bewusstes Rauchen

Tanita

Mitglied
Registriert
1. August 2008
Beiträge
792
Ort
Norddeutschland
Liebe Leute,

ich möchte Euch von meinen Erfahrungen mit "bewussten Rauchen" erzählen. Vielleicht ist das ja für den einen oder anderen für Euch, der sich nicht so ganz wohl fühlt mit seiner Raucherei, sie aber auch nicht aufgeben möchte, ein guter Weg.

Ich rauche schon seit Ewigkeiten und habe immer nur während der Schwangerschaften und der Stillzeit damit aufgehört. In den letzten Jahren sprang mein Konsum auf ca. fast 1 Schachtel am Tag an. Zwar hatte ich keinerlei spürbaren gesundheitlichen Beeinträchtigungen deswegen, aber so wirklich wohl gefühlt habe ich mich damit nicht. Aufhören wollte ich aber auch nicht und so habe ich das Thema immer von mir weggeschoben. Und dachte so manchesmal "irgendwie passt das aber nicht".

Vor 5 Wochen wurde ich krank und konnte 1 Woche lang nicht rauchen und auch keinen Alkohol trinken. Alkohol ist nämlich auch so ein verdrängtes Thema bei mir. Ich bin zwar nie betrunken, aber ich trinke regelmäßig einfach zu zuviel Wein am Abend. Das summiert sich auf Dauer ganz schön.

Als es mir dann wieder gut ging und ich eigentlich wieder rauchen und auch Alkohol trinken konnte, machte es Klick bei mir und ich entschied, jede einzelne Zigarette und auch jedes Glas Wein ganz bewusst zu rauchen, bzw. zu trinken. Mit "bewusst" meine ich, keine Zigaretten und auch kein Wein mehr so nebenbei, sondern immer mit voller Präsenz im Hier und Jetzt für jede Zigarette und jedes Glas. Ganz wichtig dabei war die Erlaubnis, so viel rauchen und trinken zu können wie ich wollte. Es gab keine Einschränkung, was die Anzahl und die Menge betrifft. Lediglich mit meiner Bewusstheit musste ich dabei bleiben.

Hört sich einfacher an, als es ist. Denn da melden sich plötzlich jede Menge Stimmen in einem zu Wort, die alle durcheinander quaken:D. Die eine will diese Strategie nutzen, um den Konsum zu reduzieren, die andere wehrt sich mit Händen und Füßen gegen jedwede Einschränkung. Vor allem diese Freiheit, die ich mir dabei gegeben habe, hat mir viel Mühe gemacht. Ganz oft ertappte ich mich bei dem Gedanken "Ach, jetzt würde ich gerne eine rauchen, aber es ist noch nichts mittags". Dann musste sich sofort meine Oberstimme einschalten "Rauch`doch. Du darfst rauchen, soviel Du willst." Bei soviel Freiheit hat es mich manchmal richtiggehend geschüttelt. Das "ich muss" oder "ich darf nicht" ist ganz tief in mir verankert. Zuvor, wenn ich so unbewusst vor mich hingequalmt habe, habe ich mir ja keine bewusste Erlaubnis gegeben, sondern halt einfach geraucht und das manchmal blöde Gefühl dabei verdrängt. Nun aber habe ich mir jede einzelne Zigarette ganz bewusst erlaubt, ebenso jedes Glas Alkohol.

Und ich entdeckte eine neue Seite in mir, nämlich die, die auch mal ganz bewusst Verzicht ausprobieren möchte. Wenn ich den Impuls verspürte, zu rauchen, habe ich mir ein paar Minuten Zeit genommen, da ganz bewusst hinzuspüren, ob es wirklich das ist, was ich möchte. Und mehr als einmal bemerkte ich dann, dass es gar keine Zigarette ist, die ich will, sondern z.b. etwas zu essen. Essen ist nämlich bei mir etwas, was zu kurz kommt. Auch bekam ich Lust, es auszuprobieren, wie es sich anfühlt, wenn ich diesem Rauchsog mal für einen Moment widerstehe. Und mehr als einmal verschwand der Drang ganz plötzlich wieder.

Mein Fazit nach nun einem Monat bewusstem Rauchen: mein Zigarettenkonsum ist gesunken auf 3 bis 6 Zigaretten am Tag. Und jede einzelne davon genieße ich. Ebenfalls ist mein Alkohlkonsum rapide gesunken, aber wenn ich ein Glas Wein trinke, genieße ich jeden einzelnen Schluck. Es gibt keine Suchtverlagerung auf z.B. Essen oder Schokolade o.ö. .
Es war und ist noch erstaunlich leicht. Nur die Freiheit, die man dabei hat, die ist nicht für jedermann und mit soviel Freiheit muss man auch erstmal umgehen können. Es zieht uns einfach ins "ich muss" oder "ich will nicht". Da standing zu wahren, ist die größte Herausforderung. Das "ich darf rauchen soviel ich will", wurde zwischenzeitlich wie eine Mantra für mich und ich musste es mir echt immer und immer wieder sagen. Jetzt langsam glaube ich es und der Suchtdruck verschwindet immer mehr.

Wie gesagt, ist nicht für jedermann, aber vielleicht fühlt sich der oder die eine von Euch davon angesprochen und mag es mal ausprobieren.

