Ich bin nach Berlin gezogen, um meinen Traum vom wilden Leben zu verwirklichen ... und dann habe ich unterm Bierzelt gelebt.
Mehrere Jahre lang habe ich so gelebt, weil ich dachte, es sei ok oder ich müßte damit klarkommen. Die Nachbarn sagten, ich sei empfindlich und Freunde sagten, ich solle ausziehen.
Aber ich war so ängstlich-verstört von diesem feindlichen Umfeld, daß ich mich gar nicht mehr bewegen konnte und es tat sich auch kein Weg auf. Reden half nicht, beschimpfen half nicht. Die Polizei rufen ging auch nicht, weil das in diesem Haus zu dem Zeitpunkt das gesellschaftliche Aus bedeutet hätte.
Bis zu dem einen denkwürdigen Abend, als die Jungs sich fürs Wochenende eingedeckt hatten und die Fenster zum Hof offen hatten und es so entsetzlich laut war (aber keiner der Nachbarn hörte was), daß es sich anfühlte, als würden gleich die Decken runterkommen. Es kam mir so vor, als wollten die mich tottrampeln, was mich so wütend machte, daß ich die Polizei anrief.
Damit war das Problem nicht behoben, aber der Bann war gebrochen. Darauf folgte eine jahrelange Feindschaft und ich fand Wege, den Jungs das Leben unangenehm zu machen. Ich kaufte z.B. sehr gute Boxen und ließ Musik laufen, die nur aus Bass bestand und die das unangenehme Gefühl vermittelt, "ein Trockner sei an die Decke gebaut" (O-Ton ehemaliger Nachbar von oben).
Oder ich spielte Gitarre mit Verstärker und Effektgeräten, was jede Party oben spontan beendete. Keine meiner Gitarren hat einen vollständigen Satz und ich kann keine Gitarre spielen, aber ein fieses Feedback bekomme ich jederzeit hin.
Ich begann vorwiegend im Spät- und Nachtschicht zu arbeiten, denn ich mußte jederzeit damit rechnen, um 2°° morgens die Polizei in der Bude zu empfangen, die den Lärmpegel von oben als "unerträglich" einstufte und dann nach oben dackelte, um ggfs die Stereoanlage mitzunehmen.
Das wäre unmöglich gewesen, wenn ich um 4:30 zur Frühschicht rausmüßte. Meine Nerven lagen damals blank, aber ich hatte eine Auseinandersetzung angefangen und die mußte zu Ende gebracht werden.
Lange Vorgeschichte. Heute lebe ich ein "wildes" Leben. Und ich liebe die Stille, abends und nachts auf dem Balkon.
Ohne Stille kann ich keine Karten deuten.
Mann Mann Mann - was für eine Geschichte ...na du bist ja auch kampf-erprobt

Aber ist ja auch wahr - irgendwann hat man die Faxen so dicke - dass einem alles egal ist.
Trotzdem muss man clever sein und innerhalb der Gesetze das Spiel spielen.
Gut dass du da raus bist - Stille und Ruhe ist ein unschätzbares wertvolles Geschenk - das immer seltener wird.
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