Geschichte des Tarot

FIST

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Schalom Alchem

Die Anfänge

Von den Spielkarten weiß man, dass sie aus dem Ostasiatischen Raum stammen, wo Spielkarten ab dem 12. Jahrhundert nach Christus nachweisbar sind und dass sie über den Arabischen Raum, wo die Spielkarten seit Ende des 12., Anfang des 13. Jahrhunderts bekannt waren, nach Europa kamen. In Europa werden Spielkarten zuerst im Gebetbuch des Teufels aus Bern im Jahre 1367 erwähnt in Form eines absoluten Verbotes der Spielkarten. Im Jahre 1370 taucht der Name Naipes (vom arabischen Na'ib = Delegierter, Abgeortneter, ist aber heute das Spanische Wort für Spielkarten) in Spanien auf. Ab dem Jahre 1377 werden Spielkarten in Europa häufiger erwähnt, meist in Schriften, die das Spielen mit den Karten verbieten. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts sind Spielkarten in ganz Europa, mit der noch heute bekannten Struktur (4*13) verbreitet, auch arabische Kartenspiele wie das Mulûk Wa-Nuwwâb weisen diese Struktur auf. Ebenfalls weisen alle diese Karten schon die Symbole der kleinen Arcana des Tarots, also der Stab, der Kelch, das Schwert und die Scheibe auf, die auf die mamelukischen Karten zurückzuführen ist.

Was uns noch fehlt ist die Grosse Arcana. Wie kam die Grosse Arcana zum Kartenspiel um zu einem Tarot zu werden? Welche Ideen standen dahinter? Hier stellt uns die Geschichte vor ein Rätsel. Wir wissen, dass das erste Kartenspiel mit zusätzlichen Tumpfkarten zwischen 1418 und 1425 für den Herzog von Mailand, Fillipo Maria Visconti (1392 - 1447) vom Maler Michelino da Besozzo hergestellt wurde. Fillipo Maria Visconti bezahlte für dieses ludus triomphorum (der Name Tarot taucht erst später auf) 15000 Dukaten, womit dieses Tarot-, bzw tarotähnliche Spiel warscheinlich das teuerste Kartenspiel war, das jemals hergestellt wurde. Das Spiel ist leider nicht erhalten, aber es zeugen drei Dokumente von ihm. Was aber den Herzog dazu bewogen hat, dieses Spiel herstellen zu lassen und warum es ihm eine solche astronomische Summe wert war, wissen wir nicht, und es lässt sich nicht mehr rekonstruieren, ob dieses Spiel für ein Kartenspiel, für esoterische Zwecke oder blos als Prestige verwendet wurden. Es wird heute angenommen, dass dieses erste Triumpfspiel 60 Karten aufweiste, also noch nicht die gleiche Struktur, die der Tarot heute besitzt.

Aus dem Jahre 1441 stammt ein Trionfispiel (so die frühe Bezeichnung dieser Kartenspielart) von dem 67 Karten erhalten geblieben sind, welches ebenfalls im Aufrag von Filipo Maria Visconti hergestellt wurde. Die Karten, bekannt als Visconti di Modrone, oder Cary-Yale-Tarot, befinden sich heute in der Beinecke Rare Book & Manuscript Library der Yale University. Die Triumpfkarten und die Struktur des Spiels sind aber nicht Identisch mit der Tarotstruktur, unter andere hat es noch zusätzliche weibliche Ritter und Pagen als Hofkarten. Man nimmt an, dass das Spiel eine 5x16 Struktur aufwies. Ab dem Jahre 1450 erscheinen plötzlich auch Trinonfispiele, mit denen die Familie Visconti nichts zu tun hatte, unter anderem in Florenz, Siena und Ferrera. Im Jahre 1452, so die Vermutung, entstand das Pierpont-Morgan-Bergamo-Tarocchi, auch als Visconti-Sforza-Tarot bekannt, welches das am vollständigsten erhaltene Spiel aus der Frühphase des Tarots darstellt und das schon, wie man vermutet, die heute bekannte Strukut des Tarots aufweisst. vom Pierpont-Morgan-Bergamo-Tarocchi sind 74 Karten erhalten, und es fehlen nur, zumindest wenn man die 22+4x14 Struktur annimmt die Karten Teufel, Turm, 3 der Schwerter und der Ritter der Kelche. Lange nahm man an, dass das Spiel aus der Hand des Künstlers Bonifazio Bembo war, aber nähere Untersuchungen haben ergeben, dass 6 Karten von einem anderen Künstler stammen. Man nimmt heute an dass Bonifazio Bembo, Marziano von Tortona oder die Zavaratti-Brüder die Künster des Pierpont-Morgan-Bergamo-Tarocchi sind. Auch was die Struktur des Spiels anbelangt geht man heute davon aus, dass es ursprünglich eine 5x14 Strukur aufwies und nicht eine 22+4x14, da ein Dokument aus dem Jahre 1457 von 70 Karten spricht.

