Was ist ein echter Raucher? Ich denke mal, dass jeder Raucher ein echter Raucher ist, da er abhängig ist von einer chemischen Substanz, einer starken Droge, einem Nervengift, das, würde man es essen, ganz schnell zum Tod führen würde. Es ist wurscht, ob Raucher drei Tschicks in der Woche oder drei Schachteln man Tag raucht. Das sagt nur was über das Toleranzgrad der Droge gegenüber aus (-> Übung macht den Meister).
Wäre er/sie Nichtraucher, würde er/sie gar keine rauchen. Alle anderen sind echte Raucher, ob man es nun wahrhaben will oder nicht.
Daher gilt nur eines, um Nichtraucher zu werden: nicht mehr rauchen. Nichts anderes wird zum Erfolg führen. Wenn man reduziert, macht das nur noch nervöser, weil man ständig darauf wartet, wann man endlich die nächste rauchen darf. Im Prinzip dreht sich dann alles erst recht nur noch ums Rauchen. Ist das nicht schrecklich?
Also wie schon mal geschrieben: Ich war dreißig Jahre lang Kettenraucherin. im wahrsten Sinne des Wortes. Eine aus, die nächste an. Letztes Jahr von einem Tag auf den nächsten (natürlich nicht ohne mentale Vorbereitung) aufgehört. Null Probleme damit gehabt, keine Entzugserscheinungen, nichts. Ein Tag vor Silvester (nach einem halben Jahr nicht rauchen) leichtsinnig geworden und aus einer wurden wieder viele. Wie gehabt. Doch ich hab schnell wieder meine Gedanken gen Aufhören gepolt, weil ich genau weiß, dass es mein sicheres Todesurteil wäre, wenn ich es jetzt nicht schaffen würde. Ich hab noch viel vor und keinen Bock, vor der Zeit abzutreten. Jedenfalls will ich nicht noch zusätzlich Öl ins Feuer kippen.
Ich rauche jetzt seit vier Tagen erneut nicht mehr. Das schwierigste ist eigentlich immer, den richtigen Augenblick zu erwischen, bzw. sich auf ihn einzulassen. Loslassen ist nie einfach, muss aber sein.
Nicht zu rauchen ist jedenfalls total easy und fordert keinerlei Anstrengung. Im Gegenteil. Manchmal fehlt freilich was. V.a. wenn man vielleicht wirklich das Gefühl hat, sich belohnen zu müssen, weil man irgendwas geschafft hat oder nach einem üppigeren Essen. Doch das ist nur eine Sache der Konditionierung und die kann man immer und jederzeit umdrehen/ändern.
Im Prinzip ist es ähnlich einer Diät, die ja bekanntermaßen auch bei den wenigsten den erhofften Erfolg bringt. Es reicht nicht, sich nur vorzunehmen, 10 kg abzunehmen, man muss auch was dafür tun, v.a. auch in Richtung Zukunft und ohne etwas dafür zu tun, kommt man auch nicht bei den Zigaretten auf Null.
Prinzipiell ist das mit den Kilos schlimmer, denn essen müssen wir schließlich, um zu leben. Rauchen nicht, denn das bewirkt eigentlich nur das schnellere Ableben.
Die Gier nach irgendwas, worauf man gerade Appetit hat, kann genauso schlimm sein wie die Gier nach einer Zigarette. Dennoch fängt man sich mit dem Essen keine Droge ein, mit der Tschick schon. Die Tschick wollen wir als Raucher immer und immer wieder. Pizza oder Schoki ständig zu uns nehmen zu müssen, wäre eine elende Qual. Die Typen, die das machen (gibt es) sind auch süchtig, wenn auch aus anderen biochemischen Gründen - beides endet jünger als geplant tödlich.
Ich kann mich persönlich kaum mehr an meine Kindheit erinnern, daran, wie es war, nicht geraucht zu haben, bzw. nicht von dem Gedanken daran beherrscht gewesen zu sein. Insofern ist das für mich gerade ein richtiges Abenteuer. Ein neues Leben, das ich mir selber geschenkt habe, auf das ich Lust habe. Vielleicht habe ich mich schon geschädigt mit meiner massiven Raucherei, doch wenn ich jetzt für immer gestoppt habe, dann kann ich zumindest noch Schlimmeres verhindern und mich wenigstens etwas berfreiter fühlen. Nach den neuerlichen vier Tagen als Nichtraucher sind viele Ängste wieder verschwunden und das macht die kurzen Schmacht-Anfälle mehr als wett. Zudem bin ich tausendmal aktiver.
Was mir hilft, wenn es ganz schlimm wird: einfach so tun, als würde man rauchen. Augen schließen, zwei Finger an den Mund, einen tiefen Zug nehmen und irgendwie vergeht dann die Lust auf eine tatsächliche Zigarette wie von allein. Geht mir jedenfalls so. Irgendwie spürt man so auch, bzw. wird es nachvollziehbarer, was für einen Schei** man sich mit der Raucherei antut.
Jedenfalls haben Millionen von Menschen angefangen und wieder aufgehört zu rauchen. Machbar ist das und am Nichtrauchen stirbt man garantiert nicht
LG, v-p