus meinem Herzen.

Auf der einen Seite gibt es diejenigen, die zur Meditation gekommen sind, nachdem sie mit traditioneller Psychotherapie gearbeitet haben. Obwohl die Therapie für sie wertvolle Erfahrungen brachte, haben deren Begrenzungen sie dahin gebracht, nach einer spirituellen Praxis zu suchen. Für mich war es umgekehrt.
Währen dich außerordentlich profitiert habe von der Übungspraxis, wie sie in thailändischen und burmesischen Klöstern, in denen ich übte, angeboten wird, musste ich zwei beunruhigende Dinge feststellen.
Erstens, dass es Schwierigkeiten in wichtigen Bereichen meines Lebens gab, die selbst sehr tiefe Meditation nicht anrührte: Einsamkeit, intime Beziehungen, Beruf, Kindheitswunsch und Angstmuster.
Zweitens: unter den mehreren Dutzend westlichen Mönchen (und vielen asiatischen Meditierenden), die ich während meiner Zeit in Asien traf, war, mit einigen wenigen bemerkenswerten Ausnahmen, für die meisten die Meditation in wesentlichen Bereichen ihres Lebens keine Hilfe. Viele hatten tiefe innere Wunden, waren neurotisch, voller Ängste oder traurig, und sie gebrauchten die spirituelle Praxis häufig, um problematische Teile ihrer selbst vor sich zu verbergen oder ihnen auszuweichen.

Als ich in den Westen zurückkehrte, um klinische Psychologie zu studieren, und dann begann, Meditation zu lehren, bemerkte ich ein ähnliches Phänomen. Mindestens die Hälfte der Schüler, die zum Drei-Monate-Retreat kamen, konnten die einfachen Übungen der bloßen Aufmerksamkeit nicht machen, weil sie an einer großen Menge ungelöster Trauer, Angst, inneren Verwundungen und unerledigter Geschäfte aus der Vergangenheit festhielten. Ich hatte auch die Gelegenheit, weit fortgeschrittene Meditierende zu beobachten – darunter erfahrene Zen-Übende und Übende des tibetischen Buddhismus – die kraftvolle Samadhi sowie tiefe Einsicht in Nicht-Dauer und Selbstlosigkeit entwickelt hatten. Die meisten dieser Meditierenden hatten auch nach vielen intensiven Retreats immer noch große Schwierigkeiten, in wichtigen Bereichen ihres Lebens - etwa bezüglich Angst, Arbeitsproblemen, Beziehungswunden und Herzensverhärtungen - das Anhaften und die Unbewusstheit aufzulösen. Sie suchten aber weiter danach, wie man den Dharma leben könne, und kamen immer wieder zu Meditationsretreats, um nach Hilfe und Heilung zu suchen. Doch die Sitzpraxis selbst, mit ihrer Betonung auf Konzentration und Loslösung, lieferte oft nur den Weg, sich weiter zu verstecken und den Geist regelrecht von den schwierigen Bereichen des Herzens und Körpers abzutrennen.

Diese Probleme existieren für viele Meditationslehrer genauso. Viele von uns haben ein sehr unintegriertes Leben geführt, und nach tiefer Übung und anfänglicher Erläuchtungserfahrungen ließ unserer Sitzpraxis wichtige Bereiche unseres Sein unbewusst, angstbesetzt oder ausgegrenzt. [...]

