Ja, da ist auch nichts Unnormales dabei. Bei jeder Person gibt es unterschiedlich stark ausgeprägt Persönlichkeitseigenschaften, die je nach Entwicklungsphase variieren können. So weit so gut, aber die Identität ist mehr als die Persönlichkeit.
Ich glaube, dass die Summe der Persönlichkeits-Aspekte eine Art Hintergrund bildet, der das Identitätsgefühl erzeugt. Dieser Hintergrund ist all das, worauf wir sehr einfach zugreifen können, uns erinnern, Fähigkeiten, Charaktereigenschaften... Das Zugreifen ist dann immer eine Sache dessen was wir jeweils im Moment wahrnehmen. Bzw. löst m.A.n. das Objektiv der Wahrnehmung immer ein passendes Gegenstück aus dem Potential, wodurch eine Art Austausch entsteht. Manches davon beinhaltet das Gefühl bzw. die Überzeugung die Kontrolle zu haben, anderes nicht. Letztlich ist das Prinzip aber vollkommen unpersönlich und fast mechanisch... oder physikalisch wie das Wechselspiel von Kleinst-Teilchen oder sowas.
Wobei die Frage aufkommt, welche Identität da "zu Bruch geht", für mich klingt das nach einem Untergang der Permanenz. (also dem zeitlich überdauernden Gefühl einer Identität), ob die synchrone Identität dabei beschädigt wird, kann ich mir nicht vorstellen (wird sie auch nicht).
Wenn ich deine Überlegung auf die Dissoziative Identitätsstörung übertrage, ließe sich schlussfolgern, dass innerhalb des eigenen Mikrosystems noch weitere Unter- Mikrosysteme ("Bewusstseine") gebildet wurden.
Ich glaube, dass auch hier das was ich im letzten Beitrag mit "Intensität" zu beschreiben versuchte eine große Rolle spielt. Hohe Intensität bedeutet in diesem Zusammenhang, dass es zu einer Art "Ausschließlichkeit" kommt, einer Verengung des Fokus auf den jeweiligen Aspekt unter Ausschluß anderer Möglichkeiten (auch Entwicklungsmöglichkeiten).
Ein Beispiel das für jeden nachvollziehbar ist:
Nimm Deine momentane Stimmung. Ich denke mal, sie ist in einem Normalbereich... keine extrem hohe Intensität. Du hast "von dort aus" Zugriff auf viele Deiner Aspekte, Deine gesamte Identität, oder zumindest den größten Teil.
Jetzt denk Dir, dass etwas geschieht dass Dich in eine Ausnahmesituation versetzt. Nehmen wir als Beispiel, dass Dich etwas unglaublich wütend macht. So wütend wie Du Dich selbst kaum mal kennst. Dein Fokus verengt sich dann.... Das was im Vordergrund ist, die Wut und die Wut-ausdrückenden Handlungen (etwa schimpfen, schlagen, Sachen kaputt machen) hat sehr hohe Intensität und lässt gar nichts anderes zu. Die Drohung "Sei vorsichtig.... Sonst vergesse ich mich" trifft es ziemlich auf den Punkt, denn eine hohe Intensität schließt das übrige Potential aus.
Der netteste Mensch den Du kennst, kann Dir in dem Moment wo er sehr wütend ist wie jemand vorkommen den Du gar nicht kennst. Und wenn Du das Prinzip noch etwas weiter ziehst.. auf Persönlichkeits-Störungen... dann halte ich für denkbar, dass es eben auch so abläuft: Die jeweiligen Identitäten sind eigentlich Aspekte einer Identität. Aber sie haben eine so hohe Intensität, dass sie dadurch abgetrennt werden und ein scheinbares Eigenleben führen.
Übrigens passt das Konzept auch auf uns ganz allgemein, wenn man als Basis ein Bewusstsein annimmt... Auch Du und ich, als Individuen, sind dann solche Fokus-Verengungen. In Wirklichkeit sind wir lediglich Aspekte des großen Ganzen. Aber wir sind gleichzeitig so "abgetrennt", dass wir ein Eigenleben zu führen scheinen, Einzelindividuen sind.
In der integrativen Trauma- Therapie versucht man diese scheinbar unvereinbaren Selbst- Anteile zu einem Ganzen wieder zu integrieren (nach dem Gestaltpsychologischen Motto: das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile). Das hört sich plausibler an, als ich lange Zeit geglaubt habe.
Dies ist auch kein großes Geheimnis, was aber nicht geht, ist das ich mein Bewusstsein mit deinem (oder das von Schooko oder sonstwen) fusioniere. Genau an diesem Punkt komme ich nicht weiter.
Ich halte auch letzteres für rein theoretisch möglich. Ich glaube, dass Intuition, Mitgefühl, Empathie schon in diese Richtung geht und das sehr viel weiter gehen könnte. Genauso wie es ja auch in die andere Richtung gehen kann... Menschen denen die Fähigkeit sich in andere hineinzuversetzen vollkommen fehlt. Ich glaube, da sind wirklich beide Extreme möglich.
