Wut wegmeditieren

Liebe Lalima,

möchte auf ein paar Dinge eingehen.



Mit „richtig“ ist hier ein FÜR das Leben und „falsch“ ein GEGEN das Leben gerichtetes Verhalten gemeint.
Oder, Wut kann dazu verhelfen „Stop“ zu sagen, wenn Grenzen überschritten werden, wie bereits geschrieben wurde.
(Nebenbei - diese Wut fühlt sich m.E. schon ganz anders an, als die blinde Zerstörungswut!)
FÜR das Leben... weiß nicht so recht. Mmn geht es darum, Grenzen an die richtige Stelle zu setzen. Aber was ist, wenn du im Extremfall aus Notwehr jemand tötest oder schwer verletzt?

Das (beides) besagt jedoch nicht, dass der gesunde Umgang mit Wut unbedingt zu einer Handlung führen muss!
Eigentlich schon. Weil Wut ja immer entsteht, wenn Grenzen überschritten werden und sie mich darauf hinweist, diese an den richtigen Platz zu stellen.
Kannst du eine Situation nennen, die bei dir Wut ausgelöst hat und wo Handeln nicht notwendig war?


Gefühle kommen und gehen ja auch wieder. Wie hier schon erwähnt wurde, kann Wut einfach als emotionale Erscheinung, beobachtend erlaubt u. als aufsteigende Energie/Gefühl zugelassen werden, bis wir vor Wut platzen :lachen: Scherz, nee, bis sie sich ganz oder soweit aufgelöst hat, dass eine effektive Handlung manifestiert werden kann, deren Impuls nicht mehr von einem ganz natürlichem Enthusiasmus zu unterscheiden wäre.
Diese Handlung kann muss aber nicht folgen.
Naja. Wut ist aber schon ein sehr hartnäckiges Gefühl. Und in manchen Situationen muss man ja auch schnell handeln und kann nicht stundenlang warten, dass die Wut sich weniger stark anfühlt - ich glaube eigentlich auch gar nicht, dass Impulskontrollverluste sich vermeiden lassen, indem Wut reguliert wird. Also: Wer blind wütet, muss vielleicht eher an der Impulskontrolle arbeiten... (also: WARUM fahre ich immer so schnell aus der Haut? Da liegt der Hund begraben, nicht in der Emotionskontrolle)


Handelt es sich als Bsp. um einen länger aufgestauten Ärger, der sich nun in Wut verwandelt hat, wird die Emotion entsprechend geballter sein, als wenn ich beim ersten Ärger reagiere und mir gleich Luft gemacht hätte.
Das hatte ich schonmal geschrieben: Ich glaube nicht, dass Ärger sich zu Wut addiert. Das ist eher (zum Ärger gehörende) Anspannung, die sich da anstaut und Leute scheinbar aus dem Nichts explodieren lässt. Aber das ist womöglich schon ein haarspalterischer Unterschied.


Die Gefühle unter der Wut wie Trauer, Enttäuschung, Ohnmacht, Hilflosigkeit u.Ä. nicht fühlen zu wollen, und sie durch das „Zurückschlagen“ nach/im Außen, zu vermeiden.
Rache ist bekanntlich süß, weil sie den unterdrückten Schmerz -wenn auch nur vorübergehend-u.scheinbar- inexistent macht. ;)

Also ich kenne das eher umgekehrt, dass Wut durch Trauer und Enttäuschung ersetzt wird. Erlerntes Verhalten aus der Kindheit ("deine Wut ist unangebracht, deine Wahrnehmung ist falsch" - emotionaler Missbrauch). Dann verhält sich jemand ungerecht mir ggü. und ich bin traurig/enttäuscht, empfinde diese Grenzüberschreitung als gerechtfertigt bzw. bin verwirrt (Wo sind eigentlich meine Grenzen?). (Schließlich habe ich ja gelernt, dass ich fälschlicherweise wütend werde und irgendwie selber schuld bin an der Situation...) Gesunderweise wäre ich wütend und würde mich wehren. Und gesunderweise würde ich natürlich nicht pure Wut spüren, sondern einen Gefühlemix aus Wut, Enttäuschung und Traurigkeit.

Ohnmacht und Hilflosigkeit fühlt man, wenn man in einer ungerechten Situation ist und nicht handlungsfähig ist, weil man z.B. mundtot gemacht wird.