Man nimmt heute an, dass die Zahl der Triumpfkarten zwischen 1460 und 1470 auf 22 festgelegt wurde, was auch der Zeit entsprach, als der Tarot zu einem Massenprodukt wurde - also kurz befor die Geschichte des Tarots Italien verlässt und Frankreich die neue Heimat des Tarots wurde.

Aber befor wir Italien und das 15. Jahrhunder verlassen, sollten wir noch auf ein Mauerblümchen der Tarotgeschichte aufmerksam machen, das in der Geschichte zu wenig Aufmerksamkeit bekommen hat, so dass sich später andere mit falschem Ruhm bekleckern konnten, der jedoch einzig und alleine einem gehört: Dem sogenannten Sola-Busca-Tarot aus dem späten 15 Jahrhundert. Nicht nur ist es das erste Trionfispiel, das ganz klar und erwiesen eine 22+4x14 Struktur aufweist und ist nicht nur der erste Tarot, bei dem die Triunpfkarten mit Namen versehen sind, sondern es ist auch der erste, und lange Zeit auch einzige Tarot, der bei der kleinen Arcana nicht blos die Farben in ihrer Anzahl abbildet, sondern alle Karten szenisch illustrierte. Man könnte sagen, der Sola-Busca-Tarot ist der erste Tarot der diesen Namen "verdient", und das obwohl er in der Gestaltung und Benennung der Grossen Arcana mit den Trionfispielen und den späteren Tarotspielen nicht viel gemein hat, sondern sich an den Römischen Göttern orientiert. Die Originale des Sola-Busca-Tarots, dessen Künstler unbekannt ist, befindetn sich im British Museum.

Liebe Grüsse

FIST
 
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Zwischenzeit

Manchmal liefern Menschen, die gegen etwas, z.b. gegen ein Kartenspiel eingenommen sind, sehr wertvolle Informationen über das, was sie eigentlich verabschäuen. So geschehen im ersten Jahr des 16. Jahrhunderts durch einen Franziskanischen Mönch, der ein Predigt verfasst hat, in dem er gegen Glücksspiele wettert. Ganz besonders aber wettert er gegen die "Trionfi", und das sehr ausführlich. Und gerde diese Ausführlichkeit liefert uns sehr wichtige Hinweise. Zum einen liefert er uns die erste Geschichtliche Erwähnung einer Reihenfolge der Triumpfkarten, und zum anderen liefert er einen Hinweis auf den Ursprung der Bilder und liefert die Bezeichnung der Karten gleich noch mit dazu. Dank dieser Predigt wissen wir, dass die Grosse Arcana ihren Urspung in den Triumpfzügen des späten Mittelalters und der Rainesance haben, welche durch Allegorische Bilder ewige Wahrheiten ausdrücken wollen. So wissen wir heute, dass die Darstellung der Grossen Arcana aus dem Triumpfzug der Saturnalia (König der Narren) entnommen wurden.

