Sowohl beim Tierkreis als auch bei den verschiedenen Häusersystemen handelt es sich ja um symbolische Konstrukte, die versuchen, eine mehrdimensionale Wirklichkeit auf die zwei Ebenen einer grafischen Darstellung zu bringen. Da sind je nach Fokussierung auf den einen oder anderen Vorteil einer Darstellungsmethode Kompromisse unvermeidbar. Der Tierkreis vor allem ist ja ein völlig willkürliches Lineal, das einfach Bewegungen der Gestirne messbar macht und in Deutungszonen einteilt. Bei den Häusersystemen ist das Krückenhafte eh offensichtlich; Stichwort Polnähe. Die Diskussion um das "richtige" Häusersystem erscheint mir eh obsolet, das kann immer nur aus dem jeweiligen Deutungszusammenhang eingeschätzt werden.
Die "Leserichtung" der Häuser - nun, in dem Zusammenhang fällt mir zum Beispiel Döbereiner ein, der ja durchaus bei seinen Rhythmischen Auslösungen den AC mal in der einen, mal in der anderen Richtung um den Kreis führt und dabei ebenfalls einfach einen unterschiedlichen Deutungsfokus anlegt.
Ich hab mir vor längerer Zeit auch schon mal den Spaß gemacht und den "astrologischen Entwicklungskreis" im Uhrzeigersinn konstruiert - das geht durchaus, wenn man ihn zum Beispiel als symbolischen Weg der Individuation (im Jungschen Sinn) betrachtet. Ich skizziere das hier mal in Stichworten.
Am Anfang - mit dem 12. Haus - ist alles noch völlig unklar, im Nebel des Ungewissen, unkonturiert ... aber es ist auch alles möglich im Rahmen der Anlage, die mit Spitze 12 (und das ist in diesem Fall der AC, auch die Häuserspitzen liegen bei dieser Betrachtung ja "auf der anderen Seite") beschrieben ist. Es gibt noch keine Grenzen, es ist das reine Potenzial.
Weiter, im 11. Haus, tritt die Entwicklung in die Polarität ein. Die beiden Wellenlinien des Wassermanns. Es treten die Unterschiede auf, die einen Unterschied machen (Bateson). Die Vision eines Individuums taucht auf.
In 10. ist die äußere Gestaltgebung, die Strukturierung, das für andere "mit freiem Auge" Wahrnehmbare abgeschlossen; Wirklichkeit und Wirkung im materiellen Sinn sind gegeben.
Im 9. Haus beginnt die Einbettung des Subjektiven in die Reichtümer des tiefen Wissens und der umfassenden Weltbilder; das "reine Sein" aus den Häusern 12 bis 10 trifft nun auf die Herausforderung, verstanden zu werden.
Im 8. Haus treten zu den überpersönlichen Weltzusammenhänge die Motive der inneren Triebe und Antriebe, die hier noch nicht bewusst sind, die zwischen kollektiven und systemischen Verwurzelungen und individuellem Keimen die Schnittstelle bilden. Hier finden wir, was das Individuum den "Anderen" Vorfahren, systemische Zwiebelschichten schuldet bzw. verdankt.
Im 7. Haus erfährt sich das Individuum im Spiegel der Begegnung, wird sich seiner selbst gewahr durch die Resonanz, die es mit seiner Eigen-Art in Anderen hervorruft und erfährt. Auch die Begegnung mit der Vielfalt findet statt - andere Ausprägungen von Individualität, andere Ideen, die Notwendigkeit, sich in dieser Vielfalt zu orientieren.
Das geschieht mit dem 6. Haus, mit der Integration in ein konkretes Lebensumfeld. Es geht nun darum, dem Ambiente eine gesunde innere Haltung gegenüberzustellen, sich in produktiver Weise einzubringen und aus dem Gebotenen den optimalen Nutzen zu ziehen.
Im 5. Haus erlangt das Individuum seine Identität, die aus dem Austausch zwischen innen und außen resultiert. Aus den Erfahrungen, den Spiegelungen und dem Interagieren mit den konkreten Kontexten entsteht ein Selbst-Bewusstsein, eine innere Festigkeit und Konstanz, die den kreativen, spielerischen Umgang mit den Umwelt-Gegebenheiten ermöglicht. Und wo ein Ich sich ausbildet, kann es einem Du begegnen und mit ihm verschmelzen, auch erotisch.
Im 4. Haus wird das selbstbewusste Individuum um die Tiefe des Seelischen bereichert und damit verwurzelt die Seele verweist auf das Woher (beginnend mit der Mutter) und auf das Wohin und auf Dimensionen, die die immer mehr auf Endlichkeit zielende Entwicklung des bisherigen Weges durch den Blick auf das zeitlos Seiende ergänzt. Und wie der Mond das Licht der Sonne spiegelt, so lässt sich auch dieses schon weit entwickelte Leben als Reflex eines größeren Lichts erahnen.
Im 3. Haus kommt zu den tieferen Schichten des inneren Wissens, Agierens und Reagierens das Verstehen der Oberflächen, das cerebral gesteuerte Handeln und Begreifen. Mit den Begriffen kommen auch die Worte, die Kommunikation, der intellektuelle Austausch.
Im 2. Haus wird mit Hilfe der erworbenen Kompetenzen das Revier abgesteckt. Eigenberechtigung wird formuliert, das Eigene wird in den Besitz hinein angereichert. Auch die Gestaltung des Umraums wird verfeinert, Ästhetik und Design, Stil werden als Ausdruck zelebriert.
Im 1. Haus schließlich ist der Weg der Individuation abgeschlossen. Ein "komplett ausgestattetes" Wesen ist auf seinem Entwicklungsweg entstanden, das sich maximal von allen anderen unterscheidet und sozusagen auf den Punkt seiner Individualität gekommen ist, das Ego ist voll ausgebildet und mit allem, was Körper, Geist und Seele entwickelt haben, "ready for action".
So ungefähr... sprich: Wenn dir ein System irgendwie nicht passt, bastel dir selber eines ;-)
Alles Liebe,
Jake