Wir suchten die Wahrheit

Niemand schrieb:
Dann bleibt der Widerspruch ein Widerspruch und man bleibt im Geist der Gegensätze und Zwiespälte gefangen. Wenn es z. B. um Gleichnisse geht, dann ist wohl der rationale Verstand fehl am Platz. Oder möchtest Du mir ernsthaft weismachen, dass z. B. das Gleichnis "Alles = Nichts" rational erklärbar ist ? Oder gehen wir rasch zu Buddha: Form = Leerheit - Leerheit = Form. Paradoxien und Widersprüche sind für Gott die normalste Sache der "Welt" :stickout2

Ich habe nicht die Absicht dir etwas weismachen zu wollen.
Und was Buddha angeht, erwischt Du mich auf den ganz falschem Fuß.
Alles was ich möchte ist darauf hinweisen das die Bibel ein Werk der Propaganda ist.
Wohlgemerkt, die Bibel. Nicht die Lehre von Jesus. Der Mann hatte einiges drauf.
Es geht mir keineswegs um die Aussagen von Jesus, sondern um das was in der Bibel verfälscht wurde. Um Stellen wo sich dieses Buch selbst wiederspricht. Und um Stellen wo Sie schlicht und einfach lügt.
 
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"Alles = Nichts"

wenn ich alles bin, bin ich nichts. Denn dann bin ich eben alles. D.h. nicht beschränkt auf eine Form (wie z.B. Mensch, Tier, Engel, Stein, Planet...). Dann sind alle Formen in mir , ich bin sie alle gleichzeitig. Ich bin nur etwas, wenn ich mich auf etwas fixiere... Oder mich mit etwas identifiziere...
Wenn ich mein Bewußtsein ausdehe, und z.B. in mir und in einem Baum bin, was bin ich dann: der Baum oder der Mensch oder alles oder gar nichts? Wenn ich mein Bewußtsein noch weiter ausdehne, bin ich der gasamte Planet... Dann fällt der Mensch weg, das Bewußtseins des Planeten bleibt... Wenn ich mein Bewußtsein noch weiter ausdehe und mich in allem befinde (in allen Sternen, in allen Menschen usw.), dann bin ich Nichts. Denn was außer alles soll ich dann noch sein? Da bleibt ja dann nichts übrig...

Was ist dann aber Gott? Dem man ja nachsagt, er wäre dieses Nichts und Alles (und demzufolge dann tatsächlich in jedem vorhanden). Kann es sein, das es noch etwas "über" Gott gibt? Denn Gott handelt ja, hat eine Form (die wir anrufen können, z.B.), ist eine Energie, die auf uns reagieren kann.
Wenn es stimmt, das wir tatsächlich so genial sind und unsere Realität selbst erschaffen (d.h. uns, die anderen, die Tiere, die Erde, das Weltall, die vielen energetischen Ebenen , Engel usw.), dann haben wir wohl auch Gott erschaffen. Und so betrachtet ist er dann tatsächlich nichts weiter als eine Illusion... Doch was ist dann KEINE Illusion? Gibt es dann auch das Große Nichts/Alles? Reden wir uns dieses dann auch nur ein? Und die anderen Menschen, alle nur von uns selbst erfunden... Wenn das so stimmt, gibt es tatsächlich nur uns alleine... Und nichts weiter...

An dieser Stelle: wenn ich mir meine Realität selber erschaffe, warum dann nicht auch ein Eichhörnchen, welches mir Nüsse bringt? :)
Und: dann haben wir alle Scarface erschaffen, auf dem so viele rumhacken... Also: seit ihr nun mit eurer Realität zufrieden und glaubt, daß sie durch euch selbst entsteht? - Dann habt ihr Scarface und Boerni und was weiß ich wen auch geschaffen, (damit ihr jemanden habt, über den ihr euch ärgern könnt?)
Ist da nun also was falsch gelaufen, das jemand in euer Leben getreten ist, der sich "nicht benehmen" kann? Oder erschaffen wir uns unsere Realität doch nicht selbst? Und wie bekommt man etwas, was man erschaffen hat und dann merkt - war wohl doch nicht so gelungen - wieder weg? Ist das einfach? Die Dinge, die stören, auszulöschen? Müßte ja, wenn ich mir meine Realität selbst erschaffe...

Nahatkami
 
@Boerni

Einer von uns beiden muss wohl das Thomasevangelium missverstanden haben. Denn ich hab es so verstanden das man Ego und Dualität abwerfen muss. Von einer Egoförderung, nur weil man anch Erkenntnis strebt, habe ich nichts mitbekommen.

