Das Emmenagoge Heilverfahren

Ottokar

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Hallo allerseits :)

DAS EMMENAGOGE VERFAHREN
Als emmenagoge Verfahren hat man früher die Verfahren zur Normalisierung des weiblichen Monatszyclus bezeichnet. Von der grauen Vorzeit bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die monatliche Ausscheidung der (stark durchbluteten) Uterusschleimhaut als einen für die Gesundheit der Frau höchst wichtigen periodischen Reinigungsprozeß aufgefaßt. Die Frauen wissen, daß sie vor dieser Zeit oft unruhig, reizbar und müde sind. Manche bekommen Hautausschläge, Kopfschmerzen, Brechreiz usw., also die Symptome einer Stoffwechselvergiftung. Nach erfolgter Blutung fühlen sich die Frauen wie befreit, erfrischt und verjüngt. Die Tatsache ist so bekannt und durch Erfahrung der Menschheit bestätigt, daß man an der Wichtigkeit dieser Funktion kaum zweifeln kann. Die Ignorierung dieses rhythmischen Stoffwechsel- und Ausscheidungsprozesses hat viele gesundheitliche Schäden im Gefolge. Frauen, die zur Zeit der Menstruation anstrengenden Sport treiben, erleiden oft eine Verringerung der menstruellen Blutausscheidung und infolgedessen eine Schädigung entfernter Organe (Augen, Neuralgien, Arthritis usw.) durch die im Körper zurückgehaltenen Stoffwechselprodukte. Viele Frauen werden fettsüchtig, wenn die
Menstruation (in Form von Amenorrhöe oder im Klimakterium) ausbleibt.
Eindrucksvoll beschreibt schon HIPPOKRATES die Bedeutung der Menstruation. Es finden sich bei ihm viele Beobachtungen, nach denen bei krankhaftem Ausbleiben der Menstruation Gelenkleiden, Kopfschmerzen, Hautausschläge viele andere Beschwerden auftraten, und nach Wiederherstellung der Menstrualblutung verschwanden. Wenn jüngere Frauen von Gelenkrheuma befallen sind, so leiden diese häufig an zu seltener oder zu spärlicher Menstruation, was ebenfalls an eine menstruelle Stoffwechselvergiftung denken läßt.

Innere emmenagoge Mittel
Von den inneren emmenagogen Mitteln gehören folgende zu den wirksamsten:
Kantharidenpulver, Seidelbastbeeren, Eselsgurke, Schierling, Koloquinten, Scammonium, Samen des Läusekrauts, Helleborus, Myrrhen, Aloe, Samen der Pfingstrose, Petersiliensamen, die zerpulverten Blätter und Blüten des "scharfen" Hahnenfußes, sowie Samen des Asphaltklees. In der indischen Medizin wird als stärkstes Emmenagogum die Heilpflanze Butea frondosa genannt. Weniger heftig wirken z.B. Bingelkraut (Mercurialis annua) als Gemüse gegessen, ferner Tintenfischeier, Frauenhaar, Samen und Wurzel des Goldlacks (Levkoje) und des Terpentinbaums, Schwarzkümmel, Holunderbeeren, Hagebuttenkerne, weiße Oliven in Wein, Liebstöckel, Schwarzkümmel (Nigella sativa), Meerfenchelrinde, stark gewürzte Speisen, gewürzter Wein, Knoblauch, Zwiebeln, Kresse und Rettiche, die zugleich
Diurese und Hyperämie des Genitales fördern. Zur Eselsgurke sagt HIPPOKRATES: "Etwas Besseres als das wird man schwerlich finden."

