Wege der Poesie

Rabintranath Tagore

Der Sturm rast in pfadlosem Himmel
und Schiffe scheitern auf spurlosem Wasser,


Schlagende Wellen

Wie die Wellen ist das Leben
tobend und nur selten zahm,
ihnen stets entgegenstrebend
kämpfst du gegen Stürme an.

Wilde Fluten oft erfahrend
schütteln sie den Lebenskahn,
auf den Routen deiner Jahre
gibt es keine stille Bahn.

Nur bemüht den Kurs zu halten
treibt dahin das Menschenboot,
auf dem Wege, hin zum Alten,
ständig dir zu kentern droht.

Langsam spürst du auch die Kälte
lähmt sie Körper und den Geist,
wo einst Jugend Richtung wählte
zeigt ihr Platz sich nun verwaist.

Und im Tosen deines Lebens
schwindet dir die Kraft ganz leis’,
ist selbst Wehren schon vergebens,
gibst du dich dem Abgrund preis.

H. G. W.
 
Werbung:
„Dein Weg soll eine Liebesreise sein.“
Stolpernd, fallend, wieder aufstehend;
lachend, tanzend reichen wir uns die Hände.
Und lieben.

Betina Graf-Deveci

Irrweg

"Dein Weg er soll nur Liebe sein,"
noch heute hörst du diese Worte,
im Klang so edel und so rein,
erschienen sie von feinster Sorte.

Sie reichten um dich hinzugeben,
da du der Treue sicher dir,
und träumtest von erfülltem Leben,
das innewohnte dem Gespür.

Das dich ganz einfach schweben ließ,
fernab von allem was auch war,
und Lebensfreude dir verhieß,
nichts ahnend, dass sie in Gefahr.

Gefahr, da du für alles blind,
was rundherum sich immer tat,
wie das Verliebte einmal sind
wenn Herz die Sinne trüben mag.

Und als du letztlich aufgewacht,
da seine Liebe plötzlich schwand,
und damit Tränen dir gemacht,
gab's nur der Weg ins Trauerland.

H. G. W.
 
Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach (1830 - 1916)
Grenzen der Liebe

Alles kann Liebe:
zürnen und zagen,
leiden und wagen,
demütig werben,
töten, verderben,
alles kann Liebe.



Wo warst du!

Wo warst du als mein Herz dich rief
und mir die Brust im Schmerz zerriss?
Als du den Weg des andern wähltest.
Den Weg der schön, doch ungewiss.

Als Tränen mich vom Himmel stürzten,
in meiner Sinne Fegefeuer.
Und deine Worte hämisch würzten,
als mir zerbarst was lieb und teuer.

Wo warst du als die Welt zerbrach
die ich so mühsam aufgebaut?
Ein jedes Wort ins Herz mir stach,
das sich im Zorn dir angestaut.

Doch nun da kommst du angekrochen
und sprichst von Irrtum und von blind,
nur, mein Vertrauen ist zerbrochen,
ich glaube dir nicht mehr mein Kind.

Du gingst von mir als ich geschunden.
Sahst ruhig meinen Qualen zu.
Nein, meine Liebe ist verschwunden.
In mir schreit nur noch: Wo warst du!

H. G. W.
 
Zuletzt bearbeitet:
"Was ist Liebe?" fragte interessiert Kleiner Schlumpf, und wendete seine Augen wissbegierig Papa Schlumpf zu.




Der Liebe Wesen

Der Liebe wahres Wesen ist
zu heilen wunder Herzen Gram
und nicht, was gerne man vergisst,
sich zu verbergen hinter Scham.

Zu streicheln, sehnsuchtsvoll zu geben,
zu tragen, hoffnungsvoll beseelt,
kurz, jubelnd süßes Glück zu leben,
das unser’n Lebensweg erhellt.

Nicht eigenlieb sich nur zu geben,
jedoch wohl auch nicht fordernd dumm.
Nein, wahre Liebe bringt nur Segen,
gibt man sie ohne Forderung.

H. G. W.
 
"Ja, ich sehe wie spät es ist, - es ist Ewigkeit!"

Charles Baudelaire

Zeitlos

Die Ewigkeit hat keine Zeit,
die braucht sie nicht wo nichts vergeht,
allein dem Mensch gibt sie Bescheid
wie lang sein Leben noch besteht.

Und drüben, wo ja keine Hast,
hat sie ganz einfach keinen Sinn,
man würde doch, was hier nur Last,
ins Jenseits mit hinüber zieh'n.

O nein, die Schöpfung braucht es nicht
das Hasten, selbst im Lichterschein,
damit man das Genick sich bricht,
genügt es auf der Welt zu sein.

