aus : Deepak Chopra´s ´ Die göttliche Kraft ´ :
Im Dezember des Jahres 1577 wurde in der spanischen Stadt Avila mitten in der Nacht ein Mönch gewaltsam entführt. Man brachte ihn nach Toledo und warf ihn dort in ein Kirchengefängnis.
Die Entführer waren nicht Banditen, sondern Mitbrüder seines eigenen Karmeliterordens, denn er hatte das schwere Verbrechen begangen, in einem heftigen ordenspolitischen Streit als "Rebell",
Partei für die falsche Seite zu ergreifen. Als Berater eines Karmeliterinnenklosters hatte er - anstatt dies dem Bischof zu überlassen den Nonnen erlaubt, ihre Äbtissin selbst zu wählen.
Aus heutiger Sicht ist dieser Streit so gut wie bedeutungslos. Damals waren die Vorgesetzten des Mönchs jedoch ernsthaft erzürnt. Er wurde grausam gefoltert. Seine unbeleuchtete Zelle war nur ein kleiner Schrank, in dem er nicht einmal aufrecht stehen konnte. Jeden Tag führte man ihn in das Refektorium, wo er auf dem Fußboden Brot, Wasser und Fischabfälle zu essen bekam. Dann wurde er gefoltert: Während er auf dem Boden kniete, gingen die Mönche um ihn herum und schlugen ihn mit Lederpeitschen auf den nackten Rücken. Zunächst wurde er täglich geschlagen, später nur freitags, doch mit so großem Eifer, daß seine Schultern zeitlebens verkrüppelt blieben.
Wir kennen den gefolterten Mönch als den heiligen Johannes vom Kreuz, der gerade zu jener Zeit seine frömmsten Werke verfaßt hat. Während der heilige Johannes in dem dunklen Schrank eingeschlossen war, kümmerte ihn sein Martyrium so wenig, daß er nur um Schreibutensilien bat, um seine ekstatischen inneren Erfahrungen festzuhalten. Besondere Freude verspürte er über die Kommunikation mit Gott an einem für die Welt unerreichbaren Ort:
»In einer dunklen Nacht,
entflammt in Liebessehnen,
o seliges Geschick !
entfloh ich unbemerkt,
da nun mein Haus in Ruhe lag.«