Wir müssen alle mal Sterben

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Die Frage ist: Was ist besser? Ein schneller, unerwarteter Tod, oder aber ein Tod, der langsam vonstatten geht? In ersterem Fall hat man keine Chance mehr, sich von Familie, Freunden etc. zu verabschieden, vielleicht auch noch unausgesprochene Dinge zu klären. Im letzteren Falle schon, auch wenn es länger dauert und ggf. schmerzhaft ist.

Ich denke dass man dass nicht so einfach allgemeingültig sagen kann, was besser ist. Es kommt wie es eben kommt und wenn es eben kommt und ist vielleicht auf jeden einzelnen Menschen ganz persönlich "zugeschnitten."
 
Bei dem Thema fällt mir mein heissgeliebter Opa ein. Er wurde 72 Jahre alt und hat sich meines Wissens nie mit dem Sterben befasst. Ich glaube auch nicht, dass er besondere Angst davor hatte.

Er hat zwei Ehefrauen in seinem Leben verloren und war die letzten 10 Jahre seines Lebens allein.

Meine Mutter, die ihn zweimal die Woche besuchte, fand ihn eines Tages tot vor seinem Bett liegend. Er war auf dem Läufer ausgerutscht und mit der Schläfe auf die spitze Nachttischkante gefallen. Ein kleiner Blutstropfen, eine kleine Schrecksekunde und er war drüben...

Wenn man da an andere Geschichten denkt, mit langen Krankheitsgeschichten usw., könnte man auf den Gedanken kommen, dass der Tod evtl. schnell und leicht kommt, wenn man sich nicht allzu sehr damit beschäftigt.

Ob es letztlich stimmt weiss ich aber leider auch nicht. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass es für die meisten Menschen ein absolutes Schockerlebnis ist, vom bevorstehenden Tod zu erfahren.

Von meinem Opa würde ich sagen, dass er ein weitgehend zufriedener Mensch war und vielleicht hängt es auch ein wenig damit zusammen. Aber wer weiss das schon genau...?
Da denke ich auch in so einer Weise könnte es sein, jedoch hörte ich auch schon so wie der Mensch gelebt hat, so stirbt er.

Daran glaube ich jetzt nicht, ein Onkel von mir er war jähzornig und ein Exzentriker hat Frau und Kinder geschlagen und eines morgens lag er im Bett und war tot. Friedlich eingeschlafen nennt man so was.

Hinzufügen will ich noch, am Abend vor seinem Tod waren alle Kinder und Enkelkinder da, schon seltsam.

Es stellte sich heraus es war ein Abschiednehmen.
 
In ersterem Fall hat man keine Chance mehr, sich von Familie, Freunden etc. zu verabschieden, vielleicht auch noch unausgesprochene Dinge zu klären. Im letzteren Falle schon, auch wenn es länger dauert und ggf. schmerzhaft ist.

Mein Vater hatte auch einen langen Todeskampf - er hat mit uns über nichts geredet - was das Thema Tod bezogen auf ihn in der ihm aktuell bekannten Situation und Diagnose anging. Das wurde von ihm tunlichst vermieden.

Vom alten Schlag halt - Kriegsgeneration.

Aber von seinen Kriegserlebnissen als 17 jähriger sich freiwillig nach Russland an die Front gemeldeter Soldat - darüber hat er in dieser Zeit ständig geredet- dass er da mit seinem Leben jeden Tag neu abgeschlossen hatte - weil jeder sein letzter sein konnte.

Dabei flossen dann seine Tränen.
 
Aber von seinen Kriegserlebnissen als 17 jähriger sich freiwillig nach Russland an die Front gemeldeter Soldat - darüber hat er in dieser Zeit ständig geredet- dass er da mit seinem Leben jeden Tag neu abgeschlossen hatte - weil jeder sein letzter sein konnte.

Dabei flossen dann seine Tränen.
Nun, ich denke egal ob freiwillig oder nicht. Damals war ein 17 jähriger noch nicht erwachsen und er konnte nicht übersehen was es heißt an die Front zu gehen und was es heißt KRIEG.

Mehr oder weniger wurden damals zum Schluss sogar noch die 23 und jährigen eingezogen.
Ich weiß es von meinem Großvater.

