Herr Kapek begegnet Niemand

Niemand

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Ort
Niemandsland / Neutrale Zone
Eines Tages begegnete Herr Kapek Niemand.

Hallo, sagte Herr Kapek.

Niemand schüttelte den Kopf. Wie können Sie mich grüßen? Ich bin doch ein Niemand. Niemand grüßt einen Niemand. Ansonsten keiner.

Was ist ein Niemand, wollte Herr Kapek wissen.

Ein Niemand ist einer, den Niemand grüßt, sagte Niemand. Ein Niemand ist einer, den Niemand respektiert. Ein Niemand ist einer, dem Niemand hilft. Ein Niemand ist einer, den Niemand liebt. Wie Sie sehen, muss ich alles selber machen, sagte Niemand.

Dann sind Sie also ein Selfmademann, vermutete Herr Kapek.

Ich bin ein Niemand, sagte Niemand.

Jetzt machen Sie sich aber klein, sagte Herr Kapek. Niemand ist größer als Sie, Herr Niemand.

Das mag schon sein, murmelte Herr Niemand. Niemand sagt es, aber ansonsten kaum einer.

Ich bin nicht kaum einer, sagte Herr Kapek. Ich bin Herr Kapek, und ich sage es.

Ich bin gerührt, sagte Herr Niemand.

Nun kommen Sie schon, sagte Herr Kapek, lassen Sie uns ins nächste Cafe auf eine Tasse Tee gehen.

Was sie dann auch machten.

Zwei Tassen Tee, bestellte Herr Kapek.

Für Sie allein, fragte die Bedienung.

Eine für mich und eine für Niemand, antwortete Herr Kapek.

Die Bedienung ging kopfschüttelnd weg.

Da sehen Sie es, sagte Herr Niemand, keiner nimmt einen wahr, wenn man ein Niemand ist. Nicht einmal eine Bedienung.

Dummes Zeug, sagte Herr Kapek. Die Dame ist überlastet. Zu viele Gäste. Kein Wunder, dass sie Sie übersehen hat. Aber sagen Sie, wo und wie leben Sie?

Wo schon, sagte Herr Niemand mürrisch. Im Niemandsland. Das ist da, wo unsereins nicht einmal eine Tasse Tee bekommen kann.

Nun seien Sie nicht so bitter und nachtragend, sagte Herr Kapek, und um Niemand aufzuheitern: Wie leben Sie, Herr Niemand?

Wie schon, sagte Herr Niemand mürrisch. Vom Zum-Sterben-zuviel und vom Zum-Leben-zuwenig. Sonst wäre ich ja nicht ein Niemand.

Sie haben einen düsteren Blick, sagte Herr Kapek.

Ich bin ein Niemand, sagte Herr Niemand.

Ich frage mich..., sagte Herr Kapek, wartete ab und trank Tee, ich frage mich, ob Sie nicht selbst daran schuld sind, ein Niemand zu sein?

Da wurde Herr Niemand richtig fuchtig. Das ist eine Erfindung der Jemande, rief Herr Niemand durch das Lokal. Das ist eine Erfindung der Jemande! Immer, wenn Jemand schuld ist, soll es Niemand sein. Immer, wenn Jemand etwas getan hat, soll es Niemand sein! Immer, wenn ein Verbrechen geschieht, war es Niemand gewesen! Immer, wenn Jemand eine Verantwortung hatte, soll sie Niemand gehabt haben! Leben Sie einmal mit dieser Belastung, Herr Kapek! Aber Sie sind ja kein Niemand!

Nun beruhigen Sie sich doch, sagte Herr Kapek, und trinken Sie eine Tasse Tee.

Niemand ist ruhiger als Niemand, sagte Herr Niemand und trank aus seiner Tasse Tee. Und keiner ist geduldiger als ein Niemand, fügte er hinzu.

Ich würde gerne mehr von Ihnen erfahren, sagte Herr Kapek, aber meine Zeit ist begrenzt.

Ich habe alle Zeit der Welt, sagte Herr Niemand.

Wo kann ich Sie finden, fragte Herr Kapek.

Überall, sagte Herr Niemand. Ein Niemand kommt selten allein.

Dann werde ich Sie zu finden wissen, sagte Herr Kapek, erhob sich, bezahlte die kleine Rechnung, verbeugte sich vor Niemand und verließ das Cafe.

Na, was haben Sie heute wieder getan, Herr Kapek, fragte Frau Pribig.

Ich habe Niemand getroffen, sagte Herr Kapek.

Ich weiß nicht, ich weiß nicht, sagte Frau Pribig. Sie sollten mal wieder unter die Leute gehen, Herr Kapek, sonst werden Sie am Ende noch ganz weltfremd.

Da war ich, Frau Pribig, sagte Herr Kapek, da war ich.

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