Man kann natürlich jede Zeile (oder jede Geschichte in) der Bibel hernehmen und versuchen sie zu deuten. Wie und ob das gelingen kann, wenn man dabei "das Genze" ausser acht lässt kann jeder für sich selbst entscheiden.
Was meine ich mit "das Ganze ausser acht lassen"? Wovon erzählt denn die Bibel? Können wir uns darauf einigen dass - Details ausser acht gelassen und "das Ganze" betrachtet - die Bibel im Alten Testament die Geschichte der "Schöpfung" erklärt und im Neuen Testament die Geschichte der "Erlösung"? (wenn wir uns nicht darüber einigen können, nehmt doch einfach mal für einen Augenblick an, dass es so wäre).
Wenn also hier die Story von der Erschaffung und Erlösung des Universums erzählt wird (verkürzt: Altes Testament: wie wird aus Geist Materie und Neues Testament: der "Rückweg" wie wird aus Materie wieder Geist) beschreibt die Bibel einen Zyklus.
Bringen wir jetzt etwas "esoterisches Denken" ins Spiel - da gibt es ja das bekannte Prinzip "wie oben so unten, wie innen so ausen wie im Grossen so im Kleinen:
Wenn also die Bibel die Erschaffung (und Erlösung) des "Grossen Systems" "Universum" erklärt, erklärt sie nach dem esoterischen Prinzip auch die Erschaffung und Erlösung jedes "kleineren Systems". Sie zeigt auf wie "Gott die Welt" erschafft (wenn wir annehmen dass "Er" damit noch nicht fertig ist ;-), oder erschaffen hat wenn man meint die Schöpfung sei bereits abgeschlossen) aber gleichzeitig auch wie jeder Mensch (oder allgemeiner jedes "Wesen") "seine Welt" erschafft und:
wenn die Bibel den "Grossen Zyklus" (von Geist zu Materie und wieder retour) erklärt, erklärt sie nach dem Prinzip auch jeden anderen "kleineren Zyklus" (egal ob "Jahreszyklus", den eines Menschenlebens oder auch nur den eines Atemzugs).
Jetzt dürfte es allerdings deutlich schwieriger sein die Gleichnisse, Metaphern und Symbole die die Bibel so bringt zu verstehen wenn ich versuche sie in einem "grösseren" oder "kleineren" Zyklus in Zusammenhang zu bringen als einem in dem nur ich mich selbst befinde (ich tue mir jedenfalls schwer festzustellen was "der Baum der Erkenntnis" oder "Adam und Eva" sein könnten wenn ich die Entstehung des Universums betrachte und genauso schwer ist es zu erklären was denn "Adam und Eva" oder "der Baum der Erkenntnis" sein könnte wenn ich z.B einen Tag als Zyklus betrachte - der einzige Zyklus den ich wirklich und nur ich wirklich objektiv betrachten kann ist mein eigenes irdisches Leben, nur da bin ich nämlich "Objekt und Betrachter gleichzeitig" (nur für diesen Zyklus habe ich "die einzig relevante Wahrnehmung", "den einzigen wahren Standpunkt", "die einzige massgebliche Perspektive") da ist dann meine Geburt (oder die Zeugung) die "Erschaffung" und mein "Tod" die "Erlösung" und da ist es dann - zumindest für mich persönlich - auch leichter möglich festzustellen wann ich "vom Baum der Erkenntnis gegessen" habe , wer oder was in mir "Adam und Eva" sein könnten, was in mir "Babylon" oder "Israel", was "die Pharisäer", "der Tempel" .... in mir oder in meinem Leben ist (und erst wenn ich verstehen kann was die einzelnen Aspekte die die Bibel so anführt in dem einzigen Zyklus bedeuten, den ich und nur ich objektiv wahrnehmen kann, kann ich wieder das esoterische Prinzip "wie innen so aussen, wie oben so unten, wie im Grossen so im Kleinen..." hernehmen und versuchen aus "meinen inneren Erkenntnissen" analog die biblischen Aussagen auf "alles andere" umzumünzen...).
Wenn dich interessiert, was dort er- zàhlt wird, empfehle ich dir, mal in das Forum Meditation, Königsweg der Liebe reinzuschauen. Dort wird von der Schöpfung der Welt und der des Menschen erzählt, von seinem Weg, seiner Rückkehr.
In der Bibel ist jeder einzelne Buchstabe wichtig. Sogar das Aussehen der Buchstaben hat Zusammenhang zum Inhalt. Wenn man die Sprache der Bibel ein wenig lesen kann, werden viele Dinge auf einmal klar.
Friedrich Weinreb hat diese Basis der Überlieferung in seinem Grundlagenwerk " Schöpfung im Wort" zusammengefasst.
Es hat einen Grund, warum es " Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen" heißt. So ist z.B. das Verhältnis des Zahlenwertes diese Ausdrucks zum Wert des "Baum des Lebens" 4:1.
Der eine Baum eins, der andere 4. Die 4 bedeutet die weiteste Ausdehnung in die Vielfalt, diese materielle Welt hier, die Welt der Entwicklung, des Gesetzes.
So zeigt sich schon in dem Verhältnis, um was es sich da handelt.
Und so ist es mit jedem Wort, jedem Satz. Alles bezieht sich aufeinander, ist verwoben, verbunden.
Die Zahlen, das, was erzählt wird, transportiert die Wahrheit auf eine Weise, die jenseits von Interpretation und Ungenauigkeit ist. Von da aus öffnet sich das Wort von allein für jeden., Denn die Sprache der Zahlen ist universell.
Es ist nicht notwendig, die Bibel auf diese Weise zu verstehen, aber es ist eine grundlegende Ebene des Verständnisses, die ich nicht missen möchte.