Erwachen aus der Illusion

Jandira

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8. Januar 2005
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Hi Leutz, hier mal ein paar Auszüge aus "Religion an der Schwelle zum neuen Zeitalter" von Armin Risi - er geht von der vedischen Sicht der Dinge aus. Könnte für so manche Kali-yuga-religiösen Christen *g* ein Licht in die Finsternis bringen.



"Unter den Menschen hat sich ein Phantom eingenistet und konnte größtes Unheil anrichten: das Phantom der religiösen Absolutheitsansprüche. (...)
Dogmatismus und Fanatismus sind die machtvollsten Mittel, um Religion von innen her zu untergraben. Daraus entsteht doppeltes Unheil: Einerseits wird die Heiligkeit der Religion an sich zerstört, das heißt, Gottes Offenbarung wird durch die Menschen verfälscht, und andererseits kann die Religion, ist sie einmal verfälscht, als despotisches Machtmittel eingesetzt werden – weil es plötzlich möglich ist, im Namen von "Gott" Feindbilder zu schaffen, blinde Leidenschaft zu schüren und jegliche Brutalität abzusegnen.

Das mag überspitzt klingen, aber übertrieben ist es nicht. Diskrimination, Inquisition, Kreuzzüge, "heilige" Kriege, Elitestreben, Absolutismus, Diktatur – wie die Geschichte zeigt und noch zeigen wird, kann im Namen von "Gott" viel Unglaubliches und Unvorstellbares inszeniert werden.

Die scheinbar entgegengesetzten Behauptungen "Alles ist relativ" und "Wir sind die einzigen" haben also eine auffällige Gemeinsamkeit: Beides sind Absolutheitsansprüche! Beides führt zur Verfälschung der Wahrheit und zur Verführung der Massen, wodurch sie gegen jede höhere Vernunft "immun", d.h. leicht manipulierbar werden.


Absolut und absolutistisch

Die vedische Definition von "absoluter Wahrheit" vermag all diese Bestrebungen bereits im Ansatz zu entlarven, denn sie unterscheidet strikt zwischen absolut und absolutistisch.
Absolut bedeutet "das, was alles Relative miteinschließt". Absolutistisch bedeutet: "das, was einzig gültig sein will und deshalb alles andere ausschließt".

Das Absolute ist das Allumfassende, das Alles-Vereinende. Das Absolutistische ist das Alles-Bekämpfende, ist das, was die Menschen und die Religionen spaltet. Das Absolute ist göttlich. Das Absolutistische ist das Gegenteil von göttlich.

Mit anderen Worten: Atheismus (Relativierung des Absoluten) und Pseudoreligion (Dogmatismus, Fanatismus) sind nichts anderes als die zwei Seiten derselben Münze, zwei Tricks der gleichen absolutistischen Mächte.

Absolutistisch und absolut – diese beiden Konzepte mögen manchmal sehr ähnlich erscheinen, doch in Wirklichkeit sind sie grundverschieden.
Nur das wahrhaft Absolute, das Allumfassende, vereinigt alles Relative in sich, denn es ist die harmonische Einheit hinter der Vielfalt. Dies ist das vedische Hauptkriterium für die Unterscheidung zwischen absoluter Religion und absolutistischer Irreligion. Fördert eine Religion die harmonische Einheit oder die Vertiefung der Gegensätze? (Das Absolutistische, eben weil es nicht absolut ist, kann nicht alles Relative in sich vereinen und kann sich nur durch das Niedermachen der "anderen" als absolut aufspielen – was letztlich immer scheitern muß.)