Einige hilfreiche Schlussfolgerungen für unsere Praxis:

1. Für die meisten Menschen ist die Meditationspraxis nicht ausreichend. Im besten Fall ist sie ein wichtiger Teil des komplexen Weges der Öffnung und des Erwachens.
2. Die unterschiedlichen Teile unseres Geistes und unseres Körpers sind für Achtsamkeit lediglich teildurchlässig. Achtsamkeit ist nur dann wirksam, wenn wir gewillt sind, unsere Aufmerksamkeit auf jeden Bereich des Leidens in uns zu richten. Das heißt nicht, wie viele befürchteten, in unseren persönlichen Geschichten hängen bleiben. Vielmehr geht es darum, sich ihnen zuzuwenden, damit wir uns von den großen und schmerzvollen Blockaden unserer Vergangenheit tatsächlich befreien. Solch eine Heilarbeit lässt sich oft am besten in einer therapeutischen Beziehung mit einem anderen Menschen erreichen.
3. Im großen und ganzen sind westliche Therapien in vielen Bereichen des Wachstums (alte Trauer, Kommunikation und Beziehungsfähigkeit, Sexualität und Intimität, Karriere und Beruf, Ängste, frühe Wunden) viel rascher und erfolgreicher als Meditation.
4. Heißt das nun, wir sollten Meditation gegen Psychotherapie eintauschen? Ganz und gar nicht. Auch Therapie ist nicht die Lösung. Bewusstheit ist es! Und Bewusstsein wächst spiralenartig. Wenn Du Freiheit suchst, dann ist das Wichtigste, was ich dir sagen kann, dies, dass spirituelle Praxis immer in Spiralen entwickelt. Es gibt dabei innere Zeiten, in denen Stille nötig ist. Auf dies folgen äußere Zeiten, in denen die Erkenntnisse der Stille ins Leben umgesetzt und integriert werden müssen. Dann gibt es auch Zeiten, wo man Hilfe erfährt durch eine tiefe therapeutische Beziehung mit einem anderen Menschen. Die alles sind gleich wichtige Phasen der Praxis.“


Jack Kornfield (geb. 1945) Dr. phil. Psychologe und Psychotherapeut, Meditationslehrer


Anselm Grün

Dr. theol., katholischer Priester und Benediktinermönch, Benediktinerabteleiter, geistlicher Begleiter und Kursleiter für eine Vielzahl von spirituellen Angeboten.

„In meiner Arbeit in unserem Recollectionhaus – einem Haus für Priester und Ordensleute – merke ich, dass viele Priester oder Ordensleute ihren geistlichen Weg nicht deshalb wählten, weil sie die Lebensfreude suchten. Sie sind aus dem Leben geflüchtet. Wer ins Kloster geht, um den Lebensproblemen auszuweichen und in der Ordensgemeinschaft einen bequemeren Weg zu suchen, kann hier kaum Gott finden.“

„Aufgrund meiner Erfahrung als Seelsorger mit Priestern, Ordensleuten und gläubigen Laien konnte ich feststellen, dass es im Menschen u.a. zwei Grundkräfte gibt, die dem Ideal, das er sich von sich selbst gemacht hat, widersprechen. Deshalb versuchen wir diese zu verdrängen. Es handelt sich um die beiden wichtigsten Lebensenergien: um die Aggression und die Sexualität. Das Probleme ist dabei, dass wir zur Verdrängung und Unterdrückung dieser mächtigen Kräfte unsere ganze Lebensenergie verbrauchen, wobei das Ergebnis höchst fragwürdig ist. ... Spirituelle Menschen erleben die Sexualität oft als eine eigene Kraft, die ihre spirituellen Gedanken stört und sie aus dem inneren Gleichgewicht bringt. Die Verdrängung der Sexualität hat aber auch ihre Ursache in einer tiefen Angst vor der Sexualität, wie sie vor allem die römisch-katholische Sexualmoral seit Jahrhunderten geprät hat. Sie war viel zu sehr auf die Unterdrückung der Sexualität konzentriert, statt sich mit ihrer Verwandlung zu beschäftigen. Sie hat die Sexualität nicht als Quelle der Spiritualität gesehen, wie das die Mystik immer tat."

