Es gilt, auch über diesen Schritt noch hinauszugehen. Das Nichtwissen ist zwar faktisch korrekt, stellt aber noch immer eine subtile "Vergewaltigung" von Gott dar. Woher soll denn der Mensch wissen, wenn er WIRKLICH nichts weiss über Gott, dass er von Gott nichts wissen kann? Richtiger wäre es zu sagen:opti schrieb:Niemand weiß, wer oder was Gott ist. Und wenn wir glauben, Gott oder Gottes Gesetze interpretieren zu können, so irren wir ganz gewaltig. Es mag sein, dass es so etwas wie eine göttliche Ordnung gibt, oder wie auch immer man das bezeichnen möchte. Aber wir sollten uns hüten, dieses in irgendeiner Weise zu interpretieren. Wir können es nur missinterpretieren.
1. "Man kann nichts über Gott wissen, ausser dass man über ihn nichts wissen kann."
ODER
2. "Man kann nichts über Gott wissen. Aber man kann auch das nicht über Gott wissen. Daraus muss geschlossen werden, dass beide Positionen falsch sind."
Das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied zur Position, die NUR besagt, man könne über Gott nichts wissen. Der Unterschied besteht darin, dass der Mensch hier wirklich ganz und gar den Versuch aufgibt, sich von Gott Vorstellungen zu bilden. Vorher ist er noch in seinem Beharren auf Nichtwissen gefangen. (Die christlichen Mystiker benutzen dafür übrigens den Ausdruck "Wolke des Unwissens".)
Das aber bloss am Rande.
Nun, als Heilungsprozess kann man das ganze sehen, man kann es auch als Bewusstwerdungsprozess betrachten. Es sind zwei unterschiedliche aber gleich gültige Perspektiven auf dieselbe Sache.Und dann würde ich es nicht als eine Vereinigung mit Gott betrachten, sondern als einen Heilungsprozess, der allerdings letztendlich zu einer Seligkeit führt, die einem das Gefühl gibt, mit Gott vereint zu sein.
Nun ist die Frage: Vereinigung oder nicht? Ist eine Vereinigung mit Gott überhaupt möglich? Oder handelt es sich bloss um das Gefühl, mit ihm vereint zu sein? (Insbesondere wenn man meinen Einwand von vornherein bezüglich Gottesbilder miteinbezieht hat optis Einwand einiges an Gewicht.) Nun, wenn wir über Gott nichts wissen, wie können wir dann wissen, ob wir mit ihm vereint waren/sind, wenn wir es jemals waren/sind? Aber wenn wir über Gott nichts wissen, wie können wir denn dann wissen, dass wir NICHT mit ihm vereint waren/sind? Tatsächlich wissen wir WEDER das eine NOCH das andere! So lange wir nichts über Gott wissen können, können wir auch nicht wissen, ob es möglich ist, sich mit ihm zu vereinen oder nicht. Auch wenn wir "so ein Gefühl" haben, "mit Gott vereinigt zu sein", dann ist das noch lange kein Wissen, es ist bloss ein subjektiver Eindruck. Wer sagt uns nun, ob es sich eindeutig um eine Einheit mit Gott handelt oder ob es sich eindeutig nicht darum handelt? Dieses Dilemma können wir nicht lösen!