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Hallo Sehnsucht1a,
ich kann dich gut verstehen. Ähnliches habe ich auch schon in anderm Kontext erlebt.
Die eine Sache ist: Dein Vater ist alt. Vielleicht magst du dir das bewusster machen. Er hat offensichtlich Probleme damit, älter zu werden. Denn alt werden bedeutet, vieles nicht mehr kontrollieren können. Wenn seine Augen so schlecht sind, wird er im Alltag wohl ständig mit Unsicherheiten zu kämpfen haben.
Nun kann es eine Bewältigungsstrategie sein, die eigenen Probleme auf andere zu projizieren. Da er keine klare Kontrolle mehr über sein Leben hat (altersbedingt), sucht er jetzt die Sicherheit darin, dich kontrollieren zu wollen. Das ist menschlich, aber für dich natürlich sehr unangenehm.
Falls ich mit dieser Idee recht habe, wäre ein Schritt für dich, deinen Vater in seiner Hilflosigkeit wahrzunehmen und Mitgefühl für ihn zu entwickeln.
Die andere Sache ist die: Deine Reaktion auf seine Kontrollversuche ist denkbar ungeeignet, um dem beizukommen. Du bedienst meiner Ansicht nach seine Projektion auf dich par excellence. Will heißen: Sobald er dir sagt: "So und so" kommst du mit Beschwichtigung, Erklärung, Rechtfertigung oder Contra. All dies bedient nur seine Sichtweise.
Es geht darum, seine Sichtweise nicht mehr zu bedienen. Gar nicht auf das Thema einsteigen. Vielleicht stattdessen seine Gefühlsebene ansprechen: "Du siehst müde aus. Wie gehts dir eigentlich grad?", oder einfach sagen. "Vertrau mir, Papa. Ich mach das schon!" Keine Details mehr erörtern. Anderen Gesprächsstoff finden. Das glättet die Wogen.
Und beide Sachen bedingen sich und schaukeln sich gegenseitig auf, das macht es dann manchmal so dramatisch.
Soweit von mir ein kurzes Brainstorming
Liebe Grüße
Terrara