„Die Psychologie bietet also ein wichtiges Kriterium für die Echtheit des Glaubens. Dort, wo der Glaube und das spirituelle Leben zum Aufleben, zur inneren Freiheit, zum Frieden im Herzen und zum Einklang mit sich selbst führen, handelt es sich um einen gesunden Weg.“

„Die Aggression ist oft ein Weg, überhaut zur Vergebung zu kommen. Die Vergebung steht nämlich nicht am Anfang der Wut, sondern am Ende.“


Richard Stiegler

Meditationslehrer (vertiefte Schulung in der Vipassana-Meditation) und Psychotherapeut.

„Trotzdem beinhalten beide Perspektiven einen wichtigen Aspekt für menschliches Reifen, und wenn wir verstehen, auf welchen Reifeschritt sich die jeweiligen Perspektive bezieht, machen sie beide Sinn und ergänzen einander. Das wird in den letzten Jahren zunehmen von MeditationslehrerInnen und TherapeutInnen erkannt es finde eine breite Entwicklung und gegenseitige Öffnung statt.“

„Der erste Entwicklungsschritt, der vor allem durch die Psychotherapie unterstützt wird, ist die personale Entwicklung. ... Bildlich gesprochen gibt es Bereiche, die im Schatten liegen, und es gilt, dort wieder Licht hinzubringen, um als Mensch immer vollständiger zu werden.“
„Je mehr wir innere, verdrängte Anteile zulassen, umso vollständiger und integrierter werden wir.“

„Wenn sich diese Integration zu einer persönlichen Vollständigkeit vollzogen hat, gibt es dann noch die Notwendigkeit für eine spirituelle Entwicklung? ... Wie können wir glücklich werden, wenn unsere Erwartungen und Bedürfnisse an das Leben und das Leben selbst so oft so weit auseinander klaffen? ... Diese und ähnliche Fragen markieren den Übergang zur transpersonalen Entwicklung. So wird irgendwann natürlicherweise eine spirituelle Sehnsucht in uns erwachen.“

„Das kann jedoch in eine Sackgasse führen, die ich immer wieder bei Meditierenden beobachte. Eine Person, die beispielsweise sehr kontaktscheu ist, könnte sich lieber schweigende Meditationspraxis wählen als Selbsterfahrungsgruppen, die mit Begegnung arbeiten. Das hat jedoch zur Folge, dass ihre problematischen Lebensmuster sich durch die Kompensation immer weiter verfestigen.“


Ken Wilber

u.a. langjährig Schulung in Zen-Meditation

„Anders gesagt, Meditation und Psychotherapie zielen auf ganz verschiedene Ebenen der Psyche ab. ZEN beseitigt nicht unbedingt Neurosen, und das ist auch nie sein Zweck gewesen. Mann kann sogar ein ziemliche starkes Zeuge-Bewusstsein entwickeln und trotzdem neurotisch sein. Sie sind dann aber einfach Zeuge ihrer Neurose und können dadurch ganz gut mit ihr leben – aber die Neurose selbst ist damit nicht bereinigt. Ein derangiertes Gefühlsleben heilt ZEN ebenso wenig wie einen gebrochenen Knochen.“

„Meditation kann die Psychotherapie unterstützen, weil sie das Zeuge-Bewusstsei festigt, und sie kann bei der Bereinigung mancher Probleme eine Hilfe sein. Psychotherapie kann die Meditation fördern, indem sie das Bewusstsein von seinen Verdrängungen und aus seiner Verstrickung in die niederen Ebenen befreit. Darüber hinaus jedoch sind Ziele, Methoden, Dynamik völlig verschieden.“


Diese Zitate stammen aus dem Buch "Was heilt uns?" Zwischen Spiritualität und Therapie. Hrsg. von Michael Seitlinger. Darin äußeren viele Meditationslehrer und Geistliche (Grün, Drewermann, Hell, Schellenbaum, Jellouschek, Frick, Wilber, Ostertag, Stiegler, Galuska) eine ähnliche Meinung zu diesem Thema.

Liebe Grüße,
Energeia
 
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Interessant: Es gibt an der Naropa University in Boulder (Colorado) einen Studiengang "Kontemplative Psychotherapie", in der die Brücke zwischen Meditation und Psychotherapie Thema der Ausbildung ist.

