Michael
(hebrä. Mika'el Wer ist [Gott] El ?) Er ist neben Gabriel, Raphael und Uriel einer der Erzengel. Michael heißt der Engelsfürst, Hüter des Paradieses, Vertrauter Gottes, der dessen Weisungen der von ihm beschützte Kirche und den Menschen vermittelt.
Als Schutzengel Israels steht er zur Rechten Gottes.
Im apokryphen Buch Henoch ist Michael als vierter von sechs Erzengeln genannt. Er steht speziell dem Volk Israel vor, das hier der beste Teil der Menschen genannt wird (WEIDINGER, Die Apokryphen, 311).
Als einer der vier Himmelswächter soll Michael im Osten von Gottes Thron stehen (MALA, 67).
Er ist es, der den Drachen (Satan) aus dem Himmel stürzte (Offenbarung 12,7-9).
Ein wichtiges Heiligtum Michaels befindet sich auf dem Monte SantAngelo in Apulien, Italien. Hier sei er am 8. Mai 495 einigen Hirten erschienen. Dieses Ereignis ließ seinen Kult auch im Abendland aufleben. Ebenfalls an einem 8. Mai, anno 590, soll er am St. Michael's Mount vor Cornwall erschienen sein. 709 ihn in der Normandie, Frankreich, der Bischof Autbert in einer Vision auf einem Felsen im Atlantik erblickt haben. Daraufhin entwickelte sich Mont-Saint-Michel als Wallfahrtsort (SCHAUBER, 297).
Michael soll auch dem Ritter Galgano erschienen sein und ihn zum Leben in der Einsiedelei bewegt haben (12. Jh.).
Im Jahre 590 soll Michael über der damals von der Pest heimgesuchten Stadt Rom erschienen sein. Eine Bittprozession bewegte sich durch die Stadt und über dem Hadriansmonument (moles Hadriani) sah man Michael, wie er sein Schwert in die Scheide steckte. Das Hadriansmonument, Grabmal der römischen Kaiser, wird seitdem Engelsburg genannt.
Unter der Fahne des Michael siegte im zehnten Jahrhundert Kaiser Otto der Große über die Ungarn. (BORST, 309)
Sein Gedenktag am 29. September geht bis ins 5. Jahrhundert zurück, seit 1969 werden auch die Erzengel Gabriel und Raphael an diesem Tag gefeiert.
Dieser Tag ist als Michaelis wichtiger Tag im bäuerlichen Kalender, er gilt als wetterbestimmend und Lostag.
Dargestellt wird Michael als Ritter in schimmernder Wehr, der den Drachen mit seiner Lanze durchbohrt sowie im Kampf mit Luzifer; auch mit einer Waage, die ihn als Schützer der Gerechtigkeit ausweist.
Er behütet als Patron die katholische Kirche und die Deutschen (deutscher Michel), außerdem Cornwall, und er steht Sterbenden bei, denen er einen guten Tod beschert und ihre armen Seelen schützt (vgl. Psychopompos). Zahlreichen Berufsgruppen steht er bei: Apotheker, Bäcker, Blei- und Zinngießer, Drechsler, Glaser, Händler, Radiomechaniker, Soldaten, Waagenmacher.
Weiter schützt er als Wetterpatron vor Blitz und Unwetter und hütet die Friedhöfe.
Auf der griechischen Insel Simi in der südöstlichen Ägäis befindet sich ein dem Erzengel Michael geweihtes Kloster.
Gelegentlich wurde die Gestalt des germanischen Gottes Tyr, auch er ein Schwertkämpfer und Schützer des Rechts, im Erzengel Michael wiederkannt.
Der Deutsche Michel, dargestellt als Bauernbursche mit Kniehose und Zipfelmütze, geistert seit 1840 durch die Witzblätter der Welt. Ähnliche spöttische Herabsetzungen trafen auch andere Heilige, beispielsweise den hl. Patrick, nach dem in England seit dem sechzehnten Jahrhundert alle Iren Paddy genannt wurde oder Wenzel, der im deutschen Kartenspiel der Bube ist, weil deutsche Bauern im achtzehnten Jahrhundert gern Tschechen als Knechte dingten und diese überwiegend den Taufnamen ihres Nationalheiligen trugen. (BORST, 309)
Mit dem Erzengel Michael wurde die Engelwurz assoziiert. (PICKERING, 82).
Auf einer Pilgerfahrt nach dem Berge Gargano in die Höhle des Erzengels Michael berührte ein Engel die Hüfte Kaiser Heinrichs II. ,also daß er von jener Stunde an hinkend ward, um seiner Keuschheit willen, weil Gott jene züchtigt, die er lieb hat. (BÄCHTOLD-STÄUBLI i. Handwörterbuch, IV 59)
Quelle:Wilhelm Lueken: "Michael. Eine Darstellung und Vergleichung der jüdischen und der morgenländisch-christlichen Tradition vom Erzengel Michael". Göttingen, 1898.
Peter Jezler (Hg.): Himmel Hölle Fegefeuer. Das Jenseits im Mittelalter. Ausstellungskatalog. Zürich, 1994.
Johann Siegen: Der Erzengel Michael; Christiana Verlag; 1996;
Gerhard Bellinger: "Knaurs Lexikon der Mythologie". Genehmigte Lizenzausgabe. Augsburg, 2000. 11, 38, 157, 197, 207, 327, 346, 420, 465, 485-487.
Heinrich Krauss: "Kleines Lexikon der Engel. Von Ariel bis Zebaoth". Originalausgabe. München, 2001. 73f., 119-121.