Wahrsagerei und Aufstellungsarbeit

  • Ersteller Ersteller Gawyrd
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@Pluto: mach am besten einen Thread auf zu deinen Fragen, dann bekommst du sicher auch Antworten.
Wobei ich auch deiner Ansicht bin, daß der Aufstellungsleiter wesentlich mehr Verantwortung trägt, als der Fragende selbst bzw. ist das ein allgemeines Denken der Fragenden. Sie verlassen sich auf den Aufstellungsleiter, mehr als auf sich selbst - na ja, ich selbst würde das nicht mehr tun. Lieber aufstehen und gehen, als mich in eine Richtung zwängen lassen, die mir nicht entspricht.
 
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Liebe Pluto!
Ich muss sogar die Verantwortung abgeben, damit ich Vertrauen zum AL aufbauen kann. Was der AL dann mit mir macht, da ist dann wieder meine Verantwortung gefragt, aufzupassen, dass ich nicht über den Tisch gezogen werde.
Das klingt für mich sehr kompliziert und vor allem nach stark ausgeprägtem Kontrollbedürfnis. Das ergibt eine Schere, in der ich so hin- und hergerissen wäre, dass ich alles Mögliche dabei erfahren könnte, aber wohl kaum ein brauchbares Aufstellungsergebnis.
Und hier liegt nämlich ein Irrglaube: zu glauben, dass bei einer Aufstellung oder sonstigen Therapieform die Verantwortung beim Kleinten liegt. Der AL od. Therapeut ist immer für das Handeln am Klienten verantwortlich und zwar noch viel viel mehr als der Klient selbst.
Ich möchte gern mal den Begriff "Verantwortung" ein bisschen rausnehmen, das klingt für mich in dem Kontext schon nahezu wie Schuldzuweisung - "wer ist schuld, wenn die Aufstellung anscheinend danebengeht?" Vielleicht können wir darüber reden, welche Haltungen und Einstellungen für einen Aufstellungsverlauf förderlich sind und welche womöglich zu Hindernissen werden?

Matthias Varga von Kibéd (und inzwischen auch andere) sind vom Begriff "AufstellungsLEITER" abgekommen und sprechen u.a. zum Beispiel vom "Gastgeber" einer Aufstellung. Und zwar aus der Haltung, dass eine Aufstellung ein äußerst komplexer Vorgang ist, der sich nicht auf ein simples Gegensatzpaar reduzieren lässt: hier die Leitung, dort die Geleiteten. Ich hab eine Weile versucht, das durch Klammerschreibweise auszudrücken - "Aufstellungs(beg)leiter". Geht aber nur schriftlich.

Für wesentlich halte ich es, dass der AL (ich bleib mal dabei, die Vorbehalte liegen ja nun auf dem Tisch) mit einer allparteilichen und offenen Haltung in die Aufstellung reingeht und nicht schon vorher ein Bild entwickelt hat, wohin der Hase wohl laufen wird ... das ist ein Merkmal schlichter Professionalität und eine Frucht guter Ausbildung. Wenn nun die Aufstellung läuft, geht es um die Wahrnehmung der dynamischen Bezüge, die sich zeigen - auch hier wieder: offenes Hinschauen ist gefragt, und die Überprüfung des Wahrgenommenen ist gefragt. Überprüfung nicht durch mentales Hinterfragen, sondern Überprüfung durch die der Aufstellung eigene Möglichkeit, Unterschiede festzustellen. Wenn ich aus dem Wahrgenommenen heraus das Aufstellungsbild umstelle, umordne - führt das dann zu Unterschieden in den Empfindungen der RepräsentantInnen, und, wenn ja, zu welchen? Kommt etwas in Bewegung, zeigt sich Kraft, oder schwächt das eher, zieht es zusammen, wird es kalt?

