... da mache ich gar nicht fest. Habe ich auch nicht so geschrieben, denn die Römer zogen die Steuern mit ihren eigenen Leuten ein. Aber zusätzlich dazu pochte die Priesterschaft auf ihre Pfründe und verlangte das letzte vom Volk - und so diese nicht 'opferten' konnte der Bann gesprochen werden. Davor fürchtete sie sich sehr ...
Hallo Syrius,
wenn Du das an nichts festmachen kannst, geht es da also um deine persönliche Meinung – oder nicht? Mir fällt in den Evangelien im Augenblick keine Stelle ein, in der von einer erdrückenden Abgabelast an die Priesterschaft die Rede ist. Was und wie viel die Menschen bereit waren im Tempel zu opfern, war ihnen selbst überlassen.
@ Syrius: Indem Du diese beiden Dinge miteinander verbindest, bringst Du zum Ausdruck, dass es Deiner Ansicht nach Gotteslästerung war, was Jesus im Tempel getan hat (Räumung von den Geldwechslern, Viehhändler und Gesindel aller Art).
Es hatte ja seinen Grund, warum diese Leute überhaupt ihren Geschäften im Tempel nachgingen. Der Grund lag in den strengen Regeln der Reinheitsgebote im Judentum. Es sollte alles Unreine vom Tempel ferngehalten werden – deshalb gab es schon an den Toren der Stadt große Mikwen, in denen die Pilger ihr rituelles Bad nehmen konnten.
Da auch das Geld unrein ist, gab es ein Tempelgeld, das nur innerhalb des Tempels im Umlauf sein durfte. Dieses Geld wurde dann bei den Geldwechslern eingetauscht, um sich ein Opfertier kaufen zu können.
Sicherlich standen da neben dem Reinheitsgebot auch materielle Interessen der Priesterschaft im Hintergrund – anderseits sollte man aber bedenken, dass auch die Unterhaltung des Tempels mit all den Beschäftigten irgendwie finanziert werden musste.
Von Gesindel ist in den Evangelien nicht die Rede, sondern von den Geldwechslern und Tierhändlern.
Sei es, wie es will – nach jüdischem Gesetz war die Anwesenheit dieser Leute legitim. Das war aber nicht der alleinige Grund für seine Verhaftung, sondern die Aussage, dass er diesen Tempel zerstören und darauf einen neuen errichten wollte. Wie er das nun gemeint hatte, spielt hier keine Rolle – wichtig ist, wie das bei Priesterschaft ankam. Genau dieser Punkt war dann auch bei Stephanus der Anfang von seinem Ende:
Apostelgeschichte 6[14] Denn wir haben ihn (Stephanus) hören zu sagen: Jesus von Nazareth wird diese Stätte zerstören und ändern die Sitten, die uns Moses gegeben ...
Apg 8[57] Sie schrien aber laut und hielten sich die Ohren zu und stürmten einmütig auf ihn (Stephanus) ein, stießen ihn aus der Stadt und steinigten ihn.
Soviel zum Thema Aufruhr.
@ Syrius: Schon in der Primarschule haben wir gelernt, dass Jesus von einem heiligen Zorn ermannt wurde, einen Strick knotete und sagte: "Dies ist das Haus meines Vaters - - ihr aber habt es zu einer Räuberhöhle gemacht!" Worauf er das ganze Gesindel aus dem Tempel verjagte.
Vom ethischen Standpunkt aus ist es kristallklar, dass der Zweck des Tempels durch diese Kleinkriminelle entheiligt wurde. Sollten diese aber mit ausdrücklicher oder stillschweigender Genehmigung der Priesterschaft, gegen entsprechenden Obulus, gehandelt haben, ist dies in moralischem Sinne keinen Deut besser. Ob dies daher jedoch als Gesetzesverstoss zu werten ist, ist für mich höchst fraglich.
Der Zweck heiligt bekanntlich nicht die Mittel. Mir gefällt in unserer Gesellschaft auch manches nicht, das legitimiert mich aber nicht zur Gewalt.
@ Syrius: Nicht nachvollziehbar jedoch ist, hier eine 'Gotteslästerung' zu erkennen - im Gegenteil! Kommt mir so ähnlich vor, wie wenn jemand die Inquisition der katholischen Kirche als rechtens darzustellen versucht, nur weil der Papst diese befohlen hat - nein, diese waren abscheliche Greueltaten und alles andere als im Sinne Gottes.
Du kannst es nicht nachvollziehen, weil Du kein Jude bist und auch kein Kind jener Zeiten.
@ Syrius: Wie oben schon erwähnt, waren es nicht die Römer, die Jesus verklagten, oder vielmehr verleumdeten, sondern die Juden. Zwar waren es die römischen Büttel, die Jesus verhafteten - aber Pilatus musste gleichsam überredet werden, dem Todesurteil zuzustimmen - auch gab er den Massenmörder Barnabas frei - weil er hoffte, die Wahl würde auf Jesus fallen. Hier hatte Luzifer mit seinen Helfern ganze Arbeit geleistet.
Du zeichnest hier Pilatus als ein Unschuldslamm ganz im Sinne des römischen Christentums. Nur wenige Wochen nach dem Tod Jesus machte sich dieses Lamm nach Samaria auf, um dort ein Blutbad unter den Samaritanern anzurichten. Der Grund lag darin, dass die Samaritaner mit ihrem Messias (Taleph) zu ihrem heiligen Berg Garazim zogen, um ihm die heiligen Gefäße Moses zu zeigen.
Dieses Massaker war dann selbst den Römer zu viel des Guten, so dass sie Pilatus noch im gleichen Jahr wegen seines rücksichtslosen Vorgehens gegen die Samaritaner von seinem Amt als Statthalters von Judäa und Samaria enthoben hatten. Auch der Hohepriester Kaiphas verlor zu dieser Zeit wegen seiner Nähe zu Pilatus sein Amt.
Nach dem Tod von Herodes dem Großen im Jahre 4 v. Chr. wurde dessen Reich als Tetrarchie unter seinen Söhnen aufgeteilt. Die Römer hatten diesen Tetrarchen verboten einen Königstitel zu tragen – etwas, dass dann den letzten Ausschlag bei der Verurteilung Jesus gegeben hatte. Nach römischem Recht stand auf Aufruhr und das Führen eines Königstitels die Todesstrafe.
Es ist nun müßig nach einem Schuldigen zu suchen, denn Jesus sah den Tod als Teil seiner Mission. Er wollte nicht wie Johannes der Täufer nur von einem nahen Himmelreich predigen, sondern in der Rolle des Knechts Gottes, dieses herbeiführen. Er bezog sich dabei auf die Prophezeiungen von Jesaja:
Markus 1[2] Wie geschrieben steht in den Propheten: „Siehe, ich sende meinen Engel vor dir her, der da bereitet deinen Weg vor dir“ [3] „Es ist die Stimme deines Predigers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, macht seine Stiege richtig.
Jesaja 40[3] Es ist die Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg, macht dem Gefilde eine ebene Bahn (Stiege) unserm Gott.
Es wäre also gleichgültig gewesen, wer oder warum man ihn verteilte, er hätte dennoch seinen Tod gesucht.
Merlin