Aderlaß, Blutegel und Bluspende

Ottokar

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Hallo allerseits,

Aderlaß und therapeutische Blutspende macht man heute kaum noch - nur noch Heilpraktiker und wenige Ärzte nutzen dieses altbewährte Heilverfahren. im "Lehrbuch der Pharmakologie und Physiologie" von Prof.Dr.med. Mutschler las ich, daß man bei Tinnitus noch manchmal Blutspende und "Blutverdünnung" macht. Meistens wendet man heute die "Blutverdünnung" mit Hilfe von Acetylsalicylsäure (ursprünglich ein Wirkstoff aus der Weidenrinde!) an. Diese verringert aber nur die Blutgerinnungsneigung und macht wohl auch das Blut etwas dünnflüssiger. Eine echte Verdünnung des Blutes ist es nicht. Der Erfinder dieses Effektes zur Vorbeugung von Herzinfarkt und Schlaganfall hat dafür einen Nobelpreis bekommen. Eigentlich haben das aber unsere esoterisch geschulten (ohne wissenschaftliche Erklärung wissenden) Vorfahren vor mindestens 10000 Jahren schon gewußt.

Eine echte Blutverdünnung erreicht man nur auf eine eine Art: durch Blutentziehung. Dann strömt nämlich Gewebewasser aus dem umliegenden Gewebe ins Blut und verdünnt es dadurch. Gleichzeitig wird das Gewebe "entschlackt", d.h. dort abgelagerte Endprodukte des Stoffwechsels werden herausgespült und letztlich über Leber/Darm und Nieren ausgeschieden. Jeder Blutspender kennt diesen nützlichen Effekt. Man ist dann auch deutlich euphorisch, weil das dünnere Blut nun besser das Gehirn durchströmt. In diesem Sinne wirkt es auch gegen beginnenden Tinnitus und zur Vorbeugung und Nachbehandlung (beschleunigte Besserung der Folgen) von Schlaganfällen. Zugleich wirkt Blutentzug krampflösend, entzündungshemmend, entgiftend, ausleitend und gegen verstärkte Gerinnungsneigung des Blutes.

Ähnlich wirken übrigens auch Blutegel. Sie spritzen zusätzlich einen Stoff ins Blut - Hirudin - der das Blut "flüssiger" macht. Wer sich dafür näher interessiert, könnte www.blutegel.de lesen.

Man kann Blutspende auch zur Vorbeugung von Herzinfarkt einsetzen - jedoch nicht bei Angina pectoris. Letzteres wäre kontraindiziert. Man kann aber auch dann unbesorgt Blutegel über der Herzgegend ansetzen. Das wirkt auch auf das kranke Herz entzündungshemmend, krampflösend und die Durchblutung verbessernd, also genau mit den gewünschten Effekten.

Blutentziehung war früher, d.h. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts eine viel angewendete Fundamental-Heilmethode der Allgemeinmedizin. Unter anderem hat man sie gegen die Amenorrhoe der Frauen angewendet . Amenorroe ist eine ernsthafte Erkrankung. Früher hat man geglaubt, daß bei Amenorrhoe "Menotxine" zurückgehalten werden und diese dann die vielen möglichen Erkrankungen hervorrufen. Über diese Vorstellung der alten Ärzte macht sich die heutige unesoterische Hochschulmedizin gelegentlich lustig, dabei ist es doch einleuchtend, daß im Körper vergammelnde Schleimhaut giftig ist, wie in der Sonne (bei 35-40°C!) verfaulendes Hackfleisch, nur daß letzteres niemand mehr ißt. Deshalb müßte eigentlich bei jeder Erkrankung einer Frau im gebärfähigen Alter der Arzt bei der Anamneseerhebung fragen, ob denn die Menstruation normal ist. Das macht aber heute aus Zeitmangel und Unkenntnis kaum noch jemand. Routinemäßig macht es nur noch der Frauenarzt - aber wer geht schon bei einer Augenerkrankung zum Frauenarzt?