Für wenig förderlich halte ich es, wenn ein AL seine Wahrnehmungen bzw. jene der Repräsentanten sofort für bare Münze hält und dann die Aufstellung ohne weitere Überprüfung darauf aufbaut - da entstehen dann ganz schnell diese Szenerien, in denen gegen auftretenden Widerstand operiert wird oder in denen scheinbare Idylle aufgestellt werden. Zum Beispiel das oft kolportierte Beispiel mit dem "Zwang, die Eltern nehmen zu müssen" ... da steht dann eine Hypothese dahinter, wie "die Ordnung" auszusehen hätte, und wenn jemand das nicht frisst, wird ihm vielleicht vorgehalten, er nähme seine Verantwortung als Klient nicht wahr, die "Aufstellung zu nehmen". Alternative Haltung eines AL: zu überprüfen, warum in dieser Phase der Aufstellung Widerstand auftritt, den Widerstand mit Freude und Interesse wahrnehmen als wegweisendes Signal, und dann zu untersuchen, ob sich aus der Aufstellung heraus andere Schritte anbieten, ob eine Dynamik noch nicht gesehen wurde, ob eine kleine Intervention in der Stellung etwas verändert etc. ... das ganze Repertoire halt.

Ich habe ziemlich oft gesehen, dass an solchen Stellen, an denen Widerstand auftritt, sich die Haltung von AL, aber auch KlientInnen, recht zugespitzt zeigt. Wenn die Aufstellungsleitung, aus welchen Gründen auch immer, dem auftretenden Widerstand einen eigenen Widerstand entgegensetzt, marschiert die Sache ganz schnell in Richtung Machtkampf, und es geht im Handumdrehen nicht mehr um die eigentliche, aufgestelle Situation, sondern um die Vermischung mit Dynamiken aus den aktuellen Seelenkostümen von AL, RepräsentantInnen etc. Das kommt "in den besten Familien" vor, darum gibt es Supervisionen, darum fühlen sich nur ganz schlechte AL erhaben über solche Schwierigkeiten. Es mag oft auch Unsicherheit oder Hilflosigkeit sein... wenn eine Aufstellung in eine scheinbare Sackgasse geraten ist und die AL nicht mehr weiter weiß bzw. es für unvereinbar mit dem eigenen Status hält, die Ratlosigkeit zuzugeben und wertzuschätzen als Signal, dass der bessere Weg anderswo zu suchen wäre. Eine "Beauftragung" durch einen Klienten als so ein "mach mit mir...", eine Machtübertragung, erschwert den offenen Umgang mit Unsicherheiten als Quelle möglicher Einsichten - wenn der AL den alles wissenden und beherrschenden Guru spielen soll und der sich womöglich dadurch noch geschmeichelt fühlt und sich darauf einlässt, kann's nur in die Hose gehen.

Weniger kritisch erscheinen die erwähnten Idylle, die offensichtliche Erwartungshaltungen von KlientInnen bedienen - da herrscht schon rasch mal allseitige Befriedigung; AL hat Glücksgefühle bringen können, KlientIn schöpft für ein Weilchen aus einem rosaroten Bild... das ist das Orakel. Schokoladeaufstellungen. Gehen gut runter, schmecken, sind nicht wirklich nahrhaft und haben einiges Suchtpotenzial. Auf der Ebene können sich AL und Klienten lange begegnen, und es passiert ja auch kaum etwas Schlimmeres dabei als dass nichts passiert, dass sich daraus verlässliche Geschäftsbeziehungen entwickeln und die Kulisse der Empfindungs-Surrogate nicht allzusehr wackelt.

Eric Berne (nicht Aufsteller, sondern Transaktionsanalytiker) hat einmal den "unausgesprochenen Behandlungsvertrag" beschrieben, mit dem ihm viele seiner KlientInnen gegenübertreten: "Mach es intensiv, lass es lange dauern, geh schonungslos mit mir um, lass es teuer werden, mach alles mit mir, was du machen willst, nur verlange eines nicht: dass ich mich ändere!"

