Tarbagan
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Die Frage ist: wieviele Leute sind das wirklich? In Deutschland liegt die Armutsrisikogrenze bei 900 € monatlich. Ich selbst lebe von knapp mehr als der Hälfte davon. Ich würd aber nicht sagen, dass ich in Armut lebe - allein dieses Monat hab ich mir zwei Markenanzüge, einer davon von Dolce & Gabbana, gekauft; ein Produkt, das man gemeinhin mit gutem Grund als Luxus bezeichnen würde. Nächste Woche fliege ich mit meiner Freundin in Urlaub nach Spanien. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich in Armut lebe, ganz und gar nicht.nein, zu dieser Erkenntnis kommt man, wenn zu viele Menschen Angst haben müssen ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, den man ja gemeinhin mit Geld bezahlt.
Was ich als "Lebensunterhalt bestreiten" bezeichnen würde ist, dass jeder genug Geld haben sollte um sich eine Wohnung zu leisten und was zu essen, und Geld für medizinische Versorgung hat. Kurzum: Das, was man zum überleben braucht. Die Frage ist: wieviele Leute in Deutschland können das nicht?
Und die weitere Frage ist: warum können die das nicht?
Viele Menschen leben in (tatsächlicher) Armut deswegen, weil sie selber irgendwie kaputt sind - Alkoholismus, Gewalt, etc. Das hat dann aber nichts mit der Wirtschaft zu tun, sondern am ehesten noch mit der Gesellschaft als ganzes und in erster Linie mit ihnen selbst.
Und diese Logik finde ich eben ganz fatal und falsch.und ich sagte nicht, dass das Wirtschaftssystem per se ungerecht ist. Das kommt immer darauf an wer den Blick darauf richtet. Je eklatanter die Vermögens-, einkommenunterschiede, desto ungerechter wird dieses System aber empfunden und desto höher werden die sozialen Spannungen.
Stell dir zwei Szenarien vor:
1. Du und der Manager verdient beide 1000 € im Monat.
2. Du verdienst 1000€ im Monat, der Manager 1000000€.
Gehts dir im Szenario 2 schlechter? Hast du weniger, nur weil ein anderer mehr hat? Und genau das meine ich: Die Menschen gucken nicht darauf, wie gut es ihnen geht, sondern sie gucken darauf, wie es ihnen in Relation zu anderen geht und begehen zusätzlich den Fehler, dass sie nur nach oben gucken. Sie denken sich nicht "mir gehts gut, ich verdien 60 mal so viel wie jemand im Kongo", sondern sie denken "was ist das für eine ungerechte Welt, ich racker mir den Arsch ab und der Manager verdient 100 mal so viel wie ich!" und sind dann unzufrieden. Dass ihre Welt gar keine andere wäre, wenn der Manager genau so viel verdienen würde, ignorieren sie.
Und das liegt - behaupte ich - daran, dass die Menschen Geld viel zu viel Bedeutung zumessen. Sie sehen es nicht als Mittel zum Zweck, sondern als Statussymbol und als persönliche Messlatte. Und pinkeln sich dabei in Wahrheit nur selber ans Bein.