Im 16. Jahrhundert wurde, wie schon angedeutet, der Tarot von einem exklusiven Produkt für extravagante Herrscherfamilien zu einem Allerweltsprodukt für Jederman. Das liegt sicher auch in der Erfindung und weiterentwiklung der Drucktechniken so dass man Spielkarten kostengünstig und Maschinell erzeigen konnte. Und so finden wir auch ab der Jahrhundertwende in Frankreich eine blühende Spielkartenproduktion, die vorallem in Lyon beheimatet war. Die Tarots die dort hergestellt wurden, zählt man heute unter die Tarot de Marseille, da sie, wenn auch nicht aus Marseille stammten, doch die typische Darstellung und Farbgebung aufwiesen, wie das 1760 im namensgebenden Marseille herausgegeben Spiel von Nicolas Conver. Aber nicht nur die Produktionsmethode, sondern auch der Name des Spiels. Im Jahre 1505 taucht sowohl in Frankreich, wie in Italien der Name Taraux, bzw. Tarocchi auf. Über den Namen Tarot wurde schon viel spekuliert, und oft musste Guillaume Postel herhalten, der den Namen Tarot auf Orat, Rota und Tora zurückgeführt haben soll. Aber dieses Diagramm, dass zur herleitung des Namens tarot herhalten soll wurde dem Humanisten im Jahre 1646 Untergeschoben - und auch sonst gab es den Namen Taraux schon 5 Jahre vor Postels Geburt. In einem Gesetz über eine Steuererhöhung für die Kartenproduktion aus dem Jahre 1622 in Savoyen wurden "Maitres des tarotz" erwähnt, was die erste bekannte Urkundliche Erwähnung der Schreibweise Tarot ist.

Ansonsten bleibt es das 16. und 17. Jahrundert ziemlich ruhig, was den Tarot anbelangt und erst im späten 18. Jahrhundert wird rückt der Tarot in den Blickfeld des Okkultismus, und wurde unter den Händen der Okkultisten zu dem, was wir heute als Tarot kennen.

und gleich gehts weiter...
 
In den Händen der Okkultisten

Irgendwann, zu Beginn der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts schlendert ein Pastor der Hugenotten, der sich sehr stark für antike Sprachen interessierte und von einer gemeinsamen, babylonischen Ursprache überzeugt ist durch die Pariser Salons und wird dabei auf ein paar Damen aufmerksam, die in ein Kartenspiel vertieft sind. Sofort ist er fasziniert, weil er geglaubt hat, das gefunden zu haben, was er gesucht hat - ein symbolisches Uralphabet der Menschheit. Das Spiel war natürlich ein Tarotspiel und der Pastor war Antoine Court de Gébelin. Wie schon weiter oben berichtet, war de Gébelin der Meinung, dass der Tarot aus dem alten Ägypten kam und interpretierte dahingehend den Namen Tarot als ägyptisches Wort für "königlichen Weg". Von der Geschichte der Bibel ausgehend, die die Hebräer aus Ägypten ausziehen lässt glaubte er, das die Hebräische Sprache mit der Ägyptischen Verwannt sei (damals waren die Hyroglyphen noch nicht entziffert) brachte er die Grosse Arcana mit den Hebräischen Buchstaben, und damit mit der Kabbala in Verbindung und formte damit aus dem Gesellschaftsspiel ein Werkzeug für die esoterische und mystische Beschäftigung.

De Gebelin zeichnete auch selber einen Tarot, der später in Papus Werk "Der Tarot der Zigeuner" abgebildet wurde. Seine Darstellung wurde aber für die kommenden Spiele nicht verbindlich. Interessant ist noch zu erwähnen, dass er den Gehängten umkehrte, so dass er nicht mehr auf den Kopf stand.

Gleichzeitig, oder etwas früher begann Jean François Alliette, der sich selber Etteilla nannte, den Tarot für die Divination zu verwenden. Er ist der erste, von dem Belegt ist, dass er seinen Lebensunterhalt mit der Wahrsagerei durch den Tarot bestritten hat. Ob der Tarot vor ihm auch schon zur Wahrsagerei verwendet worden ist ist, ist nicht belegt, lässt sich aber auch nicht ausschliessen. 1788 gründete Alliette die Vereinigung der Deuter des Buches von Thot, einem Club, der sich mit der Divination des Tarots befasste. Auch Etteilla zeichnete einen eigenen Tarot, der in der Darstellung aber noch mehr vom klassischen Tarot abwich. Er unterteilte den Tarot nicht mehr in Trüpfe und Augenkarten, und nummerierte die Karten komplett von 1 - 78 durch, wich auch von der klassischen Darstellung ab und entwickelte im Grunde genommen ein völlig eigens Kartenspiel, dass bis auf den Namen und die Anzahl der Karten mit dem Tarot nicht viel gemein hatte. Aus genannten Gründen hat er auch weniger die Tarots nach ihm beeinflusst, dafür aber umsomehr die Tradition der Lenormandkarten, welche sich, durch Marie Anne Lenormand die mit dem sogenannten "Grand Etteilla Tarot" Kartomantie betrieben hat, direkt auf Etteilla zurückführen lassen. Auch die späteren Okkultisten nahmen Etteilla nicht sehr ernst und haben ihn mehr oder weniger Verspottet. Trotzdem hatte Etteilla sehr starken Einfluss auf die Verwendung des Tarots als Wahrsageinstrument, was die mehr der Kabbala zugewannten Autoren oft abgelehnt haben. Und trotz der Missachtung und Verspottung von Etteillas Veränderungen des Tarots hat eine seiner Veränderungen doch noch einzug in die "klassischen" Tarots gefunden - nämlich die Verknüpfung der Karten mit der Astrologie.