Schönen Gruß
Otto
:schaf:
 
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Vorgestern konnte ich wegen Schmerzen im Knie und schmerzhaften Krampfadern kaum gehen. Heute ist es nach einer Behandlung sehr viel besser, fast ganz weg:

Alle paar Jahre muß es hier ein Blutegel sein, wenn Entzündungen oder dauerhafte Krämpfe zu Schmerzen führen. Eine Behandlung, Heilung binnen weniger Tage, dann ein bis zwei Jahre Ruhe.
Spritzen und Salben wirken kaum, und dann nur kurz. Blutegel helfen oft langfristiger und effektiver, hier ein bis zwei Jahre bis zur erneuten Behandlung.

Wo der Haken an der Methode ist? Die Pharmaindustrie verdient nicht daran und die Allgemeinmediziner empfehlen es fast nie, auch weil die Behandlung zeitaufwändig ist und weil das Nachbluten, mindestens eine Stunde, stören könnte.

Medizinische Blutegel bestellt man im Internet, z. B. bei einem Züchter in Wilhelmshafen. Nach knapp einer Woche waren sie da, im Styroporkarton lag ein nasses Säckchen mit vier Stück.
Ab in ein Gefäß mit etwas stillem Mineralwasser, gut verschließen weil die Viecher wanderfreudig sind und schnell verloren gehen könnnen.
Nach einem Tag Ruhe kann die Behandlung beginnen: Um die Finger zu schützen mit Latexhandschuhen einen entnehmen und in einen kleinen Plastikbecher legen.
Ganz in Ruhe eine angenehme Sitz- oder Liegeposition einnehmen. Am Besten zusammen mit einer Person, die das Verfahren kennt und schon mitgemacht hat. Auf bzw. an den betroffenen Körperteil wird der Blutegel gesetzt, der Plastikbecher verhindert weitere Ausflüge.
Wenn der Körperteil einen Tag nicht mit Seife gewaschen wurde und nicht parfümiert ist saugt sich der Kleine nun fest und beginnt zu pieken. Es fühlt sich an wie ziepende Haare oder ein ganz leichtes Stechen. Der Vorgang dauert je nach Laune des Blutegels und Nötigkeit zwischen 30 und 90 Minuten, dann erst läßt er wieder los. Man legt ihn in ein Schraubglas mit etwas Wasser, nun beginnt die Nachblutung.
Mit zusammengerollten Küchentüchern, unter die Blutung gelegt, fängt man ablaufendes Blut und Sekret auf. Drei bis vier Tücher und ein bis zwei Stunden sollte man dafür einplanen. Est wenn fast nichts mehr nachrinnt kann man einen dicken Packen Tücher mit Pflastern locker darauf befestigen, die Nachblutung kann bis zu 12 Stunden dauern und sollte (möglichst) nicht behindert werden. Also gelegentlich die Tücher wechseln. Die austretende Blutmenge könnte in ein größeres Schnapsglas passen, es verteilt sich aufgrund der geringen Oberflächenspannung jedoch sehr schnell und muß daher mit etlichen Tüchern aufgefangen werden.

Ein gewisses Risiko stellen die Blutegel selbst dar: Sie enthalten diverse Wirkstoffe, aber (selten) auch Erreger, die zur Entzündung der Bißstelle führen können und dann mehrere Wochen zum Abheilen benötigen. Manche Menschen reagieren auf (einige oder alle) Blutegel allergisch.

Ich habe das erst ein Mal bei jemand anders gesehen, der ebenfalls schon über zehn Jahre ohne Probleme Blutegel verwendet hatte. Man sollte eben nicht die billigsten Blutegel nehmen, sondern solche für humanmedizinische Anwendung aus kontrollierter Zucht.
Solche für Pferde z. B. könnten wesentlich größer als üblich sein und wenn importiert vielleicht noch von der letzten Fütterung Tierblut enthalten.

Für die ersten Male und die Indikation sollte man einen damit erfahrenen Arzt oder Heilpraktiker aufsuchen, vielleicht auch zum Erfahrung sammeln für spätere Selbstbehandlung.

Das hier war nur eine Kurzfassung, im Internet findet man viele ausführlichere Anleitungen und Einsatzgebiete für die Behandlung mit Blutegeln.
 
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