Was Du zur integrativen Therapie sagst sehe ich genauso. Im Grunde ist das sogar ein Weg den wir alle sowieso gehen. Das Bewusstsein ist ständig bestrebt seine Einzelaspekte zu integrieren, bzw. sind die Einzelaspekte untereinander um Ausgleich bemüht, was Integration bedeutet.
Und wenn ich Psychologe wäre, dann würde ich versuchen aus dem jeweiligen Zustand "Intensität" herauszunehmen. Und Intensität ist gleichbedeutend mit Bedeutung... Das was die Einzelpersönlichkeiten aufrechterhält und sie gleichzeitig abtrennt hat in irgendeiner Form einen Hintergrund von hoher Intensität, der sich durch die jeweiligen Einzelpersönlichkeiten ausdrückt. Auch das ist m.A.n. vergleichbar mit den vorherrschenden Aspekten einer als gesund geltenden Persönlichkeit. Nimm als Beispiel ein in Gesellschaft eher stilles und immer freundliches junges Mädchen... Dieser vorherrschende Aspekt ist nicht mehr nur spontaner Ausdruck, sondern hat irgendeinen Hintergrund der mit Angst verknüpft ist.... es hat irgendeinen Sinn, dass sie immer freundlich und eher still ist. In der Regel ist eine grundlegende Motivation die Angst davor abgelehnt zu werden, die dann Methoden sucht und auch vermeintlich findet, um das zu umgehen... also Überzeugungen im Sinne von "Wenn ich immer schön freundlich bin und schön still, so dass ich keine Fehler mache, ist das Risiko geringer abgelehnt zu werden." Das Problem dabei ist: Diese Überzeugungen sind zwar in ihrem Ausdruck sichtbar, aber sie sind nicht bewusst... man kann sie aber erst hinterfragen und dann die Intensität herausnehmen, wenn sie bewusst werden. Das was als absolute Wahrheit erscheint geht an uns vorbei. Daher ist jede Art der psychischen Heilung mit Bewusstmachen verbunden.
Die Abwehrmechanismen sind meiner Meinung nach das Brauchbarste, was die Psychoanalytiker entworfen haben (ein gewisser User vor einem Jahr wollte das nicht anerkennen..) Ich glaube schon, dass diese Abwehrmechanismen ihren Sinn haben (die Verdrängung z.B.), deswegen zweifle ich auch, ob es richtig ist in jedem Fall integrative Therapien zu machen ( und ob man nicht abwarten sollte damit). So ähnlich könnte das mit dem Ur- Bewusstsein sich verhalten. Vielleicht brauchen "wir" einfach mehr Zeit um zu erkennen. Tötest du jemanden, vernichtest du damit nur einen anderen Zustand deines ursprünglichen Seins und musste später genau dort hineinschwingen um etwas auszugleichen. Genauso tust du dir selbst etwas Gutes, wenn du jemand anderem Freude bereitest oder ihm verzeihst
Ja.. und das Beispiel kannst Du auf Deine innere Kommunikation umsetzen. Ablehnung und Kampf sind daher niemals effektiv wenn es darum geht einen leidvollen Zustand zu beenden, sondern es ist immer der Ausgleich. Und Vergebung ist im Grunde das effektivste Mittel, weil Vergebung tatsächlich auch wahr ist... Vergeben bedeutet in dem Zusammenhang, dass man nicht mehr behauptet "A" sei die Ursache und daher Schuld an Zustand "B", den man als leidvoll wahrnimmt ("B" ist schuld das ich leide, A ist schuld das B existiert).... Wenn man erkennt, dass diese Kausalität nicht objektiv ist, sondern eine Frage von Überzeugungen.. selbst gestrickt sozusagen (und es ist wirklich wie gestrickt... ein in sich greifendes Gebilde aus Überzeugungen, die umso wahrer wirken je bedeutsamer sie sind, was sie dann sind, wenn man sie mit Leid oder Glück verbunden sieht), dann bringt man Ausgleich in das Gesamtgebilde... man sieht etwas nicht mehr nur als "das führt zu dem und bedeutet das ich leide", sondern als das was es in dem Moment der Wahrnehmung ist.
Denn was wir wahrnehmen ist ja hauptsächlich unsere Projektion über die Bedeutung dessen was wir wahrnehmen. Und die Bedeutung ist immer kausal mit Leid oder Freunde verbunden... dazwischen liegen nur die Überzeugungen, die dann bestimmen was für mich gut und was schlecht ist. Und von da aus gehen alle Kausalitäten und m.A.n. ist keine davon objektiv und/oder absolut wahr. Aber je höher Bedeutung und damit Intensität, desto objektiver und wahrer erscheinen diese Kausalitäten und haben dann eine Art "Eigenleben"... ein bisschen wie Programmabläufe die durch nur einen Mausklick in Bewegung versetzt werden.
Übrigens... wollte ich Dir schon mal zeigen:
Ich habe vor kurzem ein Buch gekauft, dass Dich möglicherweise interessieren könnte:
http://www.amazon.de/verborgene-Code-Bewusstseins-Quantengeist-Naturwissenschaft/dp/386616159X
Die nicht ganz gute Rezension ist v.a. der Tatsache geschuldet, dass es nicht ganz einfach ist. Aber es ist wirklich gut...
VG,
C.