Ich schwanke noch.
Im Moment bin ich dazu geneigt, die Prämisse, daß aus "nichts" nicht "etwas" entstehen könne, einfach gedanklich außer Kraft zu setzen. Das Ursprungspotential, die kreative Ausgangsenergie, würde dieser Vorstellung nach aus dem Nichts entspringen. Mit *Nichts* meine ich dann aber auch wirklich *nichts*, also keinen leeren Raum oder eine Ursprungssingularität, was ja auch wieder *etwas* wäre. Nichts. Rein gar nichts. Nicht-Raum, Nicht-Zeit, Nicht-Materie, Nicht-Energie. Die astrophysikalischen Daten, die wir haben, deuten unmißverständlich auf ein Universum hin, das beschleunigt expandiert (den letzten Messungen nach mit einer Geschwindigkeit von 72 Kilometern pro Sekunde je Megaparsec Entfernung). Aus dieser Expansionsbewegung kann man rückfolgern, daß das Universum einen Anfang gehabt haben muß, also mit einem gewaltigen Energieausbruch begann (zur Zeit geht man von einem Urknall vor 13,7 Milliarden Jahren aus). Die Ursingularität, aus der alles hervorging, entzieht sich wiederum der Beschreibung, das kosmologische Standardmodell geht davon aus, daß Zeit, Raum, Materie sich erst mit dem Urknall gebildet hat und insofern eine Frage nach einem "Davor" sinnlos sei, weil es kein "Davor" (Zeit) sowie auch kein "Wo" (Raum), sowie auch kein "Was" (Materie) gegeben habe. Man kann sich die Ursingularität auch nicht als "Punkt" vorstellen, denn das würde bereits eine Dimensionalität voraussetzen und eine "Umgebung", wodurch der Punkt erst zum Punkt würde. Die Ursingularität war also "umgebungslos"; wenn Raum erst mit dem Urknall entsteht, bedeutet das zugleich, daß es vorher keinen "leeren Raum" gegeben haben kann, "worein" das Universum expandieren könnte, denn dann würde man bereits Raum vor dem Urknall voraussetzen. Wir haben also das Paradox eines Universums, das nicht unendlich *ist*, sondern uenendlich *wird* und in jeder Sekunde seiner Expansion Nichts ins Sein überführt. Da ich von einer kosmischen Intelligenz als Urheber dieser Expansion ausgehe, interpretiere ich uns selbst, und alles, was unsere Erscheinungswelt ausmacht, als Ausddruck einer gigantischen kosmischen Bewußtseinserweiterung. Zum Sinn dieser Bewußtseinserweiterung gibt mir tatsächlich GMG I eine Antwort, die ich nicht für so abwegig halte:
GMG I, S.49ff.
Es ist der Versuch der kosmischen Intelligenz, sich selbst zu begreifen und vielleicht das Rätsel zu lösen, was wir hier gerade verhandeln: zu klären, wie er aus dem Nichts entstehen konnte, die Frage nach seinem Ursprung.
Bin aber, wie gesagt, gern bereit, etwas anderes anzunehmen, wenn es plausibel gemacht werden kann.