Wir müssen alle mal Sterben

Das stimmt so nicht. Es kommt vielleicht immer darauf an, ob es ein Tabuthema ist oder nicht. "Wir müssen alle mal sterben" sagen viele, um das Thema abzuwürgen. Bei uns in der Familie ist es der Einstieg in ein Gespräch.

Meine Oma hat sich in ihren letzten Jahren intensiv mit dem Thema Sterben befasst und den Rest der Familie da mit reingezogen, die Hälfte gegen ihren Willen. Sie ist erstaunlich gut damit umgegangen und hat, denke ich, positiv auf uns eingewirkt. Sie hat schon vor ihrem Tod Trost gespendet. Nach ihrem Tod haben wir einen Brief von ihr bekommen, in dem sie sich noch einmal verabschiedet und uns alles Gute wünscht. Das war sehr rührend und tröstlich, weil es so sehr von Herzen kam und ihr Wesen wiedergespiegelt hat.
Auch meine Eltern sind - zumindest jetzt noch - gefasst und haben bereits alles geregelt und mit mir und meinem Bruder besprochen. Klar, es wird sicherlich doch noch mal anders, wenn es wirklich so weit ist, aber vor meiner Oma kann man nur den Hut ziehen. Chapeau. Sie war ein bemerkenswerter Mensch.
Ja Richtig, deine Oma sagte es ja nicht einfach so, aber da spielt Erfahrung und Auseinandersetzung dahinter.

Sie ist ja auch eine bestimmte Generation
Wer den Krieg erlebte, hat auch eine andere Beziehung zum Sterben.
Es war ja allgegenwärtig

Die Geschichte gefällt mir
Hut ab vor deiner Oma
 
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Hat er aber, denn es ist etwas da hat er noch keine Erfahrung und keiner kann es ihm sagen wie es ist, denn es ist noch keiner zurück gekommen und hat es erzahlt.

Bitte jetzt keine Antworten, dass doch. Ich weiß, dass ich jederzeit Kontakt aufnehmen kann. nur hat auch da noch niemand gesagt wie es ist zu Sterben, nur über ihr Befinden gab es Auskunft.

ich finde es ist ein Unterschied zwischen
Angst vor dem Sterben
oder
Angst vor dem Tod
 
Ich finde, reden über den Tod innerhalb der Familie bzw. Menschen, die einem nahe stehen, sehr wichtig.

Meine Mum hat in den letzten beiden Jahren, als sie schon sehr krank war, alles offen ausgesprochen, was ihr am Herzen lag. Als sie gestorben war, wusste ich genau, was sie wollte und was nicht.
Sie ging übrigens im Schlaf hinüber. Als mich der Arzt um 2 Uhr morgens aus dem KH anrief, wusste ich sofort, was geschehen ist. Er meinte übrigens, es war nicht unmittelbar absehbar, dass sie sterben werde....wir hatten am Tag davor noch ausführlich besprochen, dass wir sie über Weihnachten heimholen können (es war der 20.12.)...Ich glaube, sie wollte sich das einfach nicht mehr antun...:D

Mein Mann und mein Sohn starben allerdings vollkommen überraschend, und dennoch machte es sich bezahlt, dass wir immer viel miteinander geredet hatten.
So wusste ich, dass mein Mann seine Asche ins Meer gestreut haben wollte an einem ganz bestimmten Ort unserer Lieblingsinsel...was wir dann auch gemacht haben.

Und mit meinem Sohn hatte ich die letzten Wochen vor seinem Tod viele intensive und nächtelange Telefonate...ohne dass wir wussten, dass sein Abschied bevorstand. Er war erst knapp 30, aber manchmal denke ich, er ahnte seinen Tod voraus. Er sagte auch mal, dass er wüsste, dass er nicht alt werden würde und ein paar Wochen vor seinem Tod traf er sich mit allen seinen alten Freunden noch aus seiner Schul- und Studentenzeit. Es war ein Abschied für immer.

Obwohl der Schmerz damals beinahe unerträglich für mich war, alle 3 mir so lieben Menschen so knapp hintereinander verloren zu haben (meine Mum und mein Mann starben im Abstand von nur 2 Monaten und mein Sohn 3 Jahre später), so half mir dabei sehr, dass zwischen uns alles gesagt war. Wir waren miteinander im Reinen.
Ich denke, das ist für beide Seiten hilfreich.