Der nächste grosse Name in der Geschichte des Tarots ist Eliphas Levi, der nicht nur die Geschichte des Tarots stark prägte, sondern die Geschichte des Okkultismus, der Magie und der Esoterik ganz allgemein. Allerdings sind diese jeweiligen Einflüsse nicht von einander zu trennen, war doch für Eliphas Levi der Tarot das Initiationsbuch in alle okkulten Künste und war der Meinung, dass wenn ein föllig ungelehrter Mensch auf einer einsamen Insel stranden würde und hätte nichts bei sich, ausser einen Tarot, so würde er nach einiger Zeit in alle Geheimnisse, Künste und Philosophien der Welt eingeweiht sein. Kurzum: Eliphas Levi führte schlicht alles auf den tarot zurück, zwängte alles in den Tarot und formte alles nach dem Tarot. Mit Eliphas Levi wurde der Tarot in den nach ihm folgenden Orden und Logen zur Grundlagen ihres Schaffens, und so verwundert es nicht, dass die Magische Praxis heute einen Stab, einen Kelch, ein Schwert und eine Scheibe als grundlegende Werkzeuge verwenden. Selbst seine Bücher ordnete Eliphas Levi dem Tarot unter, so hat z.b. "Ritual und Dogma der Hohen Magie" 2 mal 22 Kapitel, in denen er 22 Teilbereiche der Magie unterscheidet und sie den Tarotkarten zuordent, z.b erläutert er im Ersten Kapitel (der Magier) die Grundlagen der Magie, im 15. Kaptiel (der Teufel) die schwarze Magie, im Kapitel 17. (der Stern) die Astrologie usw.

Für all diese Spekulationen blieb im Grunde genommen der Tarot aus der Marseiller Tradition grundsätzliches Schema, da weder die Veränderung durch de Gébelin noch die durch Etteilla grossen Anklang fanden. Selbst der Tarot, der Lévis Schüler Stanislas de Guaita in Zusammenarbeit mit seinem Schüler Oswald Wirth herstellt, weicht nicht Grundsätzlich von der Marseiller Tradition ab - die Blder werden einzig mit etwas mehr esoterischen Symbolen angereichert und der Teufel entwickelte sich etwas mehr Richtung Baphomet, wie in Lévi dargestellt hat, was aber immer noch innerhalb der Tradition der Marseillerspiele möglich ist. Und nach dem Lévi den Tarot mit fast allem was ist und nicht ist verknüpft hatte, wurde auch nicht mehr viel neues zum Tarot hinzugetan. Die Geschichte des Tarots galt als erkannt - der ägyptisch/hebräische Hintergund galt als sicher und im grossen und ganzen verblieb der Tarot in einem kleinen Kreis, während Lenormand, Kipper und Zigeunerkarten längst in ganz Europa als Wahrsagekarten verbreitet waren. Dies änderte sich erst als 1909 ein neuer Tarot erschien, schlicht "Tarot Deck" genannt und vom Londoner Verlag Rider & Son herausgegeben. In einer Werbekampagne wurde der Name der Künstlerin erwähnt: Pamela Colman Smith. Ein Jahr nach später erschien im gleichen Verlag ein Buch zu diesem Tarot "The Key to the Tarot", welches ab der nächsten Auflage aus dem Jahre 1911 den Titel "The Pictorial Key to the Tarot" - "Der Bilderschlüssel zum Tarot" heisst - der Autor war Arthur Edward Waite.