Außerdem errinnere ich mich noch wage das ich irgendwo im neuen Testament gelsen habe das Jesus zu Thomas gesagt hat: Von allen bist du mir an nächsten.
Ich vermute mal das er damit sagen wollte das Thomas Jsus wohl am ehesten Verstanden hat.

Wie lässt sich die Thomaskirche erklären die es in Indien und China gibt? Heute aber dank katholischer Kriche binahe vernichtet.
Meines Wissens nach ist sie älter als die römische Kirche.
 
Nahatkami schrieb:
Und: dann haben wir alle Scarface erschaffen, auf dem so viele rumhacken... Also: seit ihr nun mit eurer Realität zufrieden und glaubt, daß sie durch euch selbst entsteht? - Dann habt ihr Scarface und Boerni und was weiß ich wen auch geschaffen, (damit ihr jemanden habt, über den ihr euch ärgern könnt?)
Ist da nun also was falsch gelaufen, das jemand in euer Leben getreten ist, der sich "nicht benehmen" kann? Oder erschaffen wir uns unsere Realität doch nicht selbst? Und wie bekommt man etwas, was man erschaffen hat und dann merkt - war wohl doch nicht so gelungen - wieder weg? Ist das einfach? Die Dinge, die stören, auszulöschen? Müßte ja, wenn ich mir meine Realität selbst erschaffe...

Nahatkami
Ein Versuch, da was zu erklären, könnte so aussehen. Schaffen kann ich mir meine Realität in dem Sinn, daß ich Zusammenhänge, Möglichkeiten, Bedingungen, Gelegenheiten erschaffe - wenn mir also jemand begegnet, mit dem ich (sei es nun virtuell oder real) zusammenpralle, darf ich getrost annehmen, der kommt nicht ohne Zusammenhang daher. (Es muß nicht einmal etwas besonders falsch gelaufen sein, es kann nur ganz einfach etwas als Aufgabe anstehen.)

Wie ich jetzt auf ihn reagiere, ist dann die nächste Stufe, die Realität erschafft. Wenn ich mir, um dein Beispiel aufzugreifen, seine gewagten Behauptungen durchlese, kann ich entweder grinsen, mir denken "neesowat" oder etwas ähnliches und den nächsten Thread anklicken. Oder ich kann beschließen, nein, das kann ich da nicht so stehen lassen und eine Gegenmeinung reinhängen. Und auch der Stil dieser Entgegnung steht mir offen. Je nachdem wird nun der Urheber der Ursprungsbehauptung mich entweder gar nicht oder eben doch kennenlernen. Wenn er nun reagiert auf eine Art und Weise, die mir nicht gefällt, dann wirds interessant. Denn jetzt kann ich mir zusätzlich noch überlegen, was ist denn mit dem los, warum schlägt er denn so um sich, ich hab ja nur drauf hingewiesen, daß er sich ein bisserl im Widerspruch zu geltenden Naturgesetzen befindet...usw.

Damit erschaffe ich Realität selber, logo. Und kann eventuell draus lernen, zwar in der Sache hartnäckig zu sein, aber mich persönlich zum Beispiel gar nicht zu ärgern. Und mir zu überlegen, warum kann ich denn den Mund nicht halten, was ist es in mir, das mich dazu treibt, immer wieder auf Widersprüche hinzuweisen.

Und nun ist der Fall, um bei dem Beispiel zu bleiben, vordergründig beendet, wenn der Kontrahent aus dem Forum gebannt wird. Allerdings bleibt selbst da die Frage, hätte es irgendeine Möglichkeit gegeben, den Typen zum Zuhören zu bewegen?
In der Realität ist es noch weniger einfach. Ich kann ja nicht eine Kollegin, die mir nicht zu Gesicht steht, kündigen lassen. Ich muß einen Weg finden, um mit ihr zu leben. Das allerdings geht leichter, wenn ich für mich annehme, daß sie einen Grund in meinem Leben hat und ich daraus etwas machen kann, anstatt einfach drüberzufahren.
 
Kinnaree schrieb:
Ein Versuch, da was zu erklären, könnte so aussehen. Schaffen kann ich mir meine Realität in dem Sinn, daß ich Zusammenhänge, Möglichkeiten, Bedingungen, Gelegenheiten erschaffe - wenn mir also jemand begegnet, mit dem ich (sei es nun virtuell oder real) zusammenpralle, darf ich getrost annehmen, der kommt nicht ohne Zusammenhang daher. (Es muß nicht einmal etwas besonders falsch gelaufen sein, es kann nur ganz einfach etwas als Aufgabe anstehen.)