Der Mißbrauch der Religion hat dazu geführt, daß sich viele Menschen entweder von Gott abwenden (d.h. atheistisch werden) oder Gott für ihre absolutistischen Ziele vereinnahmen (d.h. fanatisch werden).
Auf diese Weise wird das wahre Wesen Gottes durch irdische und außerirdische Interessen verzerrt, und die Menschen verlieren ihre Verbindung ( religio/ yoga ) mit Gott. Die Menschen haben, zum Teil unbewußt, eingewilligt, nicht-göttlichen Zielsetzungen zu dienen. Welchen Kräften dienen wir in Wirklichkeit durch unseren Beruf, unsere Zahlungen, unseren Konsum, unsere Freizeit, usw.?

Es ist ein typisches Merkmal des Kali-yugas, insbesondere der Kali-yuga-Religionen, daß das wahre Wesen Gottes, das absolut ist, durch absolutistische Auffassungen verhüllt wird.

Erinnern wir uns an die ursprüngliche Bedeutung von absolut: abgeleitet vom lateinischen Wort absolutum, " ungebunden; losgelöst" (Partizip Perfekt des Verbes absolvere ). Gott als die allumfassende, "absolute" Realität vereint alles Relative in sich, ohne selber an das Relative gebunden zu sein. So lautet die vedische Definition Gottes: "Wisse, von allem, was materiell und spirituell ist in dieser Welt, bin Ich sowohl der Ursprung als auch die Auflösung. Es gibt keine Wahrheit über Mir. Alles ruht auf Mir wie Perlen auf einer Schnur" (Bhagavad-gita 7.6-7).

"Ich bin der Ursprung der spirituellen [absoluten] und der materiellen [relativen] Welt. Die Weisen, die dies vollkommen erkannt haben, beschäftigen sich mit Liebe und Hingabe in Meinem Dienst" ( Bhagavad-gita 10.8).

Mit anderen Worten: Das Allumfassende (Absolute) ist die Quelle des Relativen und umfaßt in ihrer reinen, ursprünglichen Form alle Aspekte, die wir in der relativen Welt vorfinden: Liebe, Bedingungslosigkeit und Individualität ("Unteilbarkeit") der ewigen Seelen – Eigenschaften, die sich in der relativen, materiellen Welt als Gier, Neid und Ego spiegeln.

In diesem Licht wird auch verständlich, warum es in Gottes Schöpfung das "Böse" gibt; es ist Teil der materiellen Dualität und existiert nur in der materiellen Welt.

Zur Dualität der materiellen Welt gehören auch die Einflüsse des Bösen und Gewaltsamen entsprechend den Gesetzen des Karma. Diese Einflüsse entsprechen Gottes Gesetzen, aber nicht Gottes Willen. Gott will, daß die Lebewesen aus ihrer Illusion erwachen und nach dem Verlassen des sterblichen Körpers (d.h. nach dem Tod) in die spirituelle Welt zurückkehren. Einheit bedeutet also nicht Einssein (Auflösung der Individualität), sondern Einheit mit dem Willen Gottes. "Dein Wille geschehe!"

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Jandira
(Gott sei Dank ist das Kali Yuga vorbei)
 
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Könnte für so manche Kali-yuga-religiösen Christen *g* ein Licht in die Finsternis bringen
Kein Wunder, daß du dich mit diesem Thema befasst - denn wenn ich deine Anti-christen-ausbrüche lese, merke ich wie auch in dir diese fanatischen Kräfte wirken. Ansonsten kann ich deinen Ausführungen nur zustimmen. :blume:
Liebe Grüße Inti
 
Tja, das sagen sie alle: "der gerechte heilige Krieg" - schuldig sind immer die anderen aber - wenn man in die Sonne schaut liegt der eigene Schatten immer hinter einem, und wer schaut schon hinter sich - aber ich verurteile dich nicht - in Wirklichkeit bist du sicher ne´ Nette? ;)
Liebe Grüße Inti
 
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Ich bin nicht nett. :angry2:
...und du ahnst ja nicht, wo ich überall hinsehen kann - nicht nur hinter mich selber. :D

Aber bitte zeig mir doch dein Nicht-Urteil, wenn du Zorn mit Krieg gleichsetzt?

Jandira
 
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