GALEN verwendete unter anderem Schröpfköpfe am Genitale und an der Leistengegend, Aderlaß am Bein und Skarikation der Knöchelgegend. Viele sonst anscheinend schwer heilbare Krankheiten (so z. B. Geistesstörungen) wurden durch Wiederherstellung der unterdrückten Menstruation geheilt.
In der arabischen Medizin verwendete man Sennesblätter, welche offenbar wegen ihrer Wirkung auf die Gebärmutter den Namen Mutterblätter" erhalten haben, das Galbanum (Mutterharz), Myrrhen, die Asa foetida, Krokus, Castoreum, Ruta graveolens (Weinraute), Aristolochia, Artemisia, Rubia tinctorum (Färberkrapp) und anderes. Oft trat nach einem einzigen Aderlaß die lange ausgebliebene Menstruation sofort am nächsten Tage ein. Bei spastischen Zuständen wurde Opium gegeben.

HUFELAND sagt zur Menstruation: "Die Menstruation ist die Blüte des Sexuallebens, Zeichen der GeschickIichkeit zur Prokreation, aber auch zugleich Zeichen und Erhaltungsmittel der ganzen Gesundheit des weiblichen Organismus (signum et praesidium sanitatis). Daher die große Wichtigkeit dieser Funktion für die weibliche Gesundheit und das weibliche Leben. Je regelrnäßiger die Menstrua, desto gesünder ist das Weib, ja in dieser monatlichen Reinigung muß der Grund gesucht werden, daß die Weiber manchen Krankheiten weniger unterworfen sind als die Männer"

Die Amenorrhöe, kann zur Entstehung der Lungentuberkulose, zu Neurosen und Psychosen, Blutungen in andere Organe oder aus Haut, Augen, Nase, Lunge beitragen. Noch häufiger sind Fettsucht, Vollblütigkeit und Entzündungen aller Art. Zur Behebung der Amenorrhöe soll man nach HUFELAND zuerst die tiefer liegenden Ursachen entfernen, Solche Ursachen sind Blutmangel, Schwäche (besonders von Kummer, Nahrungsmangel, auch nach überstandenen schweren Krankheiten und Überarbeitung). Hier wäre es unsinnig, menstruationsfördernde Mittel geben zu wollen, "man nähre und stärke gut, und sie wird sich von selbst finden". Erst wenn diese Kausalkur
nicht ausreicht ist oder keine Indikation dazu besteht, soll man die direkte emmenagoge Methode anwenden, und zwar sowohl innere als auch äußere Mittel.

Dann, Mitte des 19. Jahrhunderts kam die noch heute nochvorherrschende Denkweise "evidence based medicin", in der alles, was nicht durch Tierversuch, Messung oder Labor erklärbar ist, als unwesentlich betrachtet wird. Da es nicht gelungen ist, ein Menstruationsgift" nachzuweisen, wurde die menstruelle Blutausscheidung und ihre Erhaltung und Wiederherstellung als unwichtig angesehen. Auch nach einer "Totaloperation" sieht man noch jahrelang später höchst nachteilige Folgen für das Allgemeinbefinden, wie Fettsucht, hohen Blutdruck, Herzbeschwerden, Depression, schwerste Melancholie, Müdigkeit, Apathie und besonders oft Polyarthritis und Neuralgien. Wegen dieser Folgen entfernen die Operateure höchst ungern die
Eierstöcke. Unvoreingenommene Beobachtung zeigt, daß Amenorrhoe , aber auch zu seltene oder zu spärliche Menstruation, ähnliche Zustände hervorrufen können wie das Klimakterium, nämlich lokale oder allgemeine Blutüberfüllung, Blutungen aus anderen Organen, z.B. Lunge, Auge, Nase, Haut oder Schmerzen, Krämpfe, Parästhesien, insbesondere arthritische, rheumatische und neuralgische Schmerzen; Entzündungen der Haut, Augen,
Schleimhäute, Muskeln, Nerven und Gelenke. Außerdem findet man bei gestörter Menstruation oft Neurosen und Psychosen, schwere Schizophrenie und Melancholie.

Emmenagoge Behandlung
1. Abmagerungskur, Schilddrüsenmedikamente und menstruationsfördernde Laxantia, wie Aloe, Senna usw. genügen oft schon, eine regelmäßige Menstruation wieder herzustellen. Keinesfalls reicht es aus, Fettleibige nur mit Hormonen zu behandeln und die Fettsucht mehr oder weniger zu vernachlässigen.

