Was geschehen ist, stünde geistig in der Akasha-Chronik, lehrt die Anthroposophie. Ich wüsste nicht, dass jemals etwas aus ihr getilgt würde.
Dazu muss man sich kundig machen, was denn Läuterung bedeutet. Du drückst dich aus, als ob es weg- bzw. reingewaschen werden könnte, als ob man in eine Waschmaschine gesteckt würde oder man sich selbst hineinsteckt und anderes macht die Arbeit, nimmt sie einem ab, für die die Seele selbst zuständig und verantwortlich ist. Der Egoismus will das so, er will den bequemen Weg! Doch spätestens drüben, in der geistigen Läuterungswelt, der Seelenwelt des Kama Loka, sehen die Dinge nach der Lehre der Anthroposophie ganz anders aus:
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Das kann schon sein, dass Steiner aus seinem Zeitgeist heraus zu diesem Verständnis von einer vollkommenen Seele gekommen ist. Vollkommenheit heißt aber im diesem Zusammenhang auch, dass sie tugendhaft, frei und ohne einem Makel sei, der ihr anhaftet. Bei genauer Betrachtung geht es da also auch um die Stimme des Gewissens und deren inneren Moral (bitte nicht mit den Konventionen der Gesellschaft verwechseln).
Wird auf diese Weise nicht die Seele vom Menschen distanziert und damit im Hintergrund die Hoffnung schimmert, man könne das mit Untugenden bekleckerte Hemd (der Körper) einfach abstreifen und hinter sich lassen? Erinnert Dich das alles nicht auch an den Gedanken: "... nach mir die Sintflut"? Verändern wir damit unser eigenes Dasein, Seelenheil oder gar die ganze Menschheit? Krankt daran nicht unsere ganze Gesellschaft? Wir verursachen Müll, werfen ihn in die Mülltone, stellen sie vor die Tür und schon ist es nicht mehr unser Müll.
Du siehst, es ändert sich mit den Gleichnissen von der Waschmaschine oder der Müllabfuhr nichts an diesem Prinzip der eleganten Entledigung von der Verantwortung unseres Tuns. Nein, wir müssen schon im Hier und Jetzt unserem Gewissen verantwortlich bleiben. Wer sich jetzt alles in eine andere Wirklichkeit verlagern möchte, redet sich damit nur froh.
Ich erinnere daran, dass die Seele etwas Ganzheitliches ist, das uns mit Leben erfüllt und unser Wesen bestimmt. Was wir unseres Seelenheils wegen, für sie nach unserem Tod zurechtlegen ist eine ganz andere Sache. Wir sollten dabei aber immer bedenken, dass wir uns mit solchen Gedanken allzuleicht eine Distanz zu uns selbst aufbauen und das eigentliche Wesen einer Seele aus dem Auge verlieren.
Nein, die Seele ist im Grunde kein eigenständiges Wesen, sondern die Essenz unserer Persönlichkeit (eben diese Ganzheitlichkeit). Etwas, das ja bis in jüngster Vergangenheit noch zum Ausdruck kam, wenn man davon sprach, wie viele Seelen in einem Ort lebten. Nun ja heute spricht man halt lieber im unpersönlichen Kanzleistil von Einwohnern, Bevölkerung oder Bürger. Ob wir uns mit dieser Sachlichkeit einen Dienst erweisen, wage ich zu bezweifeln.
Merlin