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Nachtrag:
Je mehr ich drüber nachdenke - diese blinde Zerstörungswut ist glaube ich ein spezielles Problem. Das passiert nur, wenn man seine Impulse nicht kontrollieren kann. Und dazu muss ja in der frühkindlichen Entwicklung etwas schief gelaufen sein. So jemand befindet sich ja quasi immer noch in der Trotzphase. Da ist dann Nachreifung angesagt, nicht Wutregulation.

Ich halte Wut für ungefährlich.

Kriege werden - wurde hier geschrieben - auch nicht durch Wut ausgelöst, sondern durch Gier. Das ist ein Gefühl, das einen Mangel anzeigt (ich habe nicht genug) und sehr zerstörerisch werden kann.
Aber Wut zeigt keinen Mangel an, sondern ist eine Reaktion auf Grenzüberschreitungen.

Soweit erstmal. Schönen Sonntag.
 
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FÜR das Leben... weiß nicht so recht. Mmn geht es darum, Grenzen an die richtige Stelle zu setzen. Aber was ist, wenn du im Extremfall aus Notwehr jemand tötest oder schwer verletzt?

Ist ok! Nennt sich ja nicht umsonst Notwehr. Wenn es meines oder ein anderes Leben schützt was solls.....ich glaube da muss man nichts weiter zu sagen.....

Eigentlich schon. Weil Wut ja immer entsteht, wenn Grenzen überschritten werden und sie mich darauf hinweist, diese an den richtigen Platz zu stellen.
Kannst du eine Situation nennen, die bei dir Wut ausgelöst hat und wo Handeln nicht notwendig war?


Menschen werden z.B. auch dann wütend, wenn sie getriggert werden, das muss nicht zwingend eine Grenzüberschreitung sein, wie z.B. schwere Beleidigungen u.Ä., sondern kann durchaus eine konstruktive Kritik oder ein sonstiger Trigger sein, der eine alte Wunde oder das Selbswert berührt.


Beispiele die mir spontan einfallen warum manche wütend werden, und wo statt Handeln ein Innehalten u. Selbsreflexion sinnvoller wäre.

-wenn sie keine Beachtung bekommen,
-wenn sie nicht Recht haben-behalten können (da gehen manche die Wände hoch, weil sich das wie eine exsitenzielle Bedrohung anfühlen kann)
-Erwartungen werden nicht erfüllt,
-Jemand anderes verhält sich nicht nach den eigenen Maßstäben, den eigenen Normen u. Werten (also nicht nach den eigenen Konditionierungen)
-Jemand anderes lebt die eigenen Schatten aus, derer man sich selbst nicht bewusst ist.
hier entsteht u.a. der Sündenbock, auf den man die eigenen Schatten u. Ängste pojiziert, und auf den die Menschen sogar kontinuierlich wütend sind und reagieren.
Oder bei Projektion eines "positiven" Schattenanteils, kann Neid entstehen, (auch hier, ohne das man von der Person überhaupt nur angesprochen wurde!) und der kann ebenso zu Wut führen. Auf unbewusster Ebene: Der/die andere lebt das aus was ich potenziell in mir habe, aber (noch) nicht leben kann.


Also, es gibt da massig Gründe Wut zu entfachen.
Es sind eben nicht, wie du sagst, nur Grenzüberschreitungen und ansonsten handele es sich um eine ( -rel. schwere) Persönlichkeitsstörung die beim Geringsten „Übel“ wütend wird, -und nur da stimme ich dir zu- das hier eine Nachreifung angesagt ist.


Naja. Wut ist aber schon ein sehr hartnäckiges Gefühl. Und in manchen Situationen muss man ja auch schnell handeln und kann nicht stundenlang warten, dass die Wut sich weniger stark anfühlt - ich glaube eigentlich auch gar nicht, dass Impulskontrollverluste sich vermeiden lassen, indem Wut reguliert wird. Also: Wer blind wütet, muss vielleicht eher an der Impulskontrolle arbeiten... (also: WARUM fahre ich immer so schnell aus der Haut? Da liegt der Hund begraben, nicht in der Emotionskontrolle)

s.o.

Das hatte ich schonmal geschrieben: Ich glaube nicht, dass Ärger sich zu Wut addiert. Das ist eher (zum Ärger gehörende) Anspannung, die sich da anstaut und Leute scheinbar aus dem Nichts explodieren lässt. Aber das ist womöglich schon ein haarspalterischer Unterschied.