Der Tarot weicht von allen anderen esoterischen Traditionen ab, aber ohne so grosse Sonderwege wie Etteilla zu gehen . Die Bilder der Grossen Arcana sind viel feiner und detailierter, gezeichnet als in der Vorhergehenden Tradition, sie weichen vom klassischen Spielkartenstil ab und sind in Präraffaelitischem Stil gehalten und einige Bilder weichen Stark von der Marseiller Tradition ab. "Der Magier" war nicht mehr ein Gaukler auf einem Markt, der Taschenspielertricks vollführte, Die Karte "Die Liebenden" stellte nicht mehr einen Jüngling dar, der sich zwischen zwei Frauen entscheiden muss, sondern einen Mann und eine Frau und einen Engel über ihnen, der auch nicht mehr Amor war, sondern segnend die Hände über sie ausstreckte usw. Und auch die Reihenfolge war nicht mehr die selbe, die Karten "Die Kraft" und "Gerechtigkeit" wurden vertaucht, so dass nun die Kraft die achte, die Gerechtigkeit die elfte Karte war. Vorallem aber war die kleine Arcana, wie vorher nur das relativ unbekannte Sola-Busca-Tarot illustriert, zeigte nicht mehr blos die Farben in ihrer Anzahl, sondern Lebendige Scenen, Comicstilhafte Bilder die eine assoziative Interpretation zulassen. Und auch die Interpretationen in Waites Buch weichen von der Dogmatisch gewordenen Gleichsetzung der Kabbala mit dem Tarot ab und auch der ägyptische oder hebräische Ursprung wird verworfen. Waite hat richtig erkannt, dass die Symbolik der Grossen Arcana nur durch die Gesellschaftsstruktur und dem Weltbild des Mittelalters erklährt werden kann. Er bringt den Tarot in Verbindung mit den Katharern, aber auch mit den Rosenkreuzern und sah darin die Einweihungsmysterien in die Rosenkreuzerischen Grade. Aber die Veränderung der Grossen Arcana, die korrektere Darstellung der Geschichte und die Verschiebung zweier Grossen Arcana sind nicht der Grund, warum dieser Tarot einer der Wichtigsten der Geschichte ist und selbst heute noch von all den Tarots die verkauft werden unangefochten der Meistverkaufteste ist - es ist die Kleine Arcana, die vorher kaum oder gar keine Beachtung fand, durch die Illustration plötzlich zu einem wichtigen Bestandteil wurde und wie geschaffen für die Divination war, und daher ein Publikum erschloss, das vorher mit dem Tarot nichts zu tun hatte und mit Lenormand, Kipper oder Zigeunerkarten arbeitete. Die Illustrationen waren es, dass Kartenlegen und Tarot zu synonymen Begriffen machten und der Tarot andere Orakelkarten an den Rand drängte.

Einige Fragen sind beim Rider-Waite, so der geläufige Name dieses Spiels ungeklährt. Der Name Rider-Waite lässt sich wohl hauptsächlich auf das Buch von A.E. Waite zurückführen, oft aber hat man die Künsterlin Pamela Colman Smith damit in den Hintergrund gedrängt und man nahm an, dass der tarot hauptsächlich auf Waite zurückging und das Colman-Smith nur ausführende Funktion hatte. Ist dies haltbar, oder müssten die Karten eigentlich Korrekt Rider-Colman-Smith heissen?

Die Karten wurden 1909 veröffentlicht. die Jahre vorher (1904 - 1909) befand sich Pamela Colman-Smith in New York, Arthur Edward Waite aber in England. In den Rechnungen der Firma Rider & Son taucht nur der Name Pamela Colman Smith auf. Man nimmt gemeinhin an, dass Arthur Edward Waite der Ideengeber war und Pamela Colman Smith blos Künstlerin. Lässt sich das halten. Schon in ihrer Kindheit hatte Pamela Colman Smith durch ihre Mutter Kontakt zu Esoterischen Kreisen. Sie war auch selber in den ORder of the Golden Dawn eingeweiht und kannte daher wohl auch die Grundlagen des esoterischen Weltbildes. Und Ernst Tristan Kurtzahn gab Pamela Colman Smith und Dr. Dr. Wynn-Westcotts, einer der Mitbegründer des Order of the Golden Dawn, als Urheber des Tarots an, und nicht Arthur Edward Waite.

Es gibt zwar keine Fakten, aber es scheint, als währe Waite in die Entstehung des Rider-Colman-Smith-Tarot weniger involviert als gemeinhin angenommen.