2. Stärkende Methode
bei Blutarmut und Unterernährung, und zwar bei echter Anämie gibt man Eisen- und Leberpräparate, blutbildende Diät mit Fleisch, etwas Rotwein, (der stark blutbildend wirkt!) und Gewürzen; bei Magerkeit und allgemeiner Schwäche stärkende Magenbehandlung (z.B. mit Amara tonica).

3. Aderlaß bei Vollblütigen und deutlich Stoffwechselgestörten. Er hilft, akute und chronische menstruelle Stoffwechselvergiftungen (z. B. Hautjucken, Exantheme, Gefäßkrämpfe, Kopfschmerzen, Herzbeschwerden usw.) zu beseitigen. Je nach Kräftezustand der Patientin entnimmt man etwa 100-250 ccm Blut. Oft tritt bereits am nächsten Tage die vorher monate- oder jahrelang ausgebliebene Menstruation wieder ein. Die älteren Ärzte erklärten sich diesen Vorgang mit der krampflösenden Wirkung des Aderlasses, womit der krankhafte Spasmus der Gefäße und des Uterusmuskels aufgehoben werde. Man machte dabei mit Vorliebe den Aderlaß am Fußknöchel, welcher
nach zahlreichen älteren Berichten viel besser menstruationsfördernd wirkt als der Aderlaß am Arm. Noch besser als der Aderlaß sollen Blutegel am Bein und sogar an den großen Schamlippen wirken.
(Fortsetzung folgt)
Otto
 
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4. Beseitigung aller sonstigen Ausscheidungs- und Stoffwechselstörungen. Man nimmt also bei trockener Haut Dampfbäder oder Schwitzmittel , eine gestörte Leberfunktion ist zu regulieren, der schwacher Magen wird gestärkt, Obstipation oder Durchfall beseitigt u. dgl. Oft kann man allein dadurch eine Regelung der Menstruation erzielen. Äußere Emmenagoga physikalische Therapie: Mit Wärmeanwendungen bezweckt man eine verstärkte Durchblutung des Genitales, z.B. heiße Sitzbäder, Moorbäder, Schlammpackungen, Fußbäder mit und ohne hautreizende Zusätze, wie Senfmehl, Holzasche, verdünnte Laugen oder Säuren. Wenn solche Fußbäder wirksam sein sollen, muß das Wasser in einem entsprechend hohen Kübel bis über die Waden hinaufreichen. Man nimmt 2 Eßlöffel Senfmehl für ein Senffußbad. Die Säuren und Laugen (z.B. Essigsäure und Bicarbonat (Bullrich's Salz, Soda) für diese Zwecke sind weitgehend in Vergessenheit geraten, bzw. werden nur noch in der in der Kurmedizin und Volksmedizin genutzt.

Unblutiges und blutiges Schröpfen an Kreuzbein, Innenseite der Oberschenkel, Leisten- und Unterbauchgegend zur Erzeugung von Hyperämie und Reflexwirkungen ähnlich wie in Akupunktur und Neuraltherapie.

Blutegel.
Man setzt je nach dem Kräftezustand 2-6 Blutegel an die großen Schamlippen. Dort sollen sie am wirksamsten zu sein, aber auch in die Leistengegend oder an die Innenseite der Oberschenkel. Wenn die Blutegel nach etwa einer Stunde gesättigt abgefallen sind, läßt man je nach dem Kräftezustand 2 bis 6 Stunden unter Beobachtung der Patientin nachbluten. Die Blutegelbehandlung ist eine der allerwirksamsten Methoden bei Amenorrhoe. Damit gelingt es, selbst die hartnäckigsten Fälle in durchschnittlich 4-6 Wochen zu beheben.