In einer Welt dem Irrsinn nah,
wo Zeit mit Geld gehandelt wird
und alles, selbst was einst geschah,
im Grunde nur noch Stress verspürt.

Doch wo das Licht der Ewigkeit,
da hat, was menschlich, keinen Platz,
allein nur Friede, Seligkeit,
hütet man hier wie einen Schatz.

H. G. W.
 
Wie schad, dass ich kein Pfaffe bin.
Das wäre so mein Fach.
Ich bummelte durchs Leben hin
Und dächt nicht weiter nach.

Ein Mensch
(nach Eugen Roth)

Ein Mensch, im Grunde nicht verdorben,
war dereinst Pfarrer nur geworden,
damit er Mädchen, dann und wann,
fest ins Gebet auch nehmen kann.

Er glaubte, schon vom Anfang an,
dass jeder er so helfen kann,
indem er halt, mit Gotteskraft,
dann jede sündenfrei so macht.

Dass sie, wenn wieder unbefleckt,
den Weg nicht nur in sich entdeckt,
wo es der Wege viele gibt,
sogar zum Pfarrhof, wenn's beliebt.

So trieb er, selbst noch mitternächtlich,
den Teufel aus, und das beträchtlich,
um Sünderinnen, diese Laschen,
von ihren Sünden reinzuwaschen.

Selbst Salbungen, im Auf und Nieder,
waren ihm dabei nicht zuwider,
was alle Schäfchen, diese Süßen,
in stiller Ehrfurcht auch begrüßen.

Geweiht, gesegnet und gepriesen,
ihn diese morgens dann verließen,
um, nach des Teufels letztem Toben,
ihn für die Austreibung zu loben.

H. G. W.
 
Ja, des Lebens Karussell
dreht sich leider viel zu schnell;
drum sollten sie zusammenhalten,
all die Jungen und die Alten!

Theodor Storm (1817 - 1888)

Der Flug des Lebens

Viel zu schnell vergeht das Leben,
läuft die Zeit uns stets davon,
geht dem Ende man entgegen,
steckt das Dasein voller Hohn.

Steht schon von Geburt an fest,
dass uns Endlichkeit gegeben
und sich hier nichts ändern lässt,
da dies die Bestimmung eben.

Lauert schon in jungen Jahren
uns der Tod auf allen Wegen,
welcher, zählt man die Gefahren,
jede Stunde uns zugegen.

Sieht man alle Lebensstunden
wie im Fluge stets vergehen,
und das Glück, das wir gefunden,
oft genug im Wind verwehen.

Steht man schneller an der Schwelle
als man sich das vorgestellt,
lebt man darum auf die Schnelle,
da ja jeder Tag schon zählt.

Und stellt mit Bedauern fest,
dass vorbei was erst begonnen,
aber sich nicht ändern lässt,
einfach, weil zu schnell zerronnen.

H. G. W.
 
noch am Grabe pflanzt er - die Hoffnung auf.

Friedrich Schiller


Hoffnungslos

Wie oft
hat dich die Nacht
mir schon zurück gebracht.
Stand mir dein Bild
vor meinen Augen.
Als würde jedes mal
und dies mit Macht,
die Sehnsucht
es aus meinen Sinnen saugen.

Und selbst
die Finsternis
mir niemals Ruhe geben.
Obwohl zerbrochen,
was mich nicht mehr
schlafen lässt.
Oh nein,
es wird kein Nochmals geben,
denn wo nicht Hoffnung,
krallt sich nur
Verzweiflung fest.

H. G. W.
 
Werbung:
Immer wenn Du fühlst,
daß Du einsam bist,
dann laß es geschehen,
denn Einsamkeit macht stark.
Sammle Deine Seele
und Du erkennst,

daß ich bei Dir bin.

© Peter E. Schumacher
(1941 - 2013), Aphorismensammler und Publizist


Quälende Einsamkeit

O Einsamkeit, du kühler Schatten,
wie lange bist du schon meine Gast,
füllst du die Stunden mir, die Matten,
als machtest du bei mir nur Rast.

Begleitest du mich durch die Tage
egal auch ob die Sonne scheint,
für dich da stellt sich nicht die Frage
ob jeder Sinn mir dabei weint.

Und alle Trauer dieser Welt
für mein Gefühl doch nur noch schlecht,
ja wo du dich zu mir gesellt,
nie fragst, ob mir denn das auch recht.

Ob ich nicht lieber ohne dich
ein andres Leben führen will,
und du, wo du ja fürchterlich,
verschwinden kannst, ganz einfach still.

Damit die Tage, frei von dir,
dann wieder hin zur Freude rücken,
und ohne dich und dein Dafür,
mich endlich wieder mal beglücken.

H. G. W.
 
Zurück
Oben