Mein Gegenbild: Eine Aufstellung könnte ein Feld guter Zusammenarbeit sein. Der AL bringt seine Kompetenz und Erfahrung ein, der Klient bringt seine Offenheit und Bereitschaft ein, am Ergebnis mitzuarbeiten, statt einfach zu sagen "Mach!", die RepräsentantInnen stellen sich in den Dienst der Sache ... ein Klima der Kooperation und der gegenseitigen Wertschätzung. Da wird nicht einmal Vertrauen wirklich ein Thema, denn da kann ich in jedem Augenblick hinschauen und sehen, was läuft, da gibt es keinen Anlass für einen Verdacht, dass da "etwas" mit mir geschehen könnte; so eine Aufstellung ist ja unheimlich transparent. Und die Verantwortung, wenn ich schon davon reden will, ist auf alle gleichermaßen verteilt; vielleicht mit einer kleinen Verlagerung auf den AL als "Teamleader", der es kraft seiner Kompetenz versteht, den Haufen zusammenzuhalten und als "Gastgeber" für Bedingungen und Kontexte zu sorgen, die Bewegungen produktiv werden lassen. Wo so ein kooperatives Klima entsteht, ist es auch später kaum eine Frage, ob und wie die Aufstellung wirkt und wer im Guten oder Schlechten diese Wirkung zu verantworten hätte ... das geht dann einfach ins Leben hinein und ist dort, was es ist, und wird in all der facettenreichen Vielschichtigkeit teilweise wahrgenommen und teilweise nicht und alles ist anders. Und ich werde nie wissen, ob es in anderer Weise anders ist als es gewesen wäre, wenn ich nicht aufgestellt hätte, um mal eine klare Aussage an den Schluss zu stellen... :D

Alles Liebe,
Jake
 
Liebe Pluto!Das klingt für mich sehr kompliziert und vor allem nach stark ausgeprägtem Kontrollbedürfnis. Das ergibt eine Schere, in der ich so hin- und hergerissen wäre, dass ich alles Mögliche dabei erfahren könnte, aber wohl kaum ein brauchbares Aufstellungsergebnis.
Ich möchte gern mal den Begriff "Verantwortung" ein bisschen rausnehmen, das klingt für mich in dem Kontext schon nahezu wie Schuldzuweisung - "wer ist schuld, wenn die Aufstellung anscheinend danebengeht?" Vielleicht können wir darüber reden, welche Haltungen und Einstellungen für einen Aufstellungsverlauf förderlich sind und welche womöglich zu Hindernissen werden?

Matthias Varga von Kibéd (und inzwischen auch andere) sind vom Begriff "AufstellungsLEITER" abgekommen und sprechen u.a. zum Beispiel vom "Gastgeber" einer Aufstellung. Und zwar aus der Haltung, dass eine Aufstellung ein äußerst komplexer Vorgang ist, der sich nicht auf ein simples Gegensatzpaar reduzieren lässt: hier die Leitung, dort die Geleiteten. Ich hab eine Weile versucht, das durch Klammerschreibweise auszudrücken - "Aufstellungs(beg)leiter". Geht aber nur schriftlich.

Für wesentlich halte ich es, dass der AL (ich bleib mal dabei, die Vorbehalte liegen ja nun auf dem Tisch) mit einer allparteilichen und offenen Haltung in die Aufstellung reingeht und nicht schon vorher ein Bild entwickelt hat, wohin der Hase wohl laufen wird ... das ist ein Merkmal schlichter Professionalität und eine Frucht guter Ausbildung. Wenn nun die Aufstellung läuft, geht es um die Wahrnehmung der dynamischen Bezüge, die sich zeigen - auch hier wieder: offenes Hinschauen ist gefragt, und die Überprüfung des Wahrgenommenen ist gefragt. Überprüfung nicht durch mentales Hinterfragen, sondern Überprüfung durch die der Aufstellung eigene Möglichkeit, Unterschiede festzustellen. Wenn ich aus dem Wahrgenommenen heraus das Aufstellungsbild umstelle, umordne - führt das dann zu Unterschieden in den Empfindungen der RepräsentantInnen, und, wenn ja, zu welchen? Kommt etwas in Bewegung, zeigt sich Kraft, oder schwächt das eher, zieht es zusammen, wird es kalt?