So ein junger Mensch der hat einen Knax weg sein Leben lang. Ich denke alle Erwachsenen die ihr Leben nicht im Krieg verloren haben waren gestört durch die Erlebnisse die sie hatten.

Ich kenne die Geschichte eines Onkels der an der Front war. Sie hatten nicht zu essen, froren und mussten jeden Tag mit ihrem Tode rechnen.

So haben sie sich aufgemacht um zu schauen wo es was essbares gibt.

Sie fanden auch einen Bauernhof, es gab eine Bäuerin und 8 Kinder sie verstanden sich untereinander nicht, fremde Sprache doch sie machten durch Gesten klar was sie wollten. Die Bäuerin versperrte ihm den Weg ins innere des Hauses sie riss ihr Hemd auf und der Onkel schoss sie tot-.

Da sieht man was für ein Tier der Mensch ist, wenn es ums Leben geht.

Ich habe eben so meine Zweifel am akzeptierten Tod.

Wenn natürlich ein Mensch nur noch große Schmerzen erleidet, dann ist es ein von ihm akzeptierter erlösender Tod. Doch, wenn Mensch keinerlei Beschwerden hat, dann Platz für einen anderen zu machen damit dieser Leben kann, dies wäre für mich ein Heiliger.

Wer will schon ein Heiliger sein?
 
Zuletzt bearbeitet:
und er konnte nicht übersehen was es heißt an die Front zu gehen und was es heißt KRIEG.
Nein - das sicher nicht - mein Vater wollte damals auch eher seinem "schönen Zuhause" entkommen...aber das was ihn dann erwartete - hat er ganz sicher nicht erwartet. Auch nicht, wie es ist dem Tod täglich so nah zu sein und ihn bei den Kameraden mitzuerleben.
 
Vom alten Schlag halt - Kriegsgeneration.

Aber von seinen Kriegserlebnissen als 17 jähriger sich freiwillig nach Russland an die Front gemeldeter Soldat - darüber hat er in dieser Zeit ständig geredet- dass er da mit seinem Leben jeden Tag neu abgeschlossen hatte - weil jeder sein letzter sein konnte.

Dabei flossen dann seine Tränen.

Mein Opa hat im ersten Weltkrieg als U-Bootfahrer teilnehmen müssen. Ich weiss gar nicht, ob freiwillig oder gezwungenermassen, wobei ich Letzteres vermute. Unter Wasser in so einer engen Röhre....

Bis zuletzt war er in seiner Marinekameradschaft. Er war stets der Erste und der Letzte an diesen Abenden. Über den Krieg gesprochen hat er nie. Viele seiner Kameraden haben nicht überlebt und vielleicht war die Marinekameradschaft sein persönlicher Versuch, die Sache ein Stück weit zu verarbeiten.

Ich erinnere mich, dass er und seine damals noch lebende 2. Frau tagelang vorm Ferseher sassen, als das Bergunglück und das "Wunder von Lengede" ausgestrahlt wurde. Jedesmal wenn einer der verschütteten mit der engen Bombe nach oben geholt worden war, brachen sie in Tränen aus.

Der Tod war ihm schon oft schon begegnet. Vielleicht waren es solche Dinge, die ihn daran erinnerten, aber ich glaube nicht, dass er sich oft mit seinem eigenen Tod beschäftigt hat.

Jahre zuvor hatte er bereits sein Testament gemacht, aber dies ist wohl dem Umstand geschuldet, dass er immer alles geregelt haben wollte in seinem Leben.
 
Mein Vater hat mir mal von einer überraschenden Begegnung im Krieg vor Ort in Russland erzählt - als selbst 17 Jähriger mit Waffe in der Hand -um eine Ecke kommend und einem ebenso jungem Russen mit geladener Waffe gegenüber zu stehen.

Zwei junge Leben die sich direkt in die Augen sehen konnten - Beide bewaffnet- Beide von einander wissend, der Andere kann jetzt im Bruchteil einer Sekunde das eigene Leben auslöschen.

Im Bruchteil einer Sekunde - haben sich dann Beide wie von Geisterhand umgedreht und sind wieder in gegensätzliche Richtung verschwunden - lebendig und lebend.

Und wahrscheinlich einander nie vergessend.
 