Mit dem Rider-Waite-Tarot (das wir der Einfachheitshalber und der Bekanntheit wegen trotzdem weiter so nennen werden) und der in dieser Zeit stark aufblühenden Esoterikszene wurde der Tarot schnell in alle Welt verbreitet. In der USA veröffentlicht Paul Foster-Case 1916 eine Grundlende Schriftenreihe über den Tarot, später auch einen eigenen Tarot der zur Grundlage des Initiationsordens der Buliders of the Adytum wurde. 1920 veröffentlicht Ernst Tristan Kurtzahn in Deutschland das erste deutschsprachige Buch über den Esoterischen Tarot, zusammen mit einem Tarot, der an den Tarot von Papus angelehnt ist, ab 1930 beginnt Oskar Rudolf Schlag spiritistische Sitzungen, bei denen der Tarot stehts die Grundlage bilden (die aber erst ab 1998 Veröffentlicht wurden) und im Jahre 1941 wird ein Buch namens "Das Buch Toth" veröffentlicht, von einem Herren namens Edward Alexander Crowley, besser bekannt als Aleister Crowley, oder das Grosse Tier. In diesem Buch befindet sich, neben einer systematischen Abhandlung über den Tarot auch Bilder der Tarotkarten, gestalltet von Lady Frida Harris.

Der Tarot, den Lady Frida Harris in Zusammenarbeit mit Aleister Crowley gezeichnet hat, geht wieder einen ganz eigenen Weg. Vom Stil her ist er dem Expressionismus zuzuordnen, ist sehr Farbenprächtig und überladen mit esoterischen Symbolen aller Arten. Die kleine Arcana zeigt zwar wiederum nur die Farbe in einer Geometrischen Anordnung, aber durch die sehr ausdrucksstarke Farbgestalltung und das teilweise miteinbinden von Hintergundsbildern sind die Karten ebenso geeigent für eine Divinatorische und etwas freiere Assoziation. Die Bedeutung einiger Karten wurden zudem Stark verändert. Die Karte Kraft stellt im Crowley-Tarot nicht mehr eine Zähmung des Löwen dar, sondern, betitelt mit dem Namen Lust, die unbändige Auslebung der Kraft. Das Motiv ist stark an die Hure Babylon und das 10köpfige Tier in der Johannesapkalypse angelehnt, ein Mothiv, dass in Crowleys Mystik eine sehr starke Rolle spielt. Am Radikalsten aber, und auch am Nachhaltigsten wurde die Karte "das Gericht" verändert und heisst beim Crowley-Tarot "Das Äon" und stellt nicht mehr eine Wiederauferstehung an, sondern den Gott Ra-Hoor-Khuit (zumindest nach Aleister Crowley - in der ägyptischen Ikonographie aber wird Hor-Par-Chered (Haropkrates), Horus das Kind so dargestellt, wie dies auf der Karte "Das Äon" zu sehen ist, und nicht Re-harachte, der zudem mit Falkenkopf dargestellt wird Anm. d. A.), der nach Crowley der Gott es neuen Aions sein soll.

1969 wurde der Crowley-Tarot in Kartenform veröffentlicht und seit dieser Zeit ist der Tarot in aller Munde.

einen habe ich noch... ;)
 
In aller Munde

Seit der Hippiegeneration und ihrem verkündeten New Age ist der Tarot aus der esoterischen und spirituellen Szene nicht mehr weg zu denken und es kamen in den letzen Jahre unzählige Tarotdecks auf den Markt. Manche dieser Spiele haben überhaupt keinen Anspruch, und versuchen nur auf den Zug aufzuspringen, andere wiederum verstehen sich als Marketingprodukt für einen Film, eine Fernsehserie oder ein Computerspiel (z.b. Herr der Ringe Tarot, oder Yu-gi-oh Tarot), oder sie versuchen den Tarot einem bestimmten Weltbild anzupassen (Teen-Witch-Tarot, Gay-Tarot) oder versuchen lustig zu sein (Alcohol-Tarot). Die meisten dieser Tarots sind das Papier nicht wert, auf dass sie gedruckt sind und man sieht ihnen an, dass sich die Herausgeber und die Künstler nicht mit der Thematik beschäftigt haben. Ein Teil der "Neuen Generation" der Tarots aber haben durchaus einen Künstlerischen Wert und sin auch für die esoterische Beschäftigung geeignet, davon sei der wichtigste noch erwähnt.