Kurz googeln sollte reichen, um das zu finden.

Falls jemand sonst noch ähnliche oder vergleichbare Ausbildungsangebote kennt oder auch Insitutionen, die sich mit dem Thema beschäftigen, würde mich das interessieren.
 
Hallo !

Eine Frage !

Im besten Fall läuft die Meditation, in die Gedankenleere, mit dem Ziel
sich aus dem Verstand, dem Ego und aus dem im Unterbewußsein zu
befreien, um so alte Programmierungen, alte Blockaden, alte Grenzen
zu überwinden und hin zum wahren ICH, wo das universelle Wissen ist.
Also hin zur Gesundheit, hin zum Wohlergehen, hin zur Intuition.

Und wie soll das eine Psychotherapie schaffen, die von Verstand
zu Verstand läuft, verknüpft mit dem Ego und verknüpft mit Honorar ?
 
Im besten Fall läuft die Meditation ... hin zum wahren ICH, wo das universelle Wissen ist.
Also ... hin zur Intuition.

Und wie soll das eine Psychotherapie schaffen, die von Verstand
zu Verstand läuft, verknüpft mit dem Ego und verknüpft mit Honorar ?

In den Zitaten von Energeia ging es ja nicht um Psychotherapie statt Meditation, sondern um den zusätzlichen Einsatz von Psychotherapie zur Unterstützung von Meditation zur Erlangung der SELBST-Identifikation (bzw. der Erleuchtung, bzw. ...).
--> siehe dazu meinen Anhang "DoppelwesenMensch in 7 BewusstseinsEbenen" im Thread "Erleuchtung, was ist das?" https://www.esoterikforum.at/forum/attachment.php?attachmentid=5964&d=1174067955

Durch Meditationtechniken kannst du zwar deinen Bewusstseinsfokus aus dem Niederen Selbst (unteres Oval) anheben ... möglicherweise in die abstrakte Denkebene hinein (oberes Oval), aber ob du es schaffst bis in die Intuitionelle Ebene hinein, hängt eben stark davon ab, ob du in deinem Niederen Selbst bzw. in deiner Persönlichkeit noch unverarbeitete Konflikte, Traumen (oder auch noch Defizite) mit dir rumträgst.
(--> siehe mein Schaubild "Traumen bzw. Konflikte als Erlebnis-Bewertungs-Konglomerat" https://www.esoterikforum.at/forum/attachment.php?attachmentid=6184&d=1177259542)

Solche noch bestehenden Traumen bzw. Konflikte werden eben nicht automatisch durch die Schwingungungserhöhung (bzw. Einbau von Substanzen höherer Unterebenen der Haupt-Bewusst-Seins-Ebenen) mittels Meditation aufgelöst bzw. transformiert, sondern dies muss mit besonderen Techniken extra bzw. zusätzlich geschehen!

Schon im klassischen Raja-Yoga (Patanjalis Lehrsprüche) wird darauf hingewiesen!!!
Im 2. Buch - Die Stufen der Vereinigung - Lehrspruch 40 geht es um "Reinheit"; es wird dort (Erläuterung von Alice A. Bailey: Der Yoga-Pfad) unterschieden zwischen:
  • äußerer Reinheit – physischer Körper
  • magnetischer Reinheit – Ätherkörper
  • emotionaler Reinheit – Astralkörper
  • mentaler Reinheit – Mentalkörper

BAILEY, S.191 f schreibt dazu:

„Es ist genauestens zu beachten, dass diese Reinheit die Substanz betrifft, aus der ein jeder dieser Träger besteht. Die Reinheit wird auf dreierlei Art erlangt:
1. Durch Aussonderung der unreinen Substanz oder jener Atome und Moleküle, die den freien Ausdruck des Geistes beeinträchtigen und ihn an die Form binden, so dass er weder unbehindert einströmen noch frei sich entfalten kann.
2. Durch Aufnahme solcher Atome und Moleküle, die auf eine Form hinarbeiten, durch die sich der Geist in angemessener Weise auswirken kann.
3. Durch Schutz der gereinigten Form vor Verunreinigung und Verderbnis.''


