Aufgrund von Erziehung, erworbenen Fähigkeiten und Gesetzesandrohungen lässt sich das aber ausgleichen. Fehlende Gefühle können auch zu Gewalt führen, wenn die Kognition dahinter menschenverachtend ist. Man muss sich nicht unbedingt aufregen, um Gewalt anzuwenden. Gewaltanwendung fand auch im Namen der Wissenschaft statt, also völlig klinisch neutral und ohne Gefühle.
Das stimmt, und es kommt auch darauf an, wie Gewalt betrachtet wird. Das hängt davon ab, wieviel Empathie man "gelernt" hat zu empfinden, durch z.B. eigene Erfahrungen, aber auch wie wichtig die Ziele, wie hoch sie gesteckt wurden und wie weit man dementsprechend bereit ist zu gehen.
Hinzu kommt, dass es einfacher ist, Gewalt auszuüben, wenn man Personen um sich hat, mit denen man die Schuld "teilen" kann. Weiters ist es ein Unterschied, ob Gewalt aktiv (man selbst ist der Täter) oder passiv (man hat z.B. etwas getan, wodurch jemandem als Resultat daraus Schaden/Gewalt zugefügt wurde), ich sage mal, praktiziert wird. Außerdem ist da immer noch die Motivation, es ist maßgeblich, ob ein Akt der Gewalt gewollt wurde oder nicht.
Daher ist Gewalt ja nicht zwingend böse. Ist es böse, dass der Raubvogel eine Maus fängt? Ist es böse, dass der Fuchs den Hasen tötet und verspeist? Nein, denn das ist das Natürlichste der Welt.
Es ist der Willen, der zählt. Man kann jemandem, der die Kontrolle verliert, weil er bis zur Weißglut erzürnt wurde, nicht vorwerfen, dass sein Testosteronspiegel schuld an Gewalt ist, auch wenn es die Bereitschaft dazu fördert. Testosteron ist ja nicht böse.
Böse ist kein Zustand, Böse ist ein Wollen.