Magst du zufällig über deine Anfänge plaudern ?
*lach* Ich rede unter "vernünftigen" Leuten nicht drüber (sie würden's eh nicht verstehen), mache aber auch kein Geheimnis draus, wenn zufällig einer auf das Thema kommt und fragt. Ich schäme mich dessen nicht und schon gar nicht verleugne ich heute mein Totem/Seelentier, dem ich ihm sehr verbunden bin.
Die Anfänge sind reichlich verworren und reichen bis in die Kindheit zurück. Als Kind (ich glaube 4 oder 5) wollte ich immer ein Hund (synonym für Wolf, aber den kannte in meiner Familie ja keiner) sein, saß unterm Tisch und winselte oder heulte (Muttern bekam die Krise, soweit ich mich erinnere oder erzählt bekam), mit 5 im Krankenhaus in postoperativen Wachträumen und Durstdelirium (damals gab's nach einer OP viele Stunden nichts zu trinken) wollte ich in den Wald fliehen (der ist noch heute mein Refugium, je tiefer drinnen und je düsterer, desto lieber).
Dann war viele Jahre lang Ruhe ("benimm dich gefälligst, spinn nicht rum, mach lieber deine Hausaufgaben und ähnliches; kommt's bekannt vor?

)
Nur meine Liebe zu Caniden wuchs, ich war mit allen "gefährlichen" Hunden in der Nachbarschaft "per du", schäkerte mit ihnen rum, teilte mit ihnen mein Pausenbrot (und kam logischerweise andauernd zu spät zur Schule), während den Erwachsenen der Angstschweiß auf die Stirn quoll.
Dann im Bayrischen Nationalpark, ich glaube mit 14 oder 15. Alle standen oben auf der Sichtkanzel und schauten auf die Wölfe auf dem Hügel. Nur ich hockte unten am Zaun am Boden, hinter dem ein einzelner Wolf stand und mich anschaute, und ich verlor mich in seinen Augen. Zwiesprache? Das Bild habe ich heute noch vor Augen.
Ich wollte eigentlich schon damals Photograph werden, aber "du lernst was ordentliches, sonst..." (Zufälligerweise auch bekannt?

) Also naturwissenschaftliches Studium inkl. 2 Abschlüssen. Wölfe? Ja, wieder einmal ein Schlüsselerlebnis, diesmal im Zoo: Wölfe, die in ihren engen Käfigen (damals noch) hin und her und her und hin liefen, in den Augen der Wahnsinn glitzernd, ihre Seelen um Hilfe weinend. Auch ein Bild, das ich niemals vergessen habe, das mich tief geprägt hat (ich saß tränenüberströmt vor dem Käfig am Boden und litt mit diesen Tieren. Ein paar Passanten guckten blöd...).
Ein weiterer ähnlicher Vorfall in einem Freizeitpark. Muß ich sagen, daß ich nie wieder einen Zoo betreten habe?
Irgend wann den Beruf hingeschmissen und doch noch Photograph geworden (führte zur Trennung von der Familie), angefangen, mich wissenschaftlich für Wölfe zu interessieren (inzwischen, längst ausgezogen und verheiratet, waren auch erst einer, später ein paar Hunde im Haus), aber auch für den Schamanismus (ja, ich bin auch auf Sun Bear reingefallen, ich geb's zu.

Nach dem hätte ich mit Wölfen gar nichts zu schaffen.)
Die Verbindung zu Wölfen wurde immer stärker, irgend was rief mich, wie ein tiefes Verlangen (manchmal dachte ich "du hast doch einen an der Waffel!").
Dann gab's wieder einige Schlüsselerlebnisse (die ich hier nicht ausbreiten möchte) bis hin zu einem Wachtraum (oder wie nennt man das, da kenne ich mich nicht aus), in dem ich mit einem Höllentempo, aber mühelos durch eine düstere, arktische Landschaft rannte, rechts und links von mir graue, vierbeinige Schatten im Nebel, die mitrannten. WTF ist das denn für ein Traum, nicht richtig schlafend, nicht richtig wach, nicht rauszukommen...

Da man ja hinschaut, wohin man in felsigem Gelände seine Füße setzt, schaute ich nach unten und sah nicht etwa ein paar Wanderstiefel (was zu erwarten gewesen wäre), sondern starke, graubraune Pfoten mit kräftigen Krallen: Ich rannte als Wolf durch die Tundra, ich
war ein Wolf: M.E. das erste wirklich signifikante Zeichen, denn dieses Bild war dermaßen deutlich, daß es nicht mißzuverstehen war, und ich hab's heute noch vor Augen. Seither begleitet mich Wolf in dem Sinne, daß ich dessen bewußt bin und aus mir wurde "Grauer Wolf". Irgend wann wollte ich es dann ganz genau wissen (immer im Hinterkopf "geht die Phantasie mit dir durch?"):
Ich versuchte unter wirklich suboptimalen Bedingungen meine ersten schamanischen Reisen: Wieder ein Wolf, noch etwas verschwommen und undeutlich (ist schließlich kein 3D-Kino).
Der nächste Tritt vor's Schienbein (wach endlich auf!): Eine geführte Reise (ich wußte gar nicht, was ich davon erwarten sollte), in der ein Kind als Symbol(?) für Wärme gerufen wird. Nein, zu mir kam kein Kind, sondern ein kleiner Wolfswelpe (es war definitiv kein Hundewelpe!), den ich auf den Arm nahm, ein Wahnsinnsgefühl der Wärme und Euphorie und äußerst realistisch. Das Rückrufsignal hätte ich verwünschen können, ich wollte den Kleinen absolut nicht verlassen, ich werte mich richtig dagegen, ich hätte ihn mit meinem Leben verteidigt. (Wieviele Zeichen brauchte ich eigentlich noch?)
Immer noch war ich etwas skeptisch (der "gelernte" Naturwissenschaftler läßt schön grüßen), aber ich war endlich soweit: Beim nächsten Versuch zur Reise nahm ich meinen Mut zusammen (hatte ich Angst vor der Antwort?) und fragte den reproduzierbar auftauchenden Wolf: Bis du mein Seelentier? Er nickte (kein Wolf aus der alltäglichen Welt nickt!). Übrigens, ganz lustig, ich wurde bei dieser Reise gestört, und zwar durch meine kleine, junge Hündin, die mir mitten in der Trommelsequenz einfach auf den Schoß sprang. Wolf lächelte nur: Kinder! Die Störung hatte keinerlei Auswirkungen.
Jetzt bin ich offensichtlich endlich dort, wo ich hingehöre: Es fühlt sich
richtig an. Was wird, weiß ich nicht, aber ich werde diesen Weg weitergehen und lernen, lernen, lernen, aus Büchern (mit Harners Standardbuch habe ich mal angefangen) und vor allem durch Experimentieren. Ich habe einen Verdacht, warum mich Wolf ruft. Aber darüber werde ich erst reden, wenn ich Klarheit habe. Ich hoffe, es entsteht etwas Gutes daraus.
Soweit in Kürze meine Geschichte (nichts erfunden, alles so erlebt, durchlebt). Wolf hat mich schon
immer begleitet, vielleicht auch beschützt, aber ich brauchte Jahrzehnte(!) oft gegen massive Widerstände durch familiären (stockkonservatives, staubtrockenes, katholisches Elternhaus) und gesellschaftlichen Druck zur Konformität, um das endlich zu erkennen.
LG
Grauer Wolf