Für wenig förderlich halte ich es, wenn ein AL seine Wahrnehmungen bzw. jene der Repräsentanten sofort für bare Münze hält und dann die Aufstellung ohne weitere Überprüfung darauf aufbaut - da entstehen dann ganz schnell diese Szenerien, in denen gegen auftretenden Widerstand operiert wird oder in denen scheinbare Idylle aufgestellt werden. Zum Beispiel das oft kolportierte Beispiel mit dem "Zwang, die Eltern nehmen zu müssen" ... da steht dann eine Hypothese dahinter, wie "die Ordnung" auszusehen hätte, und wenn jemand das nicht frisst, wird ihm vielleicht vorgehalten, er nähme seine Verantwortung als Klient nicht wahr, die "Aufstellung zu nehmen". Alternative Haltung eines AL: zu überprüfen, warum in dieser Phase der Aufstellung Widerstand auftritt, den Widerstand mit Freude und Interesse wahrnehmen als wegweisendes Signal, und dann zu untersuchen, ob sich aus der Aufstellung heraus andere Schritte anbieten, ob eine Dynamik noch nicht gesehen wurde, ob eine kleine Intervention in der Stellung etwas verändert etc. ... das ganze Repertoire halt.

Ich habe ziemlich oft gesehen, dass an solchen Stellen, an denen Widerstand auftritt, sich die Haltung von AL, aber auch KlientInnen, recht zugespitzt zeigt. Wenn die Aufstellungsleitung, aus welchen Gründen auch immer, dem auftretenden Widerstand einen eigenen Widerstand entgegensetzt, marschiert die Sache ganz schnell in Richtung Machtkampf, und es geht im Handumdrehen nicht mehr um die eigentliche, aufgestelle Situation, sondern um die Vermischung mit Dynamiken aus den aktuellen Seelenkostümen von AL, RepräsentantInnen etc. Das kommt "in den besten Familien" vor, darum gibt es Supervisionen, darum fühlen sich nur ganz schlechte AL erhaben über solche Schwierigkeiten. Es mag oft auch Unsicherheit oder Hilflosigkeit sein... wenn eine Aufstellung in eine scheinbare Sackgasse geraten ist und die AL nicht mehr weiter weiß bzw. es für unvereinbar mit dem eigenen Status hält, die Ratlosigkeit zuzugeben und wertzuschätzen als Signal, dass der bessere Weg anderswo zu suchen wäre. Eine "Beauftragung" durch einen Klienten als so ein "mach mit mir...", eine Machtübertragung, erschwert den offenen Umgang mit Unsicherheiten als Quelle möglicher Einsichten - wenn der AL den alles wissenden und beherrschenden Guru spielen soll und der sich womöglich dadurch noch geschmeichelt fühlt und sich darauf einlässt, kann's nur in die Hose gehen.

Weniger kritisch erscheinen die erwähnten Idylle, die offensichtliche Erwartungshaltungen von KlientInnen bedienen - da herrscht schon rasch mal allseitige Befriedigung; AL hat Glücksgefühle bringen können, KlientIn schöpft für ein Weilchen aus einem rosaroten Bild... das ist das Orakel. Schokoladeaufstellungen. Gehen gut runter, schmecken, sind nicht wirklich nahrhaft und haben einiges Suchtpotenzial. Auf der Ebene können sich AL und Klienten lange begegnen, und es passiert ja auch kaum etwas Schlimmeres dabei als dass nichts passiert, dass sich daraus verlässliche Geschäftsbeziehungen entwickeln und die Kulisse der Empfindungs-Surrogate nicht allzusehr wackelt.