Ein sehr wirksames Mittel zur Bekämpfung der Hypomenorrhoe ist die öftere
Hyperämisierung bzw. Stauung der Portio durch das Saugverfahren. Dieses
Stauungsverfahren ist eigentlich die direkteste Methode, um den Uterus beliebig oft und beliebig lang hyperämisch zu machen. Man kann diese Prozedur täglich oder mehrmals in der Woche vornehmen und die Stauung durchschnittlich auf 5-10 Minuten ausdehnen.

6. Einführung eines Laminariastiftes. Ein sehr starkes emmenagoges Reizmittel ist die Einführung eines Laminariastiftes für je 24 Stunden. Man kann dies unter den entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen ein bis zweimal im Monat bis zur Erreichung des gewünschten Zieles tun. Es scheint, daß der Dehnungsreiz und die Hervorrufung von wehenartigen Kontraktionen dabei ausschlaggebend sind.

7. Hautreizmittel.
Hochwirksam ist Baunscheidt in der Leistengegend, an der Innenseite der Oberschenkel und am Kreuzbein. Man piekt dazu die Haut mit einer Nadelwalze oder einem Nadelbündel (dem Lebenswecker) leicht an, ohne daß es blutet. Dann verreibt man mit Gummihandschuhen und Zellstofftuch
Baunscheidtöl auf die Haut. Das dabei eintretende leicht brennende Gefühl ist erwünscht. Dabei darf man sich nicht unbewußt in die Augen fassen...!

Man kann auch Baunscheidtöl mittels Bürste oder Pinsel in die Schamhaare einreiben, und zwar täglich etwa 2 Minuten lang, bis eine Follikulitis entsteht, was nach etwa am 2 oder 3 Tagen erfolgt. Man läßt diese dann abheilen, und wenn die Menstruation noch nicht eingetreten ist, wiederholt man dasselbe nach 8-10 Tagen. In besonders hartnäckigen Fällen kann man auch Fontanellen an der Innenseite beider Oberschenkel mit Aussicht auf Erfolg anwenden. Die asiatische Medizin verwendet als wirksamstes Verfahren die
Akupunktur. Sehr gut wirken auch Kantharidenpflaster in der Größe von 2 bis 5 qcm an der Innenseite der Oberschenkel.

Innere emmenagoge Mittel
Auch die inneren Emmenagoga dienen dazu, das Genitale hyperämisch zu machen und dadurch die Ovarialfunktion und Menstruation anzuregen; die Horrnonbehandlung ist offensichtlich nicht ausreichend. Das überlieferte emmenagoge Verfahren ist daher eine wirksame Ergänzung zur Horrnonbehandlung.

1. Aloepräparate.
Diese sind einfach, sehr wirksam und dabei durchaus harmlos. Natürlich sollen sie immer unter fachkundiger Kontrolle verwendet werden. Am handlichsten ist die Tinctura Aloes 30,0 S. 3mal täglich 20 Tropfen in Fruchtsaft oder Zuckerwasser (da das Mittel sehr bitter ist). Aloe und andere Laxantien sind durch den Abführmittel-Mißbrauch stark in Verruf geraten. In diesem Falle handelt es sich jedoch nicht um Mißbrauch. Man kann dieses Medikament ohne Schaden tage-, wochen- und monatelang nehmen ; bei Amenorrhoe ununterbrochen, bei zu großen Menstruationsintervallen etwa 8 Tage lang
vor dem 4-wöchentlichen Termin bis zum Eintritt der Menses; bei zu spärlicher Menstruation 3-5 Tage lang vor und während der Periode. Das gilt sinngemäß auch für die anderen hier zu besprechenden emmenagogen Mittel.
Ältere Ärzte empfahlen das fleißige Kauen von Myrrhenbarz einige Zeit vor und während der Menstruation.

