Nun, ich verstehe mich als Heide, aber das hält mich nicht davon ab, mich auch mit dem Für und Wider der Lehren von Andersdenkenden zu beschäftigen. Man sollte sich erst ein Urteil über andere bilden, wenn man sie auch versteht.
Ist der Gleichmut nicht ein wichtiger Aspekt bei den Buddhisten? Du siehst an diesem Beispiel, dass wir die Dinge nicht so sehen, wie sie sind, sondern wie sie uns erscheinen.
Merlin
Nun, zunächst mal lass ich mir natürlich nicht irgendwelche Erwartungshaltungen von Leuten aufs Auge drücken, mit Referenz auf irgendeine Religion. Wenn ich mich zu etwas zugehörig fühle, ist das Sethianismus als eine Kategorie des Satanismus, die über das Anti-Christentum hinausgeht (und zwar deutlich darüber hinaus). Inspiration und Wissen allerdings lass ich mir durchaus auch aus anderen spirituellen Richtungen und Religionen zukommen, und sowas wie verschiedene Kategorisierungen von Göttern findet man konkret eben im Buddhismus.
Aber gut, soweit du kein Christ bist und da nicht so drinhängst, dass du mir mit irgendwelchen fanatischen Glaubensforderungen ankommst, können wir meinetwegen darüber schwätzen.
Es ist nun tatsächlich so: Auch im AT finden sich ein paar Ansätze, bei denen man durchaus über einen personalen Gott hinausgehen KANN, beispielsweise die Forderung, sich von Gott kein Bildnis zu machen. Das KANN man als Aufforderung verstehen, über die Vorstellung von Gott als menschenähnlichem Geschöpf hinauszugehen. Wie weit hinaus, ist allerdings dann Ansichtssache.
Und natürlich kannst du allein die Praxis des Gebets so auffassen, dass Gott im Christentum natürlich immer personal verstanden wird. Ein Gebet - und ich würde Gebete mal als eine der spirituellen Hauptpraktiken im Christentum einstufen - hat die Form einer direkten Ansprache, und das funktioniert bekanntlich nur, wenn da auch irgendetwas ist, das angesprochen wird. Mit wem oder was könnte man kommunizieren, in der "du"-Form, wenn keine Annahme von Personalität dahinterstünde?
Das ist in der Tat eine interessante Frage, und ich muss zugeben, dass ich seit der tatsächlichen Realisation, dass Gott im Sinne des All-Einen nicht personal ist, an dem Versuch scheitere, zu glauben, bei einem Gebet richte ich mich an dieses All-Eine, das auch der Kern von Ich ist.
Soll heißen, mir ist durchaus bewusst, dass ich nicht irgendetwas in einem Gebet adressieren kann, das ein Gott irgendwo da draußen ist, den ich mit "dem" "Vater" meine.
Hast also Recht, diese Sichtweise ist Ergebnis meiner eigenen Realisation, auf Basis der Praxis, die Jesus empfiehlt - ergibt sich also aus dem Kontext.
Wenn du dich auf die Schriftform beziehst, wirst du da nie nachweisen können, dass jemand eine nicht-personale Vorstellung von Gott pflegte, der trotzdem den Leuten das Gebet als Praxis nahelegte. Weil die Schriftform eines Gebets nunmal so funktioniert, dass darin eine Person angesprochen wird und jemand/etwas ge-beten wird.
Aber mit Leuten, die nur glauben und nicht tun, kann man das nicht sinnvoll diskutieren, weil sie mehr als Zitate nicht bringen können - und damit auch nie über das hinausgehen können, was Andere niedergeschrieben haben. Und mit Glaubenden, die dann auch noch dieses Zitierte bzw. ihr begrenztes Verständnis davon zum Non-Plus-Ultra erklären und manchmal auch mehr oder weniger deutlich ausdrücken, was sie von allen halten, die es wagen, etwas Anderes zu denken, ergeben solche Diskussionen maximal verbale Glaubenskriege. Für die wiederum ist mir meine Zeit zu schade
