22 Jährige In Offenbach ins Koma geprügelt

Ich finde das nicht so schlimm wenn Tugce von den Medien stilisiert wird. Wenn ihr kurzes Leben irgendeinen Sinn gehabt haben soll, dann vielleicht, dass sie andere zur Zivilcourage inspiriert, die zuvor weggeguckt hätten.


Ich könnte mir vorstellen, dass das Resultat ihrer Zivilcourage eher zum Gegenteil animiert.
Wer stirbt schon gerne, nur weil er helfen wollte......
 
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Es ist völlig egal, was die geredet haben oder ob sie gestritten haben oder sonst irgendein Scheiß... es gibt keinen Grund, zuzuschlagen.

Na ja, so siehst Du das. Ich möchte nicht wissen, wie vielen Jungerwachsenen das herzlich egal ist, die am Wochenende bzw. nachts unterwegs sind, sich die Birne dichtsaufen und dann andere provozieren, pöbeln usw.

Das eigentliche Problem ist nicht, wieso dieser Schlag erfolgte, sondern warum verbale Gewalt in unserer Gesellschaft keinerlei Stellenwert hat und erst zugeschlagen werden muss, damit es als Gewalt gesehen wird.

Vorher darf man keifen, pöbeln, beleidigen... = endlos provozieren? Ich meine, genau da haben wir die Ursache des Problemes, wieso es auf dem Parkplatz überhaupt zu dem Schlag kam.

LG
Any
 
Was soll die Diskutiererei?
Ein körperlich stärkerer Mann hat eine schwächere Frau geschlagen. Jetzt ist sie tot.
Es ist völlig egal, was die geredet haben oder ob sie gestritten haben oder sonst irgendein Scheiß... es gibt keinen Grund, zuzuschlagen.
Und hätte er das nicht gemacht, würde sie leben.

Da brauchts keine Hintergrundursachensuche.
Doch, es geht hier um viel mehr. Hier einfach nur auf die Körperverletzung abzustellen und zu sagen "das ist schlecht" ist ziemlich platt, denn das haben wir auch vorher schon gewusst. Mit der Plattitüde "Gewalt ist schlecht" zu versuchen, jegliche differenzierte Diskussion des Themas abzuwürgen halte ich genau für ein Symptom der Mob-Mentalität. Man will einfache Umstände schaffen, nicht genauer hingucken, klare Verhältnisse haben - hier gut, dort böse.

Wie gesagt, mir geht es vor allem auch darum, wie diese Geschichte Mechanismen unserer Gesellschaft und unserer Medien illustriert. Wie undifferenziert und willkürlich mit dem Thema umgegangen wird, und wie das zeichnend für eine Gesellschaft ist, die unfähig wird, sich eine Meinung zu bilden, und einfach von anfang an eine Meinung hat.
Ich finde das nicht so schlimm wenn Tugce von den Medien stilisiert wird. Wenn ihr kurzes Leben irgendeinen Sinn gehabt haben soll, dann vielleicht, dass sie andere zur Zivilcourage inspiriert, die zuvor weggeguckt hätten.
Das mag zuerst mal stimmen. Gerade hier könnte man zu einer konstruktiven Aufarbeitung in dem Sinne, wie ich oben beschrieben habe, ansetzen. Gehen wir jetzt - rein hypothetisch - davon aus, dass die Version stimmt, die von den Freunden des Täters verbreitet wird, nämlich dass Tugce den Täter beleidigt und provoziert hat. Dann müssen wir uns auch mal die Frage stellen, was ist Zivilcourage und ist sie immer gut?
Der Freund von Sanel ist deeskalierend eingeschritten, und Tugce hätte dann durch ihre "Zivilcourage" eben die Eskalation provoziert. Hätte sie nichts gemacht, wäre er wahrscheinlich von seinem Freund weggezerrt worden und es wäre womöglich nichts weiter passiert. Jetzt ist sie tot und er landet im Gefängnis.

Anstatt hier einfach zu sagen "Juhu, Zivilcourage!" könnte man sich fragen, wie man sich in so einer Situation richtig verhält. Und ich meine jetzt nicht die Diskussion rund ums "Sich-Einmischen", sondern v.a. auch die Frage nach dem wie. Wenn man nämlich Zivilcourage zeigt und gerade dieses Verhalten zur Eskalation führt, ist niemandem gedient. Aber für eine solche Debatte, die vielleicht wirklich Früchte tragen könnte, ist leider offensichtlich gerade kein Platz, weil jeder mit Beschuldigen und Weinen beschäftigt ist.


