Woher kommen Götter? Und wohin gehen sie?
Der religiöse Philosoph Koomi von Smale versuchte, diese Fragen in seinem Buch Ego-Video Liber Deorum zu beantworten. In die Umgangssprache übersetzt lautet der Titel Götter: Ein Leitfaden für den skeptischen Gläubigen.
Man sagte, dass ein Höchstes Wesen existieren musste, denn wie sonst konnte man die Entstehung des Universums erklären, hm?
Koomi vertrat ebenfalls die Ansicht, dass ein Höchstes Wesen existierte. Aber da im Universum ein ziemliches Durcheinander herrschte, konnte es unmöglich vom Höchsten Wesen erschaffen worden sein. Andernfalls hätte das Höchste Wesen mit seiner Allmacht dafür gesorgt, dass mehr Ordnung herrschte, und sicher wäre es auch bereit gewesen, Dingen, wie zum Beispiel Nasenlöchern, mehr Ästhetik zu verleihen.
Um es anders auszudrücken: Das Vorhandensein einer schlecht montierten Uhr bewies die Existenz eines blinden Uhrmachers. Man brauche sich nur umzusehen, dann konnte man feststellen, wo es überall noch Verbesserungsmöglichkeiten gab.
Woraus sich folgender Schluss ziehen ließ: Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit war das Universum von einem Untergebenen in aller Eile konstruiert worden, als das Höchste Wesen einmal nicht hinsah.
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In Hinsicht auf die vielen geringeren Götter vertrat Koomi eine spezielle Theorie: Seiner Ansicht nach wuchsen und gediehen Götter, weil es jemanden gab, der an sie glaubte. Der Glaube ist ihre Nahrung.
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Auch die anderen Götter konnten wachsen - dabei spielte es keine Rolle, wie klein sie anfingen. Sie gewannen an Bedeutung, sobald sie mehr Anhänger fanden, mehr Menschen, die an sie glaubten. Wenn deren Zahl schrumpfte, so verringerte sich auch die göttliche Macht, und umgekehrt.
Es war ein ständiges Auf und Ab.
Götter fanden Gefallen an so etwas. Vorausgesetzt, das Auf betraf sie selbst und das Ab andere Leute.
Koomis Theorie basierte zum größten Teil auf der guten alten gnostischen Häresie, die überall dort im Multiversum Wurzeln schlägt, wo Menschen nicht mehr niederknien, sondern aufstehen und sich einige Minuten für ernsthaftes Nachdenken nehmen. Manchen von ihnen schwindelt angesichts der ungewohnten Höhe, und solche Leute neigen zu der Annahme, sorgfältige Überlegungen seien schädlich. Sie haben recht - weil sich Priester über so etwas ärgern und mit traditionellen Mitteln für Disziplin sorgen.
Als die omnianische Kirche von Koomi erfuhr, zeigte sie ihn in jedem Ort des omnianischen Reiches herum, um ganz deutlich auf die Fehler seiner Theorie hinzuweisen.
Es gab viele Orte im omnianischen Reich, und deshalb musste Koomi in viele kleine Stücke geschnitten werden.