Eric Berne (nicht Aufsteller, sondern Transaktionsanalytiker) hat einmal den "unausgesprochenen Behandlungsvertrag" beschrieben, mit dem ihm viele seiner KlientInnen gegenübertreten: "Mach es intensiv, lass es lange dauern, geh schonungslos mit mir um, lass es teuer werden, mach alles mit mir, was du machen willst, nur verlange eines nicht: dass ich mich ändere!"

Mein Gegenbild: Eine Aufstellung könnte ein Feld guter Zusammenarbeit sein. Der AL bringt seine Kompetenz und Erfahrung ein, der Klient bringt seine Offenheit und Bereitschaft ein, am Ergebnis mitzuarbeiten, statt einfach zu sagen "Mach!", die RepräsentantInnen stellen sich in den Dienst der Sache ... ein Klima der Kooperation und der gegenseitigen Wertschätzung. Da wird nicht einmal Vertrauen wirklich ein Thema, denn da kann ich in jedem Augenblick hinschauen und sehen, was läuft, da gibt es keinen Anlass für einen Verdacht, dass da "etwas" mit mir geschehen könnte; so eine Aufstellung ist ja unheimlich transparent. Und die Verantwortung, wenn ich schon davon reden will, ist auf alle gleichermaßen verteilt; vielleicht mit einer kleinen Verlagerung auf den AL als "Teamleader", der es kraft seiner Kompetenz versteht, den Haufen zusammenzuhalten und als "Gastgeber" für Bedingungen und Kontexte zu sorgen, die Bewegungen produktiv werden lassen. Wo so ein kooperatives Klima entsteht, ist es auch später kaum eine Frage, ob und wie die Aufstellung wirkt und wer im Guten oder Schlechten diese Wirkung zu verantworten hätte ... das geht dann einfach ins Leben hinein und ist dort, was es ist, und wird in all der facettenreichen Vielschichtigkeit teilweise wahrgenommen und teilweise nicht und alles ist anders. Und ich werde nie wissen, ob es in anderer Weise anders ist als es gewesen wäre, wenn ich nicht aufgestellt hätte, um mal eine klare Aussage an den Schluss zu stellen... :D

Alles Liebe,
Jake

Endlich mal ein Text, den auch schlichte Gemüter (wie meinereiner) verstehen. :D

Danke!
Sunny
 
Das klingt für mich sehr kompliziert und vor allem nach stark ausgeprägtem Kontrollbedürfnis. Das ergibt eine Schere, in der ich so hin- und hergerissen wäre, dass ich alles Mögliche dabei erfahren könnte, aber wohl kaum ein brauchbares Aufstellungsergebnis.

Hallo Jake,

Übernehme ich als Klient die Verantwortung kommt dann sowas bei mir heraus. Deswegen gehe ich auch nicht mehr zu solchen Aufstellern hin. Ist mir zu anstrengend.

Ich möchte gern mal den Begriff "Verantwortung" ein bisschen rausnehmen, das klingt für mich in dem Kontext schon nahezu wie Schuldzuweisung - "wer ist schuld, wenn die Aufstellung anscheinend danebengeht?"

Erst wusste ich nicht, was du mit diesem Absatz sagen willst. Aber jetzt denke ich, dass ich ihn verstanden habe: Ein AL, der die Verantwortung beim Klienten lässt hat Angst vor der Schuldzuweisung durch diesen, wenn die Aufstellung wenig fruchtbar war.

Vielleicht können wir darüber reden, welche Haltungen und Einstellungen für einen Aufstellungsverlauf förderlich sind und welche womöglich zu Hindernissen werden?

Diese Fragestellung ist stimmig und sinnvoll, egal wie jetzt der AL genannt wird. Das sind reine Begrifflichkeiten.

Eric Berne (nicht Aufsteller, sondern Transaktionsanalytiker) hat einmal den "unausgesprochenen Behandlungsvertrag" beschrieben, mit dem ihm viele seiner KlientInnen gegenübertreten: "Mach es intensiv, lass es lange dauern, geh schonungslos mit mir um, lass es teuer werden, mach alles mit mir, was du machen willst, nur verlange eines nicht: dass ich mich ändere!"