Jepp. :)

Also ich kenne das eher umgekehrt, dass Wut durch Trauer und Enttäuschung ersetzt wird. Erlerntes Verhalten aus der Kindheit ("deine Wut ist unangebracht, deine Wahrnehmung ist falsch" - emotionaler Missbrauch). Dann verhält sich jemand ungerecht mir ggü. und ich bin traurig/enttäuscht, empfinde diese Grenzüberschreitung als gerechtfertigt bzw. bin verwirrt (Wo sind eigentlich meine Grenzen?). (Schließlich habe ich ja gelernt, dass ich fälschlicherweise wütend werde und irgendwie selber schuld bin an der Situation...) Gesunderweise wäre ich wütend und würde mich wehren. Und gesunderweise würde ich natürlich nicht pure Wut spüren, sondern einen Gefühlemix aus Wut, Enttäuschung und Traurigkeit.

s.o. (du hast dich auf Grenzüberschreitungen eingeschossen ;) )

Bei den von mir genannten Bsp. liegt unter der Wut immer ein Schmerz, den man fühlen kann, wenn man die Situation annimmt bzw. loslässt und bei sich bleibt, statt -wie du immer wieder betonst- im Außen zu agieren.

Ohnmacht und Hilflosigkeit fühlt man, wenn man in einer ungerechten Situation ist und nicht handlungsfähig ist, weil man z.B. mundtot gemacht wird.

Ja, es gibt Situationen in denen es nicht an uns selber liegt, dass wir einer Übeltat nichts entgegensetzen können. Gemeint ist, nicht jedes Unrecht lässt sich ausgleichen. Auch damit sollte der Mensch leben können, auch das gehört zu menschlichen Reife. (Gelassenheit)
 
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Okay. Hier herrscht die Meinung vor, dass Wut eher etwas mit einem selber zu tun hat, am besten ausgesessen wird und ohnehin nur andere Gefühle überdeckt...

Meine mal wieder andere Meinung:
Wer so neurotisch (psychotisch/paranoid) ist, dass er seiner Wahrnehmung nicht trauen kann, der hat ein therapiebedürftiges Problem.


Beispiele die mir als Wutauslöser einfallen:
- eine Milliarde hungernde Menschen
- Rassismus
- dass Obdachlose in unseren reichen Ländern erfrieren
- Fukushima
...


Wut als erlerntes Programm und was weiß ich nicht alles... es gibt doch noch mehr als instabile psychische Verfassungen, das Wut auslöst. (Darüber hinaus sind Menschen mit instabiler Psyche viel häufiger depressiv als übersteigert aggressiv.)

Und der letzte Satz - es wäre angeblich reif Unrecht gelassen hinzunehmen... das meinst du hoffentlich nicht ernst! Wenn reifen Menschen das ganze Elend der Welt am Allerwertesten vorbei geht (ich erahne den Einwand: aber was soll Gelassenheit auf Gedei und Verderben sonst sein?), dann sollte die Menschheit dringend unreif werden... und auch mit persönlichem Unrecht darf man hadern ohne sich auch noch Vorwürfe zu machen das sei unreif...

Vertraut doch einfach mal eurer Wahrnehmung und euren Gefühlen.

Wenn da Wut ist, dann ist da au h etwas geschehen. Das Gefühl ist gerechtfertigt. Davon einfach mal ausgehen und nicht beobachten und warten bis es weg ist...
 
Und keine Angst:

Wer nicht zu impulsiven Kurzschlusshandlungen neigt, der muss sich gar nicht aufs Meditationskissen begeben bei Wut. Der wird schon angemessen handeln.
 
"Ich fühle gerade Wut, weil..."

statt:

"Ich bin wütend!"

Das gefällt mir gut, das ist sehr reflektiert.

Aber ich verstehe es so, dass manche hier die Wut komplett von sich abspalten wollen. Also:

"Da ist Wut, die geht von einem Ereignis aus und hat nichts mit mir zu tun. Ich schwinge da nicht mit."

Bzw:

"Da ist Wut, aber die hat nur etwas mit meinen emotionalen Unzugänglichkeiten (z.B. ich muss von allen gemocht werden) zu tun und nichts mit der Welt außerhalb meines Ichs. Also darf ich sie nicht ernst nehmen."

Und das macht einen ohnmächtig, handlungsunfähig.

Da besteht für manche eine Gefahr, denke ich.


