2006 gewann Hisbollah weiter an Autorität, nachdem die Gruppe den Versuch einer israelischen Invasion abwehren konnte. »
Natürlich stehen die Menschen hier hinter Hisbollah« erzählt Kamel Jaafar*, »der Großteil der Bevölkerung ist religiös, aber Hisbollah sind auch die einzigen, die sie vor einer erneuten israelischen Invasion beschützen können.« Die Regierung in Beirut, so Jaafar, interessiere sich seit jeher nur wenig für den Süden.
Darüber hinaus konnte sich Hisbollah über die Jahrzehnte als Helfer der Bevölkerung positionieren.
»Wie jede Mafiagruppe sorgt Hisbollah für ihre Leute. Sie verteilen Essen an Arme und bieten vielen Menschen sichere Arbeitsplätze.« erklärt Nasr Eldin.* Deshalb wird Hisbollah häufig als
Staat im Staat bezeichnet. Neben ihren militärischen Strukturen verfügt die Gruppe auch über eine komplexe Infrastruktur an eigenen Schulen, Krankenhäusern, Baufirmen und anderen Unternehmen. »Alle, die Mitglied der Partei sind, können dort arbeiten, Frauen wie Männer«, so Nasr Eldin – ein wichtiger Anreiz in der enorm prekären wirtschaftlichen Lage des Libanons.
Ein weiterer relevanter Faktor ist die palästinensische Bevölkerung im Süden Libanons.
In der Region verteilt befinden sich sogenannte Camps, wo sich Tausende Palästinenser angesiedelt haben, die während der Nakba beziehungsweise der Staatsgründung Israels durch militante israelische Siedler vertrieben wurden.
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Sollte Israel allerdings eine Bodenoffensive in Gaza starten, könnte Hisbollah darin eine klare Überschreitung einer roten Linie sehen und als Antwort
selbst in die militärische Offensive gehen. Aus Hisbollah-Kreisen werden außerdem Forderungen laut, die bisher mindestens drei getöteten Soldaten mit einem Angriff zu rächen. »Große Teile der Bevölkerung im Süden würden sie darin wohl unterstützen« so Nasr Eldin, »viele Hisbollah-Anhänger warten seit 2006 auf einen Krieg mit Israel.
Sie bereiten sich seit vielen Jahren genau auf dieses Szenario vor.«