Eigentlich betrachte ich meine Atmung als einen Kreis, in dem keine Unterbrechung mehr stattfindet. Früher, als ich noch nicht so gut atmen konnte, war meine Atmung zackig wie im Lehrbuch: Ein, Aus, Ein, Aus. Nur bei der Betrachtung pathologischer Atemformen wurde ich darauf aufmerksam, daß es überhaupt Atempausen gibt.
Daß es auch im gesunden Atmen Atempausen gibt habe ich dann erst zur Kenntnis genommen, als ich zu meditieren begann und Meditationsliteratur las. Da wurde mir die 4-Phasigkeit erst mal bewußt. Es hat dann Jahre der Übung gebraucht, so sitzen zu können, daß mein Zwerchfell losläßt und die Atmung tatsächlich von alleine geschieht: langsam, geräuschlos, eigentlich kaum. Oft kann ich gar nicht genau sagen, in welcher der 4 Phasen ich nun gerade bin, weil ich es nicht mehr unterscheide. Ich halte nur noch die Achtsamkeit darauf, daß in meinem Körper Sauerstoff ist und ich mich glücklich fühle mit meiner Atmung.
Anfang habe ich differenziert: Einatmung, Pause, Ausatmung, Pause. In der Pause nach der Einatmung habe ich immer gemerkt, daß da eine Grenze ist. Ich habe entdeckt, daß es mein Bewegungsapparat und meine Haltung ist, die mir dieses Begrenztheitgefühl "oben" in der Atmung gibt. Die Verbesserung der Haltung hat dieses Gefühl des "Übervollseins" an der Spitze der Einatmung dann genommen. Ich kann jetzt komischerweise einfach weitereinatmen. Wenn ich im richtigen Tempo weitereinatme, muß ich auch nicht ausatmen. Irgendwie regelt die Lunge es automatisch, CO² nach aussen zu befördern, wenn der Einatmenstrom wirklich ganz minimal ist, eigentlich nur wie ein Gedanken von Einatmung. Die Bewußtheit darüber, daß sie geschieht ist eigentlich auch nicht wichtig. Ein Gefühl dafür reicht.
Und "unten" habe ich immer Angst bekommen. Und meine Bauchorgane habe ich fürchterlich gespürt an diesem Punkt am Ende der Ausatmung. Immer diese Frage: wann geschieht die Einatmung wieder? Kann ich noch etwas mehr ausatmen? Habe ich überhaupt schon alles ausgeatmet? Meist war es nicht der Fall. Und mittlerweile kann ich in der Pause ruhen, dabei fluktuiert mein Bauch etwas, dehnt sich etwas und geht wieder zusammen - ich nehme an ich atme dann, aber ich kann keinen Atemstrom irgendwo spüren.
Yin und Yang. Das sind diese beiden Zustände der Ruhe, und die Ein- und die Ausatmung liegen dazwischen. So entsteht ein Rad. Jede Phase ist im Grunde in jeder Phase enthalten - es sei denn man trennt sie als Beobachter. Man sollte sie aber solange beobachten und üben, bis sie von alleine funktionieren und ineinander ohne Mühe übergehen. Wenn mal eine Pause fehlt ist das auch nicht schlimm. Aber nur so findet man vermutlich den optimalen Rhythmus der Atmung in sich hinaus, der dann zu der metabolischen Lage führt, die die Ausschüttung von Glückshormonen begünstigt. Und diese ermöglichen quasi dann den "letzten Sprung" in die Wahrnehmung des puren Seins. Atmung spielt dann noch eine untergeordnete Rolle im Meditationsprozeß, der Körper ist verlassen, denn sein "letzter" Prozeß, der Atem, wurde vom Beobachter verlassen. So erreicht man dann das Herz (der Meditation), zu dem man nur über die Atmung vordringen kann und in dieser Qualität auf keinem anderen Wege. (Sagen die Schriften, die ich so las, es waren ein paar rund um die Welt.)
lg