Der Weg bis dahin ist mit vielen Dornen gepflastert. Selbst wer der Aufstellungs-sucht unterliegt wird irgendwann dort ankommen. Denn die Probleme sind ja nach x Aufstellungen immer noch vorhanden.

Dein Text war sehr aufschlussreich.

LG Pluto
 
Und nicht nur das: Er ist hochinteressant und birgt viele, neue Denkansätze........Danke Jake!:)


LG
Urajup

Du sagst es!

Es ist für mich immer wieder eine Freude, ihn zu lesen, weil ich damit auch was anfangen kann. (Klartext!)
Denn diese "FA-Sprache" ist ja nicht immer unbedingt für jeden Außenstehenden verständlich und führt auch des öfteren - wie auch immer wieder hier zu lesen - zu Missverständnissen.
Und wenn dann Einwände oder Fragen kommen, wird (wurde) man manchmal nicht gerade freundlich auf sein nicht vorhandenes Textverständnis verwiesen :rolleyes: (hab ich selber schon erlebt!).

Darum nochmals Dank an Jake!

Sunny
 
Hallo Jake,

das klingt gut für mich, was du schreibst - allerdings wissen das die meisten Aufstellenden nicht, daß sie Mitverantwortung tragen. Sie tun es genau nach dem Motto, das du geschrieben hast - "mach was mit mir". Ja, dieser Satz von Eric Berne trifft wohl oft zu, läßt sich auf das vielgebrauchte "wasch mich, aber mach mich nicht naß" reduzieren. Und das ist jedoch etwas, was doch auch ein guter AL beziehungsweise eine fähige Aufstellungsleitung erkennen müßte - das Anliegen des Aufstellenden und den gleichzeitigen Widerstand, es zu lösen. Ich glaube schon, daß viele zwar eine Änderung wünschen, aber nicht bereit sind, sich selbst zu ändern. Oder sogar bereit dazu sind, aber nicht wissen, WIE genau das gehen soll. Und genau an diesem Punkt sollte ihnen geholfen werden, ohne sie in eine Ecke zu stellen und zu sagen: Du willst ja gar nicht!

Und da ist die Verantwortung dann m.E. doch beim Teamleader - eine Fußballmannschaft kann noch so gut sein, wenn der Trainer nix taugt, dann geht es voll daneben. Umgekehrt kann ein guter Trainer vielleicht sogar noch aus einer sehr schlechten Mannschaft noch ein gutes Team machen.

Wie sehen die Ergebnisse bei einer ideal gelaufenen Aufstellung, so wie du sie beschreibst , denn aus? Weil du von deiner Sicht von "Orakelaufstellungen" schreibst. Sind da dann die Gefühle anders, nicht so schokoladig süß im dem Sinne von "alles ist gut"?

Und ich frage auch dich ganz ernsthaft, wie es aussieht, wenn jemand umziehen möchte und wie nebenan im Thread sich die Orte aufstellt. Kann man oder kann man nicht sagen, welcher der richtige Ort sein wird? Oder wäre es besser, mit sich selbst zu arbeiten, damit man sich an jedem Ort wohlfühlen kann?

Und ich werde nie wissen, ob es in anderer Weise anders ist als es gewesen wäre, wenn ich nicht aufgestellt hätte, um mal eine klare Aussage an den Schluss zu stellen... :D