Mit dem Punkt 1 "Aussonderung der unreinen Substanz..." ist - psychotherapeutisch ausgedrückt - genau das gemeint:
Das Erfahrungsgut unserer Traumen bzw. Konflikte (abgespalten im Erlebnis-Bewertungs-Konglomerat) in das Gesamterfahrungsgut (bzw. ins Bewusstsein) übernommen bzw. integriert... und die eingefrorene negative Gefühlssubstanz recycelt!


fhedor
 
es geht mir in diesem Thread um das Verhältnis von Meditation und Psychotherapie
Hallo Energeia,

Das ist eher ein historisches Problem als ein inhaltliches. Die naturwissenschaftliche Psychotherapie hat sich zu einem großen Teil aufbauend auf der bewußt atheistisch gehaltenen Psychoanalyse von Sigmund Freud und seinen SchülerInnen entwickelt.

Gleichzeitig war Psychotherapie lange Zeit für etablierte Kirchen ein rotes Tuch.

INHALTLICH gehören Spiritualität, Psychotherapie und somatische Medizin in einem ganzheitlichen Menschenverständnis natürlich zusammen. Solche Ansätze gibt es bereits einige : Transpersonale Psychotherapie, spirituelle Psychotherapie, schamanistisch-spirituelle Aufstellungsarbeit, Formen der Homöopathie - insbesondere die antroposophische Richtung Rudolf Steiners etc.

Im Grunde liegt es an den Therapeuten, wie ganzheitlich sie leben und arbeiten. (DIE Psychotherapie gibt es ja nicht - sondern viele PsychotherapeutInnen, die sehr unterschiedlich arbeiten.)

C.G. Jung (als Zeitgenosse von Freud) hatte übrigens diesen ganzheitlichen Ansatz - aber nicht die Breitenwirkung von Freud.

LG, Reinhard
 
Hallo,

es geht mir in diesem Thread um das Verhältnis von Meditation und Psychotherapie.
Ich möchte zu Beginn einige Autoren zitieren, die sich zu diesem Thema geäußert haben.


Liebe Grüße,
Energeia

Hallo, hallo und wo bleibt Chögyam Trungpa in diesem Zusammenhang ? Ich habe mit Interesse diverse Posts von dir gelesen. Vielleicht schaue ich doch öfter wieder in diesem Forum vorbei ...... liebe Grüße
 
Hallo Golfinha,

nach einer Pause schreibe ich seit einigen Tagen wieder hier.

"Chögyam Trungpa" werde ich mir einmal ansehen. Danke für den Tip.

Herzliche Grüße,
Energeia
 
Hallo nochmal,

inwiefern siehst du in diesem Thread einen Zusammenhang zu Chögyam Trungpa"?

Wikipedia schreibt auch Kritisches:
Chögyam Trungpa wird u.a. vorgeworfen, das Verhältnis zu seinen Schülern für zahlreiche sexuelle Beziehungen missbraucht zu haben und die HIV-Infektion seines Schülers und Nachfolgers Thomas Rich („Ösel Tendzin“) geheim gehalten zu haben; Thomas Rich soll die HIV-Infektion zahlreicher Partner wissentlich in Kauf genommen haben. Chögyam Trungpa selbst starb an den Folgen seines Alkoholmissbrauchs.

Beziehst du dich auf diese (angebliche) Schattenseite Trungpas - oder verstehe ich dich falsch?

