@seelenflügel: zahlen... ja, faszinierend, diese rückführung auf grundelemente. ein paar weitere gedanken dazu: mit drei können wir gerade mal eine fläche beschreiben... eins ist punkt, punkt und punkt verbunden (2) ergibt eine gerade, noch ein punkt (3) eine fläche, ein dreieck. und noch einen punkt (4) brauche ich, um mich in die dritte dimension zu erheben... pyramide über dreieck. die pyramiden haben aber vier punkte im grundriss UND nr. 5 drüber für den raum... und wenn immer ein punkt mehr da sein muss als es die jeweiligen dimensionen des systems sind, dann wäre die mit den pyramiden manifestierte fünf ein hinweis auf die vierte dimension zeit... nach vollziehbar oder ganz daneben?
c. g. jung betont die 4 als zahl der ganzheit, von den vier himmelsrichtungen bis zu den balken des kreuzes, und er lobt die katholische kirche (als protestant) für das dogma der aufnahme mariens in den himmel, weil dadurch die rein männliche dreifaltigkeit um das vierte weibliche element bereichert wird, das für ein "ganzes" gottesbild noch fehlte.
ich denke, manchmal ist es schon ganz spannend, weiter als bis drei zu zählen
interessant auch die beobachtungen der zeitgenössischen chaostheorie. unsere herkömmlichen wissenschaften neigten ja dazu, linear zu vereinfachen, eine lösung galt als besonders elegant und "wahr", wenn es sich auf ganze zahlen oder einfache formeln ausgeht. und da wird dann auf teufel komm raus abstrahiert, bis am ende etwas wie E = mc2 steht.
wie tröstlich sind da zahlen wie das unbequeme Pi, das die wirklich exakte quadratur des kreises einfach verweigert. die chaostheoretiker kommen auf völlig verquere zahlen und auf formeln, die für eine lange reihe von werten schnurgerade ergebnisse abliefern wie die zinnsoldaten und dann auf einmal zu spinnen anfangen, chaotisch reagieren... und auch das wieder nach einer immanenten struktur... es gibt keine mathematisch exakten wolken, sie lassen sich in ihrer gestalt nicht einmal für die nächste viertelstunde berechnen, aber wir kennen alle die gestalt von wolken und ihre fraktalen entsprechungen im großen und im kleinen.
es ist ein alter traum der menschen, die natur in zahlen ausdrücken zu können (mit dem hintergedanken, sie zu beherrschen, sie berechenbar zu machen). und da kommen nun die chaosforscher daher, leute wie edward lorenz, und stellen fest, dass prognosen in komplexen, nichtlinearen systemen (und das ist praktisch alles, was "natur" heißt) nicht möglich sind. wir haben keine ahnung, wie das mit der erderwärmung wirklich weitergeht oder ob es zu weihnachten schneit. und das nicht, weil wir zu dumm wären oder zu wenig messwerte hätten, sondern weil es prinzipiell nicht geht.
kabbala ist da spannend, unterhaltsam... aber mehr sagt mir die betrachtung einer wolke am himmel (und ich freu mich, chris, dass deine homepage mit einer wolke beginnt...).
@mandy, mara, regina: auch die sprache ist so ein system zur vereinfachung von wirklichkeit. jeder begriff, den wir bilden, reißt irgendetwas aus seinem ganzheitlichen zusammenhang. begriffe sind auch nur sprachbilder. eine metasprache, die verbindlich zu regeln versucht, was "man" unter einem bestimmten begriff zu verstehen hat? das ist ebenso unmöglich wie es immer wieder versucht worden ist. und besonders verführerisch ist die ästhetik der sprache: wenn etwas wohlformuliert und gut klingend daherkommt, neigen wir eher dazu, es zu glauben, als wenn es unbeholfen, mit grober hand geschnitzt und stilisiert ist. aber wahr werden die dinge immer erst in uns, für uns. nicht einmal deswegen, weil es möglicherweise keine objektive wahrheit gäbe, sondern weil wir keine sprache haben, in der wahres für alle gleich verständlich wäre. konstruktivisten wie steve de shazer sagen, es sei überhaupt unmöglich, miteinander ohne missverständisse zu kommunizieren, darum "lasst uns auf möglichst konstruktive missverständisse hoffen".
womit ich nun zur weiteren verwirrung auch wieder mein scherflein beigetragen habe...
alles liebe, jake