Der Satz ist gut übrigens! *ggg*

Liebe Grüsse, Alana
 
allerdings wissen das die meisten Aufstellenden nicht, daß sie Mitverantwortung tragen. Sie tun es genau nach dem Motto, das du geschrieben hast - "mach was mit mir".
Hmmm... also ich kenne kein Aufstellungs-Szenario, in dem das nicht sehr deutlich thematisiert würde... in den einführenden Runden, in den Feedbacks zu den Aufstellungen, in der Vor- und Nacharbeit, wenn es eine solche gibt - zumindest im Bereich des bewussten Herangehens sollte das m.E. in der Regel hinreichend klar sein. Dass insgeheim und untergründig womöglich doch noch andere Erwartungen eine Rolle spielen - etwa die Versuchung, etwas, das sich in der Aufstellung zeigt, auch orakelhaft "auszuwerten" -, das mag sein. Ich denke, das lässt sich letzten Endes nicht eliminieren - gut dran ist, wer wach genug ist, sich diesbezüglich selbst zu beobachten. Ich kenne solche Anwandlungen von mir selbst gut genug - und hoffe, dass ich sie mehr oder weniger rechtzeitig bemerke und sie nutzen kann, um mich und meine Motive besser kennenzulernen.
Und das ist jedoch etwas, was doch auch ein guter AL beziehungsweise eine fähige Aufstellungsleitung erkennen müßte - das Anliegen des Aufstellenden und den gleichzeitigen Widerstand, es zu lösen.
Radio Eriwan sagt: Im Prinzip ja. Nun ist es eine Frage, wie mit Widerstand umgehen ... auch eine ethische. Ich würde sagen, die Minimalanforderung wäre, diesen Widerstand zu bemerken und den Aufstellenden zu fragen, ob er damit einverstanden ist, dass an diesem Widerstand weitergearbeitet wird. Es gibt ja sowas wie einen Kontrakt zwischen Aufstellendem und AL, und wenn's an den Widerstand kommt, ist nicht sicher, ob damit nun eine Grenze des Aufstellenden erreicht ist, die zu wahren ist (es ist ja das gute Recht eines jeden, Widerstand zu leisten und den auch respektiert zu wissen...), oder ob der Aufstellende möchte, dass die Lösung der Umstände angegangen wird, die den Widerstand bewirken.
Oder sogar bereit dazu sind, aber nicht wissen, WIE genau das gehen soll. Und genau an diesem Punkt sollte ihnen geholfen werden, ohne sie in eine Ecke zu stellen und zu sagen: Du willst ja gar nicht!
Seh ich auch so ... und da sehe ich auch die Chancen des lösungsorientierten Arbeitens. Wobei es nie um "die Gesamtlösung" geht - die zeichnet sich ja auch in phänomenologischen Aufstellungen durchaus ab -, sondern um die einzelnen Schritte (und vor allem um den allernächsten Schritt), die die Lösung nicht als übermenschliche Aufgabe vor einen hinstellen, sondern auch mögliche Wege skizzieren, wohl auch eher in der Nacharbeit.
Und da ist die Verantwortung dann m.E. doch beim Teamleader - eine Fußballmannschaft kann noch so gut sein, wenn der Trainer nix taugt, dann geht es voll daneben. Umgekehrt kann ein guter Trainer vielleicht sogar noch aus einer sehr schlechten Mannschaft noch ein gutes Team machen.
Naja, systemtheoretisch verteilt sich das schon auf alle... irgendwer bestellt den Trainer, der steht in Kontexten, die womöglich seine Tagesform beeinflussen, der beste Trainer kann von einem Team, das ihn ablehnt oder nicht versteht, abgehalftert werden - aber grundsätzlich hast Du schon recht; der Trainer hat da schon eine wichtige Rolle im Gesamtfeld, und ein inkompetenter AL wird bei allem Potenzial des "wissenden Feldes" nichts Gutes und vielleicht sogar eher Schädliches bewirken. Umgekehrt kann's ein guter AL nicht "für den Aufstellenden richten", wenn der nicht seinen Teil wahrnimmt.
Wie sehen die Ergebnisse bei einer ideal gelaufenen Aufstellung, so wie du sie beschreibst , denn aus? Weil du von deiner Sicht von "Orakelaufstellungen" schreibst. Sind da dann die Gefühle anders, nicht so schokoladig süß im dem Sinne von "alles ist gut"?
Interessanterweise hab ich bei Aufstellungen - eigenen und fremden - die ich als besonders wirksam erfahren habe, nie auf Anhieb das Gefühl gehabt: Das war's! Jetzt kenn ich mich aus! Da war selten Klarheit, sondern eher so ein nicht ganz in den Griff zu bekommendes Gefühl, dass da irgendwas in Bewegung gekommen ist, da war manchmal sogar eine anfängliche Entäuschung, dass da "nicht mehr rausgekommen" ist an klarem Erkennen fürs Hirn. Bei mir haben sich Wirkungen dann in der Regel recht bald und deutlich erkennbar und von "vor der Aufstellung unterscheidbar" einfach im Leben eingestellt, ganz handfest.
Und ich frage auch dich ganz ernsthaft, wie es aussieht, wenn jemand umziehen möchte und wie nebenan im Thread sich die Orte aufstellt. Kann man oder kann man nicht sagen, welcher der richtige Ort sein wird? Oder wäre es besser, mit sich selbst zu arbeiten, damit man sich an jedem Ort wohlfühlen kann?
Wenn man sich das zutraut, so an sich arbeiten zu können, dass man sich an jedem Ort wohlfühlt, dann würde man's eh nicht aufstellen, denke ich. Ich hab mal das Vergnügen gehabt, den Helmut Qualtinger zu interviewen, und fragte ihn nach seinem Lieblingsaufenthalt, und er sagte "Ich fühl mich überall gleich unwohl...". Auch eine Möglichkeit ;-)
Ich denke schon, dass eine Aufstellung Hinweise für Orte geben kann, die besser oder weniger gut für den Aufstellenden passen. Und wie Majea das dann weiter ausgeführt hat, gibt es zu den jeweiligen Orten ja doch deutlich mehr Background als das, was die RepräsentantInnen in den Rollen gezeigt haben... da ist dann alles in allem zu nehmen. Ich kann aber zu dern konkreten Aufstellung nichts sagen, weil ich nicht dabei war und aus der verbalen Schilderung der Rollendaten nicht ableiten kann, was da wirklich zum Ausdruck gekommen ist. Ich denke, ich kann als Aufstellender einfach eine zusätzliche Information zu all dem gewinnen, was ich schon in meinen Überlegungen ventiliert habe, und das kann ich dann einbeziehen. Als Orakel würde ich das nicht bezeichnen - oder allenfalls dann, wenn ich meine Wohnsitzwahl allein vom Aufstellungsergebnis ableiten würde.