Herzliche Grüße,
Energeia
 
mahlzeit!

also meiner meinung nach gehören "psychotherapie" und meditation zusammen wie yin und yang. allein durch mediatation bewirkt man sicher nicht viel. also yoga zb. war schon immer aussen und innen.

während man bei der psychotherapie das ganze eben von aussen betrachtet (oder eben betrachtet wird) befindet sich der betrachter bei der mediation im inneren bzw. es gibt ihn garnicht. raya yoga sagt ja auch das man nur wirklich tiefe mediatation erlebt wenn man aussen die richtigen bedinungen erschaffen hat. das bedeutet ein zufriedenes, stabiles, sicherers umfeld was auch das miteinander mit anderen menschen beinhaltet. von aussen wirst du als die person betrachtet die deiner persönlichkeit entspricht (die ja dein verhalten verursacht). diese versucht ja die psychotherapie zu "verbessern". durch karmaeinsicht wird der praktizierende yogi zu seinen eigenen therapeuten.
beim meditieren wiederum lernt man sich ohne "aussen" kennen. jedenfalls ohne "unrealen aussen".
stell dir mal die erleuchtung als eine mathematische formel vor. diese erscheint dir auf den ersten blick so riesig das du beim anblick dieser schon keine motivation hast zu rechnen. jedoch wenn du mal viel zeit dazu investierst sie dir mal genau anzuschauen dann siehst du zb. sich wiederholende sequenzen drinnen oder findest regeln für kurzschreibweisen.
und in der meditation versuchst du dann immer mehr variablen wegzukürzen bis du irgendwann die formel siehs und dir denkst "na war doch klar..."
jedoch wärst du ohne vorarbeit bei der mediation sonst immer vor einer unkompletten formel gestanden die dir nie ein ergebnis geliefert hätte.
so denk ich ihm groben darüber

mfg cloned
 
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Ich habe bisher nur den Text von Jack Kornfield gelesen, aber den fand ich sehr interessant. Ich möchte einmal die Aussage von JK herausgreifen, die mich am stärksten ansprach. Dies war die folgenge Behauptung von JK:

3. Im großen und ganzen sind westliche Therapien in vielen Bereichen des Wachstums (alte Trauer, Kommunikation und Beziehungsfähigkeit, Sexualität und Intimität, Karriere und Beruf, Ängste, frühe Wunden) viel rascher und erfolgreicher als Meditation.

Mit dieser Behauptung stimme ich nicht überein. Ich habe nicht den Eindruck, dass die Psychotherapie in der Lage ist, ernsthafte psychische Erkrankungen zu lösen. Auch die Psychotherapie kennt den Weg zur Genesung, zur Heilung, nicht. Wüsste sie ihn, dann müssten eigentlich alle Psychotherapeuten psychisch gesund sein. Das sind sie aber nicht, denn sie sind genau so krank wie ihre Patienten, die sie vorgeben zu heilen.

Ich glaube auch nicht, dass Physotherapie generell Heilung bewirken kann oder nur sehr eingeschränkt. Bei der Heilung geht es im Endeffekt immer um die Veränderung der Physiologie des Menschen, denn psychische Erkrankung beruht auf einer Störung des Transmitterstoffwechsels (auf einer Störung des Hormonhaushaltes). Man muss sich also überlegen, wie diese Störungen sich entwickelt haben und wie man sie beseitigen kann. Dies kann theoretisch auch durch Psychotherapie geschehen und zwar in der Form, dass der Patient erkennt, welche seiner Handlungen, Gewohnheiten und Verhaltensweisen sich negativ auf die Physiologie auswirken.

Ich persönlich würde keine großen Hoffnungen in die Psychotherapie investieren. Ändert man dagegen seine ungesunde und unnatürliche Lebensweise, dann stellt sich Genesung von ganz alleine, über physiologische Veränderungen, ein. Alle Besuche beim Psychotherapeuten bewirken gar nichts, wenn man nicht die eigene Lebensweise verändert. Die Therapie kann also eigentlich nur darin bestehen, indem wir herauszufinden versuchen, warum wir uns diese ungesunde und unnätürliche Lebensweise angewöhnt haben. Alles andere bewirkt die Natur von selbst.
 
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