Gerade bei unverhofften Todesfällen plagen die Hinterbliebenen oft Schuldgefühle oder nicht bereinigte Streitigkeiten, wofür dann keine Zeit mehr blieb.
Das blieb mir erspart und dafür bin ich dankbar.
 
Ich finde, reden über den Tod innerhalb der Familie bzw. Menschen, die einem nahe stehen, sehr wichtig.

Meine Mum hat in den letzten beiden Jahren, als sie schon sehr krank war, alles offen ausgesprochen, was ihr am Herzen lag. Als sie gestorben war, wusste ich genau, was sie wollte und was nicht.
Sie ging übrigens im Schlaf hinüber. Als mich der Arzt um 2 Uhr morgens aus dem KH anrief, wusste ich sofort, was geschehen ist. Er meinte übrigens, es war nicht unmittelbar absehbar, dass sie sterben werde....wir hatten am Tag davor noch ausführlich besprochen, dass wir sie über Weihnachten heimholen können (es war der 20.12.)...Ich glaube, sie wollte sich das einfach nicht mehr antun...:D

Mein Mann und mein Sohn starben allerdings vollkommen überraschend, und dennoch machte es sich bezahlt, dass wir immer viel miteinander geredet hatten.
So wusste ich, dass mein Mann seine Asche ins Meer gestreut haben wollte an einem ganz bestimmten Ort unserer Lieblingsinsel...was wir dann auch gemacht haben.

Und mit meinem Sohn hatte ich die letzten Wochen vor seinem Tod viele intensive und nächtelange Telefonate...ohne dass wir wussten, dass sein Abschied bevorstand. Er war erst knapp 30, aber manchmal denke ich, er ahnte seinen Tod voraus. Er sagte auch mal, dass er wüsste, dass er nicht alt werden würde und ein paar Wochen vor seinem Tod traf er sich mit allen seinen alten Freunden noch aus seiner Schul- und Studentenzeit. Es war ein Abschied für immer.

Obwohl der Schmerz damals beinahe unerträglich für mich war, alle 3 mir so lieben Menschen so knapp hintereinander verloren zu haben (meine Mum und mein Mann starben im Abstand von nur 2 Monaten und mein Sohn 3 Jahre später), so half mir dabei sehr, dass zwischen uns alles gesagt war. Wir waren miteinander im Reinen.
Ich denke, das ist für beide Seiten hilfreich.

Gerade bei unverhofften Todesfällen plagen die Hinterbliebenen oft Schuldgefühle oder nicht bereinigte Streitigkeiten, wofür dann keine Zeit mehr blieb.
Das blieb mir erspart und dafür bin ich dankbar.
Danke für diesen Beitrag und Input
 
Das bleibt aber auch schwierig.
Man kann noch so viele Techniken kennen, auch sehr vorbereitet sein und bestimmtes Wissen und Verständnis haben und doch kann man an seine Grenzen kommen.

Ja, davon muss man ausgehen.
Man ist ja keine Maschine.

Es geht auch nicht darum in sich etwas zu bekämpfen, sondern zu versuchen zu akzeptieren und zu integrieren.
Es muss nicht nur Angst sein, man bekommt auch Wut auf sich selbst, es nicht besser zu können, oder fühlt sich traurig und hilflos,oder man bekommt Schuldgefühle.

Alles was an Gefühlen da ist sollte man so bewusst wie möglich wahrnehmen und hineinspüren, auch wenn sich dadurch ein schlechtes Gefühl kurz verstärkt, lädt man es zu sich ein, löst es sich dann leichter, als es wehzuschieben.
Fachlich heißt es, man lässt sich davon "durchwehen" .

In meiner Jugendzeit habe ich bei der Beerdigung eines engen Schulfreundes einen Lachkrampf bekommen, es war total absurd.:oops:
Ich konnte das in dem Moment überhaupt nicht verarbeiten und weder trauern noch weinen, weil es so plötzlich geschehen war, ganz anders als wie bei meinem Uropa.
 
