ja
also zunächst mal muss man sich fragen welchen Sinn es hat sich selbst als Beispiel zu nehmen, mit dem Rest einer Gesellschaft zu vergleichen und dann meinen: wenn ich das kann, warum können das die anderen nicht? du lebst von 450 euro, das tue ich auch, das sagt aber grundsätzlich recht wenig und erlaubt zudem nicht mal ansatzweise irgendeine Feststellung weshalb andere Menschen, die weit mehr Geld zur Verfügung haben, nicht damit auskommen. Menschen haben Kinder, Autos (und alle Arten von Gegenstände), Schulden, Krankheiten, Laster, Pflegefälle, Bedürfnisse usw.
Es geht mMn auch nicht darum das überleben zu sichern, sondern auch noch ein wenig mehr als das, da wir ja nicht bloß Bio-Roboter sind, die lediglich den Trieb zu leben haben, sondern wir wollen auch am gesellschaftlichen Leben teil haben und auch das sollte ermöglicht werden. Wie groß der Korb sein sollte, der ein menschenwürdiges Leben erlaubt und jenseits dessen liegt was wir Armut nennen, ist ja ein stets umstrittener Punkt.
Wer Kinder hat kriegt Kindergeld. Krankheiten können einen bei uns finanziell nicht ruinieren, weil wir Krankenversicherungspflicht haben. Pflegefälle bzw. Leute mit Behinderungen haben einen Anspruch auf Grundsicherung. Das muss auch so sein.
Bleiben also "
Autos (und alle Arten von Gegenständen), Schulden, Laster, Bedürfnisse". Und hier stellt sich die Frage nach dem "Sinn": Du sagst, es is schön dass ich mit Geld umgehen kann, aber andere können das nicht. Deswegen müssen nach deiner Logik andere Leute mehr Geld bekommen, sonst wäre es ungerecht.
Weil also andere Leute nicht "in der Lage" sind, statt der 2,19€ Steinofenpizza die Billigpizza um 45 Cent zu kaufen und ich schon, haben sie auch Anspruch auf mehr Geld. Sehe ich das richtig?
Und das ist das große Laster eines funktionierenden Sozialsystems. Die Leute verlieren völlig die Fähigkeit, ganz grundlegende Überlegungen anzustellen. Früher, als es noch richtige Armut gab, hat sich Oma hingesetzt und gesagt "ich hab 10 Euro (damals Mark, oder Schilling) für diese Woche, was kann ich kochen, damit wir alle satt werden". Und dann gabs halt Haferbrei zum Frühstück, weil der grade mal 30 Cent kostet, gesund ist und satt macht. Zu mittag gibts Kartoffeln mit Butter. Fleisch gabs halt als Besonderheit am Sonntag, weil das teuer ist.
Heutzutage existiert echte Armut fast nicht mehr. Und deswegen nehmen wir es als "Armut" wahr, wenn wir nicht mindestens ein mal die Woche essen gehen können. Wenn das Geld mal nicht reicht, sich einen Cappuccino in einem Café zu holen. Wenn man sich kein neues Auto leisten kann, obwohl man das alte nur noch mit nem Kleiderhaken und ner Kombizange richtig starten kann.
Mir ist diese Form von "Armut" einfach nicht gravierend genug, anderen Menschen mit Gewalt Geld wegzunehmen, das sie eigentlich verdient haben. Ich bin bereit, Menschen mit Gewalt Geld wegzunehmen, um damit andere Menschen vor Hunger und Tod zu bewahren, weil alles andere in einer so entwickelten Gesellschaft wirklich eine Ungerechtigkeit wäre.
Und der Ansatz, den du da zum Schluss durchblicken lässt, dass Gesellschaft hier irgendwie von der Wirtschaft abtrennbar sei, oder die Kaputtheit der Menschen unabhängig der wirtschaftlichen Lage zu bewerten sei, ist halt ein liberal-indivudualistischer Ansatz, den ich nicht teile und weil er mir so viel zu verkürzt erscheint.
das einzige das eher unlogisch wirkt ist das Verhältnis zweier einkommen zu vergleichen ungeachtet der Möglichkeit die Bedürfnisse zu befriedigen. Außerdem habe ich mit keinem wort eine Nivellierung der Einkommen erwähnt, sondern lediglich die Gefahr sozialer Unruhen, die darin besteht, dass die Schere zu weit auseinander klafft - davon hat nämlich niemand was.
Dein Vergleich mit dem Kongo unterstreicht die Schlüssigkeit deiner Logik auch nicht gerade, da du den Vergleich (der Reiche da oben, wir armen hier unten) ja gerade innerhalb einer Volkswirtschaft anstellst und zwar aus gutem Grund.