Wie ich jetzt auf ihn reagiere, ist dann die nächste Stufe, die Realität erschafft. Wenn ich mir, um dein Beispiel aufzugreifen, seine gewagten Behauptungen durchlese, kann ich entweder grinsen, mir denken "neesowat" oder etwas ähnliches und den nächsten Thread anklicken. Oder ich kann beschließen, nein, das kann ich da nicht so stehen lassen und eine Gegenmeinung reinhängen. Und auch der Stil dieser Entgegnung steht mir offen. Je nachdem wird nun der Urheber der Ursprungsbehauptung mich entweder gar nicht oder eben doch kennenlernen. Wenn er nun reagiert auf eine Art und Weise, die mir nicht gefällt, dann wirds interessant. Denn jetzt kann ich mir zusätzlich noch überlegen, was ist denn mit dem los, warum schlägt er denn so um sich, ich hab ja nur drauf hingewiesen, daß er sich ein bisserl im Widerspruch zu geltenden Naturgesetzen befindet...usw.

Damit erschaffe ich Realität selber, logo. Und kann eventuell draus lernen, zwar in der Sache hartnäckig zu sein, aber mich persönlich zum Beispiel gar nicht zu ärgern. Und mir zu überlegen, warum kann ich denn den Mund nicht halten, was ist es in mir, das mich dazu treibt, immer wieder auf Widersprüche hinzuweisen.

Und nun ist der Fall, um bei dem Beispiel zu bleiben, vordergründig beendet, wenn der Kontrahent aus dem Forum gebannt wird. Allerdings bleibt selbst da die Frage, hätte es irgendeine Möglichkeit gegeben, den Typen zum Zuhören zu bewegen?
In der Realität ist es noch weniger einfach. Ich kann ja nicht eine Kollegin, die mir nicht zu Gesicht steht, kündigen lassen. Ich muß einen Weg finden, um mit ihr zu leben. Das allerdings geht leichter, wenn ich für mich annehme, daß sie einen Grund in meinem Leben hat und ich daraus etwas machen kann, anstatt einfach drüberzufahren.

Also erschaffst Du Dir Deine Realität doch nicht vollständig selbst? Woran erkennst Du, was von Dir stammt, was Du erschaffen hast? Was hat jemand anderes erschaffen? Und woher kommt dieser "andere"?
 
Nahatkami schrieb:
Also erschaffst Du Dir Deine Realität doch nicht vollständig selbst? Woran erkennst Du, was von Dir stammt, was Du erschaffen hast? Was hat jemand anderes erschaffen? Und woher kommt dieser "andere"?
Pfuuuh, du hast aber viele Fragezeichen. Erbarmen, ich muß das auf morgen verschieben - denn um diese vier Fragen zu beantworten, in denen gleich die nächsten drei bis vier Fragen stecken, brauch ich ein bissl Zeit und ein frisches Hirn. (Ganz abgesehen davon, daß ich in der Früh auch noch eine Schuljause herrichten muß und ein Frühstück machen und einen kleinen Schlingel für eine schreckliche Deutschschularbeit zurechtstreicheln *ggg*)

:) In diesem Sinne gute Nacht
Kinnaree
 
Galahad schrieb:
Ich habe nicht die Absicht dir etwas weismachen zu wollen.

Wunderbar. Wäre glaube ich auch ein Ding der Unmöglichkeit ;)

Und was Buddha angeht, erwischt Du mich auf den ganz falschem Fuß.

Es ist aber äusserst interessant, die Aussagen Jesu mit Buddha zu vergleichen. Sinngemässe Parallelen werden bei näherem Hinschauen nicht verborgen bleiben.


Alles was ich möchte ist darauf hinweisen das die Bibel ein Werk der Propaganda ist.

Darin hast Du meine vollste Zustimmung. Obendrein ist sie ein Werk der manipulativ orientierten Absichten, dass die Menschen unterschwellig und verdeckt in Zeit und Raum gefangenhalten soll ;)

Wohlgemerkt, die Bibel. Nicht die Lehre von Jesus. Der Mann hatte einiges drauf.

Zweifelsfrei. Die wahren Lehren Jesu wurden aber gezielt vertuscht. Ich würde Dir empfehlen, auchmal die apokryphen Schriften zum Zwecke des Vergleichs in Dein Bibelstudium mit einzubeziehen. Regina.Svoboda kann Dir diesbezüglich sicherlich eine glänzende Hilfestellung leisten.

Es geht mir keineswegs um die Aussagen von Jesus, sondern um das was in der Bibel verfälscht wurde. Um Stellen wo sich dieses Buch selbst wiederspricht. Und um Stellen wo Sie schlicht und einfach lügt.

