Liebe Madma,
das erste Lebewesen von dem ich real Abschied nehmen musste, war unser erster Hund. Ich habe ihn als Kind abgöttisch geliebt und doch bekam er Krebs und wurde nur 7 Jahre alt. Ich habe schlimm getrauert.
Der erste Mensch, von dem ich bewusst Abschied nehmen musste, war meine Oma. Ich kannte sie ja nur alt. War sie doch schon 80 Jahre alt als ich geboren wurde. Sie war immer lieb und gut und fröhlich, obwohl sie schlimme Schicksalsschläge erleiden musste. Ein Mann der nicht gut zu ihr war und viel zu früh starb, zwei Kinder im Krieg von denen eines gefallen ist. Und niemals hat sie es mich spüren lassen, dass sie soviel Schmerz in sich trug. Als sie starb war ich 14 Jahre alt. Ich habe sofort angefangen sie um mich zu spüren. Noch weit in mein Erwachsenenleben hinein habe ich sie um Hilfe gebeten. Niemals hatte ich das Gefühl, dass ich sie belästige oder in ihrem Frieden störe. Im Gegenteil, sie war wie die schützene Hand über mir.
Vor 5 Jahren ist mein Vater gestorben. Ich habe schrecklich an ihm gehangen. Er war immer so lustig und hat seine Späße gemacht. Irgendwann wurde er sehr krank und lag das letzte Jahr nur noch im Bett. Die Angst, dass er sterben könne war groß und dennoch wusste ich, dass er es sich herbeisehnte. Als er dann starb war ich bei ihm, habe seinen Kopf gehalten und nicht gemerkt dass er gerade stirbt. Er hatte hohes Fieber und wir versuchten ihm zu helfen. Plötzlich riss er die Augen ganz weit auf, so als hätte er was ganz erstaunliches gesehen. In diesem Moment muss er laut Notarzt verstorben sein obwohl er immer noch geatmet hat. Ich habe es nicht kapiert und als 10 Minuten später der Notarzt da war, sagte er, dass mein Vater schon mindestens eine halbe Stunde tot sei... In dem Moment ging so etwas wie Freude in mir auf. Endlich Papa, du hast es geschafft. Er gab mir und meiner Schwester die nächsten Tage noch Zeichen und ich wusste, es ist alles gut. Meiner Mutter hat er so schöne Träume geschickt, dass sie am nächsten Tag ganz glücklich und wie verliebt war.
Niemals habe ich meinen Vater um Beistand gerufen und wenn meine Sorgen auch noch so groß waren. Ich stand immer schon mal kurz davor, habe aber rechtzeitig innegehalten um nur seinen Frieden nicht zu stören. Mein Vater hat hier auf Erden schon so viel für mich getan, soll er sich jetzt nicht mehr um mich sorgen.
Bei meinem Freund ist es alles so anders. Bei ihm habe ich jetzt das Gefühl, dass er mich einfach verlassen hat. Seit der Nacht als die Polizeit bei mir war, ist er einfach verschwunden. Es gab nichts unausgesprochenes mehr von meiner Seite aus, weil ich dazu neige immer alles sofort auszusprechen was mich belastet aber dennoch, er hat mich irgendwie alleine gelassen. Manchmal denke ich dann wieder an seine Worte: Mäuschen, warum vertraust du mir nie? Und dann denke ich wieder, dass er im Jenseits schon alles für mich vorbereitet.
Aber es ist so still, so schrecklich still...