Herzliche Grüße

Tanita
 
Werbung:
:thumbup:

manche schaffen es von einem tag auf den anderen, ander schleichen aus....

ich rauche nur mehr zu kaffee(auch nicht täglich), und wenn ich mal alkohol trinke......ergo reduziert sich das ganze.....und wie du schreibst bewußt......denn bei mehr graust es einem schon selbst
 
Sehr interessante Erfahrung, Tanita! Ich selbst rauche und trinke Alkoholisches gar nicht. Wie geht es mir damit? Ich vermisse nichts, wenngleich ich beides von früher her kenne. Kommt mir aber einer mit seiner Fluppe in meine Nähe, dann ...
Würde ich aber unbedingt rauchen wollen, dann Zigarillos, aber nur ganz selten und erst am Ende des Tages, wenn ich mein Tageswerk beendet hätte. Dies aber nicht in geschlossenen Räumen, das gehört sich nicht, sondern draußen auf einer dafür vorgesehenen gemütlichen Sitz- oder Liegegelegenheit. Keinesfalls aber würde ich dieses suchtartige, affektierte Rauchen vorziehen wollen, wie es ja üblich ist. - Nicht die Materie beherrscht den Geist, sondern der Geist die Materie!
 
Hallo Tanita!

Find ich eine super Idee, hab ich auch so gemacht. Bin jetzt auf 4 Zig. am Tag "heruntergekommen". Allerdings "schmecken" mir die Zigaretten eigentlich gar nicht mehr, hab nur immer das Gefühl, es fehlt mir was, wenn ich nicht rauche. Wenn ich sie dann rauche, denke ich immer, wie scheußlich das eigentlich ist.
Viel Glück weiterhin
 
Ja, es fehlen sogar Entzugssymptome, wenn man weniger raucht oder gar aufhört.
Ich habe echt schon mal dagesessen und gemeint, da MUSS aber nun etwas kommen! Nachdem nichts kam, habe ich mir aber trotzdem eine angezündet... nur um sicher zu gehen, dass danach auch wirklich nichts kommt.

Wenn ich heute daran denke, muss ich selber schmunzeln.
 
Vor zwanzig Jahren hatte ich auch eine Zeit, in der ich über Jahre sehr stark geraucht hatte. Zunächst hatte ich auch versucht weniger zu rauchen, aber das ging meist nur ein paar Tage gut und dann paffte ich auch wieder, was das Zeug hielt. Irgendwann ist mir diese Raucherei so lästig geworden, dass ich von einem Augenblick auf den anderen beschlossen hatte, einfach damit aufzuhören und es gelang. Nicht dass ich ein Alkoholproblem gehabt hätte, aber auf die gleiche Weise hatte ich mich vor vier Jahren einfach so zur Abstinenz entschieden.

Die innere Einstimmung ist wichtig, wobei man keine Kompromisse zulassen darf. "Ich möchte aufhören oder weniger rauchen!", ist die falsche Botschaft, es muss heißen: "Ich rauche nicht mehr!" Der Erfolg beim Wider dem Rauchen hatte in mir ein starkes Vertrauen geweckt, solche Dinge willentlich bewältigen zu können. Wer mit den Botschaften der Autosuggestion nicht zurechtkommt, sollte sich einfach einmal von einem ernsthaften Hypnose-Therapeuten helfen lassen.

Bewusst zu rauchen ist auch so eine falsche Botschaft, denn nur bewusst nicht zu rauchen führt zum Ziel.


Merlin
 
Bewusst zu rauchen ist auch so eine falsche Botschaft, denn nur bewusst nicht zu rauchen führt zum Ziel.

Geh bittschön, da hat jemand einen Weg gefunden um sich wohler zu fühlen als vorher, wieso muss man dann dieser Person gleich sagen, dass das aber die "falsche" Botschaft is? Muss das sein? Nix für ungut. Da steht nix davon, dass es ihr Ziel wäre aufzuhören. LG
 
Hab anno dazu- lang ist´s her- von 2Packerln langen Marlboro auf Null gestellt, mir danach, nach dem aufhören am selben Tag ein Nichtraucherbuch gekauft, ich dachte mir als Unterstützung um aufzuhören und es stand gleich im Vorwort, dass man nicht aufhören soll bis man es zu ende gelesen hat, na super :lachen: das hab ich aber ignoriert, trotzdem weiter nicht weiter geraucht und es mir durchgelesen. Lange Rede kurzer Sinn, was mir als einziges aber das sehr geholfen hat was in dem Buch stand war, dass die Entzugserscheinungen eigentlich ziemlich gering sind. Ich denk mir halt, es müssen grad auch irgendwie die Umstände passen, aber sonst: Viele Wege führen.. eh scho wissen. LG
 
Mir ist diese Methode nie gelungen, obwohl ich es mir sehr gewünscht hätte.

Das ging immer nur ein paar Tage gut und beim ersten Stress war schon wieder ein Päckchen verschlungen...:D

Erst als ich mir eines Tages vornahm, komplett aufzuhören, ist es mir gelungen.

Beim Essen und Trinken ist es ebenso...bewusst wenig essen oder trinken funktioniert nicht...:)
Aber einen Tag gar nichts essen und am nächsten Tag normal, das geht wunderbar.
Ich kann auch ohne Probleme wochenlang ohne Alkohol sein, aber wenn ich ein Fläschchen aufmache, dann bleibts sicher nicht bei einem Glas.

Ganz oder gar nicht....:D
 
Werbung:
Geh bittschön, da hat jemand einen Weg gefunden um sich wohler zu fühlen als vorher, wieso muss man dann dieser Person gleich sagen, dass das aber die "falsche" Botschaft is? Muss das sein? Nix für ungut. Da steht nix davon, dass es ihr Ziel wäre aufzuhören. LG

Deshalb ist das die falsche Botschaft:

resize2_166441511.jpg

http://www.saz-aktuell.com/cockpit/imgdb/gallery/Menschen/Bodies/resize2_166441511.jpg
 
Zurück
Oben