Da wirst Du sicherlich fündig, wenn Du Deiner Intuition folgst. Die Bibel "lügt" insofern, alsdass die tatsächlichen Aussagen von Jesus, die die geistige Einheit und die Transzendenz gezielt anspricht, schlicht und ergreifend weggelassen wurden. Jesus ging es im Kern einzig und Allein um die Auflösung der Subjekt/Objekt Trennung im Geist (Bewusstsein). All das was er darumherum lehrte (Nächstenliebe etc.) sind "Dinge" die erst erblühen und wachsen können, wenn diese trennende Blockade im Geist aufgehoben ist. Mit dieser Trennung im Geist wird es unmöglich sein, diese Nächstenliebe zu praktizieren, weil uns schlicht und ergreifend die Kraft dazu fehlen wird. Diese unerschöpfliche Kraft kommt nur aus der Mitte ;)

Liebe Grüße :)
 
Hallöchen,

Niemand schrieb:
Die Bibel "lügt" insofern, alsdass die tatsächlichen Aussagen von Jesus, die die geistige Einheit und die Transzendenz gezielt anspricht, schlicht und ergreifend weggelassen wurden. Jesus ging es im Kern einzig und Allein um die Auflösung der Subjekt/Objekt Trennung im Geist (Bewusstsein). All das was er darumherum lehrte (Nächstenliebe etc.) sind "Dinge" die erst erblühen und wachsen können, wenn diese trennende Blockade im Geist aufgehoben ist. Mit dieser Trennung im Geist wird es unmöglich sein, diese Nächstenliebe zu praktizieren, weil uns schlicht und ergreifend die Kraft dazu fehlen wird. Diese unerschöpfliche Kraft kommt nur aus der Mitte ;)
Ich will nicht bestreiten, dass du vielleicht Recht hast, aber ich denke nicht, dass das die "tatsächlichen Aussagen" Jesu waren. Auch wenn ich es immer lobenswert finde einen Konsens zu erstellen finde ich, dass man Jesus keine buddhistische Grundtendenz zusprechen sollte.
Jesus war Jude und hatte, so denke ich, auch ein durch und durch jüdisches Weltbild. Ob es jemals Einflüsse aus Asien gab ist mehr als nur fraglich und wird heftig umstritten.

Jesu Kernaussage ist das, was sie für den einzelnen wertvoll macht. Was für mich etwas anderes sein kann als für dich.
Ich sehe die Parallelen zum Buddhismus, kenne die neutestamentarischen Apokryphen und glaube trotzdem nicht, dass es Jesus um die Auflösung der Subjekt/Objekt-Trennung, wie du es nennst, ging. Ich persönlich habe es immer so ausgelegt, dass Jesus sich dieser "Trennung" bewusst war, aber er durch das, was als "Heiliger Geist" bezeichnet wird, diese Trennung zugleich aufhebt und weiterbestehen lässt, weil beides kein Widerspruch zueinander ist.
Nächstenliebe kann meiner Meinung nach nur praktiziert werden, wenn man sich bewusst ist, dass es einen Nächsten gibt und nicht alles in einem Ganzen (um es mal so auszudrücken^^) aufgelöst ist. Nächstenliebe hat nur für Individuen Bedeutung, wie Liebe, Freudnschaft und jedes andere Gefühl auch.

Wenn du Sätze wie: "Jesus ging es im Kern einzig und Allein[...]" formulierst, verallgemeinerst du zu stark und vernachlässigst die individuelle Komponente des Glaubens, was jenen gegenüber ungerechtfertigt ist, die deine Ansicht nicht zu teilen bereit sind.;-)

Liebe Grüße,
Gregor

PS:
Was die Apokryphen angeht, so sollte man auf ihre Entstehung hinweisen und sagen, dass das Bild Jesu im Evangelium des Thomas oder der Maria genauso authentisch ist oder nicht, wie das der Synoptiker beispielsweise.
Man hat alles aufgeschrieben, was über Jesus zu hören und was der Gemeinde, für welche das entsprechende Evangelium Glaubensgrundlage war wichtig zu sein schien.
Deshalb die großen Unterschiede. Sie ergeben sich aus der Intention des "Autors".
 
