Nichts für ungut, Merlin, doch meine Argumente waren nicht speziell an dich gerichtet, so erwarte ich , dass deine Gegenargumente ebenfalls nicht speziell an mich gerichtet wurden, sondern an alle Beteiligten dieses Threads, ganz besonders auch dessen Begründer. Falls du mich persönlich ansprechen möchtest, so wäre dies über eine Unterhaltung möglich.
so einfach ist das nicht.
Habe ich gesagt, dass es einfach sei?
Tausende von Büchern, handschriftlich auf Papyrus geschrieben, sind in der Bibliothek von Alexandria
verbrannt, um nur ein Beispiel zu nennen, was Kultur und Bildung in der Antike hervorbrachte. Das europäische Mittelalter hinkte da trotz Buchdruck gewaltig hinterher. Die heiligen Schriften der Hinduisten, die Veden, waren der oberen Kaste der Inder, den Brahmanen schon lange vor Christi Geburt zugängig, und auch im antiken Griechenland und später Rom, war es die gebildete Schicht, die, auch ohne Buchdruck Zugang zum Wissen besass, genauso wie heute trotz Buchdruck.
Die Allgemeinbildung in Europa, die immerhin beträchtlich höher ist, als die der 'Dritten Welt', ist bedauerlicherweise dennoch so niedrig, dass es wahrlich ein Jammer ist. Fragt man einen Hauptschulabgänger nach den Philosphen des deutschen Idealismus, so muss er passen, fragt man einen Abiturienten nach dem Werk von Steiner, Heidegger oder C.G. Jung, so passt er ebenfalls. Schon Heisenberg hat gefordert, dass die humanistische Bildung nicht zugunsten der Wissenschaft und Technik in Vergessenheit geraten dürfe.
Wieviel schlimmer aber sieht es mit der spirituellen Bildung aus!
Die sogenannte 'akademische Schicht' ist doch längst aufgeklärt, Darwin hat gesiegt,
nach dem Tod ist es aus und vorbei mit dem Bewusstsein, der Atheismus ist der Erkenntnis letzter Schluss.
Ja, diese Zeit hat unsere Weltordnung verändert, aber sind wir deshalb zu besseren Menschen geworden? Ich denke nicht, im Grunde blieb alles beim Alten, nur in einem neuen Kleid
Ja, so ist das, doch woran liegt das wohl?
Wie alle Philosophen unterlag auch Steiner dem Irrtum, dass wir durch ein Mehr an Geistesbildung zu besseren Menschen werden könnten – es wäre aber ein Mehr an Herzensbildung erforderlich. Auch schon Platon hatte sich als Philosoph in diesem Punkt geirrt (siehe seine Seelenlehre). Nein, nicht unüberschaubare Konstrukte einer Lehre berühren und erfüllen eine Seele, sondern das Schlichte.
Ganz sicher nicht an den Philosophen und ihrem vermeintlichen Irrtum!
Hätte sich Platons Philosophie durchgesetzt, in der der Staat von Philosophen regiert
würde, so hätte dies ganz sicher einen positiven Einfluss auf die Bewusstseinsentwicklung der Masse Menschheit genommen; aber nein - Sokrates leerte gelassen den Giftbecher, er kam ihm gerade recht, um die Höhle verlassen zu können, in der die Schattengespinste Anspruch auf Wirklichkeit erhoben. Schon er wusste, dass sein Reich nicht von dieser Welt war, so wie es die Hinduisten wussten, die Buddhisten und später dann Jesus es aussprach.
Ich sehe keinen Mangel an Herzensbildung bei den genannten Philosophen, im Gegenteil, der kategorische Imperativ von Kant impliziert das Gebot der Nächstenliebe auf höchst schlichte Weise, und eine pragmatische noch dazu.
Diese Philosophie wird selbst der bildungsmässig einfach gestrickteste Mensch verstehen und bejahen können - nur leider wird dies auf keiner staatlichen Schule
gelehrt, denn das wäre ja nicht im Sinne der Politiker oder der Waffenindustrie.
Statt dessen wird mittelerweile sogar hier in Chile neuerdings bereits auf der schulischen Unterstufe gelehrt, dass ein Mensch sein Geschlecht selbst bestimmen könne, weil die Natur sich oft irre. Es wurde kürzlich ein Gesetz verabschiedet, dass Jugendliche ab dem 14. Lebensjahr über ihr Geschlecht rechtskräftig bestimmen könnten, es ging dann nur noch darum, ob es nicht besser schon ab 12 so sein sollte.
Leider ist das kein Scherz.
Über die Bestimmung der Seele aber kein Wort - die gibt es ja nicht, wie Virchow schon feststellte.