Und das angesprochene Lachen angesichts des einen Wohnorts sehe ich so ähnlich wie seinerzeit die Sybile von Delphi, die dem (glaub ich) Themistokles prophezeit hatte, er würde eine große Flotte zerstören. Darauf zog er mit hohen Erwartungen in die Schlacht ... Pech, dass die zerstörte Flotte die eigene war. Hat das Orakel nun gestimmt oder nicht?

Alles Liebe,
Jake
 
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Und das angesprochene Lachen angesichts des einen Wohnorts sehe ich so ähnlich wie seinerzeit die Sybile von Delphi, die dem (glaub ich) Themistokles prophezeit hatte, er würde eine große Flotte zerstören. Darauf zog er mit hohen Erwartungen in die Schlacht ... Pech, dass die zerstörte Flotte die eigene war. Hat das Orakel nun gestimmt oder nicht?

Alles Liebe,
Jake
Öhm... jetzt KANN ich meinen Mund kurzfristig nimmer halten. Ich hab mich sehr bemüht, aber das geht nimmer. In diesem Sinne. OT an.

Also. Die Priesterin von Delphi, durch die das Orakel sprach, war die Pythia. Die von dir irgendwie so ähnlich angesprochene Prophezeihung richtete sich an den König Krösus. Es ging nicht um eine Seeschlacht, sondern um einen Feldzug gegen die Perser. Und zerstört wurde dabei keine Flotte, sondern das eigene Reich des Königs Krösus.

Aber das Orakel hat gestimmt. :D

OT aus.


Und ich glaub, ich hab mich grad auch mit der Lachgrippe von nebenan angesteckt.
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