Dass Wirtschaft auch immer Teil unserer Gesellschaft ist, ist klar. Was ich aber sage ist folgendes: Auch, wenn wir jedem Menschen 1800 Euro "bedingungsloses Grundeinkommen" zahlen, wird es diese Form von "Armut", die du beschreibst, noch geben. Weil sie nicht in direktem Zusammenhang mit unserer Wirtschaft steht, sondern mit den persönlichen Problemen einzelner. Und die gehören gelöst. Wenn ein Mensch drogensüchtig ist, dann löse ich sein Problem nicht, indem ich ihm mehr Geld für Heroin gebe, sondern indem ich ihm die Möglichkeit gebe, sich von seiner Sucht zu lösen.
Und ja, ich bin Individualist. Das bedeutet für mich: Ich will nicht davon abhängig sein, was die Masse denkt. Ich will mich nicht anders verhalten müssen, nur weil die Masse der Leute das für kritikwürdig hält. Ich will nicht dafür bestraft werden, dass ich anders bin als die Masse. Genau das propagierst du hier aber. Wenn ich dein Argument richtig verstanden habe, sagst du: "
Unabhängig davon, ob die Einkommensschere gerecht ist oder nicht, verursacht so eine große Disparität Unzufriedenheit. Und diese Unzufriedenheit führt zu sozialen Unruhen. Und die muss man vermeiden. Deswegen sollte umverteilt werden."
Dem widerspreche ich vehement. Du bestrafst nämlich einzelne, um der große Menge der Leute schön zu tun. Das geht gegen meine Überzeugung, dass jeder Mensch für seine eigenen Probleme verantwortlich ist, und dass man seine Probleme nicht mit Gewalt anderen aufzwingen können sollte.
Um das beantworten zu können, müsste man wissen, woher die Million kommt, die man dem Manager zahlt. Wer erwirtschaftet die, wer oder was zahlt den Preis für diese Gehalt bzw. das System, das solche Gehälter möglich macht? Es sei ihm ja gegönnt, ich neide es ihm nicht und will auch gar kein Manager sein. Aber wenn ich meine 1000€-Arbeit verliere, weil dieser Manager den Gewinn optimiert, indem er Leute wie mich durch je zwei 400€-Jobber ersetzen lässt, dann muss ich deine Frage mit einem klaren "Ja" beantworten.
Das hat aber damit nix zu tun. Denn ob der Manager den Gewinn optimiert, hängt nicht damit zusammen, ob er selbst 1 Mio verdient oder 1000€. Er wird den Gewinn optimieren, um das Unternehmen am Laufen zu halten. Wenn jemand anderes deine Arbeit um weniger Geld macht, dann ist es nur sinnvoll, den anderen arbeiten zu lassen, findest du nicht? Ich meine: Wäre es nicht genauso unfair, wegen Rücksicht auf dich den anderen am Hungertuch nagen zu lassen, obwohl er bereit wäre, für weniger die gleiche Arbeit zu machen?
Ein großes Problem bei derartigen Überlegungen ist die "Kuchenidee" von Wohlstand. Viele Leute stellen sich Wohlstand in einer Gesellschaft als einen großen Kuchen vor. Und wenn einer ganz viel Geld verdient, dann hat er sich offensichtlich ein großes Stück vom Kuchen genommen. Daher müssen andere sich mit einem kleinen Stück zufriedengeben. Das ist so aber nicht richtig, denn die Leute übersehen, dass ein Mensch, der viel verdient, oft auch sehr viel Wohlstand produziert, dass der Kuchen also größer und kleiner werden kann.
Das ist zum einen die Frage wie gut kann man verkaufen und sich darstellen kann. Einen Teil davon kann man trainieren/lernen, den anderen Teil hat man in die Wiege gelegt bekommen und/oder wurde entsprechend sozialisiert.
Ein anderer Aspekt ist die Fähigkeit "Netzwerken" zu können.
Ich kenne das zwei passende Sprüche:
- Gute Arbeit allein hat noch selten jemand reich gemacht.
- Ein erfolgreicher Künstler ist zu 20% Künstler und zu 80 % Verkäufer.
Dann gibt es noch den Aspekt der Stressresilenz. Ganz viele Menschen können schlicht weg eine dauerhaft hohe Stressbelastung sowohl körperlich als auch seelisch nicht verkraften - ist ist hinreichend bekannt, dass viele ab einer bestimmten Managmentstufe sehr oft an Infarkten sterben.
D.h. wir sind wiederum durch unsere Gene, aber auch der Fähigkeit zu entspannen mehr oder weniger begrenzt.
Du hast absolut recht. Das ist allerdings ein praktisches Problem: Erstens braucht man die Fähigkeit, zu verkaufen, in einem absoluten Großteil aller Jobs, daher ist er ein Wertfaktor. In den Jobs, wo man sie nicht braucht, müssten die Personaler halt umdenken. Das gleiche gilt für die Stressresistenz - in Jobs, die stressig sind, bist du ohne die halt einfach nix wert.
Dein letzter Satz ist das eigentlich wichtige: Wenn ein Mensch mit "besseren" Genen geboren wurde - ist es dann unfair, ihn besser zu bezahlen?