Der Tarot des Künstlers Herman Haindl, der 1988 veröffentlicht wurde ist sicher der wichtigste der neueren Tarots (und nicht zuletztist er auf den Hitlisten stehts auf dem dritten Platz zu finden, nach den Spielen von Waite und Crowley). Zuallererst hebt ihn seine künstlerische Tiefe von den meisten Tarots ab. Die bilder sind in einem leicht surrealen Stil und in einer sehr lebendigen Technik gehalten. Sie laden zum tiefern betrachten ein und haben hinter dem ersten Blick, der einigen etwas zu pastellig erscheint oft noch eine tiefere Schicht, die dem flüchtigen, oberflächlichen Eindruck oft wiedersprechen. Die Symbolik der Karten ist von anderen Traditionen befreit, bleibt aber in der Kartenbedeutung der Tradition verpflichtet. Das eigentlich spezielle am Haindltarot ist, dass er die Farben der kleinen Arcana verschiedenen kulturen zuordnet, und zwar auf eine Art, die sowohl von Verständniss für die jeweiligen Kulturen wie auch für den Tarot zeigen. Weniger geglückt ist die Zuordnung zu den Runen und dem I-Ging, da dies Systeme sind, die nicht vollständig und schlüssig mit dem Tarot vereinbar sind. So hatte Haindl für die Grosse Arcana zu wenig Runen, für die Kleine Arcana aber zu viel Hexagramme des I-Ging. Darin zeigt sich ein Grundsätzliches Problem vieler neuer Tarots, die versuchen jedes System mit dem Tarot in Einklang zu bringen. Als Eliphas Lévi dies getan hat, hatte er es ja nur mit der Esoterik und der Magie aus dem Europäischen Kontext zu tun - also griff auf den gleichen Kulturellen Kontext zurück, aus dem der Tarot entstanden ist und hatte daher keine Probleme, eine innere Konsistenz und Geschlossenheit zu erzeugen. Aber wenn man den Tarot mit Systemen Verknüfen will, die aus einem anderen Kontext stammen, wird man weder dem Tarot, noch den jeweiligen Systemen gerecht.

Aber die moderne Geschicht des Tarot betrifft nicht nur die immer neueren Neugestalltungen des Tarot, sondern auch alles um den Tarot. Unzählige Bücher werden dazu veröffentlicht, Internetforen betrieben und natürlich wird die Wahrsagerei professionell betrieben. War früher das Wahrsagen eher ein Kleingewerbe und oft verrucht, so wird es heute genau so in Grossbetrieben angeboten, wie alles andere auf der Welt, es gibt Fernsehsendungen die sich ausschliesslich mit Zukunftsschau beschäftigen (Call-in TV). Der Grossteil des genannten befasst sich aber nur mit der Divination mithilfe des Tarots und beschäftigt sich nicht mit der esoterischen Betrachtung des Tarots. Oftmals hört man, dass man, um Tarot zu legen, die Deutungsformlen aus den Büchern auswendig lernen soll. Damit aber rückt das Bild, die Karte selber in den Hintergrund und dient nicht mehr der Reflektion und Kontemplation, sondern ist nur noch ein Auslöser um etwas Auswendiggelerntes aufzusagen. Ganz ähnlich wie zu Beginn des 15. Jahrhunderts, als der Tarot von einem in Gold gewirkten unbezahlbaren Prunkstück zu einem schlecht gedruckten und billig erhälltlichen Massenprodukt heruntergesunken ist, so ist heute die Beschäftigung mit dem Tarot viefach von einer hochgelehrten und geistvollen Beschäftigung in kleinen Kreisen zu einem schnell und billig erhältlichen Allerweltsprodukt heruntergesunken.

so, das währs, die Geschichte des Tarots :)

Liebe Grüsse

FIST
 
Hi Fist,

ein sehr schöner Spaziergang durch die Geschichte des Tarot, ohne wertend einzugreifen.

Da erholt sich doch mein Hirn ganz schnell wieder.

VG Undine:)
 
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lieber fist,


was hältst du von der "theorie", dass tarotkarten atlantischer ursprung sin?


shalom,

shimon1938

Schalom

nuja, entsprechend der hier dargestellten Geschichte nicht sehr viel ;)

Zum einen glaub ich nicht, dass es Atlantis gab, und zweitens spricht, wie oben dargelegt alles für den Ursprung im 15. Jahrundert

Liebe Grüsse

FIST
 
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