Das eigentliche Problem ist nicht, wieso dieser Schlag erfolgte, sondern warum verbale Gewalt in unserer Gesellschaft keinerlei Stellenwert hat und erst zugeschlagen werden muss, damit es als Gewalt gesehen wird.
Das ist ein ganz, ganz wesentlicher Punkt!
 
Konstruktiver wärs wohl, von klein auf zu lehren, dass körperliche Gewalt ein No-Go ist.
Aber das scheint ja zuviel verlangt.
 
Na ja, so siehst Du das. Ich möchte nicht wissen, wie vielen Jungerwachsenen das herzlich egal ist, die am Wochenende bzw. nachts unterwegs sind, sich die Birne dichtsaufen und dann andere provozieren, pöbeln usw.

Das eigentliche Problem ist nicht, wieso dieser Schlag erfolgte, sondern warum verbale Gewalt in unserer Gesellschaft keinerlei Stellenwert hat und erst zugeschlagen werden muss, damit es als Gewalt gesehen wird.

Vorher darf man keifen, pöbeln, beleidigen... = endlos provozieren? Ich meine, genau da haben wir die Ursache des Problemes, wieso es auf dem Parkplatz überhaupt zu dem Schlag kam.

LG
Any


...und das weißt Du...obwohl die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sind...so genau...das ist ja mal ne leistung...oder doch nur Dein persönliches Kopfkino...


Sage
 
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Konstruktiver wärs wohl, von klein auf zu lehren, dass körperliche Gewalt ein No-Go ist.
Aber das scheint ja zuviel verlangt.
Du solltest vielleicht auch mal Anevays Post lesen - hier wird körperliche Gewalt auf ein Podest gehoben und die Augen werden davor verschlossen, dass so etwas wie psychische Gewalt bzw. Gewalt durch Worte genauso existiert und genauso seine Rolle spielt.

Außerdem wirst du durch so eine Herangehensweise niemals solche Einzelfälle wie den hier vermeiden können. Wenn ein Typ wütend ist, betrunken und dann noch provoziert wird, kannst du vorher noch so oft mit dem erhobenen Zeigefinger dagestanden haben, es wird immer diesen biologischen Reflex geben, zuzulangen.
Und zwei weitere Dinge darf man nicht vergessen: erstens, dass viele Dinge dadurch einen Reiz bekommen, indem sie verboten sind. Je mehr man gegen Drogen wettert, desto reizvoller werden sie. Das gleiche sieht man bei Sexismus, Gewalt und ähnlichen Themen: Je mehr man versucht, sie mit Druck aus der Gesellschaft zu pressen, desto intensiver kommen sie über Hintertürchen wieder rein - zum Beispiel durch gewaltverherrlichende Texte in der Musik oder durch sexistische Sprüche/Gebärden in anderen Medien wie Film und Fernsehen (siehe z.B. momentan beliebte Musikvideos).

Zweitens, dass durch so eine Art der Erziehung eine völlige Entfremdung der Generation von Gewalt stattfindet. Das sage ich deswegen, weil ich das erleben durfte. Ich bin völlig gewaltfrei aufgewachsen, hatte als Kleinkind nie Raufereien mit anderen Jungs oder so. Kannst du dir vorstellen, wie unglaublich verstört ich war, als ich als Kind zum ersten Mal verprügelt wurde? Ich hätte mich locker wehren können, weil der Angreifer kleiner und zumindest nicht stärker als ich war, aber ich war damals so geschockt von dieser Konfrontation mit Gewalt, dass ich zu Stein erstarrt bin und mich im Prinzip vermöbeln ließ. Erst nach dieser Schockerfahrung hab ich gelernt, wie man sich in so einer Situation richtig wehrt - und hab mich in Zukunft dann auch richtig gewehrt. Und im Nachhinein wünsche ich mir eigentlich, dass ich als Kind mehr Raufereien erfahren hätte oder mich sonstwie vorbereitet worden wäre, denn obwohl Gewalt keinen Platz in unserer Geselschaft verdient ist es völlig verkehrt, deswegen so zu tun als würde sie nicht existieren. So erzieht man eine Opfergeneration und macht de Einsatz von Gewalt noch attraktiver, weil es noch leichter ist, Macht über andere auszuüben.
...und das weißt Du...obwohl die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sind...so genau...das ist ja mal ne leistung...oder doch nur Dein persönliches Kopfkino...
Es geht grade nicht um die Frage, was tatsächlich passiert ist. Sondern wie das ganze behandelt wird. Und diese Reduktion der Thematik rein auf körperliche Gewalt ist extrem oberflächlich und dünn.
 
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