Hinter Wut stehen so Gedanken, wie: müss(t)en, soll(t)en, nicht dürfen...

Wut ist ein Indikator dafür, dass ein oder mehrere Bedürfnis/se nicht befriedigt sind.

Insofern erachte ich es als notwendig, die Auslöser - und die Gedanken, die mit der Wut einhergehen, genau zu betrachten - um dann, im nächsten Schritt, dafür zu sorgen, meine Bedürfnisse zu befriedigen.
 
Hinter Wut stehen so Gedanken, wie: müss(t)en, soll(t)en, nicht dürfen...

Ich würde es als Verletzung der persönlichen und ethischen Grenzen formulieren. (Das ist ja das, was ich als "darf nicht/muss so uns so..." definiere. Z.B. "Ein fremder Mann darf mir nicht an den Busen fassen".)
Wut ist ein Indikator dafür, dass ein oder mehrere Bedürfnis/se nicht befriedigt sind.

Insofern erachte ich es als notwendig, die Auslöser - und die Gedanken, die mit der Wut einhergehen, genau zu betrachten - um dann, im nächsten Schritt, dafür zu sorgen, meine Bedürfnisse zu befriedigen.

Ich habe mal gelesen: hinter jedem unangenehmen Gefühl stecken unbefriedigte Bedürfnisse, wenn wir glücklich/zufrieden sind, sind unsere Bedürfnisse befriedigt. Das ist eigentlich nur eine simple Beschreibung, welchen Zweck Gefühle erfüllen (ich hatte hier ein paar mal Navigator durchs Leben geschrieben), aber ich fand es sehr hilfreich.

Von mir kenne ich es, dass in einer stressigen Situation etwas Unachtsames passiert und ich das dazugehörige Gefühl erst abends, wenn ich zur Ruhe gekommen bin, spüren kann. Da muss ich dann wirklich puzzeln, um die Ursache für das schlechte Gefühl zu finden. Ganz früher habe ich in unangenehmen Situationen ganz "zu" gemacht und hatte dann ca. 2 Wochen später eine leichte depressive Verstimmung (und hatte das Gefühl, das käme aus heiterem Himmel!).

Es ist so immens wichtig, achtsam mit sich und seinen Gefühlen umzugehen. Gerade Wutgefühle zeigen an, dass da Grenzen* (meine persönlichen oder ethischen) überschritten worden sind.


Und dafür ist es halt wichtig, die eigenen Grenzen zu kennen, also klar zu sein.

Der Grundtenor hier im Thread, den Auslöser erstmal bei sich zu suchen, finde ich deshalb ungünstig, weil dadurch diese Grenze gelockert wird. Da gab es das Beispiel, dass jemand nicht schnell genug auf eine E-Mail antwortet. Wenn ich dann wütend bin, heißt das unbefriedigte Bedürfnis ganz simpel, dass ich der anderen Person gerne mehr wert wäre. So, meine Definition von Freundschaft beinhaltet regelmäßigen Austausch (natürlich nicht, wenn der andere krank im Bett liegt oder so) und wenn das nicht erfolgt, ist meine Freundschaftsgrenze über- bzw. unterschritten. Da schließt sich die Frage an, ob diese Bekanntschaft es überhaupt wert ist. (Ja, natürlich gibt es noch andere Kriterien als die Frequenz des Austausches, aber für das Beispiel hier möchte ich mal bei einem simplen Kriterium bleiben, der Anschaulichkeit halber) Wenn ich so nicht von einer guten Freundin behandelt werden will, dann ist diese Person leider keine gute Freundin. Die Wut weist also daraufhin, dass man den Kontakt einschlafen lassen muss/soll/darf...

(edit: In meinem Beispiel liegt die Ursache der Wut natürlich auch in der persönlichen Grenzüberschreitung, fällt mir gerade auf. So gesehen liegt jede Ursache von Wut "bei mir", weil ich ja diese Grenzen definiere. Allerdings ist es ein Unterschied, ob ich klare Grenzen habe, zu denen ich stehe oder ob ich meine Grenzen ungünstig finde und deshalb immer erstmal alles mit mir ausmache.)

Soweit erstmal.



* Lalima schrieb, ich würde mich auf Grenzüberschreitungen einschießen. Aber das ist wirklich immer die Ursache, die Wut auslöst.
 
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Und wie sähe das aus, ich meine, wie kann ein Kind lernen, seine Wut zu lenken?
Das wichtigste überhaupt dabei ist das Erlauben der Wut. Ich darf wütend sein.