2. Auch andere harzige und aromatische Pflanzenmittel wurden in der älteren Medizin und Volksheilkunde zu emmenagogen Zwecken verwendet, wie z.B. das Galbanum (wegen seiner Wirkung auf die Gebärmutter auch Mutterharz" genannt), der Weihrauch, Guajakharz, Mastizbarz, Harze verschiedener Baumknospen (besonders Pappelknospen), die terpenhaltigen Produkte verschiedener Nadelhölzer, ,wie Terpentinöl, Wacholderöl, Blätter und Früchte von des (Eibenbaumes, Thuja (Lebensbaum) und aller anderen Koniferen in Form von Abkochungen und Aufgüssen (z. B. der bei älteren Ärzten oft empfohlene Kienspanauszug), Extrakte, Tinkturen, Pillen, und Pulver. Zu nennen ist auch Herba Sabinae, welches von HUFELAND als das "stärkste aller Emmenagoga" bezeichnet wurde. Wegen seines schlechten, harzartigen Geschmackes gibt man es in Mischungen mit aromatischen Mitteln oder in Kapseln, z.B.
Rp.
Olei Sabinae gutt. 11-IV!
Elaeo sacch. Cianam. 0,5
tal. dos. XV.
S. 3 Pulver täglich.

oder

Rp.
Herba Sabinae
Herba Menthae crispac
Fruct. Anisi aa 20,0
S. 1-3 Schalen täglich bis zum Effekt.

oder

Rp.
Herba Sabinae pulv.
Myrrhae
Croci
Sacchari aa 0,3
tal. dos. Nr. XV.
S. 3 Pulver täglich, 5 Tage vor und während der Menstruation bei Oligomenorrhoe.

Diese und ähnliche Mittel sind bei Amenorrhoe so lange zu nehmen, bis die Menstruation eintritt bzw. schon einige Tage vor dem 4-wöchentlichen Termin, bei zu schwacher Menstruation (Oligomenorrhoe) einige Tage vor und während der Regel.

Senna
Zu den harzigen emmenagogen und zugleich abführenden Mitteln gehören die
Sennapräparate. Die Folia Sennae (auch als Mutterblätter bezeichnet!) besitzen eine spezifische emmenagoge Wirkung auf die Gebärmutter. Da die Senna gleichzeitig auch eines der stärksten Blutreinigungsmittel ist, wendet man sie bei solchen Patientinnen an, wo gleichzeitig auch Hautkrankheiten (z. B. Akne) und andere Anzeichen von Stoffwechselstörungen vorhanden sind.
Man verschreibt am einfachsten

Rp.
Fol. Sennae
Fruct. Anisi (oder Fruct. Foeniculi) aa 30,0
S. Ein Eßlöffel für 1 Tasse Tee abends.

Man kann diese Abkochung, wenn nötig, auch mehrere Wochen und Monate lang ohne Schaden einnnehmen. Für die Zubereitung gibt man das Teekraut in kaltes Wasser, läßt einmal aufkochen Nach 5 Minuten ziehen seiht man dann ab.

Eine andere Gruppe von emmenagogen Medikamenten sind die scharfstoffhaltigen Mittel , welche gleichzeitig auch stoffwechselumstimmend und auflösend wirken. Das stärkste Emmenagogum unter ihnen ist:

Gottesgnadenkraut,
Herba Gratiolae, offenbar wegen seiner Wirkungen auch Gottesgnadenkraut" genannt. Man hat es früher auch zur Abtreibung genommen. Vielleicht daher der Name, weil man die Föten der Gnade Gottes überantwortet hat? Es schmeckt sehr bitter und soll daher in Kapseln oder mit geschmackverbessernden Zusätzen genommen werden. Noch von HUFELAND) und in der Volksmedizin wurde es viel als Umstimmungsmittel bei Geisteskranken (besonders solchen mit Amenorrhoe) und bei chronischem
Gelenkrheuma verwendet. Bei zu langer und übermäßiger Anwendung kann es zu hämorrhagischer Diathese und zu starken Uterusblutungen führen.