Das ist immer eine Interaktion zwischen unterschiedlichen Menschen mit wechselnden Befindlichkeiten, die zu unterschiedlichen Ergebnissen führt, wenn begleitet wird. Da ist keiner schlecht, es passt nur manchmal nicht.

- - -

Eine junge Mutter mit 5jährigem Sohn saß bei ihrem Mann. Sie war schwer lungenkrank und hatte ein Sauerstoffgerät mit sich. „Noch ein Kind möchte ich!“ sagte sie. Ihr Mann: „Aber dann stirbst Du!“ Sie nickte eifrig und lächelte hinreißend. Mir war klar, sie hatte vor Kurzem Schönes erlebt, nah dem Tode im Krankenhaus und wünschte sich das sehnlichst.

Mittlerweile hat sie eine neue Lunge, der Familie geht es gut.
 
Das Leben ist ebenfalls ein schwieriger Prozess. Mir fällt dazu ein alter Spruch ein, den ich als Kind gehört habe: "einen Spruch will ich dir nennen, doch den Sinn wirst du erst später erkennen. Am Baum des Lebens hängen keine süßen Kirschen, sondern harte Nüsse".

Wer in der Lage ist, sein Leben zu leben, mit allen Höhen und Tiefen, der wird auch in der Lage sein, das Sterben nicht als Höllenqual zu empfinden, sondern als wichtigen Teil des Lebens anerkennen zu können.
Woher hast Du diese Erkenntnis? Hast Du schon jemanden auf diese oder eine andere sterben gesehen?
Ich selbst habe in meinem Leben schon solche Schmerzen gehabt. Sollte ich irgendwann einmal im Sterbeprozess ebenfalls solche Schmerzen haben, weiß ich, wie ich damit umgehen kann - und die Schmerzen loslassen kann, obwohl da "gerade etwas irreparabel kaputt geht".
Es tut mir Leid, dass Du lernen musstest mit solchen schlimmen Schmerzen umzugehen....
Es ist im Endeffekt wie mit allem: Man muss lernen, loszulassen. Das ist ein Prozess, der sich durch das ganze Leben hindurch zieht. Man lässt Lebenspartner los, man lässt Besitztümer los, man lässt Arbeitsstellen los, man lässt Freunde oder Familienangehörige los... es geht darum, zu lernen, loszulassen. Nicht festzuhalten. Weder an Besitztümern, noch am Leben, wenn es eigentlich gerade zum Ende kommen will.
Vor allem, das ist das Schwerste, muss man lernen, das loszulassen, was mach für sich selber hält, wozu man "ich" sagt.....

Es geht darum, zu vertrauen, dass alles seinen Sinn hat, auch wenn man den Sinn nicht direkt erkennen kann (oder will...).[/QUOTE]
 
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Woher hast Du diese Erkenntnis? Hast Du schon jemanden auf diese oder eine andere sterben gesehen?
Ja, habe ich.

Es tut mir Leid, dass Du lernen musstest mit solchen schlimmen Schmerzen umzugehen....
Warum tut es dir leid? Du hast meine Schmerzen nicht gefühlt, also kannst du kein Leid an dir selber empfunden haben. Wenn es so gemeint ist, dass du meine Schmerzen bedauerst - ich erwarte kein Bedauern. Auch kein Mitleid. Wirklich nicht.

Vor allem, das ist das Schwerste, muss man lernen, das loszulassen, was mach für sich selber hält, wozu man "ich" sagt.....
Ich kann nicht beurteilen, ob das das Schwerste ist, denn noch musste ich mein "Ich" noch nicht komplett loslassen ;) Und wenn ich irgendwann mein Ich losgelassen haben werde, werde ich voraussichtlich nicht mehr berichten können, ob es schwer oder ganz leicht war, es loszulassen.

Ich denke, wichtig ist in jedem Fall, die Angst vor dem endgültigen Loslassen zu betrachten und umzuwandeln. Ich habe so schöne Berichte und Videos von Sterbenskranken gesehen, die im Sterben lagen, mit Schmerzen etc., und die trotzdem eine unglaubliche Ruhe und Heiterkeit ausgestrahlt haben... Auch habe ich live gesehen, wie Angst einem Menschen den Übergang schwer machen kann. Mit Schreien, Stöhnen, etc.

Die Angst ist schlimm. Angst verhindert ein Loslassen...
 
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