Ich möchte ehrlich Leben - in erster Linie für mich selbst - und ich möchte, so unverletzend, wie möglich auch den anderen sagen, was ich denke. Wie wir alle wissen, die Wahrheit ist ein Prozess, der etwas später anders aussehen kann, als davor. Manches wird einem beim Anschauen klar. Das Anschauen kann manchmal das Gefühl geben, dass es so weh tut, dass die Schmerzen einen zu zerreißen drohen. Aber wenn man weiterhin die Augen draufhält offenbart sich der Wurzel und alles löst sich auf. Man ist befreit.
Mir war bewusst, dass der Satz als Kompliment gemeint war. Obwohl ich es verstand - parallel dazu öffenete sich eine Wand und mit dem Satz verstand ich den Ausdruck des ans Kreuz genagelt seins. Es riss in mir Wunden auf, die ich schlafen legte, aber nicht mehr schlafen durften, einen lebensbestimmenden Drehpunkt, einen Blinden Fleck. Nach zwei Tagen Katharsis, die noch im Gange ist, bin ich dankbar, neben schmerzerfüllt. Er war der Bote. Mein Kreuz sprach aus seinem Mund. Unbewusst und treffsicher. Das Geschenk der Möglichkeit des Auflösung eines ewigen Schmerzens aus der Kindheit. Ich arbeite schon seit einiger Zeit dran und dachte, ich hätte es losgelassen. Mir war aber unbewusst, dass es unabhängig von sich selbst, mit wesentlichen Muster von mir immer noch zusammenhing, die sich aus dem Kindheitsschmerz herausbildeten und mir nicht klar waren - nicht bewußt klar.
Mit dem Satz der aus seinem Mund kam, war wohl Zeit, dass mir das Leben ins Gesicht klatscht, dass ich was übersehen habe.
Ich fühle mich nicht als Opfer und er ist nicht der Täter, nur Bote des Lebens, das mir gerade Pflöcke in den Augen rammte, dass ich sie nicht mehr zumachen kann.
Was ich von ihm will? Weiß ich nicht genau. Jeder Mensch kann ein Spiegel sein. Niemand weiß, was er mit einem kleinen Satz auslösen kann und das ist in Ordnung so. Es soll so sein. Menschen kommen zueinander um zu kommunizieren, voneinander zu lernen, miteinander zu wachsen. Jeder Beziehung, auch eine freundschaftliche oder eine Einmomentbeziehung eines Fremden, wo einem jemand etwas aufzeigt ist ein Moment, ein Geschenk des Lebens, wenn man daraus etwas mitnimmt, auch wenn es mitunter schmerzvoll sein kann. Diese Geschenke, die schmerzvollen, können ganz besondere sein, wenn man durch den Schmerz geht, weil sie einem die Gelegenheit geben, sich von den Geistern der Vergangeheit befreien zu können, oder die Gelegenheit geben, etwas wesentliches über sich selbst zu lernen oder zu sehen.
Den Mut dazu muss man selber aufbringen. Da ist weder Opfer, noch Täter, sondern selbstverantwortliche, aktive Handlung zur Heilung oder Lernerfahrung.
Im Moment bin ich ihm dankbar.
Er bedeutet mir viel, obwohl ich ihn nocht nicht so gut kenne und noch nicht einschätzen kann.
Faszination ist für mich ein Hinweis, dass ich von jemandem etwas wesentliches lernen kann.