Arnika-Blüten
(Flores Arnicae), am besten in Form der Tinct. Arnicae; 3mal täglich 10-15 Tropfen in 1 Löffel Zuckerwasser oder Fruchtsaft. Die Arnika ist als spezifisches Gefäßmittel (vasodilatatorisch und resorbierend) bekannt. Bei Amenorrhoe mit gleichzeitigem Gelenkrheuma ist sie besonders angezeigt. In der modernen Sportmedizin verwendet man Arnika in Form von Gelen und Salben oft und gern gegen "blaue Flecke" (Hämatome).

Gewürze
Menstruationsfördernde Gewürze sind vor allem der Safran (Crocus), in geringerem Maße auch Pfeffer, Ingwer, Muskatnuß.

Jelängerjelieber
Von scharfstoffigen Mitteln (Acria) verwendet die Volksmedizin Flores Caprifoliae (Geißblatt) als Emmenagogum und Aphrodisiacum, wovon die Pflanze den Namen "jelängerjelieber" hat, auch das Apiol (Petersilienextrakt), die Radix Hellebori und Veratri (welche zugleich nach oben und unten purgieren (erbrechen und abführen!), die Samen der Pflingstrose (Paeonia,) die Samen des wilden Ackersenfs (Sinapis arvensis) und viele andere Mittel der Volksmedizin. Zu den balsamischen emmenagogen Mitteln gehören vor
allem alle Produkte der Koniferen, darunter Sabina, Taxus, Terpentin, Wacholderbeeren, Thuja, in Form von Extrakten, Tinkturen, Aufgüssen, Pillen und Pulvern.

Yobimbin.
Dieses Mittel wird bekanntlich gegen Frigidität der Frau und Impotenz des Mannes gegeben. Da es Genitalhyperämie hervorruft, kann man es auch als wirksames Emmenagogum verwenden, entweder in Form von Injektionen oder oral. Mit Yohimbin-Injektionen wurden gute Resultate erzielt, nicht nur bei Hypomenorrhoe jüngerer Frauen, sondern auch bei vorzeitigem Klimakterium oder bei Frauen, welche den Eintritt der Menopause möglichst lang hinausschieben wollten.

Die Kanthariden.
Diese wurden seit den ältesten Zeiten, schon bei HIPPOKRATES, nicht nur als
Aphrodisiakum, sondern auch als Emmenagogum gegeben. Der auffallend rasch eintretende Heileffekt bei weiblicher Frigidität und männlicher Impotenz läßt sich jederzeit nachweisen. Nicht weniger überraschend ist die Heilwirkung bei atonischer weiblicher Sterilität. Dies war den alten Ärzten bis vor 150 Jahren durchaus geläufig. Manche Tierärzte und Bauern verwenden die Kanthariden auch heute noch gegen mangelnde Brunst und Unfruchtbarkeit der Kühe, Pferde und anderer Haustiere. Einen ähnlichen Effekt haben andere Insekten, wie z.B. Maikäfer, Tausendfüßler (Millepedes) und die Küchenschabe (Blatta orientalis). In manchen Gegenden lassen die Bauern in ein Kohlblatt eingehüllte lebende Bienen gegen Unfruchtbarkeit der Kühe
verschlucken.

Ähnlich aber schwächer als die Kanthariden wirkt die Cochenille-Tinktur in derselben Dosierung, ebenso Moschus, Bibergeil (Castoreum) und Ambra, letzteres wird im Orient als Aphrodisiacum, verwendet. (Anlehnung an Bernhard Aschner: "Lehrbuch der Konstitutions-Medizin", gekürzt)

Bernhard Aschner war übrigens ein berühmter Wiener Frauenarzt, der sich eher hobbymäßig mit der Übersetzung von Paracelsus beschäftigte. Diese mehrbändige Übersetzung kann man noch heute kaufen. Paracelsus hat wiederum über fast die gesamte klassische Medizin berichtet. Aschner hat dies und die Werke anderer Autoren ausgewertet, verdichtet, teilweise selbst erprobt und in seinem "Lehrbuch der Konstitutionsmedizin" aufgeschrieben. Konstitutionsmedizin würde man heute vielleicht Ganzheitsmedizin nennen.

Schönen Gruß
Otto
:schaf:
 
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