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Hallo zusammen! :)

Niemand schrieb:
Darin hast Du meine vollste Zustimmung. Obendrein ist sie ein Werk der manipulativ orientierten Absichten, dass die Menschen unterschwellig und verdeckt in Zeit und Raum gefangenhalten soll.
Dieser oder ein ähnlicher Satz erinnerte mich an eine Geschichte, die ich vor kurzem gelesen habe... :)

http://www.stenudd.com/aikido/deutsch/
Von sich werfen - S.42-44 schrieb:
Aus dem alten Japan wird von einem Fürsten berichtet, der Kyu-do, die Kunst des Bogenschießens, meistern wollte. Deshalb suchte er den Mann auf, von dem das Gerücht ging, dass er der hervorragendste Meister des Bogenschießens von allen war. Der Meister war ein bescheidener, ein wenig in die Jahre gekommener, Mann. Sie machten einen Spaziergang auf der Wiese hinter dessen einfacher Wohnstatt, als der Fürst sich vorsichtig nach dem Können des Meisters erkundigte.
Gerade als sie so in ruhigem Schritt dahingingen, kam ein krächzender Vogel hoch über ihnen herangeflogen. Sofort hatte der Meister den Bogen in seiner Hand und schoss einen Pfeil ab - ohne auch nur in die Richtung des Vogels zu sehen. Es ging so schnell wie ein Gedanke. Der Pfeil traf den Vogel mitten in der Brust, und dieser plumpste auf den Hügel nieder. Der Fürst war begeistert. Niemals zuvor hatte er eine solche Anmut, eine solche Schnelligkeit und Treffsicherheit mit dem Bogen gesehen. "Ihr müsst mein Lehrer werden!", sagte er. Aber der Meister schüttelte den Kopf. "Nicht kann ich, der ich selbst nur ein Anfänger bin, jemanden in Kyodo unterrichten." So sehr der Fürst auch bat, der Meister gab nicht nach. Stattdessen sagte er schließlich. "Komm in zehn Jahren zurück - vielleicht bin ich es dann wert, dein Lehrer zu sein." Mit diesem Bescheid musste der Fürst sich zufriedengeben, und er kehrte zu seinem Hof zurück. Aber er vergaß den Meister und dessen überwältigende Vorführung nicht.

Als zehn Jahre vergangen waren, suchte er ihn erneut auf. Auch dieses Mal machten sie einen Spaziergang auf der Wiese und der Fürst war voll von der Frage, wie der Meister sich in seiner Kunst wohl entwickelt haben mochte. Bald kam ein Vogel krächzend über den Himmel. Der Meister schaute nicht einmal in dessen Richtung, spannte nur die Sehne des Bogens - ohne einen Pfeil darauf zu setzen - und ließ los. Der Vogel fuhr zusammen, wie von einem Pfeil getroffen, und fiel auf den Hügel.Der Fürst wusste nicht welche Worte er für seine Bewunderung finden konnte, und erklärte, dass der Meister jetzt Schüler aufnehmen müsse. "Nein, nein", sagte der Meister. "Ich bin immer noch nicht mehr als ein Anfänger." Wie eindringlich der Fürst auch bat, er musste sich mit einer erneuten Zehnjahresfrist zufriedengeben. "Vielleicht bin ich es dann würdig", sagte der Meister.

Und die Jahre vergingen. Nun geschah es so, dass das Reich nach einigen Jahren Unruhen einen neuen Herrscher bekam, und der alte Fürst von seinem Thron gestoßen wurde. Er kam mit dem Leben davon, aber er verlor all seine Macht und sein Eigentum. Er bewegte sich auf den Straßen inmitten seiner früheren Untertanen und lebte in Armut. Als er eines Tages auf den Straßen der Stadt herumging, erblickte er eine große Menschenansammlung. Viele Menschen drängten sich um einen alten Mann, so konnte er sehen, und sie hörten andächtig auf das, was der Alte zu sagen hatte. Als es dem Fürsten gelungen war, sich durch die Menge nach vorne zu drängen, erkannte er in dem alten Mann den Meister des Bogenschießens wieder, und er grüßte ihn mit großer Freude. "Meister", sagte er demütig, "wie weit seid Ihr mit Eurer Kunst in all diesen Jahren gekommen? Welches Wunder vermögt Ihr jetzt mit Eurem Pfeil und Bogen?" Der Meister sah ihn mit verwunderter Miene an und fragte: "Was ist Pfeil? Was ist Bogen?"
Viele Menschen machen sich Gedanken wer oder was Gott ist. Ob dieser oder jener Glaube besser oder richtiger ist. Darüber vergessen sie ganz zu leben. Rückblickend ist es aber entscheidend wie man sein Leben verbracht hat.

Gott zählt nicht die Anzahl deiner Gebete, sondern er wiegt sie.

Liebe Grüße :kiss4:
Toffifee
 
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