opti schrieb:
Du hast natürlich recht, wenn du speziell die Naturwissenschaft meinst. Die Naturwissenschaft macht natürlich keine Aussagen über die Metaphysik. Aber ich meine, ein Naturwissenschaftler sollte sich ganz allgemein um ein wissenschaftliches Bild bemühen.
Ja. Aber es spricht nichts dagegen, für sich das Bild etwas weiter auszumalen, über die Ränder des naturwissenschaftlichen Bildes hinaus, im GLAUBEN, es entspricht der Realität.
opti schrieb:
Und im Falle der Metaphysik würde ich einfach die Philosophie zu rate ziehen und in diesem Fall ganz speziell Immanuel Kant, weil ich seine Aussage "Jeder Versuch, die Existenz Gottes theoretisch zu begründen, wird als unmöglich widerlegt." für die einzig zulässige halte.
Und was sagt da über die Existenz Gottes aus? Es sagt nur, dass sie nicht theoretisch beweisbar ist. Nicht, dass es ihn nicht geben kann.
Z.B. in der Mathematik gibt es Aussagen, die im Axiomsystem der Mathematik nicht beweisbar sind; genausowenig widerlegbar (Gödelscher Unvollständigkeitssatz).
Im übrigen: Man kann die Welt nicht nur durch denken ergründen; Experimente zur Untersuchung der Natur sind immer notwendig. Ohne Experimente könnte ich auch sagen: "Jeder Versuch, die Existenz von Neutrinos theoretisch zu begründen, wird als unmöglich widerlegt." Im Versuch nur durch denken die Natur zu ergründen sind schon einige Philosophen in die schönsten Sackgassen gelaufen.
Jede Philosophie, jedes Weltbild, ist ein auf Axiomen aufgebautes Gedankengebäude. Der Wahrheitsgehalt von Axiomen wird vorrausgesetzt. Das einzige, was ich wirklich wissen kann ist: "Ich denke, also bin ich." (Descartes).
Das Hauptaxiom der Naturwissenschaft ist: "Es gibt eine Welt unabhängig vom Beobachter, die festen Gesetzen gehorcht." Mit diesem Axiom leben wir sehr gut. Die Naturwissenschaft hat die Aufgabe, diese einfachen Gesetze zu entschlüsseln, die Natur zu BESCHREIBEN, nicht zu erklären.
Im Prinzip kann man auch sagen: "Jeder Versuch, die Existenz einer Welt unabhängig von mir theoretisch zu begründen, wird als unmöglich widerlegt." Widerleg mal logisch, dass nicht nur Du existierst in einer Art Riesenillusion, die von einer einzigen weiteren Entität gesteuert wird. (Bevor Du drauf anspringst: Ich glaube da nicht dran, aber ganz streng genommen ist das nicht widerlegbar. Nur durch angenommene Axiome).
Jeder hat ein Weltbild. Ich nehme mal als Beispiel ein Gemälde. Die Naturwissenschaft beschreibt ausgehend von einigen Punkten dieses Bild, und hat in der Beschreibung eine gewisse Fläche abgedeckt, das meiste korrekt beschrieben; vielleicht sind hier und da noch Fehlbeschreibungen. Wie der Rest aussieht, ist eine reine Glaubenssache. Wenn ich arbeite, bewege ich mich ausschließlich im gesicherten und "offiziellen" Bildteil. Für mich privat habe ich aber eine Vorstellung, wie es außerhalb aussieht.
Viele Grüße
Joey