Wut ist, wie andere Gefühle auch, ein "Kind" von mir. Ich habe es erzeugt, nun ist es da, und ich erkenne es an.

Wut darf da sein.
Doch halt, da ist noch etwas. Wut darf nicht überall sein. Ein Kind kann lernen, dass es wütend sein darf, aber in einem Rahmen. Man kann es in sein Zimmer schicken, da darf es wütend sein, vor Wut heulen, aufstampfen, Dinge kaputtmachen.

Wut ist Feuer, und möchte zerstören.
Man sieht "rot" vor Wut.
Deshalb braucht es einen Rahmen, so wie einen Kamin.
Eine feuerfeste Umgebung. Das bedeutet, ich darf wütend sein, und doch geht nichts wesentliches kaputt... Mama liebt mich auch für mein Wütendsein.

erstmal soweit.
 
Hier steht alles, was ich versuche auszudrücken:

www sein.de/geist/persoenliches-wachstum/2011/wut--die-missverstandene-emotion.html

(Verlinken darf ich ja leider noch nicht, ich hoffe, so geht es... zwischen die drei w's und das s muss natürlich ein Punkt ;))
 
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In meinem Beispiel liegt die Ursache der Wut natürlich auch in der persönlichen Grenzüberschreitung, fällt mir gerade auf. So gesehen liegt jede Ursache von Wut "bei mir", weil ich ja diese Grenzen definiere. Allerdings ist es ein Unterschied, ob ich klare Grenzen habe, zu denen ich stehe oder ob ich meine Grenzen ungünstig finde und deshalb immer erstmal alles mit mir ausmache.

Wenn ich klare Grenzen habe und zu denen stehe, passiert es im Normalfall gar nicht, dass diese überschritten werden. Und wenn diese doch überschritten werden, muss ich nicht zwangsläufig mit Wut reagieren.
Und alles mit sich ausmachen muss im Endeffekt eh jeder, ob er das nun still für sich kann oder erstmal mächtig "rumwüten" muss, um mit sich wieder ins Reine zu kommen, bleibt sich da gleich.
Fakt ist jedenfalls wenn ich wütend bin, dann bin ich nicht mit mir im Reinen. Und auch dem anderen die Schuld dafür zu geben, dass ich meine berechtigt wütend zu sein, ändert nix an meiner eigenen inneren Unruhe. Wieder "runter holen" muss man sich immer selber.

Okay. Hier herrscht die Meinung vor, dass Wut eher etwas mit einem selber zu tun hat, am besten ausgesessen wird und ohnehin nur andere Gefühle überdeckt...

Meine mal wieder andere Meinung:
Wer so neurotisch (psychotisch/paranoid) ist, dass er seiner Wahrnehmung nicht trauen kann, der hat ein therapiebedürftiges Problem.

Wie nett...
Wie war das mit meinem eventuellen Problem der Vor-Verurteilung?
Ich schaffe mir einfach keine Feindbilder, dann gibts auch keine Notwendigkeit wütend zu sein. Der Versuch auch die "andere Seite" zu verstehen, kann da recht hilfreich sein.
Wer aber möchte, kann natürlich sein ganzes Leben lang etwas finden, worauf es sich wütend zu sein lohnen könnte. Und solange man Wut für etwas Konstruktives hält, wird man das wohl auch tun.
Unter einem "erfüllten Leben" verstehe ich halt was anderes... dass das aber wiederum recht individuell ist, erachte ich eigentlich als positiv.
Jedem der das anders sieht als du eine Gefühls-Verdrängungs-Neurose zu unterstellen finde ich recht gewagt. Zumal "Wahrnehmung" nicht alleine über Gefühle stattfindet. Und Gefühle eben oftmals auch an "alte Muster" geknüpft sind. Und Wut ja nun wirklich nicht die "ganze Palette" an Gefühls-Möglichkeiten umfasst.

... ich würde mich auf Grenzüberschreitungen einschießen. Aber das ist wirklich immer die Ursache, die Wut auslöst.

Wut kann auch entstehen, wenn andere mich ihre Grenze nicht übertreten lassen. Im Sinne von "ich will aber jetzt, dass du... und wenn du mich nicht lässt oder nicht tust, was ich will, dann bin ich wütend auf dich."
Mit wem hat das dann aber nun wirklich zu tun?
 
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