Wer sagt, dass wir alle sterben müssen, muss ja nicht meinen, dass das Sterben einfach sein wird.
Es gehört aber trotzdem zum Leben dazu.
Allerdings gibt es durchaus das friedvolle Einschlafen, oder das Auflösen in einem Regenbogenkörper, oder das bewusste Runterfahren aller Körperfunktionen.
Das Sterben an sich ist ein bewusstes Loslassen, ein Dimensionswechsel.

Es gibt dazu ein schönes Goethe-Zitat :

"Wer nicht stirbt bevor er stirbt, der verdirbt wenn er stirbt."
Niemand sagt ja das es kein friedvolles Einschlafen gibt.
Es sollte erstmal geklärt werden, dass es keine Pauschalität gibt.
Klar kommt einiges als Pauschal rüber, doch es ist und kann auch nichts gleichsam sein.
Man kann nicht sagen, jedes Sterben ist leidvoll, schmerzvoll oder qualvoll und im Gegensatz kann man auch nicht sagen, kein Sterben ist so
Sterben ist genauso individuell wie das Leben.
Sterben heisst, etwas Lebendes geht verloren. Leben und Sterben ist miteinander verbunden. Tote sterben nicht, es ist den Lebenden vorbehalten.

Nichts ist gleich.
Es gibt verschiedene Umstände
Es ist eben auch ein Unterschied ob jemand altersbedingt stirbt, ob durch schwerer Krankheit, ob ein Kind stirbt, ob durch Mord, Suizid, Unfall

Es ist mehr als nur,wir müssen alle Sterben, es gehört dazu.

Die Auseinandersetzung mit dem Sterben, beginnt mit der Konfronration damit.

Bei Gewaltfällen steht das Sterben auch nicht im Vordergrund, sondern anderes

Es ist komplex, so komplex, dass ein einfaches
Wir alle müssen mal sterben, eben nicht ausreicht
 
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Ich glaube nämlich, dass Ängste für den Sterbenden ein echter Störfaktor darstellen können, ob es eigene Ängste sind, oder die Angst der Angehörigen.
Je mehr das materielle Weltbild im Vordergrund steht, desto mehr Ängste tauchen auf und viele quälen sich ganz unnötig deswegen und der Sterbeprozess zieht sich dadurch so hin.

Regierungen sind übrigens immer sehr bemüht Ängste unter den Untertanen zu schüren, ob Krankheit oder Tod, denn jemand der angstfrei ist, oder zumindest relativ angstfrei ist, kann nicht mehr manipuliert werden, deswegen gehört Angst global zu den größten Machtinstrumenten.

Wie Ängste eben generell im Leben, zu dem ja nicht nur unser letztendliches, persönliches Sterben gehört - einen Störfaktor darstellen können.
Daher gefällt mir z.B. am Tibetischen Buch der Toten sehr, dass sich dies potentiell angstbefreiend - nicht nur an die Sterbenden/Verstorbenen richtet sondern auch an den Alltag der Lebenden appelliert.
... ob es eigene Ängste sind, oder die Angst der Angehörigen.
Je mehr das materielle Weltbild im Vordergrund steht, desto mehr Ängste tauchen auf und viele quälen sich ganz unnötig deswegen und der Sterbeprozess zieht sich dadurch so hin.

Regierungen sind übrigens immer sehr bemüht Ängste unter den Untertanen zu schüren, ob Krankheit oder Tod, denn jemand der angstfrei ist, oder zumindest relativ angstfrei ist, kann nicht mehr manipuliert werden, deswegen gehört Angst global zu den größten Machtinstrumenten.
Ja, und dabei besonders die evtl. gegenseitig auftretenden Verlustängste, mit einem bzw. allen seinen Liebsten wahrscheinlich bald nicht mehr einen gemeinsamen weltlich physikalischen Zeitraum teilen zu können.
Also gewissermaßen ein angstvolles, Energie raubendes - Anhaftung zu zementieren suchendes, anklammerndes nicht loslassen „Wollen“, glaube ich.
Wobei dies aber „eigentlich“ nichts per se„Verwerfliches“ ist, sondern bloß etwas - in der natürlichen Menschlichen Ego-Natur begründet Liegendes - ziemlich "Normales", so meine subjektive Ansicht.






 
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